www.wikidata.de-de.nina.az
Giselbert genannt als Graf im Jahr 996 1 18 Mai 1004 bei Pavia war ein Graf der Grafschaft Wallerfangen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Gedenken 3 Weitere Entwicklung 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGiselbert entstammte dem Luxemburger Grafenhaus dem sogenannten Mittelmoselgeschlecht das sich im Laufe seiner Geschichte zu einer der einflussreichsten Dynastien im Westen des Reiches entwickelte Besitzzentren waren Luxemburg Sierck und Diedenhofen 2 Giselbert war ein Sohn des Grafen Siegfried I von Luxemburg der als Grunder von Luxemburg gilt und dessen Frau Hadwig um 935 945 13 Dezember nach 993 3 4 Unter Giselberts Vater Siegfried begannen Bestrebungen den eigenen Herrschaftsbereich in Richtung der oberen Mosel und der mittleren Saar hin auszudehnen Es gelang in der Umgebung von Metz Besitzungen zu erwerben und durch Tausch mit dem Bischof von Trier Saarburg wenn auch nicht als erbliches Lehen zu gewinnen Der Machtbereich der Luxemburger konnte dabei saaraufwarts bis nach Wallerfangen ausgedehnt werden 5 Die Herrschaft Wallerfangen wurde mit Siegfrieds Sohn Giselbert besetzt Die Grafschaftsbezeichnung lautete in pago Moselensi in comitatu Waldelevinga cui Giselbertus comes preesse videtur 6 dt im Moselgau in der Grafschaft Wallerfangen der Graf Giselbert vorsteht Die Grafschaft Wallerfangen war keine Gaugrafschaft sondern ein personliches Herrschaftsgebilde ohne bekannte Grenzen Der Ort an der Saar war dabei ein Hauptstutzpunkt der Machtausbreitung Die Grafschaft Wallerfangen wird dabei in den drei uberlieferten Urkunden in Beziehung zu drei Gauen gesetzt zum Rizzagau zum Saargau und zum Moselgau Die Grafschaft Wallerfangen deckte sich aber mit keinem dieser drei Gaue Vermutlich hat Giselbert auch Sierck an der Mosel fur das Luxemburger Grafenhaus erwerben konnen 7 8 Giselberts Grafschaft Wallerfangen wird nur im 10 Jahrhundert genannt Unmittelbare Zeugnisse uber Giselberts politisches Handeln sind rar Das Grafenhaus Luxemburg hat das Wallerfanger Gebiet nicht halten konnen und wurde durch das Haus Lothringen hier verdrangt Wallerfangen wurde im 14 Jh Amtssitz des deutschen Bellistums des Herzogtums Lothringen nbsp Wallerfangen Fragmente der Durener Humburg Historisches Museum Wallerfangen Eine Festungsanlage der Wallerfanger Grafen darf in der Durener Humburg vermutet werden Auf einem Bergsporn bei Wallerfangen hatte im Jahr 1965 der saarlandische Landeskonservator Reinhard Schindler die Fundamente eines machtigen mittelalterlichen Steinturmes ausgegraben Sporn und Turm waren durch einen Abschnittswall mit einem zugehorigen Graben abgeriegelt Die etwa zwei Meter starken Mauern bilden ein unregelmassiges Rechteck von 13 14 50 m auf 17 19 m Sie weisen an den Turmecken sorgfaltig behauene Sandsteinquader auf Die archaologischen Befunde lassen auf den Burgtyp Wohnturm schliessen Im Inneren fanden sich verrusste Saulenreste und romanische Architekturteile wie Saulenschafte Kapitelle und Rundbogen Die Saulen von denen eine eine romische Inschrift tragt sind romischen Ursprungs die beim Bau des Gebaudes wiederverwendet wurden Die Form der gefundenen Kapitelle deutet auf eine Fertigung im 11 Jahrhundert hin Ein alterer Vorgangerbau ist nicht auszuschliessen Die Historiker Edith Ennen 1953 und Horst Wolfgang Bohme 1992 halten es fur denkbar dass Graf Giselbert hier seinen Sitz hatte Die Aufgabe der Humburg fallt in die Zeit als Graf Giselbert im Jahr 1004 ohne Nachkommen stirbt und ab der es keine weiteren schriftlichen Belege fur die Grafschaft Wallerfangen mehr gibt 9 10 Giselberts Schwester Kunigunde hatte in der zweiten Halfte der 90er Jahre des 10 Jahrhunderts Herzog Heinrich von Bayern geheiratet der am 7 Juni 1002 in Mainz zum deutschen Konig gewahlt und durch Erzbischof Willigis im Mainzer Dom gekront wurde Als Heinrich im Fruhjahr 1004 zu einem Italienzug gegen den Markgrafen Arduin von Ivrea aufbrach begleitete ihn auch sein Schwager Giselbert von Wallerfangen Markgraf Arduin hatte im Marz 997 Bischof Petrus von Vercelli ermordet und war im Januar 999 durch eine romische Synode im Beisein von Papst und Kaiser verurteilt worden Trotzdem war er am 15 Februar 1002 nur drei Wochen nach dem Tode Ottos III zum Konig von Italien Rex Italiae erhoben worden Andere lombardische Bischofe unter ihnen Leo von Vercelli riefen dagegen Heinrich II um Hilfe Sie waren von Arduin mehrfach in ihrer Verfugungsgewalt uber das Kirchengut beschnitten worden Das Heer Heinrichs zog vom Sammelpunkt dem Augsburger Lechfeld aus uber den Brenner nach Trient wo man am 9 April 1004 den Palmsonntag beging nbsp Pavia Kirche San Michele Maggiore nbsp Thietmar von Merseburg Bischof und Geschichtsschreiber der Ottonenzeit beschreibt in seiner Chronik das Schicksal des Giselbert Ausschnitt aus der Dresdner Handschrift der Chronik Thietmars Faksimile im Heimatmuseum Wallerfangen mit farblicher Hervorhebung der entsprechenden Textpassage Am 14 Mai 1004 wurde Heinrich in Pavia in der Kirche San Michele durch Erzbischof Arnulf II zum Konig von Italien gewahlt und gekront In der folgenden Nacht griffen die Burger Pavias Heinrich und dessen Begleiter an Diese wiederum setzten Hauser in Pavia in Brand um die entfernt lagernden Truppen zu alarmieren Die Revolte bei der die Konigspfalz von den Aufstandischen angezundet wurde konnte nur mit Muhe niedergeschlagen werden Bei diesem Aufstand wurde Giselbert verletzt und von Helfern aus dem Kampfgetummel weggetragen Aus Rache soll daraufhin ein Ritter namens Wolfram aus dem Gefolge Heinrichs einem aufstandischen Pavesen mit einem Schwerthieb Helm und Kopf bis zur Kehle aufgespalten haben Giselbert erlag seinen schweren Verletzungen vier Tage spater am 18 Mai 1004 11 Giselbert wird in der Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg zum Zeitpunkt seines Todes als iuvenis dt junger Mann bezeichnet 12 Ibi tum quidam egreius iuvenis Gisilbertus nomine frater reginae a Longobardis vulneratus oppeciit et consociorum tristiciam vehementer adauxit Quem Vulferam miles in medium agmen prosiliens unumque ex his galeam usque in iugulum feriens securus vindicavit Nachdem Heinrich die Huldigung weiterer Lombarden auf einem Hoftag in Pontelungo entgegengenommen hatte zog er sich Anfang Juni 1004 aus Italien zuruck ohne die Kaiserkrone erlangt oder Arduin besiegt zu haben Gedenken BearbeitenIn Wallerfangen erinnert die Graf Giselbert Strasse an Giselbert von Wallerfangen Weitere Entwicklung BearbeitenZu europaischer Bedeutung stieg die Familie Giselberts unter Graf Johann dem Blinden auf als dieser das Konigreich Bohmen erheiratete Durch seine Vermahlung im Jahr 1310 verlagerte sich der machtpolitische Interessensschwerpunkt der Dynastie nach Osten Das Kernland zwischen Mosel und Saar verwendete die Familie zur Versorgung weiblicher Mitglieder Unter anderem zu nennen sind dabei Elisabeth von Gorlitz Durch Verausserung und Erbschaft gelangte das Kernterritorium der Familie bis zum Ende des Heiligen Romischen Reiches an die Dynastie der Habsburger 13 Einzelnachweise Bearbeiten Camille Wampach Urkunden und Quellenbuch der altluxemburgischen Territorien bis zur burgundischen Zeit I Luxemburg 1935 Nr 207 S 289ff Hans Christian Herrmann u Johannes Schmitt Hrsg Das Saarland Geschichte einer Region hrsg vom Historischen Verein fur die Saargegend St Ingbert 2012 S 19 Edith Ennen Giselbert Graf in der Wallerfanger Grafschaft in Festschrift aus Anlass des 50jahrigen Bestehens des Dillinger Realgymnasiums und der Einweihung des Neubaus in der Dr Prior Strasse hrsg von Dr Aloys Lehnert Dillingen Saar 1953 S 278 283 Theodor Liebertz Wallerfangen und seine Geschichte Wallerfangen 1953 37 39 Heinz Renn Das erste Luxemburger Grafenhaus 963 1136 Bonn 1941 S 74ff Camille Wampach Urkunden und Quellenbuch der altluxemburgischen Territorien bis zur burgundischen Zeit I Luxemburg 1935 Nr 207 S 292 Camille Wampach Urkunden und Quellenbuch der altluxemburgischen Territorien bis zur burgundischen Zeit I Luxemburg 1935 Nr 249 S 357f Roland W L Puhl Die Gaue und Grafschaften des fruhen Mittelalters im Saar Mosel Raum Philologisch onomastische Studien zur fruhmittelalterlichen Raumorganisation anhand der Raumnamen und der mit ihnen spezifizierten Ortsnamen Beitrage zur Sprache im Saar Mosel Raum 13 Dissertation Saarbrucken 1999 S 457 463 Reinhard Schindler Studien zum vorgeschichtlichen Siedlungs und Befestigungswesen des Saarlandes Trier 1968 Informationen der Ausstellung des Historischen Museums Wallerfangen Camille Wampach Urkunden und Quellenbuch der altluxemburgischen Territorien bis zur burgundischen Zeit I Luxemburg 1935 Nr 219 S 308f Robert Holtzmann Hrsg Scriptores rerum Germanicarum Nova series 9 Die Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg und ihre Korveier Uberarbeitung Thietmari Merseburgensis episcopi Chronicon Berlin 1935 S 282 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Hans Christian Herrmann u Johannes Schmitt Hrsg Das Saarland Geschichte einer Region hrsg vom Historischen Verein fur die Saargegend St Ingbert 2012 S 19 PersonendatenNAME GiselbertKURZBESCHREIBUNG Graf der Grafschaft WallerfangenGEBURTSDATUM 10 JahrhundertSTERBEDATUM 18 Mai 1004STERBEORT bei Pavia Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Giselbert Moselgau amp oldid 204121846