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Das Gewasserbett manchmal auch Gerinnebett 1 ist der Teil eines Fliessgewassers der das fliessende Wasser nach unten und zu den Seiten begrenzt In der Hydraulik wird das Gewasserbett als Gerinne bezeichnet Je nach Grosse des Fliessgewassers wird oft unterschieden ein Flussbett fur grosse Fliessgewasser Flusse und ein Bachbett fur kleine Fliessgewasser Bache verzweigtes Gewasserbett mit rautenformigen Kiesinseln Der Lech in Osterreich Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Gewasserbettbildung 3 Laufentwicklung 4 Lauftypen 5 Das Material des Gewasserbetts 6 Quellen 7 Einzelnachweise 8 WeblinksBeschreibung BearbeitenDas Gewasserbett besteht aus der Gewassersohle dem Grund des Gewassers und dem Ufer 2 je nach Definition bis zur Boschungsoberkante oder bis zur Mittelwasserlinie Das Gewasser besteht aus dem Wasserkorper dem Wasservolumen selbst dem Gewasserbett der Umfassung des Wassers aus Sohle und Ufer und dem zugehorigen Grundwasserleiter 3 Die Untersuchung und Beschreibung von Gewasserbetten ist Aufgabe der Hydromorphologie Gewasserbetten bilden sich im komplexen Zusammenspiel von lokalem Klima Geologie und Geomorphologie Vegetation und Einflussen der menschlichen Nutzung Die naturlichen gewasserbettbildenden Prozesse sind Abtragung Erosion Transport und Auflandung von durch das fliessende Wasser mitgefuhrten Sedimenten Geschiebe genannt Beschrieben werden Gewasserbetten u a durch Langs und Querprofil und die Linienfuhrung Laufform Wechselwirkungen bestehen zum naturlichen Uberschwemmungsgebiet der Aue Diese wird aber nicht zum Gewasserbett gerechnet Auch die Talform besitzt keinen direkten Zusammenhang zum Gewasserbett oft ist sie unter vollig anderen hydraulischen Bedingungen in der geologischen Vergangenheit entstanden wahrend das Gewasserbett ohne direkte menschliche Einflusse im Gleichgewicht zum aktuellen Abflussregime steht Die Auspragung des Gewasserbetts wird im angewandten Zusammenhang vor allem bei Renaturierungen als Gewasserstruktur umschrieben vgl Artikel Gewasserstrukturgute Fur Ufer und Sohle von stehenden Gewassern ist der Begriff nicht ublich Gewasserbettbildung BearbeitenDie Energie fur die Bildung des Gewasserbetts liefert das der Schwerkraft folgend abfliessende Wasser selbst die am Gewasserbett angreifende Kraft wird als Schubspannung bezeichnet Die Transportkraft des Wassers ist dabei direkt von der Stromungsgeschwindigkeit abhangig diese steigt mit steigendem Gefalle und mit steigender Wasserfuhrung an Durch die bei Hochwasser stark ansteigende Wasserfuhrung sind daher im naturlichen Zustand Hochwasser meist fur die Bettbildung verantwortlich Ausserdem hangt die Transportkraft fur Feststoffe stark von deren Korngrosse ab Grobes Material wird als Geschiebe auf der Gewassersohle mitgefuhrt feines wird als im Wasser suspendierter Schwebstoff mitgefuhrt Der tatsachliche Transport hangt ausserdem davon ab wie viel Feststoffe das fliessende Wasser bereits mitfuhrt Je nach Stromungsgeschwindigkeit werden an Sohle und Ufer anstehende Feststoffe also abgetragen erodiert mit dem fliessenden Wasser transportiert oder wieder abgelagert dabei werden sie bei abnehmender Stromung nach Korngrossen sortiert Die Sohle bremst das Wasser je nach ihrer Rauheit ab wodurch zum Beispiel bei gleicher Wassermenge schmale und tiefe Gewasser schneller fliessen als breite bis zu einer optimalen Breite unterhalb derer der Einfluss der Ufer bestimmend wird Eine sehr breite Sohle bleibt allerdings nicht eben bereits kleine Storungen fuhren zu Unregelmassigkeiten die schliesslich zu Kiesbanken und Inseln anwachsen Auch die Vegetation wirkt sich auf die Rauheit aus Wesentlich fur die naturliche Gewasserbettbildung sind also Gefalle Lokalklima bestimmt Niederschlagsmenge und verteilung und damit die Wassermenge und das Abflussregime Geologie des Einzugsgebiets Verwitterungsbestandigkeit der Gesteine und resultierende Korngrossen Laufentwicklung Bearbeiten maandrierendes Gewasserbett mit Altarmen auf der Jamal Halbinsel Sibirien verflochtenes Gewasserbett des Rakaia River NeuseelandJe nach Gefalle fuhrt das Zusammenspiel aus Erosion und Akkumulation von Sedimenten zu einer vollig unterschiedlichen Gestalt der Gewasserbetten 4 gerade In sehr steilen Gewassern ist die Transportkraft so hoch dass quasi kein Geschiebe abgelagert wird es resultiert ein dem Talgefalle folgender gerader Gewasserlauf kann auch bei geringeren Fliessgeschwindigkeiten auftreten wenn die Feststofffracht sehr gering ist zum Beispiel im Ausfluss von Seen verzweigt Bei etwas geringerem Gefalle wird viel grobes Geschiebe mitgefuhrt dass in Bereichen mit geringfugig abgesenkter Fliessgeschwindigkeit wieder sedimentiert Die Sedimente bilden Sand oder Kiesbanke die bei sinkendem Wasserstand als Inseln trockenfallen Innerhalb des breiten gerade begrenzten Hochwassergerinnes fliesst das Gewasser dann in einem System untereinander verbundener Rinnen die ein charakteristisches rautenformiges Muster von Inseln umfliessen Verzweigte Gerinne treten typischerweise bei Gefallen etwa zwischen 4 und 2 Prozent auf maandrierend Bei sehr geringem Gefalle uberwiegt die Krummungserosion aussen an Biegungen des Gewassers wahrend die Gewassersohle kaum noch erodiert wird Dadurch verstarken sich alle Krummungen nach und nach von selbst so dass das Gewasser in weiten Bogen und Schlingen schleifenformig fliesst Dabei konnen sich zwei gegenuberliegende Schleifen aufeinanderzubewegen bis das dazwischenliegende Ufer ganz abgetragen ist Es kommt zum Maanderdurchbruch wobei die alten nicht mehr durchflossenen Schlingen als Altwasser abgeschnurt werden Zur typischen Maanderbildung kommt es nur bei Gefalle von weniger als 2 Prozent In der Realitat sind diese idealtypischen Formen durch Mischformen und Ubergange miteinander verbunden Viele dieser Mischformen haben eigene Namen erhalten Beispiele waren verflochtener Fluss oder anastomosierender Fluss Lauftypen BearbeitenNeben der Charakterisierung von Gewasserbetten als gerade verzweigt oder maandrierend sind zahlreiche weitere Typologien entwickelt worden die eine feinere Differenzierung ermoglichen Weite Verbreitung gefunden hat zum Beispiel die Typologie nach Montgomery und Buffington fur Gebirgsbache 5 6 Sie unterscheiden zunachst nach dem Charakter des Materials in das das Gewasser einschneidet anstehendes Gestein bedrock Gewasser mit Sohle im Anstehenden kommen in sehr steilen Gewassern vor deren Transportkraft im Verhaltnis zum Sedimentangebot hoch ist Kolluvium Gewasser in kolluvialen Hangsedimenten die nicht vom Gewasser selbst abgelagert wurden sind in der Regel kleine Quellbache und Bachoberlaufe Alluvium typisch fur alle grosseren Gewasser ist der Verlauf in von ihnen selbst abgelagerten Sedimentbetten Die alluvialen Gewasser bilden eine Vielzahl weiterer morphologischer Typen die vor allem vom Gefalle bestimmt werden Kaskaden cascade In sehr steilen Gewasserbetten mit eingelagerten Felsblocken mit schiessendem bis turbulentem Abfluss bilden sich kaskadenartige Fliessstrecken Sohlstufen step pool Bei etwas geringerem Gefalle bilden sich in kleineren Gewassern hinter grosseren Hindernissen wie Felsbrocken in recht regelmassigen Abstanden ruhige Fliessstrecken oder sogar beckenartige Aufweitungen die in die Kaskade eingestreut sind Kaskaden Fliessstrecke mit kleinen Sohlstufen Der Teichbach im Schwarzwaldebenes Gewasserbett plane Wird das Gefalle etwas geringer fliesst das Gewasser turbulent uber eine fast ebene Sohle aus Sand Kies und Steinen Die rhythmische Abfolge von Kaskaden mit schiessender Stromung und ruhigen Aufweitungen fehlt Typisch ist eine armierte Gewassersohle bei der ein freierodiertes Pflaster aus grobem Geroll darunterlagerndes Feinmaterial vor Ablagerung schutzt Diese werden nur bei sehr starken Hochwassern noch umgelagert Furten und Kolke 7 alternativ Schnellen und Stillen pool riffle Bei noch geringerer Neigung unterhalb ca 1 5 Prozent Sohlgefalle bilden die Gewasser meist keine geraden sondern etwas gewundene Laufformen aus Das Gewasserbett bildet eine rhythmische Abfolge aus uberstromten Sand oder Kiesbanken Furten in die recht regelmassig mit etwa funf bis siebenfacher Gewasserbreite Abstand ruhige Aufweitungen die Kolke eingeschaltet sind Kolke bilden sich an der Aussenseite von Krummungen oder hinter Hindernissen quer zur Gewasserachse wie Baumstammen Totholz Sedimente werden bei Hochwasser von Kolk zu Kolk transportiert Dunen und Riffeln dune ripple Vor allem in langsam fliessenden Gewassern mit sandiger Sohle bildet das Sediment Transportkorper mit welliger Oberflache die bei Abmessungen im Zentimeter bis Dezimeterbereich Riffeln im Dezimeter bis Meterbereich Dunen genannt werden Wandern sie bei hoherer Fliessgeschwindigkeit stromaufwarts spricht man von Antidunen Typischerweise kommt es bereits bei geringen Fliessgeschwindigkeiten zur Umlagerung von Sediment Tritt diese auch bei Niedrigwasserfuhrung auf was meist auf menschliche Storungen zuruckgeht spricht man von Sandtreiben Gewasser mit Sandtreiben sind biologisch besiedlungsfeindlich Das Material des Gewasserbetts BearbeitenDas Gewasserbett von alluvialen Gewassern hangt ohne menschliche Einflussnahme vor allem von der Fliessgeschwindigkeit des Gewassers ab Je schneller das Wasser fliesst umso groberes Material vermag es zu transportieren Feine Sedimente bilden allerdings Bodenaggregate die ihre Stabilitat bei Abtragung gegenuber einem Einzelkorngefuge erhohen Dadurch kann Material das bei einer bestimmten Fliessgeschwindigkeit abgelagert wurde moglicherweise erst bei einer hoheren Geschwindigkeit wieder mobilisiert werden Die Transportkraft des Wassers hangt ausserdem auch davon ab wie viel Sediment es bereits mitfuhrt Um Tiefenerosion und andere Abtragungen zu verhindern wird vielen Gewassern vom Menschen daher kunstlich Geschiebe zugegeben Geschiebemanagement 8 vor allem in Gewassern die aufgrund anderer wasserbaulicher Eingriffe zum Beispiel Stauseen kunstlich an Geschiebe verarmt sind Der folgende Uberblick 9 gibt eine grobe Ubersicht bei welchen Fliessgeschwindigkeiten des Wassers welche Korngrossen transportiert werden konnen mehr als 300 cm s Blockwerk Blocke mehr als 80 mm Durchmesser 200 bis 300 cm s Steine mehr als ca 60 bis 80 mm Durchmesser 150 bis 200 cm s Grobkies 20 bis 60 mm Durchmesser 75 bis 150 cm s Mittelkies 6 bis 20 Millimeter Durchmesser 50 bis 75 cm s Feinkies 2 bis 6 Millimeter Durchmesser 25 bis 50 cm s Grobsand 0 6 bis 2 Millimeter Durchmesser 17 bis 25 cm s Mittelsand 0 2 bis 0 6 mm Durchmesser 10 bis 17 cm s Feinsand 0 06 bis 0 2 mm DurchmesserVom Fliessgewasser als Geschiebe mitgefuhrtes Sediment wird am Boden rollend oder hupfend transportiert und dadurch als Geroll an den Kanten abgerundet Noch feineres Material als Feinsand also Schluff und Ton wird in der Regel nicht als Geschiebe sondern fein verteilt als Wassertrubung Suspension mitgefuhrt Es kann auch bei sehr geringen Fliessgeschwindigkeiten transportiert werden Durch diesen Zusammenhang hangt das Material aus dem das Gewasserbett aufgebaut ist von der Stromungsgeschwindigkeit ab Diese ist wiederum neben der Wassermenge vor allem vom Gefalle abhangig Dadurch bilden sich in Regionen mit geringem Gefalle sandgepragte Bache in Landschaften mit hoherem Gefalle kiesgepragte Da die Fliessgeschwindigkeit in der Mitte des Gerinnes meist hoher ist als an den Ufern wo sie zusatzlich auch durch die Ufervegetation gebremst wird kann bei langsam fliessenden Fliessgewassern ein Grossteil des Materials im Uferbereich abgelagert werden wo es naturliche Damme ausbilden kann Dammuferfluss Manchmal fuhrt die Erosion auch dazu dass das feine Material oben abgeschwemmt wird so dass die Gewassersohle aus groben Steinen besteht die darunterliegendes feines Sediment vor weiterer Abtragung schutzen gepanzerte Sohle Wird diese Gewassersohle bei einem katastrophenartigen Ereignis durchbrochen spricht man von einem Sohldurchschlag Ausser dem anorganischen Sediment ist in naturlichen Fliessgewassern auch organisches Material pflanzlicher Herkunft an der Bettbildung beteiligt In Bachen ist dies vor allem von aussen kommendes Material wie das Falllaub des jahrlichen Laubfalls oder das Totholz abgestorbener Uferbaume Besonderheiten bestehen bei Gewassern deren Betten in aus Lockersedimenten bestehende Gesteine und Boden wie zum Beispiel Loss einerodiert sind derartiges von aussen kommendes Material wird als allochthon bezeichnet In diesen Fallen wird das Sediment neben der Fliessgeschwindigkeit stark vom Ausgangsmaterial bestimmt Quellen BearbeitenHeinz Patt Peter Jurging Wener Kraus Naturnaher Wasserbau Springer Verlag 1998 ISBN 3 540 61666 7 Bundesanstalt fur Wasserbau Hg 2014 Herausforderung Sedimenttransport Methoden und Konzepte im Flussbau Karlsruhe Bundesanstalt fur Wasserbau hdl handle netEinzelnachweise Bearbeiten Eintrag im Lexikon der Geographie Spektrum de DIN 4047 Teil 5 Landwirtschaftlicher Wasserbau Begriffe Ausbau und Unterhaltung von Gewassern DIN 4049 Teil 1 Hydrologie Grundbegriffe begrundet durch Luna Leopold amp M Gordon Wolmann River Channel Patterns Braided meandering and straight US Department of the Interior Geological Survey Professional Papers 282 B 1957 David R Montgomery amp John M Buffington 1997 Channel reach morphology in mountain drainage basins Geological Society of America Bulletin vol 109 no 5 596 611 Peter A Bisson David R Montgomery John M Buffington Valley Segments Stream Reaches and Channel Units Chapter 2 in F Richard Hauer and Gary A Lamberti editors Methods in Stream Ecology Second edition Academic Press Elsevier 23 49 ISBN 978 0 12 332908 0 Brunke M Purps M Wirtz C 2012 Furten und Kolke in Fliessgewassern des Tieflands Morphologie Habitatfunktion fur Fische und Renaturierungsmassnahmen Hydrologie und Wasserbewirtschaftung 56 3 100 110 Geschiebemanagement Bayerisches Landesamt fur Umwelt 2016 nach Wilfried Schonborn Ute Risse Buhl Lehrbuch der Limnologie 2 Auflage Schweizerbart Verlag Stuttgart 2012 ISBN 978 3 510 65275 4 Tabelle 12 auf 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