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Die Geschichte der Juden in Amsterdam beschreibt judisches Leben in der Stadt seit mehr als 400 Jahren Amsterdam war und ist eines der bedeutendsten judischen Zentren in Westeuropa Judenviertel in Amsterdam Gemalde von Eduard Alexander Hilverdink um 1889 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Sephardische Zuwanderung 1 2 Aschkenasische Einwanderer 1 3 Blute 1 4 18 und 19 Jahrhundert 1 5 Deutsche Okkupation 2 Gegenwart 3 Bevolkerungszahlen 4 Weblinks 5 Literatur 6 Siehe auch 7 AnmerkungenGeschichte BearbeitenSephardische Zuwanderung Bearbeiten nbsp Bernard Picart Portugiesische Juden am Pessachabend Amsterdam um 1725 nbsp Bernard Picart Prozession der Palmen Hoschana Rabah wahrend des Laubhuttenfestes portugiesischer Juden Amsterdam um 17251579 wurde nach der Utrechter Union Glaubensfreiheit fur alle Burger der niederlandischen Provinzen garantiert 1593 kamen grossere Gruppen sephardische Juden aus Portugal nach Amsterdam nachdem sich bereits einige spanische Juden nach dem Alhambra Edikt hier angesiedelt hatten Meist waren es jetzt zwangskonvertierte Marranen die die judische Religion nur im Geheimen hatten ausuben konnen Sie waren oft wohlhabend viele waren Kaufleute Gelehrte Mediziner oder Rabbiner Trotz einiger strenger Regelungen genossen sie in Amsterdam Freiheiten die sie in anderen europaischen Stadten nicht hatten Die Zuwanderer belebten den Handel und das Wirtschaftsleben 1602 wurde die erste judische Gemeinde von einer Gruppe portugiesischer Juden gegrundet 1 Im gleichen Jahr waren judische Kaufleute an der Grundung der Niederlandischen Westindien Kompanie beteiligt Seit 1607 wurde ein Friedhof bei Groet 2 genutzt 1608 wurde die Gemeinde Beth Jacob u a durch Jacob Tirado gegrundet 1612 wurde der Antrag zum Bau einer Synagoge nicht genehmigt 1614 wurde der Friedhof in Ouderkerk aan de Amstel angelegt 1616 wurde die Bibliothek Ets Haim gegrundet 1621 waren judische Kaufleute auch an der Grundung der Niederlandischen Ostindien Kompanie beteiligt 1626 wurde die erste hebraische Druckerei durch Menasse ben Israel gegrundet Aschkenasische Einwanderer Bearbeiten Seit etwa 1600 kamen aschkenasische Juden aus Deutschland nach Amsterdam Durch den Dreissigjahrigen Krieg und nach den Massakern wahrend des Chmelnyzkyj Aufstands 1648 kamen viele Juden aus Osteuropa Sie grundeten eigene Gemeinden und unterschieden sich von den einheimischen Juden in religioser Praxis in ihren Sitten und Gebrauchen der jiddischen Sprache und der Armut Eine eigene Synagoge entstand 1639 Bald bildeten sie die grossere Gemeinde Blute Bearbeiten nbsp Judisches Gesicht auf einem Gemalde von Rembrandt van Rijn 1648 nbsp Rembrandt van Rijn Portrat eines alten Juden Amsterdam 1654Amsterdam entwickelte sich schnell zum Zentrum judischer Gelehrsamkeit in Europa Rembrandt stellte in zahlreichen Gemalden Amsterdamer Juden dar Baruch de Spinoza lebte in Amsterdam bis 1659 ebenfalls der Freidenker Juan de Prado Es entstanden weitere judische Druckereien von Uri Phoebus ha Levi Josef Athias und David de Castro Tartas Um 1650 war Amsterdam die wohlhabendste Stadt Europas 1671 wurde die Grosse Synagoge der aschkenasischen Gemeinde eingeweiht 1675 die Portugiesische Synagoge der sephardischen 1678 erschien die erste Hebraische Bibel in jiddischer Ubertragung von Jekutiel Blitz 1686 bis 1688 die erste bekannte Zeitschrift in jiddischer Sprache uberhaupt der Dinstagische Kurant Ab 1679 verlor Amsterdam seine Bedeutung als uberregionale Hafenstadt und Umschlagsplatz fur viele Waren und entwickelte sich stattdessen zum wichtigsten Finanzzentrum Europas 18 und 19 Jahrhundert Bearbeiten Auch orientalische Juden kamen nach Amsterdam Hohe Steuern und Diskriminierungen fuhrten zu einer zunehmenden Verarmung eines grossen Teils der portugiesischen Juden Isaac de Pinto kritisierte 1748 diese Situation Ende des 18 Jahrhunderts lebten ungefahr 20 000 Juden in Amsterdam Damit war sie eine der grossten judischen Gemeinden in Westeuropa 1796 erhielten Juden die vollen Burgerrechte 3 Im Verlauf des 19 Jahrhunderts verlor die unterschiedliche Herkunft der sephardischen Juden und der Aschkenasim an Bedeutung und auch die Abgrenzung zu den nichtjudischen Niederlandern schwand Politisch schlossen sich die Juden meist dem liberalen oder sozialistischen Lager an 4 nbsp Judenstrasse in Amsterdam Zeichnung von Max Liebermann 1906Deutsche Okkupation Bearbeiten Seit 1933 flohen viele Juden aus Deutschland nach Amsterdam Seit dem deutschen Westfeldzug waren die Niederlande bis 1944 besetzt Zum Zeitpunkt der deutschen Okkupation der Niederlande am 10 Mai 1940 hatte Amsterdam eine judische Bevolkerung von rund 75 000 Personen die bis 1941 auf uber 79 000 Personen anwuchs Damit betrug der Anteil der judischen Bevolkerung Amsterdams knapp 10 Prozent der Gesamtbevolkerung 5 Davon waren mehr als 10 000 Auslander die seit 1930 nach Amsterdam gekommen waren Nach dem von Amsterdam ausgehenden Februarstreik 1941 wurden 389 Juden ins KZ Buchenwald und spater ins KZ Mauthausen verschleppt Am 14 Juli 1942 fanden in Amsterdam die ersten Razzien auf Juden statt bei der etwa 540 Personen verhaftet und in das Sammellager Westerbork der Zwischenstation nach Auschwitz verbracht wurden 6 Weitere gross angelegte Razzien folgten ab Mai 1943 im September 1943 wurden die letzten Juden mitsamt der Mitarbeiter des judischen Rates aus Amsterdam verschleppt 7 Von den rund 80 000 Amsterdamer Juden vor Beginn der Besatzung uberlebten nur 10 000 den Krieg 8 Gegenwart BearbeitenHeute leben in Amsterdam etwa 15 000 Juden Es gibt eine aschkenasische eine progressive eine portugiesische und eine liberale judische Gemeinde mit insgesamt neun Synagogen Sechs judische Friedhofe befinden sich in und um Amsterdam Jahrlich finden judische Musiktage und ein Judisches Filmfestival statt Es gibt ein Judisches Jahrbuch und eine judische Zeitung Mittelpunkt des kulturellen Lebens ist das Judische Museum Seit 2002 gibt es das progressive Levisson Instituut ein Seminar zur Ausbildung von Rabbinern und Kantoren Bevolkerungszahlen Bearbeiten1612 500 1620 1 000 1674 7 500 5 000 aschkenasische 2 500 sephardische 1700 6 200 1795 20 335 1900 51 000 9 1939 80 000Weblinks BearbeitenJudische Geschichte Amsterdam mit Jeanette Loeb Abgerufen am 24 Oktober 2022 Jewish History Amsterdam by Jeanette Loeb Abgerufen am 24 Oktober 2022 Literatur BearbeitenHerbert I Bloom The Economic Activities of the Jews of Amsterdam in the Seventeenth and Eighteenth Centuries Bayard Press Williamsport PA 1937 Zugleich New York NY Columbia University Dissertation 1937 Nachdruck Kennicat Press Port Washington NY 1969 Miriam Bodian Hebrews of the Portuguese nation Conversos and community in early modern Amsterdam Indiana University Press Bloomington IN u a 1997 ISBN 0 253 21351 7 Carel ter Haar Edward van Voolen Hrsg Judisches Stadtebild Amsterdam Judischer Verlag Frankfurt am Main 1993 ISBN 3 633 54080 6 Siehe auch BearbeitenJodenbuurt Judisches Viertel Amsterdams Wichtige Personen des Amsterdamer Judentums Judischer Friedhof MuiderbergAnmerkungen Bearbeiten Israel Gutman u a Hrsg Enzyklopadie des Holocaust Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden Serie Piper 2121 Band 1 A G Piper Munchen u a 1995 ISBN 3 492 22700 7 S 38 heute bei Bergen Noord Holland Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Band 5 Katja Happe Michael Mayer Maja Peers Bearb West und Nordeuropa 1940 Juni 1942 Oldenbourg Munchen 2012 ISBN 978 3 486 58682 4 S 15 Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Band 5 Katja Happe Michael Mayer Maja Peers Bearb West und Nordeuropa 1940 Juni 1942 Oldenbourg Munchen 2012 ISBN 978 3 486 58682 4 S 15 16 Judische Geschichte von Amsterdam abgerufen am 15 Januar 2017 Die Judenverfolgung in den Niederlanden 1940 45 Hrsg Westfalische Wilhelms Universitat Munster abgerufen am 15 Januar 2017 Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Band 5 Katja Happe Michael Mayer Maja Peers Bearb West und Nordeuropa 1940 Juni 1942 Oldenbourg Munchen 2012 ISBN 978 3 486 58682 4 S 40 Israel Gutman u a Hrsg Enzyklopadie des Holocaust Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden Serie Piper 2121 Band 1 A G Piper Munchen u a 1995 ISBN 3 492 22700 7 S 40 Joodsche Courant 44 1903 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte der Juden in Amsterdam amp oldid 227328162