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Ein Geschaftsverteilungsplan GVP bzw GVPl ist ein Regelwerk das bei Kollegialorganen bestimmt welche interne Organisationseinheit des Organs fur die Bearbeitung eines konkreten Sachverhalts zustandig ist Inhaltsverzeichnis 1 Geschaftsverteilungsplane bei Gerichten 2 Geschaftsverteilungsplane in der Verwaltung 3 Geschaftsverteilungsplane in Unternehmen 4 Literatur 5 Rechtsprechung 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschaftsverteilungsplane bei Gerichten BearbeitenDer Geschaftsverteilungsplan wird in Deutschland bei jedem Gericht nach 21e GVG vom Prasidium jedes Jahr im Voraus fur die Dauer des Geschaftsjahrs beschlossen Im Geschaftsverteilungsplan wird die Stellenbesetzung der Spruchkorper bestimmt und die Stellvertretung geregelt Ferner werden die Geschafte nach allgemeinen Merkmalen auf die einzelnen Richter oder Spruchkorper verteilt Dadurch ist schon bei Eingang einer Sache festgelegt welcher Richter oder Spruchkorper dafur zustandig ist Dies ist erforderlich um dem Verfassungsgebot des gesetzlichen Richters Art 101 Abs 1 Satz 2 GG zu genugen 1 ebenso nach 16 Satz 2 GVG Fur die Verteilung der Geschafte gibt es verschiedene Verfahren So konnen die eingehenden Sachen einem bestimmten Richter oder Spruchkorper insbesondere zugewiesen werden nach Eingangszeit nach Sachgebieten nach dem Anfangsbuchstaben des Namens einer der Parteien nach ortlichen Gesichtspunkten Wohnort des Beklagten Tatort der Straftat bei Rechtsmitteln nach dem Spruchkorper oder Gericht von dem das angefochtene Urteil stammt oder der Reihe nach z B jeder Spruchkorper bekommt nacheinander im Turnus funf Verfahren Der Jahrgang der Eingangszeit bleibt im Aktenzeichen auch bei jahrelang andauernden Verfahren unverandert Der Geschaftsverteilungsplan kann wahrend des Jahres nur in eingeschranktem Mass geandert werden Er kann im Gericht von jedermann eingesehen werden 21e Abs 9 GVG und bedarf somit nicht der Veroffentlichung Von der Geschaftsverteilung des Gerichts nach 21e GVG zu unterscheiden ist die Geschaftsverteilung innerhalb eines mit mehreren Richtern besetzten Spruchkorpers nach 21g GVG Sie erfolgt vor Beginn des Geschaftsjahres fur dessen Dauer durch Beschluss aller Mitglieder des Spruchkorpers 21g GVG Die Geschaftsverteilung innerhalb des Spruchkorpers hat keine Aussenwirkung 2 Der Zweck eines Geschaftsverteilungsplans der Gerichte ist der Schutz des Burgers vor Manipulation und zur Aufrechterhaltung der Unabhangigkeit der Gerichte vor allem gegenuber der Exekutive und der Justizverwaltung 3 Gesetzliche Anforderungen an den Geschaftsverteilungsplan Bestimmtheitsgrundsatz Verweis an einen namentlich nicht benannten Richter ist verboten 4 Prinzip der Abstraktion 5 und Vorausbestimmbarkeit 6 Es muss im Vorwege klar sein und im Nachhinein uberprufbar sein wer was wann bekommt Jahrlichkeitsprinzip 7 Ein GVP wird genau fur ein Jahr beschlossen nicht fur ein halbes und auch nicht fur zwei Jahre erkennbare Vertretungsregelung 8 Es muss klar sein wer wen wann und aus welchem Grund vertritt Verhinderungsregelung 9 Die Regeln bei einer Verhinderung sollte im Vorwege geklart sein Stetigkeitsprinzip 10 Die Geschaftsverteilung darf nur in Ausnahmefallen geandert werden Tod Krankheit und Verrentung sind im Vorwege planbar Vollstandigkeit 11 Es durfen keine Falle unberucksichtigt bleiben Verbot der Ruckwirkung 12 Beschlusse zur Geschaftsverteilung durfen nicht zeitlich zuruckliegende Verfahren betreffen Verbot von Ausnahmegerichten und Spezialabteilungen soweit nicht gesetzlich vorgesehen 13 bsp 95 ff GVG fur Handelssachen UWG Verbot der Uberbesetzung von Spruchkorpern Kammern Abteilungen 14 15 Verbot des Verweisens an den Einzelrichters im Falle 348 Abs 1 Nr 2 Buchst a bis k ZPO Beschluss durch den Prasidialbeschluss zur Geschaftsverteilung 16 Dieser muss im Original vom Vorsitzenden des Prasidiums und einem weiteren Mitglied gegengezeichnet werden Rechtsmittel gegen die fehlerhafte Anwendung der Geschaftsverteilung oder einen fehlerhaften Geschaftsverteilungsplan bei Gericht Grundsatzlich ist die Zustandigkeit eines Falles vom Richter im Vorwege von Amts wegen zu prufen 17 Ruge zur Vorbereitung der Revision z B 551 ZPO Nichtigkeitsklage nach 579 Nr 1 bis 3 ZPO Verfassungsbeschwerde nach Art 101 Abs 1 Satz 2 GG i V m Art 93 Abs 1 Nr 4a GG nach Erschopfung des Rechtsweges 18 Geschaftsverteilungsplane in der Verwaltung BearbeitenGeschaftsverteilungsplane werden auch in der Verwaltung genutzt Ahnlich den Planen bei Gericht regeln Geschaftsverteilungsplane die funktionelle Zustandigkeit in der Verwaltung d h welcher Amtsverwalter oder Sachbearbeiter konkret zustandig ist 19 Hierbei handelt es sich um behordeninterne Regelungen die keine Aussenwirkung entfalten und so z B nicht die Rechtswidrigkeit eines Verwaltungsaktes begrunden 20 Geschaftsverteilungsplane in Unternehmen BearbeitenDer Geschaftsverteilungsplan Abk GVPI regelt die Fein verteilung von Zustandigkeiten innerhalb von Organisationseinheiten bis auf die Ebene einzelner Personen oder Kraftegruppen Er dient u a als Basis fur die Recherche Wer macht was Literatur BearbeitenSteffen Detterbeck Allgemeines Verwaltungsrecht Mit Verwaltungsprozessrecht 3 Aufl 2005 C H Beck Munchen ISBN 978 3 4065 3889 6 Wolfgang Grunsky Zivilprozessrecht 12 neu bearbeitete Auflage 2006 Luchterhand Verlag ISBN 978 3 4720 6316 2 Gerhard Luke Alfred Walchshofer Munchner Kommentar zur ZPO GVG C H Beck Munchen ISBN 3 406 34600 6 Malte C G Marquardt Die Rechtsnatur prasidialer Geschaftsverteilungsplane gemass 21e GVG und der Rechtsschutz des Richters Peter Lang Frankfurt am Main ISBN 3 631 33310 2 Christoph Sowada Anderungen des Geschaftsverteilungsplans 21e Abs 3 S 1 GVG und Beschleunigungsgrundsatz In HRRS 2015 Heft 1 S 16ff Rechtsprechung BearbeitenBVerfGE 17 294 Geschaftsverteilungsplan BVerfGE 95 322 Spruchgruppen BVerfGE 14 156 Assessorenstrafkammern BVerfGE 19 52 Uberbesetzung BVerfGE 4 412 Gesetzlicher Richter BVerfGE 9 322 Anklage beim Landgericht BVerfGE 31 145 Milchpulver BVerfGE 40 356 Besetzung der Richterbank Weblinks BearbeitenGeschaftsverteilungsplane deutscher Bundesgerichte im Bundesanzeiger seit 2013 www richter im internet de Geschaftsverteilung und Senatsbesetzung deutscher Bundesgerichte seit 1953 21 Einzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Grunsky Zivilprozessrecht 12 neu bearbeitete Auflage 2006 Luchterhand Verlag Rn 19 siehe BayVerfGH NJW 1986 S 1673 1675 Wolfgang Grunsky Zivilprozessrecht 12 neu bearbeitete Auflage 2006 Luchterhand Verlag Rn 19 Gerhard Luke Alfred Walchshofer Munchner Kommentar zur ZPO GVG 21e GVG Rn 15 17 Gerhard Luke Alfred Walchshofer Munchner Kommentar zur ZPO GVG 21e GVG Rn 12 Gerhard Luke Alfred Walchshofer Munchner Kommentar zur ZPO GVG 21e GVG Rn 18 Gerhard Luke Alfred Walchshofer Munchner Kommentar zur ZPO GVG 21e GVG Rn 20 Gerhard Luke Alfred Walchshofer Munchner Kommentar zur ZPO GVG 21e GVG Rn 40 41 Gerhard Luke Alfred Walchshofer Munchner Kommentar zur ZPO GVG 21e GVG Rn 42 43 Gerhard Luke Alfred Walchshofer Munchner Kommentar zur ZPO GVG 21e GVG Rn 28 Gerhard Luke Alfred Walchshofer Munchner Kommentar zur ZPO GVG 21e GVG Rn 21 Gerhard Luke Alfred Walchshofer Munchner Kommentar zur ZPO GVG 21e GVG Rn 19 Gerhard Luke Alfred Walchshofer Munchner Kommentar zur ZPO GVG 21e GVG Rn 24 Gerhard Luke Alfred Walchshofer Munchner Kommentar zur ZPO GVG 21e GVG Rn 17 Satz 3 siehe auch BVerfGE 95 322 Gerhard Luke Alfred Walchshofer Munchner Kommentar zur ZPO GVG 21e GVG Rn 59 BVerfGE 40 356 Gerhard Luke Alfred Walchshofer Munchner Kommentar zur ZPO GVG 21e GVG Rn 64 Steffen Detterbeck Allgemeines Verwaltungsrecht Mit Verwaltungsprozessrecht 3 Aufl 2005 C H Beck Munchen Rn 575 Steffen Detterbeck Allgemeines Verwaltungsrecht Mit Verwaltungsprozessrecht 3 Aufl 2005 C H Beck Munchen Rn 575 Hanjo Hamann Gerichtsurteile als Menschenwerk Zum Editionsprojekt Die Namen der Justiz In Wikimedia Blog 23 Februar 2017 abgerufen am 23 Februar 2017 Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschaftsverteilungsplan amp oldid 215034350