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Gertrud Schafer 24 Juli 1897 in Roda 26 Juni 1987 in Jena war eine der ersten evangelischen Pastorinnen in Thuringen In der thuringischen evangelischen Kirche wurden ab 1928 auch Frauen ordiniert zunachst jedoch nur fur den Dienst in der Sonderseelsorge Gertrud Schafer gehorte zum ersten Ordinationsjahrgang Sie arbeitete zunachst in Jena als Krankenhaus und Gefangnisseelsorgerin sowie als Religionslehrerin Pastorin Gertrud Schafer Jena Inhaltsverzeichnis 1 Elternhaus Schule Studium Soziale und christliche Pragung 2 Eine der ersten Theologinnen 3 Wirken im Widerstand Bekennende Kirche 4 Wirken fur die Evangelische Frauenarbeit und pastorales Wirken 5 Nachwirken 6 Literatur 7 EinzelnachweiseElternhaus Schule Studium Soziale und christliche Pragung BearbeitenGertrud Schafer wird am 24 Juli 1897 als zweites von funf Kindern in Stadtroda damals Roda geboren Ihre Kindheit wird wesentlich gepragt durch die Tatigkeit ihres Vaters dem arztlichen Leiter der damaligen Landesirrenanstalt in Stadtroda und durch den Pfarrhaushalt ihrer Grosseltern im gleichen Ort Ihre ganze Familie war eng mit den Patienten verbunden Ab 1912 besucht Gertrud Schafer das stadtische Lyzeum heute Integrierte Gesamtschule Grete Unrein und arbeitet nach dem Abitur 1917 im Jenaer Zeiss Werk als Linsenpruferin Freundschaftliche Kontakte verbinden sie bis an ihr Lebensende mit einzelnen Kollegen und deren Familien Nach diesem halben Pflichtarbeitsjahr beginnt sie 1917 an der Jenaer Universitat Philologie Religion Deutsch und Geschichte zu studieren interessiert sich sehr fur Relativitatstheorie und hort naturwissenschaftliche Vorlesungen bei den Professoren Julius Schaxel und Felix Auerbach Wichtig werden ihr die Zusammenkunfte der Internationalen Frauenliga fur Frieden und Freiheit im Hause Auerbach die sie haufig besuchte 1918 setzte sie ihr Studium in Berlin fort und schrieb u a eine Seminararbeit uber Christentum und Kommunismus bei Professor Paul Tillich Beeindruckt von Leben und Lehrtatigkeit des Theologen wechselte sie an die Theologische Fakultat Sie wurde Mitglied der von Friedrich Siegmund Schultze gegrundeten Sozialen Arbeitsgemeinschaft Berlin Ost und hielt Bibelstunden und Frauenabende in den Arbeitervierteln Berlins 1919 kehrte Gertrud Schafer an die Jenaer Universitat zuruck und unterstutzt u a die Bildung einer akademisch sozialen Arbeitsgemeinschaft aus der spater das Evangelische Frauenwerk in Thuringen hervorging Sie lernte die Pfarrfamilie Blumhardt kennen deren ganzheitliche Krankenheilung ihre spatere eigene seelsorgerliche Arbeit pragen sollte In Jena wurde sie auch durch den Theologen Friedrich Gogarten motiviert Durch ihn lernte sie den Schweizer Theologen Karl Barth kennen den Vater der Barmer Erklarung die entscheidend fur ihren spateren Weg wurde Eine der ersten Theologinnen BearbeitenAls einzige Frau an der Theologischen Fakultat legte Gertrud Schafer 1921 ihr Staatsexamen ab obwohl man ihr von Seiten der Hochschullehrer riet doch lieber Diakonisse zu werden Es gelang die Jenaer Pfarrerschaft von der Notwendigkeit einer weiblichen theologischen Arbeitskraft zu uberzeugen und Gertrud Schafer wurde Klinikseelsorgerin an der Hautklinik Sie hielt Frauenabende und Bibelstunden gab in der von Peter Petersen gegrundeten Jenaplan Schule und in den Heilpadagogischen Anstalten von Johannes Truper und spater auch in der von Jussuf Ibrahim geleiteten Jenaer Kinderklinik Religions und Konfirmandenunterricht Daruber hinaus wird sie uber die Soziale Arbeitsgemeinschaft um Adolf Reichwein tatig in der kirchlichen Gefangnisarbeit und der Entlassenenbetreuung Am 16 Dezember 1928 wurde sie zusammen mit zwei anderen als eine der ersten Theologinnen in Thuringen ordiniert In der thuringischen evangelischen Kirche wurden zwar ab 1928 auch Frauen ordiniert zunachst jedoch nur fur den Dienst in der Sonderseelsorge Wirken im Widerstand Bekennende Kirche BearbeitenMit Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft begann fur Gertrud Schafer eine schwere Zeit Sie war die einzige in der Jenaer Theologenschaft die der Bekennenden Kirche BK angehorte Zu ihrem grossen Freundes und Bekanntenkreis gehorten viele Juden Der Evangelische Madchenbund und die Evangelische Frauenarbeit in Thuringen die der BK nahestanden wurden verboten In ihrer kleinen Wohnung in der Ebertstrasse in Jena kamen Menschen zusammen die mit Martin Niemoller den Gertrud Schafer aus ihrer Berliner Zeit kannte verbunden waren oder die der BK angehorten Ein Arbeitsgebiet nach dem anderen wurde ihr entzogen und die Klinikseelsorge untersagt 1938 verweigerte sie als einzige aus der Jenaer Pfarrerschaft den Treueid auf Fuhrer und Reich Sie gehorchte nur einem Jesus Christus So verliess sie auf eigenen Wunsch die Ev Landeskirche Thuringens und ging als Vikarin nach Erfurt das zur Kirche der Altpreussischen Union gehorte Auch dort war sie aktiv mit Mitgliedern der BK verbunden und pflegte intensive okumenische Beziehungen Zunachst war sie in der evangelischen Frauenarbeit tatig Wahrend des Zweiten Weltkrieges als viele Pfarrer eingezogen wurden betraute man sie mit der Versorgung von sechs Dorfern um Erfurt Jede Woche war sie trotzdem zum Konfirmanden und Religionsunterricht in der Jenaer Kinderklinik 1 Ibrahim duldete keinen deutsch christlichen Einfluss in seiner Klinik Gertrud Schafer konnte so mit Jena verbunden bleiben Wirken fur die Evangelische Frauenarbeit und pastorales Wirken BearbeitenNach dem Krieg war Gertrud Schafer in Erfurt tatig im Neuaufbau der Frauenhilfe und in der Seelsorge Doch bald wurde sie gerufen sowohl nach Hessen um die Strafgefangenen Betreuung wieder aufzubauen als auch nach Jena Sie kehrte 1946 auch aus familiaren Grunden nach Jena zuruck und wurde Klinikseelsorgerin In den Gemeinden hielt sie Frauenabende und Konfirmandenstunden ab Drei Jahre lang konnte sie Gefangene betreuen danach wurde ihr diese Tatigkeit von staatlicher Seite untersagt 1949 wurde sie von der Thuringer Landeskirche zur Pfarrvikarin berufen Sie baute mit ihren befreundeten fruheren Leiterinnen Hedwig Pfeiffer und Adelheid Eitner die Evangelische Frauen und Madchenarbeit in Thuringen wieder auf In Jena am Inselplatz wurde eine Ausbildungsstatte fur Katechetinnen eroffnet die Gertrud Schafer aufgrund ihrer Erfahrung und ihrer intensiven Beschaftigung mit theologisch padagogischen Arbeiten mitpragte und begleitete Gertrud Schafer bekam erst 1965 die Dienstbezeichnung Pastorin zuerkannt Das geschah wohlgemerkt bevor die Evangelisch Lutherische Kirche in Thuringen 1969 die Ordination von Frauen ins allgemeine Pfarramt beschloss 2 1966 wurde Pastorin Gertrud Schafer pensioniert doch weiterhin war sie aktiv tatig Am 26 Juni 1987 starb sie in Jena Sie wurde im Grab ihrer Eltern in Stadtroda beigesetzt Nachwirken BearbeitenSeit 2001 tragt in Jena das Seniorenzentrum Gertrud Schafer Haus als Teil der Diakonie Ostthuringen ihren Namen 3 Literatur BearbeitenDagmar Maess Pastorin Gertrud Schafer 1897 1987 Vom Beten und Tun des Gerechten unter den Menschen Dietrich Bonhoeffer In Gisela Horn Hrsg Entwurf und Wirklichkeit Frauen in Jena 1900 bis 1933 Bausteine zur Jenaer Stadtgeschichte Band 5 Hain Rudolstadt ISBN 3 89807 022 0 S 345 354 Sabine Ries Schafer Gertrud Ev Theologin Pfarrhelferin Pfarrerin In Rudiger Stutz Matias Mieth Hrsg Jena Lexikon zur Stadtgeschichte Tummel Verlag Berching 2018 ISBN 978 3 9819706 0 9 S 538 Einzelnachweise Bearbeiten Beschluss des Stadtrates zur Ehrenburgerschaft Prof Ibrahim Amtsblatt der Stadt Jena 2001 Jg 11 1 01 S 5 PDF 345 kB Christoph Kahler Festrede anlasslich der Verleihung des Hanna Jursch Preises 2005 Seniorenzentrum Gertrud Schafer HausNormdaten Person GND 1118402855 lobid OGND AKS VIAF 7230147907514779210008 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schafer GertrudKURZBESCHREIBUNG deutsche evangelische PastorinGEBURTSDATUM 24 Juli 1897GEBURTSORT StadtrodaSTERBEDATUM 26 Juni 1987STERBEORT Jena Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gertrud Schafer Theologin amp oldid 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