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Gerhard Alexander Gerry Schum 15 September 1938 in Koln 23 Marz 1973 in Dusseldorf war ein deutscher Kameramann Filmemacher und Videoproduzent Er war Initiator und Produzent einer Fernsehgalerie die um 1970 vom Deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde Schum gilt als Begrunder des Begriffs Land Art Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Fernsehgalerie 2 1 Land Art 2 2 Identifications 3 Videogalerie 4 Ausstellungen Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenNach einem 1958 begonnenen Medizinstudium schrieb sich Schum von 1961 bis 1963 am Deutschen Institut fur Film und Fernsehen DIFF in Munchen ein und organisierte nebenher Underground Filmfestivals 1964 zog er nach Berlin und gehorte 1966 zusammen mit Harun Farocki Wolfgang Petersen und Helke Sander zum ersten Studentenjahrgang der neu gegrundeten Deutschen Film und Fernsehakademie Berlin dffb die er jedoch bereits 1967 wieder verliess Wahrend seiner Berliner Zeit realisierte er fur den Westdeutschen Rundfunk WDR zwei Dokumentationen Broadcasts 6 Kunst Biennale San Marino und Konsumkunst Kunstkonsum Die Biennale stand unter dem Thema Neue Techniken des Bildens einzelne Sektionen beschaftigten sich unter anderen mit Environment und Filme von Kunstlern Aus Deutschland waren unter anderen Gerhard Richter Bernhard Hoke und Gunther Uecker eingeladen 1 Der Film Konsumkunst Kunstkonsum 16 mm s w Ton 29 32 Minuten mit Hilfe der Kunsthistorikerin Hannah Weitemeier und dem befreundeten Kunstler Bernhard Hoke gedreht handelte von industriell produzierten Kunstwerken und Auflagenobjekten Es wurde der Weg eines Kunstwerks von seinen Anfangen im Atelier bis zur Ware an der Wand einer Galerie begleitet Alle beteiligten Macher der Kunstler Ingenieur und Galerist kamen gleichberechtigt zu Wort Das Kunstwerk wurde als Teil des gesellschaftlichen Prozesses verstanden 2 Da Schum seine Beitrage vor Ort bei den beteiligten Kunstlern oder mit ihnen im Gelande produzierte erwarb er ein Wohnmobil das er technisch ausrustete und das ihm als mobiles Buro als Produktionsstatte sowie als Wohn und Schlafraum diente Er war einer der ersten Besitzer eines Mobiltelefons und vereinbarte damit auch seine Termine mit den Kunstlern Fur den WDR produzierte er 1969 das Projekt von Jan Dibbets mit dem Titel TV As a Fireplace das aus einem gefilmten Kaminfeuer bestand Es wurde in der Vorweihnachtszeit an sieben Tagen allabendlich vom WDR 3 zum Sendeschluss jeweils fur drei Minuten im neu eingefuhrten Farbfernsehen ausgestrahlt Die Beitrage gehorten zu den ersten nicht angekundigten und unkommentierten kunstlerischen Interventionen die im Fernsehen gesendet wurden 2 Fernsehgalerie Bearbeiten Die Idee der Fernsehgalerie ist es nur Kunstobjekte zu zeigen Ich glaube nicht dass es irgendeinen Sinn hat Gesichter und Hande von Kunstlern in Grossaufnahme zu zeigen oder die Atmosphare eines Ateliers zu filmen Das einzige was man sehen sollte ist das Kunstwerk Und da gibt es keinen Kommentar Wahrend der gesamten 38 Minuten der Sendung Land Art wird kein einziges Wort gesprochen Keine Erklarung Ich denke dass ein Kunstobjekt im Bezug auf das Medium Fernsehen entstanden keiner gesprochenen Erklarung bedarf Gerry Schum 3 In den Jahren 1967 bis 1970 konzipierte Schum wieder zusammen mit seiner kurzzeitigen Ehefrau 1969 69 Hannah Weitemeier und dem befreundeten Kunstler Bernhard Hoke die Fernsehgalerie die auf vier Folgen ausgelegt war Die WDR Redakteurin Wibke von Bonin der Ausstellungsmacher Harald Szeemann und Schums Frau Ursula Wevers standen hilfreich zur Seite Die Fernsehgalerie besteht nur in einer Serie von Fernseh Ausstrahlungen das bedeutet die Fernsehgalerie ist mehr oder minder eine geistige Institution die nur im Augenblick der Ausstrahlung durch das Fernsehen Wirklichkeit wird Eine unserer Ideen ist die Kommunikation von Kunst anstelle des Besitzes von Kunstobjekten Gerry Schum 4 5 Er beabsichtigte mit der Fernsehgalerie die Kunst aus der Kunstaura der Museen und Galerien zu befreien und ein neues gesellschaftliches Diskussionsforum zu schaffen Land Art Bearbeiten In der ersten im April 1969 vom Deutschen Fernsehen Sender Freies Berlin ausgestrahlten Sendung mit dem Titel Land Art wurden Arbeiten von acht Kunstlern prasentiert ohne dass in der 38 minutigen Sendung ein Wort gesprochen wurde Die kurzen Beitrage drehte Schum teilweise an ungewohnlichen Schauplatzen In dem beeindruckende Panorama der Mojave Wuste liess er eine Kamera um eine Achse kreisen wahrend der Kunstler Walter De Maria zwischen zwei weissen Linien dem Horizont entgegen laufend immer kleiner wurde Zu Beginn der Sendung sahen die Zuschauer als Inszenierung eine im Studio nachgestellte Ausstellungseroffnung Schum liess keinen Zweifel daran aufkommen dass es sich bei seinen gesendeten Beitragen selbst um eigenstandige kunstlerische Hervorbringungen um Exponate handelte 5 Die Beitrage im Einzelnen Richard Long Walking A Straight 10 Miles Forward And Back Shooting Every Half Mile Dartmoor England 20 Januar 1969 16 mm Film Farbe Ton 6 03 Minuten Barry Flanagan A Hole in the Sea Scheveningen Holland Februar 1969 16 mm Film Farbe Vorspann und Nachspann s w Ton 3 44 Minuten Dennis Oppenheim Timetrack Following the Time Border Between Canada and USA Fort Kent 17 Marz 1969 Kanada 14 Uhr USA 15 Uhr 16 mm Film Ton 2 06 Minuten Robert Smithson Fossil Quarry Mirror with Four Mirror Displacements Cayuga Lake Region im Staat New York Marz 1969 16 mm Film s w Ton 3 12 Minuten Marinus Boezem Sand Fountain Camargue Frankreich Januar 1969 16 mm Film s w Ton 4 11 Minuten Jan Dibbets 12 Hours Tide Object with Correction of Perspective Hollandische Kuste Februar 1969 16 mm Film Farbe Vorspann und Nachspann Ton 7 32 Minuten Walter De Maria Two Lines Three Circles on the Desert Mojave Desert Kalifornien USA Marz 1969 16 mm Film s w Ton 4 46 Minuten Michael Heizer Coyote Coyote Dry Lake Kalifornien USA Marz 1969 16 mm Film Farbe Ton 4 20 MinutenHeizer zog seinen Beitrag nach der ersten Ausstrahlung zuruck Identifications Bearbeiten Filz TV 1970Joseph BeuysExterner Weblink 16 mm s w 11 25 Minuten fur Gerry Schum Identifications Die zweite Serie der Fernsehgalerie wurde vom Sudwestfunk Baden Baden SWF am 30 November 1970 22 50 Uhr fur das Erste Deutsche Fernsehen ausgestrahlt Die Sendung begann mit einer sechsminutigen vom Blatt abgelesenen Einfuhrung von Schum Funf der Beitrage kamen aus Deutschland einer aus Frankreich je zwei aus England und den Niederlanden sowie vier aus den Vereinigten Staaten Der 50 minutige Film mit dem Titel Identifications zeigte Aktionen von unter anderen Joseph Beuys Gilbert amp George Mario Merz Ulrich Ruckriem Reiner Ruthenbeck Daniel Buren Lawrence Weiner und Richard Serra 6 Die Feuilletonredakteurin Petra Kipphoff beschrieb diese zweite Fernsehgalerie in Die Zeit 19 Objekte wurden vorgefuhrt Mini Filmchen von durchschnittlich zwei Minuten auf denen zum Beispiel folgendes zu sehen war Joseph Beuys vor einem Fernsehgerat sitzend bearbeitet seinen Kopf mit Boxhandschuhen tastet dann den filzverklebten Fernseher mit einer Blutwurst ab zerschnippelt dieselbe rollt den Fernseher in die Ecke Rainer Ruthenbeck ballt mit bosem Griff schwarzes Kohlepapier haufenweise Ger van Elk rasiert einem Kaktus sorgfaltig die Stacheln ab Klaus Rinke kippt eine Blechtonne mit Wasser um und so weiter Kipphoff kam zu dem kritischen Schluss dass die Halfte der Zeit mit belanglosen Witzlein gefullt gewesen und ein weiterer Teil der Kunstlerbeitrage in der puren Pose hangengeblieben sei 7 Bereits Identifications war zum grossten Teil von der Stadt Hannover im Rahmen der Veranstaltung Experiment Strassenkunst Hannover finanziert worden Fur die Produktion seiner dritten Fernsehgalerie unter dem Titel Artscapes zu der auch der Kunstler Christo eingeladen werden sollte traf Schum bei den Sendern auf keine Gegenliebe mehr Erst sieben Jahre spater 1977 anlasslich der documenta 6 in Kassel auf der Film Fotografie und Video als eigenstandige Medien vertreten waren startete das Deutsche Fernsehen einen vergleichbaren Versuch Zusammen mit dem Ausstellungsmacher Wulf Herzogenrath der fur den Video Bereich der documenta verantwortlich war entwickelten Wibke von Bonin WDR III und Hansgeorg Dickmann Hessischer Rundfunk ein neunteiliges Konzept bei dem von beiden Sendern nachts um 22 30 Uhr Filme von Video Kunstlern mit einer Lange von 30 bis 45 Minuten ausgestrahlt wurden 2 Videogalerie BearbeitenAb 1970 begann Schum statt 16 mm Filme Videofilme zu produzieren Hierzu erwarb Schum uber die damalige Vertretung der Firma JVC Bell amp Howell eine Videoanlage bestehend aus einem Mischpult zwei Schwarzweisskameras einem stationaren und einem portablen Rekorder Hiermit richtete er in seinem Wohnmobil ein Studio ein Der Preis fur die Anlage betrug etwa 100 000 DM was damals dem Gegenwert eines durchschnittlichen Einfamilienhauses entsprochen hat Schum stand dadurch unter enormem Druck die Schulden die er fur die Videotechnik aufgenommen hatte zuruckzuzahlen Das Problem daran war dass Videogerate in Privathaushalten damals so gut wie gar nicht vertreten waren und er deswegen aus den Kreisen der privaten Kunstsammler kaum Kaufer fur seine Videobander fand Der Galerist Konrad Fischer der auf dem Kolner Kunstmarkt 1970 vertreten war stellte ihm eine Koje zur Verfugung in der er sein Videoprogramm vorfuhren konnte Im Oktober 1971 eroffnete Schum in der Ratinger Strasse 37 in Dusseldorf zusammen mit Ursula Wevers eine Ladengalerie die videogalerie schum in der er Videoeditionen von Kunstlern der internationalen Avantgarde produzierte und vertrieb Es war weltweit die erste Galerie ihrer Art 8 Schum verkauft die Video Tapes zu Preisen zwischen 550 Rinke und 1800 Mark Buren die Auflage ist unlimitiert Video Tapes limitierter Auflage kosten zwischen 3000 Ruthenbeck und 9800 Mark Beuys Die Bander sind mit den signierten Zertifikaten der Kunstler ausgestattet berichtete 1972 Die Zeit unter der Uberschrift Marktnotizen 9 Schum war mit seiner Fernsehgalerie angetreten Arbeiten der Filmkunst zu schaffen die nur im Augenblick der Ausstrahlung existierten sollten Mit seinem aus verkauflichen Videofilmen bestehenden Werk ging er daran es ebendort zu placieren wo es nach Auffassung vieler Leute nichts zu suchen hatte innerhalb einer von Marktgesetzen regulierten Kunstpraxis 5 Im Jahr 1972 schlug der Essener Museumsdirektor Paul Vogt vor im Folkwang Museum ein Videostudio einzurichten dessen Kurator Schum werden sollte 1973 nahm sich der Kunstler im Alter von 34 Jahren in seinem Wohnmobil am Rheinufer in Dusseldorf mit einer Uberdosis Schlaftabletten das Leben 10 Zwischen 2003 und 2005 zeigten verschiedene europaische Museen darunter die Kunsthalle Dusseldorf eine Retrospektive seines Werks Seine Videoaufnahmen werden heute als herausragende Dokumente einer Avantgarde angesehen die damals weitgehend unabgesichert war heute aber als Klassiker der zeitgenossischen Kunst gelten Seine Originalfilme und Videoarbeiten werden in den Sammlungen wichtiger Museen aufbewahrt 11 Ausstellungen Auswahl Bearbeiten1969 Prospect 69 Kunsthalle Dusseldorf auch Prospect 71 Kunsthalle Dusseldorf 1979 Stedelijk Museum Amsterdam 1988 Martin Gropius Bau Berlin Stationen der Moderne 2003 04 Kunsthalle Dusseldorf Fernsehgalerie Gerry Schum videogalerie schum Ausstellung anschliessend 2004 Casino Luxembourg Museu Serralves Porto Musee d art moderne de la Ville de Paris 2005 Norwich Gallery Norwich School of Art and Design Centro Andaluz de Arte Contemporaneo SevillaLiteratur BearbeitenChristiane Fricke Dies alles Herzchen wird einmal Dir gehoren die Fernsehgalerie Gerry Schum 1968 1970 und die Produktionen der Videogalerie Schum 1970 1973 Lang Frankfurt am Main 1996 Ursula Wevers Barbara Hess Ulrike Groos Hrsg READY TO SHOOT Fernsehgalerie Gerry Schum videogalerie schum Ausstellungskatalog Snoeck Koln 2003 englische Ausgabe 2004 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Gerry Schum im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Suche nach Gerry Schum In Deutsche Digitale Bibliothek Suche nach Gerry Schum im Online Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin Preussischer Kulturbesitz Achtung Die Datenbasis hat sich geandert bitte Ergebnis uberprufen und SBB 1 setzen Konzept der Ausstellung Fernsehgalerie Gerry Schum videogalerie schum Bergische Universitat Wuppertal Forschungsbericht Kunstlerinterviews uber Gerry Schum 3sat Kataloge uber Schum bei leftmatrix Retrospektive 2004 2005 im Observatoire du Land Art Plakat zur Ausstellung Land Art Biografie Werk etc von Gerry SchumEinzelnachweise Bearbeiten Die Zeit Nr 21 1967 a b c Gislind Nabakowski Uberlegungen zum offentlich rechtlichen Fernsehen in der Bundesrepublik Memento des Originals vom 13 April 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot 90 146 8 18 In Ars Electronica 1986 Bd 2 Wulf Herzogenrath Hrsg Videokunst in Deutschland 1963 1982 Stuttgart 1982 S 55 65 Uwe M Schneede Die Geschichte der Kunst im 20 Jahrhundert Von den Avantgarden bis zur Gegenwart C H Beck 2001 ISBN 978 3 406 48197 0 S 233 a b c Karl Ruhrberg Klaus Honnef u a Kunst des 20 Jahrhunderts Taschen 2000 Band 2 ISBN 3 8228 8802 8 S 595 Dieter Daniels Kunst als Sendung von der Telegrafie zum Internet C H Beck 2002 ISBN 978 3 406 49509 0 S 247 Petra Kipphoff Pure Geste In Die Zeit Nr 49 1970 Brigitte Kolle Die Kunst des Ausstellens Untersuchungen zum Werk des Kunstlers und Kunstvermittlers Konrad Lueg Fischer 1 2 Vorlage Toter Link web1 bib uni hildesheim de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im November 2022 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis PDF Dissertation 2005 S 177 Marktnotizen In Die Zeit Nr 6 1972 GESTORBEN In Der Spiegel Nr 14 1973 S 188 online Kunsthalle Hamburg Mediensammlung Memento des 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Schum amp oldid 237872541