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Gerhard Henrik Armauer Hansen eigentlich Gerhard Henrik Hansen 1 29 Juli 1841 in Bergen Provinz Sondre Bergenhus Norwegen 12 Februar 1912 in Floro Provinz Nordre Bergenhus war ein norwegischer Arzt und Zoologe in Bergen der 1873 den Erreger der Lepra genannt auch Hansen Krankheit das Mycobacterium leprae in ungefarbten Praparaten identifizierte Damit fand er als Erster heraus dass eine chronische Krankheit von Bakterien verursacht werden kann Gerhard Armauer Hansen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Das wissenschaftliche Personal des Bergen Museum in den 1880er Jahren von links nach rechts Jorgen Brunchorst 1862 1917 Gerhard Armauer Hansen Fridtjof Nansen Daniel Danielssen Herman Friele nbsp Gedenktafel an Hansens Geburtshaus Kroken 5 Bergen nbsp Buste im botanischen Garten der Universitat BergenGerhard Hansen wurde als achtes von 15 Kindern des Ladenbesitzers Claus Hansen 1800 1885 und dessen Ehefrau Elizabeth Concordia Schram 1812 1883 in Bergen geboren Einen Grossteil seiner Kindheit verbrachte er in Askoy auf dem Bauernhof seines Onkels und seiner Tante die selbst kinderlos waren Als Gerhard zehn Jahre alt war musste der Vater sein Geschaft aus finanziellen Grunden aufgeben und zunachst als Lehrer spater als Bankkassierer arbeiten Trotzdem konnte Gerhard das Gymnasium besuchen Sein Medizinstudium an der Koniglichen Friedrichs Universitat in Christiania dem heutigen Oslo musste er sich selbst finanzieren unter anderem durch eine Tatigkeit als Lehrer 1866 schloss er sein Studium mit Auszeichnung ab Als Vertretung fur den Prosektor blieb er zunachst an der Universitat und absolvierte ein Praktikum am Rikshospitalet in Christiania Anschliessend arbeitete er als Arzt auf den Lofoten kehrte aber 1868 in seinen Geburtsort zuruck Bergen war zu dieser Zeit das Zentrum der europaischen Lepraforschung Wahrend die Krankheit in Zentraleuropa fast verschwunden war stieg die Zahl der Erkrankungen in Skandinavien seit dem 18 Jahrhundert wieder an Bergen hatte mit dem St Jorgens Hospital ein Leprosorium das auf das 14 Jahrhundert zuruckging Um 1850 waren in der Stadt zwei weitere Leprahospitale eingerichtet worden darunter mit dem Lungegaards Hospital eine Forschungseinrichtung mit Platzen fur 90 Kranke die von Daniel Cornelius Danielssen geleitet wurde Hansen wurde Assistenzarzt bei Danielssen und veroffentlichte 1869 seine erste Arbeit zur Lepra Im selben Jahr erhielt er Professor Skjelderups Goldmedaille fur medizinische wissenschaftliche Arbeit 2 fur seine Dissertation Bidrag til Lymphekjertlernes normale og pathologiske Anatomi deutsch Beitrag zur normalen und pathologischen Anatomie der Lymphknoten die erst 1871 in gedruckter Form erschien Wahrend Danielssen die Lepra fur eine Erbkrankheit hielt kam Hansen rasch zu der Auffassung es mit einer chronisch verlaufenden Infektionskrankheit zu tun zu haben 1870 erlaubte ein staatliches Stipendium ihm einen Auslandsaufenthalt zur Weiterbildung auf dem Gebiet der Bakteriologie Er reiste zunachst an das von Max Schultze geleitete Anatomische Institut der Universitat Bonn wo er sich im Mikroskopieren ubte Der Deutsch Franzosische Krieg beeintrachtigte jedoch seine Studien so dass er sich entschloss nach Wien weiterzureisen wo er mit den Lehren Charles Darwins in Beruhrung kam die sein Weltbild fortan pragten 3 Weitere Stationen seiner Reise durch Mitteleuropa waren Saarbrucken Heidelberg und Venedig gewesen 4 Beim Betrachten infektiosen Materials unter dem Mikroskop hatte Hansen wie andere Forscher vor ihm schon 1869 braune Stabchen gesehen Im Laufe der Jahre kam er zu der Vermutung dass diese fur die Krankheit verantwortliche Bakterien sein konnten 5 Erst 1874 berichtete er uber seine Entdeckung detailliert in einer norwegischen und 1875 in einer englischen Zeitschrift Es gelang ihm jedoch kein direkter Nachweis dass die Stabchen tatsachlich die Lepra verursachen denn er war nicht in der Lage die Infektion auf Versuchstiere zu ubertragen oder die Bakterien zu kultivieren 6 Er kannte auch kein Verfahren die Bakterien einzufarben Das gelang erst 1879 dem deutschen Bakteriologen und Schuler Robert Kochs Albert Neisser der Hansen in Bergen besucht und von diesem Gewebeproben zur Untersuchung erhalten hatte In der anschliessenden Kontroverse wer der eigentliche Entdecker des Mycobacterium leprae sei blieb Hansen Sieger Die endgultige Anerkennung erfuhr er 1897 auf dem 1 Internationalen Leprakongress in Berlin 1909 leitete er die Folgekonferenz in Bergen Da es Hansen im Tierversuch nicht gelungen war zu zeigen dass Lepra ansteckend ist brachte er am 3 November 1879 seiner Patientin Kari Nielsdatter Spidsoen gegen deren Willen leproses Material in die Hornhaut des Auges ein 7 1880 kam es deshalb zum Gerichtsverfahren in dessen Folge Hansen seine Stelle als Arzt am Pflegestift fur Leprose Nr 1 Pleiestiftelsen for spedalske Nr 1 verlor 8 Er blieb aber weiterhin Generalinspektor der Lepra im Konigreich Norwegen ein Posten den er seit 1875 bekleidete 9 Auf seine Initiative hin verfolgte der norwegische Staat eine Politik der Isolation der Leprakranken 6 die nach dem Bergener Leprakongress als beispielhaft fur die Bekampfung der Krankheit von der Mehrzahl der Staaten weltweit ubernommen wurde Hansen arbeitete nun am Bergen Museum 9 zu dessen Vorstand er bereits seit 1872 gehorte Er beteiligte sich an der wissenschaftlichen Bearbeitung der von der Norwegischen Nordmeerexpedition zwischen 1876 und 1878 gesammelten Tiere Insbesondere beschrieb er die Ringelwurmer und die Schwamme 1887 unternahm er eine Studienreise in die Vereinigten Staaten um die Verbreitung der Krankheit unter den Nachkommen leproser norwegischer Einwanderer zu untersuchen Nach Danielssens Tod wurde Hansen 1894 Prasident des Bergen Museums 10 Er engagierte sich zeitlebens fur die Leprafursorge und fur ein modernes Lepragesetz in Norwegen 1877 85 Durch dieses Gesetz konnte die Krankheit rasch eingedammt werden 11 1885 war er Mitbegrunder des Bergener Regionalverbandes der Frauenrechtsorganisation Norsk Kvinnesaksforening und Mitglied des ersten Vorstandes 12 13 Wahrend seiner letzten Lebensjahre verschlechterte sich der Gesundheitszustand Hansens zusehends Er hatte sich in seiner Studentenzeit mit Syphilis infiziert und litt zunehmend an den Spatfolgen Bereits im Alter von 36 Jahren hatte er einen leichten Schlaganfall erlitten 10 In seinem letzten Lebensjahrzehnt fesselten ihn wiederholte Herzbeschwerden wochenlang ans Bett Auf einer Inspektionsreise in die Fischereigebiete nordlich von Bergen starb er 1912 in Floro Die Urne mit seiner Asche wurde in den Sockel seiner Buste im botanischen Garten am Bergen Museum eingelassen Hansen war zweimal verheiratet 1873 ehelichte er die Tochter seines Mentors Daniel Danielssen Stephanie Marie 1846 1873 die zehn Monate nach der Hochzeit an Tuberkulose verstarb 1875 heiratete er die vermogende Witwe Johanne Margrethe Tidemand 1852 1930 Ihr gemeinsamer Sohn Daniel Cornelius 1876 1950 wurde wie sein Vater Arzt und leitete ab 1929 das Tuberkulosehospital in Bergen Schriften Auswahl BearbeitenForelobige Bidrag til Lepraens Karakteristik In Nordisk medicinsk Arkiv Band 13 1869 S 1 12 Bidrag til Lymphekjertlernes normale og pathologiske Anatomi Jensen Christiania 1871 Undersogelser angaaende Spedalskhedens Aarsager In Norsk Magazin for Laegervidenskaben Band 4 Nr 9 1874 S 1 88 On the etiology of leprosy In British and Foreign Medico Chirurgical Review Band 55 1875 S 459 489 Bacillus Leprae In Virchow s Archiv Band 79 1880 S 32 42 Den Norske Nordhavs Expedition 1876 1878 Zoologi Grondahl Christiania Annelida 1882 Spongiadae 1885 mit Carl Looft Leprosy in its clinical amp pathological aspects John Wright amp Co Bristol 1895 mit H P Lie Die Geschichte der Lepra in Norwegen Mitteilungen und Verhandlungen der 2 Lepra Konferenz in Bergen 1909 Leipzig 1910 Literatur BearbeitenTh M Vogelsang Gerhard Henrik Armauer Hansen 1841 1912 Leprabasillens oppdager Hans liv og hans livs verk Gyldendal Oslo 1968 170 S Andrzej Grzybowski Jaroslaw Sak Jakub Pawlikowski Grazyna Iwanowicz Palus Gerhard Henrik Armauer Hansen 1841 1912 The 100th anniversary of the death of the discoverer of Mycobacterium leprae In Clinics in Dermatology Band 31 Nr 5 2013 S 653 655 William H Feldman Gerhard Henrik Armauer Hansen What did He See and When PDF 937 kB In International Journal of Leprosy Band 33 Nr 3 1965 S 412 416 Sangita Ghosh Soumik Chaudhuri Chronicles of Gerhard Henrik Armauer Hansen s Life and Work In Indian Journal of Dermatology Band 60 Nr 3 2015 Mai Juni S 219 221 doi 10 4103 0019 5154 156310 PMID 26120145 PMC 4458930 freier Volltext Gerhard Armauer Hansen The Memories and Reflections of Dr Gerhard Armauer Hansen Wurzburg 1976 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gerhard Armauer Hansen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ausfuhrliche Biografie englisch Ole Didrik Laerum Gerhard Armauer Hansen In Norsk biografisk leksikon norwegisch Einzelnachweise Bearbeiten Hansen stellte seinem Nachnamen den Madchennamen seiner Grossmutter Henrike Margarete Armauer 1780 voran wohl um leichter von anderen Tragern des haufigen Familiennamens Hansen unterscheidbar zu sein Siehe Max Hundeiker Gerhard Henrik Armauer Hansen Vorfahren des Entdeckers der Lepra Erreger PDF 1 24 MB In Die Klapper 22 2014 S 21 22 Michael Skjelderups gullmedalje auf der Website des Museums fur Universitats und Wissenschaftsgeschichte Oslo abgerufen am 23 April 2015 Reinaldo Guilherme Bechler Leprabekampfung und Zwangsisolierung im ausgehenden 19 und fruhen 20 Jahrhundert wissenschaftliche Diskussion und institutionelle Praxis PDF 1 9 MB Inaugural Dissertation Julius Maximilians Universitat Wurzburg 2009 S 99 ff Manfred Vasold Hansen Gerhard Armauer In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 533 Gerhard Armauer Hansen On the etiology of leprosy In British and Foreign Medico Chirurgical Review Band 55 1875 S 489 a b Lorentz M Irgens The fight against leprosy in Norway in the 19th century In Michael Band 7 Nr 3 2010 S 307 320 Knut Blom Armauer Hansen and Human Leprosy Transmission Medical Ethics and Legal Rights PDF 1 8 MB In International Journal of Leprosy Band 41 Nr 2 1973 S 199 207 A M Moulin Wissenschaft Mythos und Medizin vor 1947 In Ulrich Trohler Stella Reiter Theil Hrsg Ethik und Medizin 1947 1997 Was leistet die Kodifizierung von Ethik Wallstein Gottingen 1997 ISBN 3 89244 272 X S 41 60 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b Ole Didrik Laerum Gerhard Armauer Hansen In Norsk biografisk leksikon a b Kajsa Katharina Wennberg Hilger Das seuchenhafte Auftreten von Lepra in einigen Kustenregionen West Norwegens im 19 Jahrhundert mit einem erganzenden Bericht uber die entsprechende Situation in Schweden Dissertation Universitat Bonn 2011 urn nbn de hbz 5N 26597 S 79 Wolfgang U Eckart Gerhard Henrik Armauer Hansen In Wolfgang U Eckart und Christoph Gradmann Hrsg Arztelexikon Von der Antike bis zur Gegenwart 1 Aufl 1995 C H Beck sche Verlagsbuchhandlung Munchen 2 Aufl 2001 3 Aufl 2006 Springer Verlag Heidelberg Berlin New York Arztelexikon 2006 doi 10 1007 978 3 540 29585 3 Anna Caspari Agerholt Den norske kvinnebevegelses historie PDF 29 15 MB Gyldendal Norsk Forlag Oslo 1937 norwegisch Elisabeth Aasen Bergens sma og store dotre Bodoni forl Bergen 2020 ISBN 978 82 8403 072 2 norwegisch Normdaten Person GND 117495042 lobid OGND AKS LCCN n84805707 VIAF 51846603 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hansen Gerhard ArmauerALTERNATIVNAMEN Hansen Gerhard Henrik Armauer vollstandiger Name Hansen Gerhard Henrik Geburtsname KURZBESCHREIBUNG norwegischer ArztGEBURTSDATUM 29 Juli 1841GEBURTSORT BergenSTERBEDATUM 12 Februar 1912STERBEORT Floro Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gerhard Armauer Hansen amp oldid 237234541