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Das St Jorgens Hospital St Georgs Hospital war eine mittelalterliche Stiftung in der Stadt Bergen in Norwegen wurde bis in die Mitte des 20 Jahrhunderts als Leprosorium genutzt und beherbergt heute das Lepramuseum Diele des HauptgebaudesInhaltsverzeichnis 1 Geografische Lage 2 Geschichte 2 1 Mittelalter und fruhe Neuzeit 2 2 Neuzeit 3 Gebaude 3 1 Hospitalgebaude 3 2 Kirche 3 3 Nebengebaude 4 Lepramuseum 5 Wissenswert 6 Literatur 7 Weblinks 8 Anmerkungen 9 EinzelnachweiseGeografische Lage BearbeitenDas St Jorgens Hospital befindet sich heute im Zentrum von Bergen in der Kong Oscars gate nur etwa 100 m nordlich des Bahnhofs In der historischen Topografie der Stadt lag es bis zum Ende des 19 Jahrhunderts am Rand von Bergen umgeben von offenen Feldern die grosstenteils der Stiftung gehorten die das Hospital finanzierte Die Wiese im Nordwesten der Anlage ist heute eine parkahnliche offentliche Grunanlage auf der in den 1980er Jahren ein Kindergarten errichtet wurde Die Wiese im Suden ist heute ein Garten der zum Lepra Museum gehort Beide Wiesen sind teilweise durch alte Steinmauern begrenzt Das Hospital besteht aus insgesamt neun Holzgebauden die um einen gepflasterten Innenhof von etwa 25 m Seitenlange angeordnet sind Geschichte BearbeitenMittelalter und fruhe Neuzeit Bearbeiten nbsp SchlafraumDas St Jorgens Hospital ist eine der altesten Stiftungen in Norwegen und eines der altesten Hospitaler in Skandinavien 1411 nahm es seinen Betrieb auf Es handelte sich bei dem Hospital damals um die in europaischen Stadten ubliche Einrichtung die sowohl kranke als auch altersbedingt nicht mehr selbstandig lebende Menschen ohne Familie versorgte 1 Die alteste Erwahnung eines Arztes mit Universitatsausbildung stammt aus den 1590er Jahren seit 1588 gab es in Bergen eine Apotheke 1603 wurde Villads Adamsson zum stadtischen Physikus Amtsarzt ernannt Eine seiner Aufgaben bestand darin das Leprahospital zu leiten Zeitweise beherbergte das Hospital bis zu 150 Erkrankte Bevor Leprakranke in das Hospital eingewiesen wurden nahmen sie in einem Beerdigungsgottesdienst Abschied von ihren Familien Ehepartner galten danach als Witwer und Witwen Dass die Lepra sich vor allem in Westnorwegen so lange halten konnte wird auf die Lebensbedingungen armer Fischer und Bauern zuruckgefuhrt die vor allem aus den Regionen Hordaland und Sogn og Fjordane kamen Sie litten an Eiweissmangel Statt gefangene Fische selbst zu essen verkauften sie den gesamten Fang Frost Kalte und schlechte Ernahrung begunstigten die Infektion 2 Ende des 17 Jahrhunderts waren Norwegen und Island die einzigen Lander Westeuropas die in grossem Umfang von Lepra betroffen waren In Westeuropa war die Krankheit schon im 15 Jahrhundert verschwunden Neuzeit Bearbeiten Bis ins spate 19 Jahrhundert kannte allerdings niemand die Ursachen von Lepra Ab etwa 1830 erlebte Westnorwegen einen starken Anstieg der Zahl der Erkrankten und die norwegische Regierung begann mit dem Kampf dagegen Bergen wurde zur Lepra Hauptstadt Norwegens Das Lepra Hospital St Jorgen spielte dabei eine massgebliche Rolle 2 Bergen hatte damals die hochste Konzentration von Leprakranken in Europa 3 Daniel Cornelius Danielssen 1815 1894 war seit 1839 Arzt im St Jorgens Hospital veroffentlichte 1847 die erste wissenschaftliche Beschreibung der Lepra und entwickelte die Klassifizierung ihrer beiden Haupttypen Sein Schuler Gerhard Armauer Hansen 1841 1912 entdeckte 1869 das Mycobacterium leprae und wies nach dass Mikroorganismen Infektionskrankheiten hervorrufen 1849 wurden die zahlreichen Patienten auch im Lungegaardens Krankenhaus behandelt ab 1857 in der neu errichteten Pflegestiftung fur Leprakranke Nr 1 Pleiestiftelsen for spedalske nr 1 Insgesamt gab es damals drei Krankenhausern fur Leprakranke in Bergen 3 Zwischen 1856 und 1870 wurden jahrlich etwa 1000 Leprafalle registriert In manchen Regionen waren bis zu 3 der Bevolkerung infiziert Zwischen 1870 und 1900 ging die Zahl auf durchschnittlich 89 Erkrankungen pro Jahr zuruck 1946 verstarben die letzten zwei Lepra Patientinnen im St Jorgens Hospital zwei Frauen aus Fjell und Eivindvik die dort seit dem Ende des 19 Jahrhunderts gelebt hatten 2 Gebaude BearbeitenDie neun heute denkmalgeschutzten Gebaude entstanden im Wiederaufbau nach dem Stadtbrand von 1702 Sie sind eine der am besten erhaltenen historischen Hospitalanlagen Europas Denkmalpflegerisch problematisch ist dass sie auf instabilem Untergrund stehen und so dauernd Gebaudeschaden auftreten 4 Die Anlage ist ein Kulturdenkmal und als solches beim Riksantikvaren norwegische Denkmalschutzbehorde erfasst 5 Hospitalgebaude Bearbeiten nbsp Hauptgebaude links Das Wohngebaude des Hospitals stammt von 1754 Es ist ein zweistockiges langgestrecktes uberwiegend holzernes Gebaude In der Mitte des Erdgeschosses befindet sich eine zentrale Diele deren Luftraum uber beide Stockwerke reicht Entlang deren beiden Seiten reihen sich kleine Zimmer ebenso im Obergeschoss in dem diese uber eine Galerie zuganglich sind In jedem der nur knapp 4 m grossen Raume schliefen bis zu drei Personen Leprakranke wohnten am nordostlichen Ende des Hauptgebaudes die Nicht Leprakranke am Sudwest Ende 5 Kirche Bearbeiten nbsp Hospitalkirche St Joergens und Eingang zum MuseumZum Hospital gehort die St Jorgen Kirche die dem Heiligen Georg Jorg dem Schutzpatron der Leprakranken geweiht war und wohl zusammen mit dem Hospital gegrundet wurde 3 Im Westen befindet sich der Turm im Osten der nur wenig eingezogene Chor Im Suden erweitert sich das Kirchenschiff um einen Anbau der dem Gebaude insgesamt einen T formigen Grundriss gibt Die Kirche verfugte lange Zeit uber keinen eigenen Pfarrer Im Jahr 1567 war noch der Dompfarrer fur Bestattungen auf dem Spitalfriedhof zustandig 1572 erhielt ein alterer Pfarrer Gustaff Olsen die Zusage zur Aufnahme in das Hospital und er sagte im Gegenzug dafur die seelsorgerische Betreuung der Bewohner zu Das Kloster Halsnoy hatte Messkleidung und einen Altarkelch gespendet 6 Das erste Kirchengebaude und das Hospital brannten 1640 ab das nachfolgende Kirchengebaude wurde im grossen Stadtbrand von 1702 zerstort 1707 wurde die Nachfolgerin geweiht musste aber anschliessend mehrfach repariert werden Die Kirche ist uberwiegend ein Holzbauwerk Ihr heutiges Aussehen erhielt sie wahrend eines grossen Umbaus in den Jahren 1789 90 wobei einige Elemente des Baus von 1707 jedoch erhalten blieben 1707 bestanden die Aussenwande aus Teerholz 1749 wurden sie verbrettert und aussen rot gestrichen und noch vor 1810 wurde die Kirche weiss gestrichen 7 1814 trat in der Kirche eine Burgerversammlung zusammen die den Vertreter Bergens fur die verfassungsgebende Versammlung in Eidsvoll wahlte Es war eine der ersten modernen Wahlhandlungen in Norwegen 8 Von 1747 bis 1886 war die Hospitalkirche zugleich die Pfarrkirche der Gemeinde Arstad Als damals erkannt wurde dass Lepra ansteckend ist wurde das jedoch aufgegeben 1936 37 und 1991 wurde das Gebaude jeweils umfassend renoviert weil tragende Holzteile ausgetauscht werden mussten 7 Heute wird die Kirche nur noch fur Sonder und Fremdsprachengottesdienste genutzt 3 so von der englischsprachigen St Edmunds Gemeinde und von der schwedischsprachigen Margareta Gemeinde Das Kircheninnere ist im Wesentlichen noch so gestaltet wie es gegen Ende des 18 Jahrhunderts aussah Die glatt behauenen Holzwande sind ungestrichen nachdem 1937 die fruher gelbe Farbe entfernt wurde wahrend die Decken weiss sind Die geschlossenen Kirchenbanke stammen vermutlich noch von 1789 auch die Empore entstand in dieser Zeit Die Kirche erhielt erst 1832 eine Orgel die drei Jahre spater durch ein anderes Instrument ersetzt und 1868 erneut ersetzt wurde Letztere wurde 1937 umgebaut modernisiert und verfugt uber einen Spieltisch auf der Galerie wahrend das ubrige Instrument in den Turm eingebaut ist 7 Nebengebaude Bearbeiten Scheunen und Stalle und Schuppen umgeben den Innenhof Sudostlich des Hauptgebaudes befinden sich das Friskestuen aus dem Jahr 1745 ursprunglich fur Nicht Leprakranke und andere kleinere Nebengebaude Im Westen und Norden liegen die Zugange Lepramuseum BearbeitenDas Museum wurde 1970 eroffnet Es wurde Teil der 1972 gegrundeten Medical History Collections die von der Universitat Bergen verwaltet werden und ist Norwegens einziges medizinhistorisches Museum 1992 wurde das Museum vom norwegischen Kulturrat Norsk kulturrad als nationales Zentrum fur die Dokumentation die medizinhistorische Sammlung und als Forschungszentrum zur Lepra ausgewiesen Betrieben wird das Museum seit 2005 durch das Stadtmuseum Bergen Bymuseet i Bergen 3 Es prasentiert seine Ausstellung im historischen Hospital und ermoglicht es die historische Anlage zu besichtigen Anm 1 Das Museum zeigt die Geschichte der Lepra in Norwegen einschliesslich der sozialen Folgen fur die Erkrankten Neben der fruhneuzeitlichen Einrichtung des historischen St Jorgens Hospital stellt das Museum die wissenschaftliche Erforschung der Krankheit im 19 Jahrhundert dar insbesondere die Arbeit von Armauer Hansen der den Erreger 1873 entdeckte Das Archiv des St Jorgens Hospital das Dokumente aus der Zeit seit dem 17 Jahrhundert aufbewahrt 3 ist Teil des Lepra Archivs Bergen das zum UNESCO Memory of the World gehort 9 Wissenswert BearbeitenEine ahnliche museal erhaltene Anlage ist das Heiligen Geist Hospital in Lubeck Auch in Munster in Westfalen gibt es ein Lepramuseum Literatur BearbeitenKari Blom De fattige Christi lemmer Stiftelsen St Jorgens historie Stiftelsen St Jorgen Bergen 1991 ISBN 82 7355 022 2 Lorentz M Irgens Yngve Nedrebo Sigurd Sandmo und Arne Skivenes Lepra Lepraarkivene i Bergen Forde ISBN 82 91722 61 7 Sigurd Sandmo Lepramuseet St Jorgen hospital Bergen 2003 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Jorgens Hospital Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Roland Loffler Lepra grassierte in Norwegen vor 140 Jahren In Neue Zurcher Zeitung 3 Juni 2004 abgerufen am 27 Juli 2023 St Jorgens Hospital Humanitaer institusjon In kulturminnesok no Abgerufen am 28 Juli 2023 norwegisch The Leprosy Museum St Jorgen Hospital In bymuseet no Bryggens Museum abgerufen am 28 Juli 2023 englisch norwegisch Gunnar Hagen Hartvedt Norvall Skreien Lepramuseet In bergenbyarkiv no Bergen byleksikon 25 Januar 2001 abgerufen am 27 Juli 2023 norwegisch Gunnar Hagen Hartvedt Norvall Skreien Hospitalskirken In bergenbyarkiv no Bergen byleksikon 25 Januar 2001 abgerufen am 27 Juli 2023 norwegisch Lepramuseet St Jorgens Hospital In Den kulturelle skolesekken Archiviert vom Original am 26 April 2007 abgerufen am 27 Juli 2023 norwegisch Anmerkungen Bearbeiten Zugang Kong Oscars gate 59 Einzelnachweise Bearbeiten Lepramuseet St Jorgens Hospital In Den kulturelle skolesekken Archiviert vom Original am 26 April 2007 abgerufen am 27 Juli 2023 norwegisch a b c Roland Loffler Lepra grassierte in Norwegen vor 140 Jahren In Neue Zurcher Zeitung 3 Juni 2004 abgerufen am 27 Juli 2023 a b c d e f The Leprosy Museum St Jorgen Hospital In bymuseet no Bryggens Museum abgerufen am 28 Juli 2023 englisch norwegisch Marita Ramsvik Grunnen under lepramuseet synke In Bergens Tidende vom 30 September 2020 a b St Jorgens Hospital Humanitaer institusjon In kulturminnesok no Abgerufen am 28 Juli 2023 norwegisch Nr 87162 Kari Blom De fattige Christi lemmer Stiftelsen St Jorgens historie Stiftelsen St Jorgen Bergen 1991 ISBN 82 7355 022 2 a b c Gunnar Hagen Hartvedt Norvall Skreien Hospitalskirken In bergenbyarkiv no Bergen byleksikon 25 Januar 2001 abgerufen am 27 Juli 2023 norwegisch Infotafel am Gebaude The Leprosy Archives of Bergen In UNESCO 2001 abgerufen am 28 Juli 2023 englisch 60 39163889 5 332435 Koordinaten 60 23 29 9 N 5 19 56 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Jorgens Hospital amp oldid 236066799