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George Etherege um 1635 in Maidenhead Berkshire um 1691 in Paris war ein englischer Theaterautor der in der Restaurationszeit von 1660 1688 in England einer der bedeutendsten Autoren der damals in England sehr beliebten Restaurationskomodien war Fur die Jahre von 1685 bis 1689 wurde er als Sir George Etherege im Auftrag von Konig Jakob II der 1668 9 zum Katholizismus konvertiert war nach Regensburg zum Reichstag entsandt Anm 1 Als Helfer und Sekretar begleitete ihn Hugh Hughes Er ubernahm 1689 nach der verordneten Abordnung von Etherege nach Frankreich die zu einer Flucht in den Tod wurde die Position von Etherege als Gesandter am Reichstag Tatsachlich war Hughes ein verkappter Spion der von den protestantischen Gegnern des englischen Konigs in Holland bezahlt wurde und dessen Berichte fur die Hollander und fur die protestantische Partei in Deutschland sehr wichtig waren Die Berichte des Spions uber die Tatigkeiten von Etherege uber sein Aufsehen erregendes gesellschaftliches und offentliches Verhalten in Regensburg sowie uber seine Verbindungen zum Schottenkloster und zu dessen mit Etherege befreundeten Abt Placidus Fleming fuhrten letztlich dazu dass die Berichte uber den intensiven Einsatz von Etherege fur den von ihm verehrten katholischen englischen Konig Charles II in den Hintergrund gerieten und deshalb von der Geschichtsforschung lange Zeit nicht angemessen berucksichtigt wurden Stattdessen erfuhren die Berichte des bezahlten Spions Hughes uber die ungewohnlichen offentlichen Auftritte von Etherege wahrend und nach Wirtshausbesuchen und uber sein manchmal auch offentlich bemerkbares ungewohnlich anstossiges Privatleben grosse Aufmerksamkeit Das fuhrte in Hinsicht auf die Bewertung der Person Etherege zu einseitigen Schlussfolgerungen und auch zu unzureichenden Erkenntnissen hinsichtlich der Einstellungen von Etherege zum von ihm hoch verehrten Konig Charles II 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Die Komodien 3 Die Zeit nach den Erfolgen am Theater 4 Als Gesandter am Reichstag in Regensburg 4 1 Erste Monate in Regensburg 4 2 Letzte Monate in Regensburg 4 2 1 Feier zur Geburt des potentiellen englischen Thronfolgers 4 2 2 Die Abordnung nach Frankreich wird zur Flucht in den Tod 4 3 Hugh Hughes 5 Ausgaben 6 Literatur 7 Anmerkungen 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEtherege war der alteste Sohn von Captain George Etherege und Mary Powney die sieben Kinder hatten 2 Uber die fruhen Lebensjahre von George Etherege ist nur wenig bekannt Ort und Zeit von Geburt und Tod sind nicht ganz sicher datierbar Nach Aussage eines Neffen starb Etherege im Mai 1692 ein Datum das heute als sehr wahrscheinlich gilt In einem Necrologicum des Schottenklosters in Regensburg fand sich der Eintrag Er starb in Paris nachdem er zum katholischen Glauben ubergetreten war Die erwahnte Konversion passt so gut zum Charakterbild von Etherege dass der Eintrag wohl kaum von den Monchen erfunden wurde Dabei ist bemerkenswert dass seine Konversion zum Katholizismus zu einer Zeit erfolgte als das nach der Glorious Revolution fur einen englischen Politiker mit beruflichem Ehrgeiz ein politischer Selbstmord war 3 Einige Jahre am Beginn seines Lebens hat Etherege in Frankreich verbracht Spater besuchte er die Lord Williams s School in Thame Oxfordshire Es mag sein dass er eine schulische Ausbildung in Cambridge genossen hat 4 jedoch behauptete John Dennis zu wissen dass Etherege weder der griechischen noch der lateinischen Sprache machtig war und bezweifelte daher dass Etherege dort studiert hatte 5 Etherege war zunachst als Anwaltsgehilfe in Beaconsfield tatig und widmete sich spater den Rechtswissenschaften in Clement s Inn London einer der Inns of Chancery Vermutlich reiste er in jungen Jahren mit seinem Vater der Konigin Henrietta Maria wahrend des Burgerkriegs ins Exil gefolgt war nach Frankreich Es wird angenommen dass Etherege in Paris die fruhen Komodien von Moliere gesehen hat Einer Anspielung in einem seiner Stucke hat man entnommen dass er Roger de Rabutin den Comte de Bussy personlich kannte Die Komodien BearbeitenEthereges erstes Stuck The Comical Revenge or Love in a Tub 1664 war ein Buhnenerfolg und sicherte ihm einen Platz in der Theatergesellschaft Ungefahr um diese Zeit schloss er Bekanntschaft mit Charles Sackville Lord Buckhurst spater Earl of Dorset und gehorte zum Kreis der Court Wits Anm 2 bei denen John Wilmot Earl of Rochester Charles Sedley George Villiers Duke of Buckingham John Sheffield Earl of Mulgrave und weitere den Ton angaben Seine Zeitgenossen nannten George Etherege gentle George oder easy Etheredge 1668 kam seine Komodie She would if she could auf die Buhne eine klassische Restaurationskomodie voller Witz und Esprit Spatestens mit diesem Stuck machte sich Etherege einen Namen Zwischen 1668 und 1671 war Etherege Sekretar des Botschafters Sir Daniel Hervey in Konstantinopel ein Posten der mit dem Buhnenerfolg in Zusammenhang gebracht wurde Acht Jahre war es still um Etherege bis er mit seinem nachsten Stuck aufwartete The Man of Mode or Sir Fopling Flutter eine Komodie die zu den besten Schauspielen der Epoche zahlt und den Weg ebnete fur Autoren wie William Congreve Das Stuck war ein grosser Erfolg was vielleicht darauf zuruckzufuhren ist dass darin gewisse allseits bekannte Hoflinge satirisch aufs Korn genommen wurden Sir Fopling Flutter war ein Portrat von Beau Hewit Dorimant war eine Anspielung auf John Wilmot Medley stand entweder fur Etherege selbst oder fur Sir Charles Sedley Die Zeit nach den Erfolgen am Theater BearbeitenEtherege war nachweislich mit John Wilmot Earl of Rochester befreundet und gemeinsam mit Rochester in eine Auseinandersetzung verwickelt in deren Verlauf eine Person ernsthaft verletzt wurde 6 beide Manner hatten ein Kind mit der Schauspielerin Elizabeth Barry 7 Die drei gehoren zu den Charakteren in dem Film The Libertine 2005 Grundlage dafur war ein Stuck von Stephen Jeffreys Etherege kehrte der Literatur den Rucken und verlor ein Grossteil seines Vermogens beim Glucksspiel Er wurde 1680 in den Adelsstand erhoben 8 und heiratete die wohlhabende Witwe Mary Sheppard Arnold Als Gesandter am Reichstag in Regensburg BearbeitenIm Auftrag von Konig Jacob II der bereits im Verlauf seines franzosischen Exils zum Katholizismus konvertiert war wurde Etherege ab 1685 als Vertreter Englands zum Immerwahrenden Reichstag nach Regensburg entsandt Als Sekretar und Helfer wurde er unterstutzt von Hugh Hughes der spater fur kurze Zeit auch sein Nachfolger wurde Bis zum Ende seiner Dienstzeit erkannte Etherege nicht dass Hughes ein von hollandischen Kreisen beauftragter und bezahlter Spion war der nebenbei auch die Rolle eines sittenstrengen calvinistischen Eiferers spielen sollte und dementsprechende Berichte lieferte 9 Erste Monate in Regensburg Bearbeiten Offiziell hatte Etherege zunachst nur den Rang eines Resident standiger Vertreter und damit nur den untersten Rang in der damaligen englischen Hierarchie der Diplomaten Er war damit weder im Rang eines Gesandten Minister noch im Rang eines Plenipotentiarius Bevollmachtigter Schon bald beklagte er sich uber diesen Nachteil weil er offiziell nicht gleichberechtigt mit seinen Kollegen am Reichstag verhandeln konnte In Regensburg bewohnte Etherege das im 16 Jahrhundert erbaute damals dreigeschossige Haus mit Satteldach am Arnulfsplatz Nr 4 In diesem Haus sowie offentlich auf dem Arnulfsplatz vor dem Haus im Zentrum der Stadt veranstaltete er haufig Trinkgelage auch in Begleitung nur knapp bekleideter Tanzerinnen die er im von ihm gerne besuchten und noch heute so benannten Gasthaus Zum Walfisch angetroffen hatte Anfanglich erregte sein hausliches und offentliches Verhalten das Aufsehen vieler Burger wurde Stadtgesprach und verargerte deshalb auch den Rat der Stadt 10 Das anfangliche auffallige Verhalten von Etherege im Stadtgebiet von Regensburg seine haufigen Wirtshausbesuche sein Bierkonsum und seine Ausserungen in der Stadt kann man nur verstehen wenn man die damaligen Auffassungen vieler englischer Adeliger berucksichtigt und ihre Einstellungen zur Lebensfuhrung und zur Arbeit kennt In England ein adliger gentleman zu sein bedeutete damals nicht fur den eigenen Broterwerb arbeiten zu mussen und Herr seiner selbst zu sein Wer wie Etherege Theaterstucke schrieb tat das nicht zum Broterwerb sondern zum Zeitvertreib und zur Erholung In einigen erhaltenen Briefen betont Ethererege geradezu penetrant dass er die Arbeit verabscheue und auch in der bayerischen Provinz dem Lebensideal eines Dandys treu zu bleiben gedenke Ihm wurde aber schnell klar dass man nur unter Gleichgesinnten auf diese Weise leben konnte Damit zeigt sich im Laufe der Zeit dass Etherege sich anpassen konnte und nicht ungeeignet war fur die diplomatische Missionen mit denen er beauftragt wurde Er fand schnell Zugang zu Menschen aller Schichten und pflegte vertraulichen Umgang sowohl mit Adligen und Geistlichen als auch mit Schauspielern und Hausangestellten Seine Weltsicht war gekennzeichnet durch Toleranz und Gelassenheit durch Galanterie und Grazie wobei ihn das Wesen der Menschen weniger interessierte als die Art und Weise wie sich die Menschen darstellten wobei fur ihn besonders wichtig war dass sie unterhaltsam waren Etherege bestand immer auf Meinungsfreiheit wobei ihm Religionsfragen gleichgultig waren An dogmatischen theologischen Fragen sowie an Diskussionen uber unterschiedliche Arten der Gottesverehrung war er vollig uninteressiert Jedoch waren fur ihn Protestanten wie z B die schottischen Presbyterianer der Whig Richtung politischen Gegner Er verband sie mit einer von der Welt abgewandten Askese und mit Leibfeindlichkeit Korperfeindlichkeit und Niedergeschlagenheit Fur ihn waren diese Protestanten tatsachliche oder potentielle Feinde seines Konigs und damit waren sie auch seine Feinde 11 Viele bisher ausgewertete Briefe von Etherege aus seiner Zeit in Regensburg konnen den Eindruck erwecken er habe sich in Regensburg gelangweilt und einsam gefuhlt Dem widersprechen jedoch viele spatere Briefe Auch ein von ihm selbst verfasster Bericht uber die von ihm selbst in die Wege geleitete und organisierte grosse Festveranstaltung zur Geburt eines katholischen Thronfolgers in England stutzt diese Auffassung nicht 11 Die bisher ausgewerteten Briefe werden im Britischen Museum aufbewahrt und wurden 1927 von Sybil Rosenfeld 1928 spater von Frederick Bracher ediert Jedoch existieren in Regensburg zusatzlich zwei weitere umfangreiche Foliobande mit Briefen von Etherege an Middleton die bisher Stand 2000 noch nicht ausgewertet wurden 11 Von vielen Autoren des 20 Jahrhunderts wurde Etherege nicht sehr vorteilhaft beschrieben und als exzentrischer Stutzer dargestellt der fur Konig Jakob II nur aufgrund von dessen groben Fehleinschatzungen seiner Fahigkeiten und Neigungen als englischer Geschaftstrager am Reichstag in Regensburg tatig werden konnte In der damaligen National Biography findet sich zu seiner Entsendung und seinen Tatigkeiten in Regensburg die Aussage In Regensburg verbrachte er drei Jahre mit Gluckspielen berichtete nur den dortigen Stadtklatsch nach London und brachte sich in Regensburg in andauernde Schwierigkeiten indem er sich eine Schauspielerin und Musiker im Haus hielt und standig um Nachrichten aus dem Theater in London bettelte 11 Auch dieses verzerrte Bild von Etherege beruht hauptsachlich auf zwei Quellen Die eine Quelle war sein eigenes Verhalten Er hat sich selbst immer als Genussmensch verstanden und hat sich auch selbst immer gern so verhalten und dargestellt Zum anderen wurde er in den heimlichen Berichten seines ihm aufgezwungenen Sekretars Hugh Hughes der in Wirklichkeit ein hollandischer Spion war dessen eigenen Vorurteilen entsprechend immer abwertend als eine Person mit ausschweifendem Lebenswandel dargestellt Jedoch war Etherrege daneben auch ein pflichtbewusster Diplomat der seinem Konig mit geradezu religioser Frommigkeit treu ergeben war So schrieb er im Marz 1686 in einem Brief an den Freund Corbet dass er auf seinem Posten viel Arbeit zu erledigen hatte und sich der Erledigung diese Pflichten so gut wie moglich erledige Dabei musse er seinen Kopf so stark benutzen dass er seine Leidenschaft fur das Spiel habe aufgeben mussen In vielen weiteren Briefen erteilt er der deutschen Politik und dem Verhandlungsstil hohes Lob wobei er aber auch das ubermassige Trinken von Bier als deutsche Erbsunde bezeichnet Immer wieder beklagt Etherege auch dass bei der Einleitung nicht nur von politischen Verhandlungen Diskussionen uber die Einhaltung des Zeremoniells haufig das Hauptproblem sind mit dessen Losung viele Stunden verloren gehen konnen Ohne zeremonielle Probleme konnte Etherege nur mit dem franzosischen Gesandten verkehren den er fur seinen besten Freund in Regensburg hielt 11 Etherege als ein fruher Anhanger der Restaurationspolitik war ein uberzeugter Royalist und dem Konig Jakob II in allen Positionen treu ergeben Als seine Hauptaufgabe am Reichstag in Regensburg sah er die Bekampfung von Lugen und Verleumdungen die uber Konig Jakob II in Regensburg ausgestreut wurden Dabei waren seine beiden grossten Feinde Robert Ferguson als Teilnehmer am Argyllaufstand und Gilbert Burnet als Anhanger des Latitudinarismus Burnet hatte sich den Kalvinisten in Holland angeschlossen wo er sich auch naturalisieren liess nachdem ihn Konig Jakob II wegen Landesverrats aus England verbannt hatte In der Folge wurden die hollandischen Kalvinisten sehr aktiv bei der Verbreitung von Lugen uber Konig Jakob die aber von den Gesandten am Reichstag in Regensburg meist nicht als Lugen erkannt wurden Das liess Etherege immer starker verzweifeln zumal ihm von den Gesandten am Reichstag auch deutlich gemacht wurde dass die von ihm befurchtete Invasion der hollandischen Kalvinisten in England unwahrscheinlich sei Ausserdem sei die befurchtete Invasion fur das Reich nicht so bedeutsam wie eine eventuelle franzosischen Verletzungen der im Friede von Nimwegen vereinbarten Waffenruhe Letzte Monate in Regensburg Bearbeiten In neueren Forschungen wurden im Vergleich zu alteren Berichten sehr differenzierte Auffassungen zu Etherege als Person und zu seinem beruflichen Verhalten als Diplomat erarbeitet Neben vielen Briefen von Etherege gibt es auch einen von ihm selbst verfassten umfangreichen Bericht in dem er von einer Veranstaltung berichtet die er geplant und organisiert hatte An der Veranstaltung sollten alle Einwohner der Stadt teilnehmen konnen um sie mit dem von ihm hoch verehrten englischen Konig bekannt zu machen Trotz all seiner vorherigen stadtbekannten frivolen Aktivitaten und trotz seiner moralischen Indifferenz die von seinem Sekretar Hugh als Zeichen von ausschweifendem Libertinismus beschrieben wurde war Etherege seinem katholischen Konig Jakob II mit nahezu religioser Frommigkeit treu ergeben Das zeigte sich besonders am 25 Juli 1688 als die von Etherege sehnlichst erwartete Nachricht von der Geburt eines Thronfolgers von Konig Jakob II in Regensburg eintraf Der Thronfolger wurde als Kind aus der zweiten Ehe des Konigs geboren von seiner katholischen Ehefrau Katharina die seit Jahren kinderlos geblieben war nun aber endlich einen katholischen Nachfolger zur Welt gebracht hatte Die Geburt machte eine von Etherege befurchtete protestantische Thronfolge unwahrscheinlicher Der neu geborene Thronfolger erhielt den Namen James Francis Edward Stuart und bot dem 50 jahrigen Monarchen die Moglichkeit England zu rekatholisieren und den Fortbestand der Stuart Dynastie zu sichern Die Organisation einer Veranstaltung aus diesem nach seiner Sicht freudigen Anlass war fur Etherege nicht nur ein Bedurfnis sondern nach seiner Auffassung Teil seiner Berufspflicht 11 Feier zur Geburt des potentiellen englischen Thronfolgers Bearbeiten Die freudig begrusste Geburt des potentiellen Thronfolgers des sog Prince of Wales veranlasste Etherege unterstutzt vom Abt des Schottenklosters St Jakob Thomas Placidus Fleming der sich damals vorstellte spater einmal die Nachfolge von Etherege anzutreten auf dem Arnulfsplatz eine mehrtagige Festveranstaltung zu organisieren an der die gesamte Stadt beteiligt werden sollte Die Veranstaltung zu der nicht nur alle Wurdentrager des Reichstags geladen wurden sollte unter Beteiligung von einfachen Burgern so ablaufen wie es auch im Heiligen Romischen Reich anlasslich der Kronung von Kaisern in Regensburg ublich war Der Beginn der Veranstaltung war religios gepragt gefolgt von einem weltlichen Teil Etherege hatte folgenden Ablauf geplant Am ersten Tag um 4 Uhr morgens Eroffnung der Veranstaltung mit vier Bollerschussen Liturgische Feier in der Schottenkirche bis 12 Uhr mittags fur Teilnehmer aller Denomination begleitet von Trompeten und Zimbeln die vom Prinzipalkommissar als dem Stellvertreter des Kaisers zur Verfugung gestellt wurden Auf dem Arnulfsplatz vor dem von Etherege bewohnten Haus waren zwei Holzhauser errichtet worden In einem der Hauser wurde ein ganzer Ochse gebraten was bis dahin in Regensburg nur bei Kaiserkronungen ublich war Das zweite Holzhaus war als dreieckige Triumphpyramide gestaltet deren Spitze mit einer Kaiserkrone geziert war Auf einer Empore spielte ein Oboen Oorchester Errichtet wurde ein kunstlicher Felsen geschmuckt mit Bannern von England Schottland Frankreich und Irland begleitet von drei lebensgrossen aus Holz geschnitzten Tieren zwei Lowen und ein Einhorn als den Wappentieren von England und Schottland Aus den Maulern von Lowen und Einhorn floss Wein Gekront wurde das Ensemble vom Gott Bacchus Fur das Festessen hatte Etherege im Umfeld der Stadt von 30 englischen Meilen alles Geflugel und Wildbret aufgekauft Fur jeweils 45 geladene Gaste wurden dreimal 52 verschiedene Gerichte serviert Im Verlauf der Feier wurde fur die anwesende Bevolkerung das Holzhaus eingerissen so dass der gebratene Ochse fur alle verfugbar war Zusatzlich gab es 20 Dutzend Brote und reichlich Wein Insgesamt wurden fast 800 Liter Wein ausgeschenkt Fur den zweiten Tag der Veranstaltung hatte Etherege das einfache Volk aufgerufen sich erneut auf dem Arnulfsplatz zu versammeln Zuvor hatte er in die Raume des von ihm bewohnten Hauses einige vornehme Damen und Herren aus Stadt und Umgebung geladen die von dort aus Blick auf den Arnulfsplatz hatten Dann warf er aus einem Vorrat von 400 Silberstucken einige Handvoll aus dem Fenster unter das auf dem Platz stehende einfache Volk und forderte die ebenfalls mit Silberstucken versorgten Damen und Herren auf es ihm nachzutun Wie erwartet gab es auf dem Arnulfsplatz eine heftige Prugelei um die Silberstucke was Etherege zu einer weiteren Eskalierung nutzte Alle seine Diener warfen 400 gezundete Knallfrosche aus den Fenstern in die sich auf dem Platz raufende Menge Das hatte eine eindrucksvolle Wirkung die bei den Besuchern viel Gelachter ausloste Abends wurde das gesamte Haus von aussen mit vielen Fackeln und von innen mit einer Vielzahl von Lustern illuminiert Das anschliessende Bankett an dem auch so viel wie moglich Burgerfrauen und Zimmermadchen teilnehmen konnten dauerte mit 400 Personen bis zum fruhen Morgen Am dritten Tag waren der Magistrat und der Rat der Stadt geladen Nach Aussagen der Teilnehmer wurden sie so bewirtet und mit Wein versorgt wie sie es bisher noch nie erlebt hatten Der Rat bedankte sich durch Erlass der Kosten fur die Bollerschusse Das aber wurde von Etherege mit dem Argument abgelehnt dass ihm als Veranstalter besonders die Bollerschusse sehr wichtig waren als Salut und als Huldigung fur den neu geborenen Thronfolger zumal ihm das geplante Brilliantfeuerwerk vom Rat der Stadt nicht gestattet worden war weil das stadtische Pulvermagazin zu nah benachbart war Als Fazit ist bemerkenswert dass sich Etherege der so haufig die Etikette und die Formlichkeiten der Reichsstadt verachtet hatte bei dieser Geburtstagsfeier einem Zerimonell gefolgt war das bis in Einzelheiten in Regensburg ublich war bei Kronungen von Konigen Letztendlich hat Etherege sogar die Kosten der Veranstaltung teilweise selbst getragen weil er spater auf sein damals noch nicht ausgezahltes letztes Jahresgehalt verzichtete Die Abordnung nach Frankreich wird zur Flucht in den Tod Bearbeiten Im Januar 1689 wurde Etherege nach dreieinhalb Dienstjahren in Regensburg uberraschend nach Paris abgeordnet Er trat die Abreise sofort an als er erfuhr dass in England der von ihm verehrte Konig Charles II im Verlauf der Glorious Revolution abgesetzt worden war und ins Exil nach Frankreich gefluchtet war Die bis dahin in England geltenden diskriminierenden Regelungen fur Protestanten galten von nun an fur die Katholiken In Regensburg geriet die erst kurzlich veranstaltete Feier fur den im Juli 1688 geboren katholischen Thronfolger des Konigs James Francis Edward Stuart schnell in Vergessenheit Auch die Abordnung von Etherege nach Frankreich war eine unmittelbare Folge der erfolgreichen Glorious Revolution mit der die Politik der religiosen Toleranz die Konig Jakob II der selbst 1668 zum Katholizismus konvertiert war in England betrieben hatte Konig Jakob II wurde abgesetzt und ihm folgte nicht sein zur Thronfolge berechtigter jungst geborener Sohn James Francis Edward sondern seine protestantische Tochter Maria II aus seiner ersten Ehe gemeinsam mit ihrem Gemahl Wilhelm von Oranien Er war ein Neffe von Konig Jakob und wurde nach seiner Heirat auch sein Schwiegersohn Etherege wurde von der Entwicklung in England vollig uberrascht Er musste nachtraglich feststellen dass er in Regensburg den Kontakt mit England und mit den dort ablaufenden Entwicklungen vollig verloren hatte Die in England wirksamen geistigen Stromungen hatte er nicht wahrgenommen und er kannte auch die entscheidenden Faktoren der Meinungs und Gesinnungsbildung in der englischen Bevolkerung nicht Alle Ereignisse hatte er in Regensburg nur mit den Augen des von ihm geliebten Konigs Jakob gesehen und mit dessen Sicht hatte Etherege total falsch gelegen Selbst in Regensburg musste Etherege fassungslos feststellen dass die Mehrzahl der einflussreichen Geschaftstrager und auch viele Fursten den Veranderungen in England zustimmten und in das Lager des neuen Konigs Wilhelm III Oranien uberwechselten Als dann auch in England seine Landsleute den neuen Verhaltnissen zustimmten begann er sogar seine Landsleute zu hassen Mit vielen Briefen an das Schatzamt in England forderte Etherege sein noch ausstehendes Jahresgehalt ein verkaufte seine Pferde und verschenkte seine Jagdhunde Die noch ausstehenden Zahlungen fur die Festveranstaltung zur Geburt des Thronfolgers und sein noch ausstehendes Jahresgehalt trafen zwar noch im Januar in Regensburg ein wurden dort aber nach der bereits erfolgten Abreise von Etherege von seinem Nachfolger Hughes beschlagnahmt In Paris traf Etherege auf den nach seiner Flucht dort ebenfalls im Exil lebenden ehemaligen Konig Jakob II 11 Etherege starb in Paris vermutlich bereits 1691 denn Narcissus Luttrell merkt im Februar 1692 an dass Sir George Etherege ehemals Botschafter von Konig Jakob II in Wien in Paris verstorben sei Hugh Hughes Bearbeiten Der im Auftrag von Holland arbeitende Spion Hughes hatte am Ende gesiegt und verblieb zunachst als Sekretar in Regensburg Etherege war zwar bereits fruh aufmerksam geworden und hatte Verdacht geschopft als er erfahren musste dass seine an den Staatssekretar in London abgeschickten Briefe auch von Gesandten auf dem Reichstag in Regensburg zitiert wurden Zunachst hatte er aber nicht Hughes als Verrater in Verdacht sondern beschuldigte seine vorgesetzte Dienststelle in London die das aber brusk zuruckwies Heute ist gesichert dass Hughes alle Berichte von Etherege kopiert hat und bis 1688 an den hollandischen Gesandten Valkenier weitergab Valkenier war ein leidenschaftlicher Anhanger Wilhelms von Oranien und liess in Regensburg ein Manifest drucken in dem behauptet wurde dass der jungst geborene englische Kronprinz dessen Geburt von Etherege in Regensburg gross gefeiert worden war ein untergeschobenes Kind sei Etherege hatte alles versucht den Druck des Manifests zu verhindern und dafur auch die Zusage des Prinzipalkommissars und des Magistrats der Stadt erhalten Erst nach diesem Vertrauensbruch wurde Etherege klar dass er auf dem Reichstag in Regensburg von vornherein auf verlorenem Posten fur die Anerkennung von Jakob II als Konig von England kampfte Fur Kaiser und alle Fursten des Reichs war Frankreich der Hauptfeind Konig Jakob II von England und mit ihm Etherege waren auf Seiten von Frankreich Parteiganger des Feindes und wurden als solche ins Abseits gedrangt Als sich die Lage hinsichtlich der Nachfolge als Konig von England fur Wilhelm III Oranien beruhigt hatte wurden die Berichte des Spions Hughes aus Regensburg nicht mehr benotigt Hughes wurde fur seine Tatigkeit als Spion nicht extra belohnt und verblieb als Sekretar mit einem nur sehr geringen Gehalt in Regensburg Er blieb seiner Obsession als Kopfjager von Jesuiten treu und vermutete uberall geplante Anschlage von Katholiken und papistische Unterwanderungen Besondere Aufmerksamkeit widmete er dem Schottenkloster in Regensburg als einem gegen Holland gerichteten Spionagezentrum mit dem Abt Fleming als einem potentiellen Morder Wilhelms von Oranien Das Verhalten von Hughes wurde bald so absurd dass er 1692 nach England zuruckberufen wurde Dort betrieb er seine Rehabilitation war dann erneut fur zwei Jahre in Regensburg und betrieb dort erneut Jesuitenjagd Die letzte Nachricht von Hughes stammt aus Wien wo er noch 13 Jahre nach Ethereges Tod ein hohes diplomatisches Amt bekleidete 12 Ausgaben BearbeitenThe Man of Mode Ed John Barnard London und New York 1979 1993 The Plays of Sir George Etherege Ed Michael Cordner Cambridge London New York 1982 The Poems of Sir George Etherege Ed J Thorpe Princeton 1963 The Letters of Sir George Etherege Ed Frederick Bracher London 1974 Literatur BearbeitenEtheredge Sir George In Encyclopaedia Britannica 11 Auflage Band 9 Edwardes Evangelical Association London 1910 S 807 englisch Volltext Wikisource Die Schreibweisen des Namens sind in den Angaben unterschiedlich Der Grund dafur ist unklar Karl Heinz Goller Sir George Etherege und Hugh Hughes als englische Gesandte am Reichstag In Dieter Albrecht Hrsg Regensburg Stadt der Reichstage Vom Mittelalter zur Neuzeit Helmut Altner Hrsg Schriftenreihe der Universitat Regensburg Band 21 Universitatsverlag Regensburg 1994 ISBN 3 9803470 9 5 ISSN 0171 7529 Anmerkungen Bearbeiten Konig Jakob II 1633 1701 im Exil Frankreich war der jungere Bruder des anglikanischen Konigs Karl II 1630 1685 der erst kurz vor seinem Tod zum Katholizismus konvertierte Als Wit bezeichnete man einen Menschen mit Witz Verstand und lebhafter Phantasie der Ereignisse und Dinge geistreich und brilliant mit Witz und Verstand formulieren konnte Den Gegenpol eines solchen Menschen bezeichnete man als Fop eine oberflachliche Person die bei Kleidung Verhalten und Benehmen immer bestrebt war sich neuen gangigen Trends anzupassen ein Stutzer ein Geck Weblinks Bearbeiten nbsp Wikiquote George Etherege Zitate englisch Einzelnachweise Bearbeiten Karl Heinz Goller Sir George Etherege und Hugh Hughes als englische Gesandte am Reichstag In Dieter Albrecht Hrsg Regensburg Stadt der Reichstage Vom Mittelalter zur Neuzeit Schriftenreihe der Universitat Regensburg Band 21 Universitatsverlag Regensburg 1994 ISBN 3 9803470 9 5 ISSN 0171 7529 S 164 f H F B Brett Smith The Dramatic Works of Sir George Etherege Basil Blackwell Oxford 1927 S xi lxxxiiii Einleitung Karl Heinz Goller Sir George Etherege und Hugh Hughes als englische Gesandte am Reichstag In Dieter Albrecht Hrsg Regensburg Stadt der Reichstage Vom Mittelalter zur Neuzeit Schriftenreihe der Universitat Regensburg Band 21 Universitatsverlag Regensburg 1994 ISBN 3 9803470 9 5 ISSN 0171 7529 S 165 f William Oldys Biographia Britannica Vol III 1750 S 1841 John Dennis A Defence Of Sir Fopling Flutter A Comedy Pamphlet London 2 November 1722 E M Thompson Hrsg Correspondence of the Family of Hatton Band 1 Camden Society 1878 S 133 134 Cambridge Guide to Literature in English Sir George Etherege In Encyclopedia Britannica 14 Februar 2021 abgerufen am 29 Juli 2022 englisch Karl Bauer Regensburg Kunst Kultur und Alltagsgeschichte MZ Buchverlag in H Gietl Verlag amp Publikationsservice Regenstauf 2014 ISBN 978 3 86646 300 4 S 409 411 Karl Bauer Regensburg Kunst Kultur und Alltagsgeschichte MZ Buchverlag in H Gietl Verlag amp Publikationsservice GmbH Regenstauf 2014 ISBN 978 3 86646 300 4 S 98 410 a b c d e f g Karl Heinz Goller Sir George Etherege und Hugh Hughes als englische Gesandte am Reichstag In Dieter Albrecht Hrsg Regensburg Stadt der Reichstage Vom Mittelalter zur Neuzeit Schriftenreihe der Universitat Regensburg Band 21 Universitatsverlag Regensburg 1994 ISBN 3 9803470 9 5 ISSN 0171 7529 S 143 161 Karl Heinz Goller Sir George Etherege und Hugh Hughes als englische Gesandte am Reichstag In Dieter Albrecht Hrsg Regensburg Stadt der Reichstage Vom Mittelalter zur Neuzeit Schriftenreihe der Universitat Regensburg Band 21 Universitatsverlag Regensburg 1994 ISBN 3 9803470 9 5 ISSN 0171 7529 S 157 160 Normdaten Person GND 118531255 lobid OGND AKS LCCN n50009342 VIAF 29547767 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Etherege GeorgeKURZBESCHREIBUNG englischer Dramatiker der RestaurationszeitGEBURTSDATUM um 1635GEBURTSORT Maidenhead BerkshireSTERBEDATUM um 1691STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title George Etherege amp oldid 237221458