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Georg Richard Blumenthal geboren am 8 April 1888 in Biesenthal gestorben am 15 Marz 1964 in Berlin war ein deutscher Augenarzt Mikrobiologe Bakteriologe Serologe und Immunologe Er wurde aufgrund seiner judischen Herkunft verfolgt und musste deshalb im Marz 1933 das Robert Koch Institut RKI verlassen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben bis zur Machtubernahme durch die Nazis 2 Zeit des Nationalsozialismus 3 Nachkriegszeit 4 Ehrungen 5 Familie 6 Schriften 7 Literatur 8 EinzelnachweiseLeben bis zur Machtubernahme durch die Nazis BearbeitenGeorg Blumenthal wurde als Sohn des praktischen Arztes und Sanitatsrates Ludwig Blumenthal und seiner Ehefrau Rosa geborene Meyers geboren Er hatte zwei jungere Schwestern Berta und Kathe Die Familie war judischen Glaubens Nach dem Umzug der Familie nach Berlin machte Blumenthal 1905 sein Abitur an dem Friedrichs Gymnasium Berlin und studierte anschliessend bis 1910 Medizin an den Universitaten in Berlin Erlangen und Halle Sein Staatsexamen bestand er in Halle im Januar 1911 Es folgte das obligatorische praktische Jahr fur das er nach Berlin zuruckkehrte und zunachst am Krankenhaus Moabit tatig wurde Im Juni 1911 kam er als 23 jahriger Medizinalpraktikant an das Koniglich Preussische Institut fur Infektionskrankheiten das heutige Robert Koch Institut RKI und wurde in der Serologischen Abteilung bei dem Bakteriologen August von Wassermann eingesetzt Er blieb uber das praktische Jahr hinaus am RKI erhielt dort 1912 seine Approbation als Arzt und schrieb 1913 seine Dissertation uber Die Wertbestimmung des Genickstarreserums Als von Wassermann die Abteilung verliess arbeitete Blumenthal unter dessen Nachfolger Richard Otto in der serologischen Abteilung weiter Wahrend des Ersten Weltkriegs diente Blumenthal als Sanitatsoffizier u a im Seuchenlazarett in Sinceny dem Kriegslazarett der Abteilung Nr 2 des IV Armeekorps Nach Kriegsende kehrte Blumenthal zuruck zum RKI und arbeitete zunachst als Assistent spater als Oberassistent in der serologischen Abteilung Er erwarb im Jahr 1928 neben seiner Tatigkeit im RKI noch die Berechtigung als selbstandiger Augenarzt zu praktizieren Des Weiteren war er als Dozent fur Bakteriologie und Immunologie an der Berliner Universitat tatig 2 Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Marz 1933 musste Blumenthal aufgrund seiner judischen Herkunft das RKI verlassen Auch seine bereits 1932 bei der Medizinischen Fakultat der Universitat Berlin eingereichte Habilitationsschrift wurde abgewiesen obwohl die Fakultat sie bereits positiv beurteilt hatte Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenNach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde im Fruhjahr 1933 das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums erlassen Auf der Basis dieser gesetzlichen Vorlage wurde Georg Blumenthal im Marz 1933 wie alle judischen Mitarbeitenden am RKI wegen seiner judischen Herkunft entlassen Nach der Entlassung aus dem RKI wurde Blumenthal von den Nazis uberwacht Dennoch durfte er als niedergelassener Arzt eine Augenarztpraxis weiterfuhren Gegen den Entzug der Kassenzulassung hatte er Beschwerde eingelegt der wegen seiner Tatigkeit als Arzt im Seuchenlazarett Sinceny im Ersten Weltkrieg am 29 Juli 1933 mit Bescheid vom Reichsarbeitsministerium stattgegeben wurde Damit wurde Blumenthal das Frontkampferprivileg zuerkannt und er konnte zunachst weiter praktizieren Mit der Vierten Verordnung zum Reichsburgergesetz wurde ihm die Approbation zum 30 September 1938 entzogen Von diesem Zeitpunkt an durfte er sich nur noch Krankenbehandler nennen eine diskriminierende Begriffsbildung in der Zeit des Nationalsozialismus fur judische Arzte die ihren Beruf aber weiter zur Behandlung judischer Burger ausuben durften 2 Am 5 Oktober 1942 wurden Blumenthal und seine Frau Agnes von der Gestapo aus ihrer Wohnung vertrieben und auf die Strasse gesetzt Erst vier Wochen spater wurde dem Paar eine Judenwohnung zugewiesen Die Gestapo verfolgte ihn standig wollte ihn mehrmals abholen aber die rechtzeitigen Warnungen eines Polizeioberleutnants bewahrten ihn jeweils vor dem Zugriff 3 Im Januar 1944 sollte er erneut bei der Gestapo vorstellig werden Als am 30 Januar 1944 die Wohnung der Blumenthals bei einem Bombenangriff vollig zerstort wurde fluchteten die Eheleute aus Angst vor der Gestapo in den Untergrund Zunachst ubernachteten sie in Bunkern und gingen im Februar 1944 nach Kahme im Kreis Birnbaum Warthegau Dort kamen sie bei dem polnischen Bauern Viktor Kotki unter Georg Blumenthal war im Besitz eines Wehrpasses wurde polizeilich angemeldet erhielt Lebensmittelkarten und behandelte Polen Aus Angst vor Entdeckung ging er im Marz 1944 nach Berlin zuruck und fand Unterschlupf in der halbverfallenen Gartenlaube seiner Familie ohne Heizung auf der Insel Maienwerder im Tegeler See Zunachst versorgte ihn seine Ehefrau bis zum Herbst 1944 mit Lebensmitteln die sie durch ihre Arbeit bei Bauern erwarb Dann blieb Agnes Blumenthal ebenfalls auf der Insel ohne sich polizeilich anzumelden um ihren Mann nicht zu gefahrden bis das Paar am Ende des Zweiten Weltkriegs befreit wurde 2 Im Fruhjahr kamen noch entflohene Soldaten und Volkssturmmanner auf die Insel die von dem Ehepaar aufgenommen und bis zum Kriegsende betreut wurden Nachkriegszeit BearbeitenNach seiner Befreiung stellte sich Blumenthal dem Burgermeister von Tegel als Arzt zur Verfugung Im Sommer 1945 kehrte er ins RKI zuruck und half bei dessen Wiederaufbau mit Am 23 Januar 1946 wurde er vom Magistrat von Berlin Abteilung fur Sozialwesen Hauptausschuss Opfer des Faschismus Abteilung Opfer der Nurnberger Gesetzgebung als Opfer des Faschismus anerkannt Noch im gleichen Jahr wurde ihm seine Zulassung als Augenarzt wieder erteilt und er durfte die serologische Abteilung im RKI leiten Dort konnte er seine 1933 zwangsweise unterbrochene Arbeit an der Serodiagnostik fortsetzen Die Humboldt Universitat zu Berlin HU Berlin verlieh ihm 1947 den Professorentitel und ubertrug ihm einen Lehrauftrag 2 Uber die eigentliche Altersgrenze hinaus war er bis kurz vor seinem Tod mit 75 Jahren am RKI tatig Er gehorte zu den Mitbegrundern der medizinischen Fachzeitschrift Blut Zeitschrift fur die gesamte Blutforschung heute Annals of Hematology 50 Jahre nach dem Beginn seiner Tatigkeit am RKI im Jahr 1961 wurde das Goldene Jubilaum seiner Institutszugehorigkeit feierlich begangen 4 Dass Ehepaar Blumenthal hatte testamentarisch die Grundung der Georg und Agnes Blumenthal Stiftung 5 verfugt aus deren Mitteln bis heute die serologische Forschung am RKI gefordert wird Ehrungen Bearbeiten1956 Verleihung des Grossen Verdienstkreuz zum Bundesverdienstorden 6 1961 Erhalt der Robert Koch Plakette 6 Familie BearbeitenGeorg Blumenthal heiratete 1931 die Nichtjudin Agnes Heinrich 1897 1973 6 Die Ehe blieb kinderlos Sein Vater verstarb am 25 Januar 1933 in Berlin wenige Tage vor der Machtergreifung der Nazis Seine Mutter Rosa Blumenthal wurde im 82 Lebensjahr am 20 August 1942 vom Anhalter Bahnhof in das Ghetto Theresienstadt deportiert und starb dort am 12 September 1942 7 Seine Schwester Kathe Zieger geb Blumenthal war ausgebildete Kinderarztin Nach der Machtergreifung durch die Nazis wurde ihr ebenfalls die Kassenzulassung entzogen und das Arztschild ihrer Praxis mit einem Davidstern versehen Die Sturmabteilung SA stellte Wachposten vor ihrer Praxis auf um Patienten am Zugang zur Praxis zu hindern Zieger entzog sich fortan durch standige Wohnortwechsel der Verhaftung durch die Gestapo 8 Schriften BearbeitenDie Wertbestimmung des Genickstarreserums Dissertation 1913Literatur BearbeitenRudolf Vierhaus Deutsche Biographische Enzyklopadie Walther de Gruyter Berlin 2011 S 734 digitalisat Rebecca Schwoch Judische Arzte als Krankenbehandler in Berlin 1938 1945 Mabuse Verlag Frankfurt Main 2018 ISBN 978 3 86321 322 0 Georg Blumenthal in Erinnerungszeichen Im Gedenken an die zwolf judischen Mitarbeitenden die 1933 das Robert Koch Institut verlassen mussten Museum im Robert Koch Institut Hrsg Berlin 2022 Seite 38 43 ISBN 978 3 89606 313 7 W Maassen Georg Blumenthal in memoriam Nachruf in Blut Heft 10 3 1964 S 97 98 Annette Hinz Wessels Das Robert Koch Institut im Nationalsozialismus Kapitel Personalentlassungen nach der nationalsozialistischen Machtergreifung Seite 21 ff Kulturverlag Kadmos Berlin 2021 ISBN 978 3 86599 463 9Einzelnachweise Bearbeiten Museum im Robert Koch Institut Georg Richard Blumenthal Podcast Portrat engl 2021 abgerufen am 6 April 2022 a b c d Rebecca Schwoch Judische Arzte als Krankenbehandler in Berlin 1938 1945 Mabuse Verlag Frankfurt Main 2018 ISBN 978 3 86321 322 0 Meinhard Schroder Vom Verfolgten zum Helfer in Geschichtsforum Tegel vom 12 Oktober 2021 abgerufen am 6 April 2022 W Maassen Herrn Professor Dr med Georg Blumenthal zum Goldenen Jubilaum seiner Zugehorigkeit zum Robert Koch Institut In Blut Heft 7 4 1961 S 255 256 Mitteilung zur Grundung der Georg und Agnes Blumenthal Stiftung auf link springer com S 126 abgerufen am 8 April 2022 a b c Museum im Robert Koch Institut Hrsg Erinnerungszeichen Im Gedenken an die zwolf judischen Mitarbeitenden die 1933 das Robert Koch Institut verlassen mussten Robert Koch Institut Berlin 2022 Kurzbiografie Georg Blumenthal Seite 38 43 ISBN 978 3 89606 313 7 Stolperstein Rosa Blumenthal verlegt 2013 in der Sachsischen Str 72 in Wilmersdorf aufgerufen am 7 April 2022 Kathe Zieger Dr med Kinderarztin Archiveintrag auf den Seiten der Deutschen Gesellschaft fur Kinder und Jugendmedizin e V aufgerufen am 7 April 2022Normdaten Person GND 1081250550 lobid OGND AKS VIAF 282099967 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Blumenthal GeorgALTERNATIVNAMEN Blumenthal Georg Richard vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Mediziner Augenarzt Mikrobiologe Bakteriologe Serologe ImmunologeGEBURTSDATUM 8 April 1888GEBURTSORT BiesenthalSTERBEDATUM 15 Marz 1964STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg Blumenthal Mediziner amp oldid 238675981