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Georg Ernst Anschutz 15 November 1886 in Braunschweig 25 Dezember 1953 in Hamburg war ein deutscher Psychologe der insbesondere auf dem Gebiet der Musikpsychologie und Synasthesie arbeitete Aufgrund seiner exponierten Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus wurde er nach 1945 aus dem Hochschuldienst entlassen seine Schriften wurden dennoch bis in die 1970er Jahre neu aufgelegt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Tatigkeit in Hamburg 1 2 Zeit des Nationalsozialismus 1 3 Nachkriegszeit 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAnschutz wurde als Sohn des verstorbenen Taubstummenlehrers Chr Anschutz und seiner Frau Elwine beide preussischer Staatsangehorigkeit und evangelisch lutherischer Konfession in Braunschweig geboren Er besuchte dort dreieinhalb Jahre die Burgerschule und neun Jahre das Wilhelm Gymnasium Nach dem Abitur 1905 studierte er in Leipzig und Munchen Philosophie Psychologie und Padagogik Im Jahre 1908 wurde er in Munchen bei Theodor Lipps mit einer Arbeit Uber Gestaltqualitaten promoviert Darauf hielt er sich zu Studien in Wurzburg und Berlin auf und ging fur ein Jahr nach Paris wo er bei Alfred Binet im psychologisch padagogischen Laboratorium arbeitete Aus dieser Zeit stammt die deutsche Bearbeitung des Binet schen Werkes Les idees modernes sur les enfants unter dem deutschen Titel Die neuen Gedanken uber das Schulkind Im Jahre 1910 kehrte er dann nach Munchen zuruck wo er bis Ende 1911 blieb In dieser Zeit veroffentlichte er die erste grossere Arbeit Uber die Methoden der Psychologie der bald eine zweite Spekulative exakte und angewandte Psychologie folgte Zur Unterstutzung seiner wissenschaftlichen Arbeiten erhielt er von der philosophischen Fakultat der Munchener Universitat zweimal das Froschammersche Philosophiestipendium zugewiesen Nachdem weiteren Auslandsaufenthalten vor allem in Osterreich Italien und der Schweiz siedelte er Anfang 1912 nach Leipzig uber wo er bei Wilhelm Wundt und Eduard Spranger arbeitete Tatigkeit in Hamburg Bearbeiten In Hamburg war er 1913 bis 1915 Assistent des Experimentalpsychologen Ernst Meumann in dessen Psychologischem Laboratorium Von 1915 bis 1918 lehrte Anschutz als Gastprofessor in Konstantinopel 1920 wurde er an der neu gegrundeten Universitat Hamburg habilitiert und zum Privatdozenten ernannt konnte aber unter Meumanns Nachfolger William Stern zunachst keine dauerhafte Anstellung erlangen Neben Lehrauftragen und ausserwissenschaftlichen Tatigkeiten profilierte sich Anschutz in jener Zeit als Pionier der Synasthesie und veranstaltete ab 1927 mehrere Kongresse zu diesem Thema die sich sowohl an Wissenschaftler wie an interessierte Laien wandten 1931 wurde Anschutz zum unbesoldeten ausserplanmassigen Professor ernannt Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Vom Aufstieg der Nationalsozialisten profitierte Anschutz unmittelbar Nachdem sein judischer Institutsleiter Stern bereits im April 1933 nach dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums entlassen worden war erhielt Anschutz im November 1933 endlich die ersehnte Assistentenstelle Die Stelle hatte zuvor Martha Muchow innegehabt die von den Nazis in den Suizid getrieben worden war 1 Zum 1 Mai 1933 war Anschutz in die NSDAP eingetreten Mitgliedsnummer 2 750 198 2 er unterzeichnete am 11 November 1933 das Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitaten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat und war zudem Leiter der NS Kulturgemeinde in Reinbek 3 Von 1939 bis 1945 war Anschutz Fuhrer der Dozentenschaft der Hamburger Universitat sowie Gaudozentenbundfuhrer von Hamburg In dieser Eigenschaft war er fur die politische Uberprufung seiner Kollegen verantwortlich und nahm Einfluss auf die Besetzung von Lehrstuhlen 1942 erhielt er endlich ein Extraordinariat fur Psychologie und ubernahm zugleich die Leitung des Psychologischen Instituts das bis dahin kommissarisch von dem Nationalsozialisten Gustaf Deuchler geleitet worden war 1944 wurde Anschutz mit dem Kriegsverdienstkreuz I Klasse ausgezeichnet Nachkriegszeit Bearbeiten Aufgrund seiner exponierten Stellung als Gaudozentenfuhrer wurde Anschutz nach Kriegsende zeitweilig interniert und dauerhaft aus dem Hochschuldienst entlassen Ende der 1940er Jahre grundete er daraufhin eine Freie Forschungsstelle fur Psychologie und Grenzgebiete des Wissens in der er mit Laien sowie anderen entlassenen NS Wissenschaftlern zusammenarbeitete und die sich u a mit Phanomenen des Okkultismus befasste Daneben betreute Anschutz auch Promotionen in der Sowjetischen Besatzungszone 4 Kurz vor seinem Tod veroffentlichte er unter dem Titel Psychologie noch eine umfassende Gesamtdarstellung des Faches die von Kollegen als Lebenswerk gewurdigt wurde Insbesondere sein Abriss der Musikasthetik aus dem Jahr 1930 wurde noch bis in die 1970er Jahre rezipiert und wiederholt aufgelegt 5 Literatur BearbeitenAnton F Guhl Anschutz Georg In Franklin Kopitzsch Dirk Brietzke Hrsg Hamburgische Biografie Band 6 Wallstein Gottingen 2012 ISBN 978 3 8353 1025 4 S 16 18 Michael Gruttner Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik Heidelberg 2004 ISBN 3 935025 68 8 S 15 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich S Fischer Frankfurt Main 2003 ISBN 3 10 039309 0 Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft Das Handbuch der Personlichkeiten in Wort und Bild Deutscher Wirtschaftsverlag Berlin 1930 Band 1 S 29 ISBN 3 598 30664 4 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Georg Anschutz im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Guhl in Hamburgische Biografie S 17 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 571125 Bundesarchiv R 4901 13258 Hochschullehrerkartei Harry Waibel Diener vieler Herren Ehemalige NS Funktionare in der SBZ DDR Lang Frankfurt am Main 2011 ISBN 978 3 631 63542 1 S 22 DNB 770137741Normdaten Person GND 116014067 lobid OGND AKS LCCN no2003059246 VIAF 19772898 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Anschutz GeorgALTERNATIVNAMEN Anschutz Georg Ernst vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher PsychologeGEBURTSDATUM 15 November 1886GEBURTSORT BraunschweigSTERBEDATUM 25 Dezember 1953STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg Anschutz amp oldid 230176026