www.wikidata.de-de.nina.az
Die Gelnhauser Urkunde vom 13 April 1180 liess Kaiser Friedrich I auf dem Hoftag zu Gelnhausen ausfertigen Das kaiserliche Diplom richtete sich gegen Heinrich den Lowen und hatte die Aufteilung des Stammesherzogtums Sachsen zum Inhalt Teil der Abschrift der Urkunde im historischen Archiv der Stadt Koln Masse 29 42 cm Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Inhalt 3 Bedeutung 4 Uberlieferungsgeschichte 5 Einzelnachweise 6 Ausgaben 7 Literatur 8 WeblinksVorgeschichte BearbeitenVorausgegangen waren nach dem Zerwurfnis zwischen Kaiser Friedrich und Heinrich dem Lowen 1179 zwei Verfahren gegen Heinrich Das Furstengericht auf dem Reichstag in Wurzburg beschloss 1180 die Aberkennung der Reichslehen Auf dem Hoftag in Gelnhausen ging es um die Teilung des Stammesherzogtums Sachsen Spater fand in Altenburg eine vergleichbare Versammlung in Sache des Herzogtums Bayern statt Inhalt Bearbeiten nbsp Eine Kopie mit der kaiserlichen Bulle des verlorenen Originals von 1180 Masse 47 50 cm Der Beschluss wurde in der Gelnhauser Urkunde fur den Kolner Erzbischof Philipp von Heinsberg ausgefertigt Der Text beginnt in der Narratio mit der Zusammenfassung der Vorwurfe gegen Heinrich den Lowen Demgemass soll die Allgemeinheit der gegenwartigen wie der kunftigen Getreuen des Reiches erfahren wie Heinrich ehemals Herzog von Bayern und Westfalen dadurch dass er die Freiheit der Kirchen Gottes und der Edlen des Reiches hart unterdruckte indem er ihre Besitztumer an sich riss und die Rechte derselben einschrankte aufgrund immer wieder erhobener Klagen der Fursten und der meisten Edlen trotz Vorladung vor unserer Majestat zu erscheinen sich weigerte und infolge dieses seines Trotzes gegen die Fursten und seine schwabischen Standesgenossen den Spruch unserer Acht auf sich gezogen hat Weiterhin hat er nicht aufgehort die Rechte und die Freiheiten der Kirche den Fursten und Edlen des Reiches streitig zu machen sowohl durch das Unrecht jenen gegenuber als auch durch Missachtung die er uns gegenuber mehrfach zeigte wie besonders aufgrund offensichtlicher Auflehnung weswegen er nach Lehnrecht dreimal gesetzlich zu unserm Gericht aufgerufen wurde und weil er fernblieb und fur sich auch keinen Bevollmachtigten schickte wurde er als widersetzlich beurteilt und ihm demgemass das Herzogtum Bayern wie das von Westfalen und Engern wie auch samtliche Lehen die er vom Reiche hatte auf einstimmigen Beschluss der Fursten auf dem in Wurzburg feierlich abgehaltenem Reichstag aberkannt und unserer Gerichtsbarkeit und Macht uberantwortet 1 Uber die Beschlusse Dispositio heisst es in den Regesten zu den Urkunden Friedrich I zusammenfassend Friedrich beurkundet er habe das Herzogtum Westfalen Engern Sachsen das ihm infolge der Verurteilung des ehemaligen Herzogs Heinrich ebenso wie Bayern und die anderen Reichslehen des Lowen zugefallen war aufgrund eines Spruches der Fursten mit Zustimmung des Herzogs Bernhard geteilt den im Bereich der Bistumer Koln und Paderborn gelegenen Teil der Kolner Kirche geschenkt und ihm dem Erzbischof Philipp zu Lehen gegeben 1180 April 13 Gelnhausen 2 Bedeutung BearbeitenDie Urkunde ist eine zentrale Quelle fur den Prozess gegen Heinrich den Lowen Sie besiegelte das Ende des alten Stammesherzogtums Sachsen Der in den Diozesen Koln und Paderborn gelegene Teil des Herzogtums wurde dem Kolner Erzbischof unterstellt Dies bedeutete den Anfang des Herzogtums Westfalen Als Herzog im ubrigen Sachsen wurde Bernhard von Anhalt als dux Saxoniae eingesetzt Weil dieser Aspekt in der Gelnhauser Urkunde nur knapp erwahnt wird hat es daruber moglicherweise eine weitere Urkunde fur Bernhard gegeben Ungeregelt blieben die Verhaltnisse in weiteren grossen Teilen des alten Herzogtums Unberucksichtigt etwa blieben das Gebiet der Bistumer Munster und Hamburg Bremen Magdeburg sowie die von Heinrich dem Lowen neu gewonnenen Ostgebiete 1181 erhielt Heinrich der Lowe den welfischen Eigenbesitz zwischen Oberweser und Niederelbe zuruck Von Bedeutung uber den Fall selbst hinaus ist dass in der Urkunde erstmals die Reichsfursten als ein herausgehobener und von den ubrigen Dynasten abgegrenzter Stand genannt werden Uberlieferungsgeschichte BearbeitenDas Schreiben stammte aus der kaiserlichen Kanzlei beurkundet vom kaiserlichen Hofkanzler Gottfried als Vertreter von Christian I von Buch Erzbischof von Mainz als Erzkanzler fur Deutschland Das Original der Urkunde A lag zu Beginn des Zweiten Weltkrieges im Hauptstaatsarchiv in Dusseldorf Bereits im 14 Jahrhundert ist die Urkunde durch Feuchtigkeit stark beschadigt worden so dass sie insbesondere am Anfang unlesbar wurde In der Neuzeit hat jemand versucht die verblassten Stellen nachzuziehen hat dabei aber Fehler gemacht Auch mangelhafte Rekonstruktionsversuche haben die Urkunde weiter beschadigt Erfolgreich dagegen war 1912 die Behandlung mit Gallustinktur die grosse Teile des Textes wieder sichtbar machte Dieser Zustand ist als Fotografie erhalten Die Urkunde selbst ist 1945 verschollen Moglicherweise ist sie verbrannt Fritz Rossler vermutete dass die Urkunde wahrend des Krieges in das Staatsarchiv nach Magdeburg kam und von dort in das Bergwerk Hardmersleben gebracht wurde In jedem Fall geht man von einem Verlust des Originals aus Eine Abschrift aus dem Beginn des 14 Jahrhunderts B befindet oder befand sich im Historischen Archiv der Stadt Koln Eine weitere Abschrift stammt aus den 1370er Jahren Diese ist allerdings nicht vollstandig und orientierte sich an dem damals schon nicht mehr vollstandig lesbaren Original C Diese Fassung befindet sich heute im Hauptstaatsarchiv in Dusseldorf Die etwas unklare Uberlieferung durch die Beschadigungen an entscheidenden Stellen fuhrte zu wissenschaftlichen Kontroversen uber die Auslegung Einzelnachweise Bearbeiten Fritz Rossler Ubersetzungsversuch der Urkunde Memento des Originals vom 16 Januar 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www gelnhausen de Appelt Urkunden Friedrich I S 360 Ausgaben BearbeitenEditionen Monumenta Germaniae Historica Constitutiones et acta publica imperatorum et regum 1 Inde ab A DCCCCXI usque ad A MCXCVII hg von Ludwig Weiland MGH Const 1 Hannover 1893 Nr 279 S 384 386 Digitalisat der MGH const 1 index htm page III mode 1up Link Digitalisat bei archive org Link Die Urkunden Friedrich I Teil 3 Die Urkunden Friedrich I 1168 1180 hg von Heinrich Appelt Hahn Hannover 1985 ISBN 3 7752 5143 X Monumenta Germaniae Hstorica Diplomata 4 Die Urkunden der deutschen Konige und Kaiser 10 3 Nr 795 S 360 363 Digitalisat der MGH dd f i 3 index htm page 364 mode 1up Link Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek Link rkitische Edition Ubersetzung Quellen zur deutschen Verfassungs Wirtschafts und Sozialgeschichte bis 1250 ubers von Lorenz Weinrich Ausgewahlte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters Freiherr vom Stein Gedachtnisausgabe 32 Darmstadt 1977 Nr 74 S 298 303 Literatur BearbeitenHermann Bannasch Gelnhauser Urkunde In Gerhard Taddey Hrsg Lexikon der deutschen Geschichte Personen Ereignisse Institutionen Von der Zeitwende bis zum Ausgang des 2 Weltkrieges 2 uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 1982 ISBN 3 520 80002 0 S 432 Weblinks BearbeitenMaik Hager Heinrich einst Herzog von Baiern und Westfalen Die Gelnhauser Urkunde als Dokument fur die Macht und Entmachtung Heinrichs des Lowen geschichte erforschen de Regesta Imperii IV 2 3 n 2540 Eintrag auf Regesta Imperii Online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gelnhauser Urkunde von 1180 amp oldid 227723712