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Gabriele Schwarz Eckart 24 Mai 1937 in Marktoberdorf 16 Marz 1943 im KZ Auschwitz Birkenau auch Gabriele Schwarz und erzwungenermassen Gabriele Sara Schwarz war ein deutsches Madchen judischer Herkunft das im Alter von 5 Jahren im Vernichtungslager Auschwitz Birkenau Opfer des Holocaust wurde Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Bei Pflegeeltern in Stiefenhofen 3 Gewaltsamer Tod der Mutter 4 Die Verwaltung wird tatig 5 Weiterer Weg 6 Erinnerung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenDie Mutter Gabrieles hiess Charlotte Margarete 26 April 1904 in Augsburg 1 genannt Lotte und war eine von drei Tochtern des judischen Ehepaares Karl und Anna Schwarz die in Augsburg ein Geschaft fur Eisenwaren und Haushaltsartikel fuhrten Ihr Vater starb als Kriegsinvalide 1926 die Mutter 1939 Charlotte Schwarz wurde 1936 in Liechtenstein schwanger konnte jedoch dort nicht bleiben und kehrte 1937 nach Deutschland zuruck Weil Verbindungen von Juden und Ariern verboten waren verschwieg sie den Namen des Vaters ihrer Tochter 2 Auch sonst ist uber die Identitat des Vaters der schon vorher verstorben sein soll nichts dokumentiert Einige Quellen sprechen von einem deutschen Gestapo Mann andere von einem Schweizer oder Liechtensteiner Arier 3 Der mit ihr bekannte Kardinal Faulhaber aus Munchen sorgte personlich dafur dass Charlotte Schwarz getauft wurde und stellte ihr daruber hinaus eine Empfehlung nach Amerika aus 2 Tochterchen Gabriele wurde am 25 Mai 1937 einen Tag nach der Geburt in der Markt Oberdorfer Krankenhauskapelle ebenfalls katholisch getauft 4 5 6 nbsp Der Hof der Aicheles in Stiefenhofen MoosBei Pflegeeltern in Stiefenhofen BearbeitenGabriele kam uberraschenderweise nach etwa einem Monat als Pflegekind auf den Einodhof von Josef und Theresa Aichele in Stiefenhofen Moos Westallgau Uberbringerin war Rosalia die Schwester der Bauerin die bei der Familie Schwarz in Augsburg als Kochin gearbeitet hatte Bei der Frage warum Charlotte Eckart geb Schwarz ihr Kind in Pflege abgab ist man auf Vermutungen angewiesen Moglicherweise war es trotz christlicher Taufe die Sorge um einen sicheren Platz fur ein Kind judischer Abstammung Ein weiterer Grund konnte auch die berufliche Inanspruchnahme gewesen sein denn Charlotte Eckart hielt sich als Atemlehrerin fur Schauspieler viel im Ausland auf so in den USA und in Liechtenstein kehrte aber immer wieder nach Deutschland zuruck 4 Ihre Tochter erlebte auf dem Hof in Stiefenhofen Moos eine unbeschwerte Kindheit 3 Die Aicheles nahmen die kleine Gabriele die sie spater Papa und Mama nannte als funftes Kind auf Die Mutti genannte Charlotte Eckart kaufte den Pflegeeltern einen Fotoapparat und bat sie alle paar Wochen Bilder des Kindes zu schicken 4 Auch von Besuchen der Mutter Charlotte und der Grossmutter aus Augsburg sind Fotos erhalten 5 Der damalige Dorflehrer Johann Pletzer ein strafversetzter Sozialist kummerte sich ebenfalls um das Madchen und beschrieb es als ein selten schones liebenswertes und begabtes Kind 3 Die Nationalsozialisten verfugten im Anschluss an die 1935 erlassenen Nurnberger Gesetze dass alle Juden die andere Vornamen als die vom Reichsinnenministerium festgelegten fuhrten ab 1 Januar 1939 zusatzlich den Namen Israel bzw Sara hinzuzufugen hatten Frau Eckart befolgte dies am 22 Dezember durch einen Antrag beim Standesamt Marktoberdorf damals Markt Oberdorf um der angedrohten Strafe zu entgehen 4 Daraufhin gab es einen ersten Versuch Gabriele den Pflegeeltern wegzunehmen den die Aicheles glucklicherweise abwehren konnten Sie bemuhten sich nicht aufzufallen und losten 1 die mit einem J fur Jude gekennzeichneten Lebensmittelmarken fur Gabriele vorsichtshalber nicht ein 3 Gewaltsamer Tod der Mutter BearbeitenIn der immer bedrohlicher werdenden Lage versuchte Charlotte Eckart mehrfach jedoch vergeblich nach Amerika auszuwandern 5 Schliesslich kam sie im Rahmen der sogenannten Endlosung ins Frauen Konzentrationslager Ravensbruck und wurde dann am 8 Mai 1942 in der NS Totungsanstalt Bernburg an der Saale umgebracht 2 1 Einige Tage zuvor am 27 April war dort bereits ihre Schwester Johanna umgekommen Diese hatte zwar einen Christen geheiratet ihr Sohn kam aber dennoch in ein Konzentrationslager in Jugoslawien erblindete und kehrte erst nach dem Krieg nach Deutschland zuruck Lediglich Schwester Emmi war zuvor ausgewandert und entging so dem Holocaust 4 Die Verwaltung wird tatig BearbeitenNach der sogenannten Reichskristallnacht 1938 war die zweijahrige Gabi durch den Namenszusatz Sara von der Verwaltung als Volljudin registriert Nach der Ermordung der Mutter 1942 brachte ausgerechnet die Hausbank der judischen Familie Schwarz die Bayerische Hypotheken und Wechselbank Zweigstelle Augsburg einen verhangnisvollen Vorgang in Bewegung 2 Charlotte Eckart hatte dort ein Konto von dem sie regelmassig monatlich 30 Reichsmark an die Pflegeeltern ihres Kindes in Stiefenhofen uberweisen liess Als die Bank am 17 Juni 1942 Nachricht vom Ableben der Kontoinhaberin erhielt unterrichtete sie noch am selben Tag die Dienststelle fur Vermogensverwaltung beim Oberfinanzprasidium Munchen und fragte ob die Uberweisung weiterhin getatigt werden solle Diese leitete die Anfrage am 11 Januar 1943 an die Gestapo weiter Dort kummerte sich Johann Pfeuffer SS Hauptsturmfuhrer und Leiter des fur Judenfragen zustandigen Referats der Gestapo Leitstelle Munchen weiter um die Angelegenheit In einem Schreiben vom 10 Februar 1943 wies er den Landrat in Sonthofen darauf hin dass es nicht angangig sei dass ein Kind judischer Abstammung von deutschblutigen Eltern erzogen wird Schon drei Tage spater am 13 Februar wurde Gabriele abgeholt Wiederum kurz danach am 27 Februar 1943 schrieb der Oberfinanzprasident damals Christian Weisensee 7 an die Bank es mussten keine Unterhaltsbeitrage mehr bezahlt werden 4 nbsp Deportationsbestatigung der Gestapo Munchen fur Gabriele Sara SchwarzWeiterer Weg BearbeitenDie funfjahrige Gabriele Schwarz Eckart kam zuerst nach Immenstadt dann nach Munchen Kurz darauf erhielten die Aicheles den Koffer ihres Schutzlings einschliesslich aller mitgegebenen Gegenstande zuruck In Munchen war das Madchen kurze Zeit im Judischen Sammellager Berg am Laim 4 Pflegevater Josef Aichele wollte das Madchen nicht kampflos aufgeben Er fuhr zusammen mit dem Vormund Gabrieles dem Rechtsanwalt Ludwig Dreifuss ab Februar 1945 selbst Haftling im Ghetto Theresienstadt und nach dem Krieg Burgermeister von Augsburg nach Munchen und versuchte bei mehreren Verwaltungsstellen Gabriele freizubekommen 8 Er kam sogar bis in ihre Nahe und konnte sie durch das Schlusselloch mit anderen Kindern spielen sehen Doch der verzweifelte Rettungsversuch scheiterte Kurz danach ging ein Transport nach Auschwitz ab und die funfjahrige Gabriele wurde unmittelbar nach dem Eintreffen ermordet 3 In den offiziellen Dokumenten liest sich dieser Vorgang makabrerweise so Gabriele Sara Schwarz wanderte am 16 Marz 1943 nach Auschwitz aus Ihr Vermogen dreitausend von der Mutter ererbte Reichsmark in Wertpapieren wurde an die Reichshauptkasse uberwiesen 2 Der Veranstalter der Ausstellung Zug der Erinnerung fasste im April 2009 das kurze Leben der Gabriele Schwarz Eckart wie folgt zusammen Drei Wochen in Marktoberdorf Funfeinhalb Jahre in Stiefenhofen Vier Wochen im Judenlager Munchen Berg am Laim Vier Tage im Zug nach Auschwitz Eine Stunde in Auschwitz 3 nbsp Gedenktafel Gabriele Schwarz nbsp Pestkapelle Stiefenhofen GlasbildErinnerung BearbeitenIm Jahr 1994 sollte eine Gedenktafel uber das Schicksal von Gabriele Schwarz an der Pfarrkirche von Stiefenhofen angebracht werden Wegen Streitigkeiten im Ort uber die Beurteilung von handelnden Personlichkeiten wurde sie schlussendlich in der kleinen Spinnerkapelle des Nachbarortes Oberstaufen angebracht Seit dem Jahr 2020 hangt die Gedenktafel am ursprunglich geplanten Platz an der Pfarrkirche von Stiefenhofen 9 Die Pestkapelle bei Stiefenhofen erhielt anlasslich ihrer Renovierung in der Nordwand einen funfteiligen Glasbilderzyklus der Franziskanerin Sr Maria Ludgera Haberstroh aus dem Kloster Reute bei Bad Waldsee aus dem ein Werk der Gabriele Schwarz und dem ebenfalls in Auschwitz ermordeten Pater Maximilian Kolbe gewidmet ist Der Regisseur Leo Hiemer dessen Mutter die kleine Gabriele selbst gekannt hatte verfilmte 1983 nach akribischer Recherche den Stoff unter dem Titel Leni muss fort Der Film erhielt das Pradikat besonders wertvoll und viele in und auslandische Preise 3 Literatur BearbeitenGernot Romer Ein verfolgtes Kind Gabriele Die Spur eines Madchens In Gernot Romer Fur die Vergessenen KZ Aussenlager in Schwaben Schwaben in Konzentrationslagern Presse Druck und Verlags GmbH Augsburg 1984 ISBN 978 3 89639 047 9 S 222 225 Leo Hiemer Gabi 1937 1943 Geboren im Allgau ermordet in Auschwitz 2019 ISBN 978 3 863314 55 2 Karl Schweizer Gabriele darf nicht leben In Verfolgung Flucht und Widerstand im Landkreis Lindau 1933 1945 Herausgeber Landratsamt Lindau Bodensee Holzer Druck und Medien 2016 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gabriele Schwarz Eckart Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Theodor Frey Zug der Erinnerung Internetseite zur Ausstellung am 27 April 2009 im Hauptbahnhof Munchen Flugelbahnhof Nord Gleis 35 vhs Kaufbeuren Aus dem Paradies in die Holle Gabriele Schwarz 1937 Marktoberdorf 1943 Auschwitz uber einen Vortrag am 7 Marz 2012 von Leo Hiemer mit Fotos und Dokumenten uber das Schicksal der Gabriele Schwarz Vorbild fur die Leni in Leo Hiemers Film Leni muss fort Erich Neumann Weil nicht Alles rechtens ist was Recht ist Pressemitteilung vom 4 April 2012 Bundesarchiv Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 1945 Suche mit Schwarz Gabriele und Eckart Charlotte MargaretheEinzelnachweise Bearbeiten a b c Bundesarchiv Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 1945 a b c d e Erich Neumann Weil nicht Alles rechtens ist was Recht ist Memento des Originals vom 6 September 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot access neuemedien de a b c d e f g Theodor Frey Zug der Erinnerung a b c d e f g Gernot Romer Ein verfolgtes Kind Gabriele Die Spur eines Madchens aus Fur die Vergessenen a b c vhs Kaufbeuren Aus dem Paradies in die Holle Gabriele Schwarz 1937 Marktoberdorf 1943 Auschwitz Erst seit der Erhebung zur Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg heisst der Ort Marktoberdorf Das Oberdorfer Krankenhaus befand sich fruher da wo heute das Landratsamt steht Das Haus in dem Gabrieles Mutter damals gemeldet war steht noch verwaltungshandbuch bayerische landesbibliothek online de nach Gernot Romer war auch Oberlehrer Pletzer dabei Ingrid Grohe Ein Ort fur den Namen des ermordeten Kindes In Der Westallgauer vom 22 August 2020 S 30 Normdaten Person GND 1191110672 lobid OGND AKS VIAF 1089156434626112120007 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schwarz Eckart GabrieleALTERNATIVNAMEN Schwarz Gabriele Eckart Gabriele Schwarz Gabriele SaraKURZBESCHREIBUNG deutsches Madchen Opfer des HolocaustGEBURTSDATUM 24 Mai 1937GEBURTSORT MarktoberdorfSTERBEDATUM 16 Marz 1943STERBEORT KZ Auschwitz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gabriele Schwarz Eckart amp oldid 213981052