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Als Gottinger Revolution oder Gottinger Erhebung werden politische Unruhen in Gottingen vom 8 Januar bis 16 Januar 1831 bezeichnet die das Ziel hatten Konig Wilhelm IV eine demokratische und liberale Verfassung abzutrotzen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Ursachen 1 2 Verlauf 2 Denkmal 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUrsachen Bearbeiten Nach der franzosischen Julirevolution von 1830 gab es auch in Deutschland den Ruf nach Demokratisierung und liberalen Verfassungen Wahrend es im ubrigen Konigreiche Hannover weitgehend ruhig blieb kam es in Gottingen zu gewaltsamen Ausschreitungen Unmittelbarer Anlass war ein viel beachtetes und gehasstes Buch Deutschlands erlauchten Souverainen Bei dem Sturz der Dynastie Karls X Konig von Frankreich des Justizrats Friedrich Wilhelm Boldewin von dem Knesebeck 1789 1867 der den Adel als Bewahrer stabiler Verhaltnisse gepriesen und starkere Uberwachungsmassnahmen gegen demokratisch gesinnte Krafte gefordert hatte 1 Vor allem das Motto seiner Schrift ein angebliches Zitat von Napoleon Bonaparte brachte die Studenten in Rage Die Canaille heisst Volk sobald sie im Kampfe gesiegt hat 2 3 Knesebeck hatte in seiner reaktionaren Streitschrift gefordert unbemittelten Individuen der unteren Stande das Studium zu verbieten die Frechheit der Presse zu beschranken und verdachtige Philosophen mit staatlichen Drohungen einzuschuchtern In der Neujahrsnacht 1831 zogen Studenten daraufhin zu Knesebecks Wohnung und stimmten Schmah Gesange an Ahnliches passierte dem Gottinger Polizeichef Westphal Einem Getreidehandler der im Ruf stand ein Wucherer zu sein wurde das Geschaft demoliert Verlauf Bearbeiten Drei junge Privatdozenten die verdachtigt wurden aufruhrerische Ideen zu verbreiten hatte die Regierung unter Polizeiaufsicht gestellt und aufgefordert ihre Vorlesungsunterlagen abzuliefern Theodor Schuster Heinrich Ahrens und Johann Hermann von Rauschenplat Unter der Regie des Letzteren bildete sich Revolutionsrat Auf dem Marktplatz wurden von Studenten schwarz rot goldene Scharpen angelegt und revolutionare Hymnen angestimmt wie die Marseillaise und Das Volk steht auf der Sturm bricht los Die Aufstandischen besetzten am 8 Januar 1831 das Rathaus der Magistrat der Stadt blieb allerdings formal im Amt 4 Gegenuber dem Konig wurde eine freie Verfassung fur das Konigreich Hannover und die Absetzung der Regierung gefordert In der Proklamation hiess es nach der Erinnerung des Augenzeugen Heinrich Oppermann Um den durch die allgemeine Noth erzeugten Beschwerden abzuhelfen und die durch dieselben bereits entstandenen und noch drohenden Unruhen fur die offentliche Ordnung gefahrlos zu machen sei man zu einer Nationalgarde zusammengetreten um alle fur einen und einer fur alle die offentliche Ruhe aufrecht zu erhalten Zugleich wolle man an Se Majestat den Konig unmittelbar eine unterthanigste Vorstellung richten dass auch den Hannoveranern eine freie Verfassung mit einer durchaus frei und selbstgewahlten Standeversammlung gewahrt werde 3 Etwa dreissig Abordnungen von benachbarten Dorfern versicherten den Revolutionaren ihre Solidaritat Die zunachst vollig kopflose Regierung zeigte sich unnachgiebig und sandte unter dem Oberbefehl des Generalmajors Bussche Haddenhausen etwa 5000 Soldaten in die Stadt Am 16 Januar mussten die Aufruhrer kampflos kapitulieren Die Truppen zogen in die Stadt ein quartierten sich dort ein und plunderten zumal die Offiziere den Soldaten zur Belohnung gute Tage in Gottingen versprochen hatten 5 Samtliche Studenten hatten innerhalb von 24 Stunden die Stadt zu verlassen Die Anfuhrer des Aufstandes wurden soweit sie nicht ins Ausland geflohen waren zu drakonischen Strafen verurteilt Erst gegen Anfang Marz 1831 kehrte in Gottingen wieder Ruhe ein Die Universitat Gottingen die von der Regierung am 18 Januar geschlossen worden war konnte Mitte April wiedereroffnet werden Als Folge des Aufstandes nahm die hannoversche Regierung tiefgreifende Veranderungen an der Stadtverfassung vor und ersetzte die alte Stadtverfassung von 1690 durch eine neue Die jahrhundertealte politische Rolle der Gilden endete und an ihre Stelle traten Reprasentanten einer burgerlichen Honoratioren Schicht nbsp Denkmal Gottinger Erhebung rechter Teil des Skulpturenensembles Foto 2015 nbsp Denkmal Gottinger Erhebung linker Teil des Skulpturenensembles Foto 2015 Denkmal BearbeitenZur Erinnerung an die Ereignisse von 1831 schuf der Bildhauer Andreas Welzenbach 2011 seine 2012 enthullte Skulptur Gottinger Erhebung Ein vorangegangener Skulpturenwettbewerbs suchte nach Arbeiten die Bezug nehmen auf den stadtgeschichtlichen Kontext und die in Gottingen ausgepragte Tradition des selbstbewussten und kritischen Burgertums Das ausgefuhrte farbig lackierte Bronze Stahl Skulpturenensemble auf dem Marktplatz gegenuber der Treppe zum Alten Rathaus und vor der Kornmarktpassage ist zweiteilig Rechts steht Rauschenplat in witzig grotesker Form einer Playmobil Figur auf einem Hocker mit abgesenkter aber nur scheinbar ausfahrbarer Hubstange 6 links befindet sich der leere Hocker auf ausgefahrener Hubstange Die Skulpturengruppe soll damit den Vorgang des sich Erhebens und Erhobenwerdens der Heldenfiguren im Lauf der Geschichte symbolisieren 7 8 Daruber hinaus ist die Figur ist innen hohl so dass Betrachter sich von hinten hineinbeugen und ungesehen durch die grosse Mundoffnung ihre Meinung aussern konnen sie sollten ihren Unmut auf den Marktplatz brullen konnen was freilich kaum genutzt wird 6 Literatur BearbeitenJorg H Lampe Politische Entwicklungen in Gottingen vom Beginn des 19 Jahrhunderts bis zum Vormarz In Ernst Bohme Rudolf Vierhaus Hrsg Gottingen Geschichte einer Universitatsstadt Band 2 Vom Dreissigjahrigen Krieg bis zum Anschluss an Preussen Der Wiederaufstieg als Universitatsstadt 1648 1866 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2002 ISBN 3 525 36197 1 S 43 102 hier S 59 81 Jorg H Lampe Freyheit und Ordnung Die Januarereignisse von 1831 und der Durchbruch zum Verfassungsstaat im Konigreich Hannover Hahnsche Buchhandlung Hannover 2009 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Niedersachsen und Bremen Bd 250 ISBN 978 3 7752 6050 3 Heinrich Albert Oppermann Hundert Jahre 1770 1870 Zeit und Lebensbilder aus drei Generationen Leipzig 1870 insbesondere Bd 6 S 109 ff Einzelnachweise Bearbeiten Friedrich Wilhelm Boldwin Ferdinand Knesebeck Deutschlands erlauchten Souverainen 1830 Digitalisat auf books google de abgerufen am 25 Januar 2023 Heinrich Albert Oppermann Hundert Jahre 1770 1870 Zeit und Lebensbilder aus drei Generationen Leipzig 1870 Bd 6 S 110 a b Heinrich Albert Oppermann Der Redacteur des Katzenpotchen und Ganseblumchen und die gottinger Revolution In projekt gutenberg org Projekt Gutenberg DE abgerufen am 25 Januar 2023 http www stadtarchiv goettingen de texte stadtgeschichte stationen 1831 htm Heinrich Albert Oppermann Hundert Jahre 1770 1870 Zeit und Lebensbilder aus drei Generationen Leipzig 1870 Bd 6 S 162 a b Gottinger Erhebung In Wiki Gottingen Gottinger Tageblatt abgerufen am 25 Januar 2023 Mit Zusammenfassung zweier Zeitungsartikel aus dem Gottinger Tageblatt vom 22 Dezember 2011 und 20 Juli 2012 Marianne Steinke Skulptur Gottinger Erhebung an Kornmarktpassage aufgestellt In StadtRadio Gottingen 107 1 Verein fur Medienkultur Sudniedersachsen e V 19 Juli 2012 abgerufen am 25 Januar 2023 Gottinger Erhebung In denkmale goettingen de Stadt Gottingen Fachdienst Kultur abgerufen am 25 Januar 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gottinger Revolution amp oldid 230838071