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Als Fugenvegetation auch Pflasterritzenvegetation werden Pflanzen bezeichnet die in den Fugen von Pflasterbelagen wachsen 1 Diese Vegetation gehort zu den ruderalen Mikrohabitaten im Bereich menschlicher Siedlungen PflasterritzenvegetationKopfsteinpflaster auf dem Marktplatz von Ruhland mit Portulak und dem Blut Fingergras Digitaria sanguinalis in der linken Randzone Vielfach wird Fugenvegetation mit Herbiziden oder anderen Massnahmen z B Auskratzen bekampft Andererseits wird Pflasterung die bewusst Fugen zur Besiedelung durch Pflanzen offenhalt zunehmend eingesetzt um die Bodenversiegelung zu verringern In den Fugen herrschen besondere Wachstumsbedingungen an die sich nur bestimmte Pflanzen anpassen konnen Ein dichter Bewuchs in den Fugen des Kopfsteinpflasters erhoht dessen Festigkeit Zudem wird diese Art der Begrunung fur die Stadtokologie immer wichtiger nicht nur aus Grunden der Stadtgestaltung sondern auch zur Regenwasserbewirtschaftung Inhaltsverzeichnis 1 Gestaltung 2 Standortcharakteristika 3 Anpassungsvermogen 4 Artenzusammensetzung 5 Versuche 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGestaltung Bearbeiten nbsp Der Rasengitterstein zahlt zu den bekanntesten Vertretern sickerfahiger Pflasterarten In diesem Fall sickert das Oberflachenwasser durch die Zwischenraume im Stein in den Untergrund Neue Verlegearten des Pflasters bieten einen gestalterischen Spielraum und einen grosseren Raum fur die Vegetation Zu diesen Pflasterarten gehoren zum Beispiel Rasenfugenpflaster Rasengittersteine HolzpflasterStandortcharakteristika BearbeitenNur wenige Zentimeter in der Tiefe und noch geringere Breiten bieten den Pflanzen extrem wenig Platz zum Ausbilden der Blatter oder der Wurzeln Auch der Boden in den Fugen kann den Pflanzen nicht genugend Nahrstoffe bieten Nur durch Anwehung oder Einspulung konnen die Pflanzen Nahrstoffe aufnehmen Der Stickstoffeintrag kann durch Abgase Stickoxide und Ammoniak und Abfalle im Siedlungsgebiet sehr hoch sein Die Fugen sind versickerungsaktiv und nehmen bei Regen das gesamte Wasser der viel grosseren Oberflache des Pflasters auf Dadurch ist trotz der geringen Oberflache der Fugen und Ritzen meist fur ausreichende Feuchtigkeit gesorgt Anpassungsvermogen BearbeitenPflasterritzenvegetation zeichnet sich dadurch aus dass die Pflanzen in den Fugen sehr resistent gegen ungunstige Standortfaktoren sind Das erste Anpassungsmerkmal ist die Grosse der Fruchtblatter und der Wurzeln Da die Ritzen nur wenige Zentimeter breit und tief sind konnen Wurzeln nur minimal ausgewachsen sein Dies bedeutet dass die Wurzeln schon kurz unter der Oberflache aufhoren Insgesamt ist auch die Nahrstoffaufnahme nur begrenzt moglich da in den Pflastern extreme Schwankungen des Nahrstoffpegels stattfinden Dies ist der Grund fur eine geringe Grosse der Pflanzen In anderer Umgebung konnen die gleichen Pflanzen jedoch weitaus grossere Ausmasse erreichen das heisst die Merkmalsauspragungen sind phanotypisch Zu dem knappen Nahrstoffangebot kommt die mechanische Beanspruchung der Blatter durch den Vertritt der Benutzer dieser Wege Eine Bodenverdichtung ist oft die Folge davon Artenzusammensetzung BearbeitenNeben Flechten und Moosen wie dem Silbermoos Bryum argenteum kommen in Mitteleuropa je nach Standort Graser wie das Deutsche Weidelgras Lolium perenne und das Einjahrige Rispengras Poa annua der Breitwegerich Plantago major die Vogelmiere Stellaria media das Niederliegende Mastkraut Sagina procumbens der Weiss Klee Trifolium repens und Lowenzahn Arten in der Fugenvegetation vor Soweit ein Standort nicht durch besondere Umstande Umzaunung Hauswand usw trittgeschutzt ist wachsen in Pflasterfugen Trittpflanzengesellschaften Oft sind die Standorte durch Oberflachenversiegelung sandiges Fugensubstrat und Sommerhitze recht trocken An feuchteren Standorten schattige Stellen oder atlantisch subatlantisch beeinflusstes Klima ist die Mastkraut Silbermoos Gesellschaft zu finden Die einzelnen Standorte zeigen meist eine artenarme Vegetation doch ergibt sich auch kleinraumig eine gewisse Artenvielfalt durch unterschiedliche Arten in der eigentlichen Geh oder Fahrbahn in Pflasterfugen in der Nahe von Hauswanden und in solchen oberhalb des Bordsteins Versuche BearbeitenIn einigen Grossstadten wie Berlin Wien und Paris sowie am Wissenschaftszentrum Weihenstephan wurden Versuche mit der Pflasterritzenvegetation durchgefuhrt In Margareten einem der dichtest besiedelten Bezirke Wiens wurden seit dem Fruhjahr 2005 Samenmischungen erprobt Die Ritzen zwischen den Pflastersteinen eines grossen Parkplatzes wurden nicht dicht verschlossen sondern mit Sand aufgefullt dem die Samen beigefugt worden waren Dabei wurde in Zusammenarbeit mit der Universitat fur Bodenkultur darauf geachtet dass es sich um niedrig wachsende Pflanzen handelte Aus Grunden der Verkehrssicherheit sind auf Verkehrsflachen nur Hohen bis zu zwei Zentimetern zulassig Bei den Versuchen wurde festgestellt dass nur Parkflachen fur die Fugenvegetation geeignet sind die wenig befahren werden hochstens ein bis zweimal taglich Auch stellte sich heraus dass die Frostschaden durch das in die Fugen eindringende Wasser wesentlich hoher sind als bei dicht versiegelten Flachen Literatur BearbeitenHerbert Sukopp Rudiger Wittig Stadtokologie Ein Fachbuch fur Studium und Praxis Gustav Fischer Verlag Stuttgart 1998 ISBN 3 437 26000 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Fugenvegetation Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Jurgen Eppel Neue Forschungsergebnisse in der Regenwasserbewirtschaftung fbr Fachtagung Frankfurt am Main 2003 PDF 818 kB ORF Wien Bericht uber einen Versuch in Wien MargaretenEinzelnachweise Bearbeiten Nicht gemeint ist hier die Vegetation in Mauerfugen Die abweichenden Standortbedingungen fuhren dort zu einem deutlich anderen Bewuchs als in Pflasterfugen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fugenvegetation amp oldid 225957470