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Friedrich Fritz Levy geboren am 6 Mai 1901 in Jever gestorben am 25 Oktober 1982 ebenda war Viehhandler in seiner Heimatstadt Wegen der Judenverfolgung wahrend der Zeit des Nationalsozialismus emigrierte er nach Shanghai Seine Biografie wurde nach seinem Tod Gegenstand von Veroffentlichungen eines Romans und eines Films Inhaltsverzeichnis 1 Jugend 2 Verhaftung und KZ 3 Exil 4 Ruckkehr nach Jever 5 Mitglied des jeverschen Stadtrates 6 Wurdigungen 7 Kunstlerische Auseinandersetzung mit der Person Fritz Levy 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseJugend BearbeitenLevy wurde als Sohn einer judischen Viehhandlerfamilie geboren Er verliess das Mariengymnasium nach der Obersekunda 1 und absolvierte einige Semester an einer Veterinarfachschule in Berlin musste aber die Ausbildung abbrechen da sein Vater Julius Levy bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen war Levy ubernahm den vaterlichen Viehhandel und Schlachtereibetrieb der sich in Jever auf dem Eckgrundstuck Schlosserstrasse Bismarckstrasse befand Mit den Nazis war das zunachst halb so wild schreibt Levy in seinen Lebenserinnerungen Davon haben wir Juden erst 1933 etwas bemerkt Verhaftung und KZ Bearbeiten nbsp Denkmal der ermordeten Juden JeversLevy besuchte die Propagandaversammlungen der Jeverschen NSDAP Als er von Saalordnern auf das Schild Fur Juden verboten hingewiesen wurde antwortete er Da steht doch fur Juden ich bin aber doch nur ein einzelner Jude Es kam zu handgreiflichen Auseinandersetzungen in denen der blonde und blauaugige Jude von Jever sich mit seinen starken Fausten teilweise erfolgreich zur Wehr setzte Am 16 Juni 1938 morgens kurz vor sieben Uhr wurde Levy von zwei Polizisten verhaftet Sie brachten ihn nach Wilhelmshaven Von hier aus ging es mit einem Sammeltransport in das Konzentrationslager Sachsenhausen bei Oranienburg Uberraschenderweise wurde er jedoch nach einem halben Jahr wieder entlassen Der Amtsrichter Anton Cropp in Jever hatte sich fur ihn eingesetzt Am 16 Dezember 1938 traf er wieder in seiner Heimatstadt ein Die Stadt so Levy hatte sich innerhalb eines halben Jahres total verandert In der Reichspogromnacht vom 9 auf den 10 November war wie uberall in Deutschland auch die Synagoge der 149 Mitglieder zahlenden judischen Gemeinde durch Brandanschlag der Nazis zerstort worden Die Mehrzahl der judischen Mitburger war entweder verschleppt worden oder hatte ins Ausland fluchten konnen Die judischen Geschafte wurden geschlossen Exil BearbeitenLevy beschloss auszuwandern Er dachte zunachst an Argentinien Ein Einwanderungsantrag den er beim argentinischen Konsulat in Bremen stellte wurde abschlagig beschieden So buchte er fur 1200 Reichsmark einen Platz auf dem nachstbesten Schiff Es war der Frachtdampfer Oder der ihn nach Shanghai in China brachte Shanghai war damals eine autonome Stadt in der viele europaische Handelsgesellschaften ihre Niederlassung hatten Bereits seit dem 19 Jahrhundert existierte in Shanghai eine grosse judische Gemeinde Sepharden Anfang des 20 Jahrhunderts waren weitere Juden aus Russland zugezogen die eine zweite Gemeinde bildeten Viele Juden aus Deutschland haben hier wahrend der Zeit des Nationalsozialismus Zuflucht gefunden Levy fand im Europaerviertel Shanghais Wohnung und Arbeit als Quicktransporter Mit Fahrrad und Anhanger fuhr er Waren aus In den Zeitungen las er von den Massenvernichtungen in deutschen Konzentrationslagern Aber so etwas konnte man einfach nicht glauben wenn man so lange wie ich in Deutschland gelebt hat schreibt Levy in seinen Lebenserinnerungen Nach Kriegsende in Europa kamen die Amerikaner nach Shanghai Sie stellten Levy fur 50 Dollar im Monat als Kraftfahrer ein 1949 reiste er uber Canberra Australien nach San Francisco USA Noch in Canberra stellt er uber eine amerikanische Organisation den Antrag sein von den Nazis beschlagnahmtes Vermogen zuruckzuerhalten Er hatte anfangs vor in den USA zu bleiben Das Heimweh so Levy liess mich aber nicht zur Ruhe kommen Ruckkehr nach Jever Bearbeiten nbsp Fritz Levy Haus in Jever Bismarckstrasse 1a1951 kehrt er uber New York und Amsterdam nach Jever zuruck In den Handen hielt er nur einen Pappkoffer mit den wichtigsten Utensilien des taglichen Bedarfs Er erfuhr erst jetzt dass seine Mutter und seine Geschwister sowie samtliche Verwandte im KZ Auschwitz ermordet worden waren Nach Schwierigkeiten konnte er sein Eigentum zum Neuaufbau einer Existenz zuruckerhalten 2 Auch in der Folgezeit erfuhr er die Ablehnung seiner ehemals dunkelbraunen Heimatstadt Er entwickelte sich zum Sonderling Der Zustand seines Hauses entsprach in keiner Weise den burgerlichen Standards der friesischen Kleinstadt Die Tore seines Grundstucks wurden mit Hakenkreuzen beschmiert Manche ausserten Fritz Levy hat man vergessen zu vergasen Andere bezeichneten ihn als Schandfleck von Jever Levy reagierte mit Aggression und Depression Wochenlang verbarrikadierte er sich in seinem Haus an der Bismarckstrasse dann trat er wieder an die Offentlichkeit verfasste Flugblatter wurde im Rathaus vorstellig erhob Anklage und wurde angeklagt Ein erster Suizidversuch folgte Mitglied des jeverschen Stadtrates BearbeitenZur jeverschen Jugend entwickelte Levy ein intensives Verhaltnis Er uberliess ihr in der Zeit des Ringens um ein eigenes Jugendzentrum sein Wohnhaus und wurde als Anerkennung von den Jugendlichen in den Beirat der schliesslich Ende 1980 eroffneten Einrichtung gewahlt Ermutigt durch diesen Ruckhalt kandidierte er 1981 fur den jeverschen Stadtrat als Einzelbewerber und wurde vor allem von jugendlichen Wahlern gewahlt Nach seiner Wahl war er es der die konstituierende Sitzung des Stadtrates als Altersprasident zu eroffnen hatte 3 Die grosse Presse wurde auf ihn aufmerksam Der Spiegel 4 der Stern und sogar die New York Times berichteten uber den letzten Juden von Jever Nach den ersten spektakularen Auftritten im Stadtrat und in den Ausschusssitzungen wurde es allerdings wieder schnell ruhig um ihn Seine Freunde erinnern sich dass ihn der Trubel um seine Person mude gemacht hat Er kam mit dem Leben nicht mehr zurecht und starb 1982 durch Suizid Sein Grab befindet sich auf dem judischen Friedhof in Jever Wurdigungen BearbeitenElke Baur setzte 1994 mit ihrem Dokumentarfilm Fritz lebt Geheimtater und Viehlosoph dem letzten Juden von Jever ein Denkmal ebenso Peter Faecke mit seinem Roman Ankunft eines Schuchternen im Himmel Kunstlerische Auseinandersetzung mit der Person Fritz Levy BearbeitenDie Kunstlerin Ariane Litmeyer und der Gestalter Jan Charzinski haben 2022 mit dem kunstlerischen Online und Printprojekt Aber wo ist Fritz FritzZine Levy Magazin das Leben von Levy in der Stadt Jever zusammengestellt und beschrieben Es ist eine Auseinandersetzung mit Levy und der jeverischen Stadtgeschichte Ziel des Projektes ist Levy wieder ins Bewusstsein der Stadt zu rucken Literatur BearbeitenPeter Faecke Ankunft eines Schuchternen im Himmel Edition Koln Koln 2001 ISBN 3 8311 0926 5 Das Kowalski Projekt 3 recte 4 Manfred Gebhards Geschichten im Sternbild der Leier Hommage an die 60er und 70er Jahre Achilla Presse Oldenburg u a 1991 ISBN 3 928398 01 6 Kapitel Bei Fritz Levy S 66 78 Manfred Gebhards Reicher Sohn Verfolgter und Stabsdirektor In Jeversches Wochenblatt 9 Oktober 2019 S 12 Eckhard Harjes Das Haus in der Schlosserstrasse Eine Erzahlung uber Fritz Levy Fuego Verlag Bremen 2018 ISBN 978 3 86287 974 8 Jurgen Hinrichs Der letzte Jude von Jever In Jeversches Wochenblatt vom 19 Januar 2019 S 12 Anna Sophie Inden Das Phanomen Fritz Levy In Ostfriesland Magazin Ausgabe 11 2015 S 36 ff Hartmut Peters Hrsg Verbannte Burger die Juden aus Jever Dokumente und Darstellungen zur Geschichte der Juden Jevers 1698 1984 Jeverlandischer Altertums und Heimatverein Jever 1984 Jeverlandischer Altertums und Heimatverein Schriftenreihe 19 ZDB ID 1095895 2 Hartmut Peters Fritz Levy Jevers letzter Jude Biografische Skizze uber ein ausserordentlich schwieriges Leben In Friesische Heimat Beilage 495 des Jeverschen Wochenblattes vom 17 Dezember 2015 S 1 ff Online Veroffentlichung abgerufen am 14 Januar 2016 und Beilage 496 vom 14 Januar 2016 S 1 ff Online Veroffentlichung abgerufen am 14 Januar 2016 Tymon Bugla Die Gerechten von Jever Virtual Epoch Verlag Berlin 2022 ISBN 978 3 9824889 1 2 Weblinks BearbeitenDie Juden von Jever Wochenblatt Serie dokumentiert bei Friesenblog Naheres zu dem Film von Elke Baur Memento vom 27 September 2007 im Internet Archive auf nordmedia de Fritz lebt beim 11 internationalen Dokumentarfilmfestival in Munchen Melanie Hanz Das Phanomen Fritz Levy In NWZ online Fritz Levy letzter Jude von Jever Audiodatei bei wdr de 6 Mai 2016 Biographie bei groeschlerhaus de Bekannte Personen von Jever abgerufen am 9 Oktober 2017 Aber wo ist Fritz abgerufen am 20 Juni 2022 120 Jahre Fritz Levy Mit der Publikation Magazin Aber wo ist Fritz zum Downloaden Interview im DLF Kultur uber das Print und Onlineprojekt Aber wo ist Fritz mit Ariane Litmeyer und Jan Charzinski vom 15 Juni 2022 abgerufen am 22 Juni 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Mundliche Auskunft durch Herrn Hartmut Peters Mariengymnasium Jever Werner Meiners Hartmut Peters Jever Memento vom 20 Januar 2003 im Internet Archive In Historisches Handbuch der judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen Gottingen 2005 zeit online Vergangenheitsbewaltigung Kauz oder Mahner abgerufen am 20 September 2016 Personalien In Der Spiegel Nr 41 1981 S 288 online Normdaten Person GND 1173383239 lobid OGND AKS VIAF 816154501891839210006 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Levy FritzALTERNATIVNAMEN Levy FriedrichKURZBESCHREIBUNG deutscher ViehhandlerGEBURTSDATUM 6 Mai 1901GEBURTSORT JeverSTERBEDATUM 25 Oktober 1982STERBEORT Jever Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fritz Levy amp oldid 234639228