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Fristenkongruenz ist in der Betriebswirtschaftslehre die Ubereinstimmung der Fristen von Kapitalbindung und Kapitaluberlassung von Aktiva und Passiva in der Bilanz eines Unternehmens Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Ermittlung 3 Folgen 4 Siehe auch 5 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenAusgangspunkt war Otto Hubner der in seinem zweibandigen Werk Die Banken 1854 mit der Goldenen Bankregel in der Bankbetriebslehre noch vollstandige Fristenkongruenz verlangte Die Bank kann wenn sie auf drei Monate Gelder deponiert erhalt ohne Gefahr dieselben nicht auf sechs Monate ausborgen 1 Diese strenge Ubereinstimmung der Fristen und Laufzeiten von Vermogen und Schulden birgt keine Liquiditatsrisiken darin sah Hubner die Gefahr in sich Im Jahre 1948 forderten Stimmen nun auch in der Betriebswirtschaftslehre dass die Nutzungsdauer eines Vermogensbestandteils und die Laufzeit wahrend der das zur Deckung herangezogene Kapital Eigenkapital und oder Fremdkapital zur Verfugung steht ubereinstimmen mussen Der etwas komplizierte Lehrsatz lautete Zwischen der Dauer der Bindung des Vermogensmittels also der Dauer des einzelnen Kapitalbedurfnisses und der Dauer wahrend welcher das zur Deckung des Kapitalbedurfnisses herangezogene Kapital zur Verfugung steht muss Ubereinstimmung herrschen 2 Dahinter steht die Uberlegung dass etwa das in einer Maschine gebundene Fremdkapital erst zu einem Zeitpunkt fallig sein soll an dem die kumulierten Abschreibungsbetrage bei Ausscheiden der Maschine fur eine vollstandige Tilgung ausreichen Bei Investitionskrediten wird deshalb die Kreditlaufzeit parallel zur vorgesehenen Nutzungsdauer der Investition festgelegt Werden alle bilanziellen Vorgange kongruent gestaltet gibt es langfristig keine Liquiditatsprobleme das Unternehmen befindet sich nach Erich Gutenberg im finanziellen Gleichgewicht in der Form der goldenen Finanzregel 3 Er wies darauf hin dass das finanzielle Gleichgewicht den Bestand des Unternehmens gewahrleiste 4 Der Ruckzahlungstermin einer Verbindlichkeit liegt dann nicht vor der Freisetzung des mit ihr finanzierten Vermogenspostens Ermittlung BearbeitenBei der Untersuchung der langfristigen Bilanzpositionen wird zunachst im Deckungsgrad A auch Anlagendeckungsgrad I das Eigenkapital dem Anlagevermogen gegenubergestellt Diese goldene Bilanzregel lautet Eigenkapital Anlagevermogen 1 displaystyle frac text Eigenkapital text Anlagevermogen geq 1 nbsp Diese Kennzahl des Anlagendeckungsgrades I besagt dass die langfristig gebundenen Aktiva des Anlagevermogens vollstandig durch Eigenkapital finanziert werden sollten Beim produzierenden Gewerbe liegt die Zielquote des Deckungsgrads A zwischen 50 und 70 5 Der Deckungsgrad B auch Anlagendeckungsgrad II Vermogensdeckungsgrad zeigt das Verhaltnis von langfristig zur Verfugung stehendem Kapital zum Anlagevermogen Eigenkapital langfristiges Fremdkapital Anlagevermogen 1 displaystyle frac text Eigenkapital text langfristiges Fremdkapital text Anlagevermogen geq 1 nbsp Hierdurch wird ermittelt inwieweit das Prinzip der fristenkongruenten Investitionsfinanzierung eingehalten wurde 6 Die Einhaltung beider Deckungsgrade bedeutet logischerweise dass entsprechend auch das Umlaufvermogen durch kurzfristige Verbindlichkeiten gedeckt sein muss Es handelt sich damit um horizontale Finanzierungsregeln weil sie Aktivpositionen mit Passivpositionen der Bilanz in Bezug setzen Hier werden Bestandsgrossen miteinander verglichen die nur statische Aussagekraft besitzen Dynamische Stromgrossen fuhren zu folgender Gegenuberstellung 7 langfristige Kapitalbeschaffung langfristige Vermogensverwendung 1 displaystyle frac text langfristige Kapitalbeschaffung text langfristige Vermogensverwendung geq 1 nbsp Folgen BearbeitenDas Postulat der Fristenkongruenz muss bis zum einzelnen Geschaft konsequent durchgesetzt werden Ein Risikoausschluss durch Fristenkongruenz kann nach Auffassung des BFH nur sichergestellt werden wenn die Restlaufzeiten von Grundgeschaft und Sicherungsgeschaft etwa Derivaten identisch sind Ist eine Position mithin fruher fallig als die andere fehlt eine Ubereinstimmung mit der Folge von Kursrisiken 8 Liegt der Deckungsgrad B unter 100 so sind Teile des Anlagevermogens durch kurzfristiges Fremdkapital finanziert mit der Gefahr dass eine Anschlussrefinanzierung nicht gelingt oder andere alternative Kapitalfreisetzungen nicht moglich sind Die strikte Einhaltung dieser Regeln sichert hingegen formal die Unternehmensliquiditat Bei dynamischer Betrachtung weichen jedoch die tatsachlichen Kapitalbindungsfristen und Kapitaluberlassungsfristen wegen der Stichtagsbezogenheit von den bilanzierten ab Maschinen oder Forderungen konnen unerwartet ausfallen Vorrate langer lagern als erwartet geplante Anschlussrefinanzierungen oder Kreditprolongationen werden moglicherweise nicht realisiert Wird die Fristenkongruenz eingehalten besteht zumindest eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafur dass finanzielles Gleichgewicht auch fur die Zukunft gegeben ist Siehe auch BearbeitenFinanzierungsregeln Bodensatztheorie FristentransformationEinzelnachweise Bearbeiten Otto Hubner Die Banken 1854 S 28 Hans Tondury Emil Gsell Finanzierungen Das Kapital in der Betriebswirtschaft 1948 S 37 ff Erich Gutenberg Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre Band 3 Die Finanzen 1969 S 277 ff Erich Gutenberg Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre Band 3 Die Finanzen 1969 S 280 Bernd Heesen Wolfgang Gruber Bilanzanalyse und Kennzahlen 2011 S 156 Jorg Woltje Finanzkennzahlen und Unternehmensbewertung 2012 S 52 Martin Bosch Finanzwirtschaft 2011 S 417 Alfred Christiansen Einzelbewertung DStR 2003 S 266 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fristenkongruenz amp oldid 207724482