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Die Finanzierungsregeln auch Finanzregeln sind von der Betriebswirtschaftslehre aufgestellte normierte Regeln welche sich mit der Finanzierung Ausstattung mit Kapital von Unternehmen befassen Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Vertikale Finanzierungsregeln 2 1 Statischer Verschuldungsgrad 2 2 Dynamischer Verschuldungsgrad 3 Horizontale Finanzierungsregeln 3 1 Goldene Bankregel 3 2 Goldene Bilanzregel 3 3 Goldene Finanzregel 3 4 Maximalbelastungstheorie 4 Literatur 5 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenEs handelt sich um Mindestanforderungen an die aus einer Bilanz ersichtliche Kapitalstruktur 1 Im Hinblick auf eine optimale Kapitalstruktur was eine Kosten minimierende und damit auch Unternehmenswert maximierende Auslegung der Finanzierung bedeutet haben sich einige Finanzierungsregeln ausgepragt Diese zielen nicht nur auf einen optimalen Verschuldungsgrad sondern auch auf die Erhaltung der Zahlungsfahigkeit also eine optimale Liquiditat Bei der Bewertung der Liquiditat wird vom Grundsatz der Fristenkongruenz ausgegangen Die meisten der unten genannten Regeln erweisen sich in der Praxis oft als unerreichbar da sie je nach Branche kaum bis gar nicht umzusetzen sind Ausserdem vermindern sie haufig die Rentabilitat zu Gunsten der Liquiditat ermoglichen aber auch je besser die Regeln erfullt sind langere wirtschaftliche Unternehmenskrisen zu uberwinden Aus dieser Perspektive ist eine Anpassung der starren Regeln auf jedes einzelne Unternehmen Betriebsgrosse oder zumindest auf einen Wirtschaftszweig notig um den Praxisbezug herzustellen Eine besondere Rolle spielt der Leverage Effekt das heisst die Hebelwirkung des Fremdkapitals auf die Eigenkapitalrentabilitat Abhangig von der Bilanzposition der in den Bilanzen verwendeten Einflussgrossen werden die Finanzierungsregeln in horizontale und vertikale unterteilt Vertikale Finanzierungsregeln BearbeitenStatischer Verschuldungsgrad Bearbeiten Das Eigenkapital sollte nach dieser Regel mindestens so hoch sein wie das Fremdkapital Eins zu Eins Regel Fremdkapital Eigenkapital 1 displaystyle frac text Fremdkapital text Eigenkapital leq 1 nbsp erstrebenswert 1 lt Fremdkapital Eigenkapital 2 displaystyle 1 lt frac text Fremdkapital text Eigenkapital leq 2 nbsp gesund 2 lt Fremdkapital Eigenkapital 3 displaystyle 2 lt frac text Fremdkapital text Eigenkapital leq 3 nbsp noch zulassig Den Ursprung hat diese Regel in der Vermeidung von Uberschuldungen In der Praxis ist in Deutschland diese Regel fast bedeutungslos da deutsche Unternehmen einen durchschnittlichen Eigenkapitalanteil von weniger als 20 Prozent haben wahrend amerikanische Unternehmen eine wesentlich hohere durchschnittliche Eigenkapitalquote haben in etwa 50 Ebenfalls unberucksichtigt bleiben Unterschiede in der Kapitalintensitat verschiedener Branchen Dynamischer Verschuldungsgrad Bearbeiten Fremdkapital Geldwerte Cashflow displaystyle frac text Fremdkapital text Geldwerte text Cashflow nbsp Der dynamische Verschuldungsgrad ist eine Masszahl fur die Schuldentilgung aus eigener Kraft Er ist ein theoretischer Wert und setzt gleichbleibende Grossen innerhalb der Unternehmung voraus Horizontale Finanzierungsregeln BearbeitenGenau wie die vertikalen Finanzierungsregeln stehen auch die nachfolgenden horizontalen in der Kritik Liquiditatsaussagen sind kaum moglich da Abflusse wie zum Beispiel Zinsen nicht erfasst werden Auch droht bei unzureichender Fristenkongruenz keineswegs die sofortige Insolvenz da lediglich eine Ersatzfinanzierung gesichert werden muss Die Fristigkeit des Kapitals soll der Umschlagsdauer des damit finanzierten Vermogens entsprechen Goldene Bankregel Bearbeiten Sie gilt hauptsachlich fur den Bankenbereich Ruckzahlungsdatum Verfugungsdauer des Kapitals sollte sich mit dem Ruckflusszeitpunkt decken Fristenkongruenz kurzfristiges Verm o g e n kurzfristiges Fremdkapital 1 displaystyle frac text kurzfristiges Verm mathrm ddot o gen text kurzfristiges Fremdkapital geq 1 nbsp EK langfristiges Fremdkapital langfristiges Verm o g e n 1 displaystyle frac text EK langfristiges Fremdkapital text langfristiges Verm mathrm ddot o gen geq 1 nbsp Die goldene Bankregel besagt dass die Hohe und Falligkeit der von einem Kreditinstitut gewahrten Kredite den dem Kreditinstitut zur Verfugung gestellten Sicht Termin und Spareinlagen entsprechen mussen Dies bedeutet dass kurzfristige Einlagen nur kurzfristig ausgeliehen werden durfen wahrend langfristige Einlagen kurz mittel und langfristig ausgeliehen werden konnen In der Realitat wird die Goldene Bankregel von den Kreditinstituten im Normalfall nicht eingehalten Es wird stattdessen nur fur eine ausreichende Zahlungsbereitschaft Vorsorge getroffen Tatsachlich erzielen Banken heute sogar Ertrage indem sie bewusst gegen die goldene Bankregel verstossen Sie betreiben dann Fristentransformation indem sie einen Teil der niedrigverzinslichen kurzfristigen Einlagen langfristig und damit zu hoheren Zinsen ausleihen Auch ist die Goldene Bankregel in der Volkswirtschaftslehre umstritten da sie nicht die Gesamtheit der Zahlungen eines Kreditinstituts berucksichtigt Liquiditat sei nur dann gegeben wenn in einem Zeitraum die Summe der vom Kreditinstitut nicht beeinflussbaren Auszahlungen die Summe der entsprechenden Einzahlungen nicht uberschreitet In der Liquiditatsverordnung sind die Anforderungen an eine solche Betrachtungsweise zusammengefasst Goldene Bilanzregel Bearbeiten Die goldene Bilanzregel Deckungsgrad I verlangt in ihrer strengen Form dass das Anlagevermogen mit Eigenkapital gedeckt sein musse und dass fur das Umlaufvermogen Fremdkapital eingesetzt werden darf 2 Sie lautet Eigenkapital Anlagevermogen 1 displaystyle frac text Eigenkapital text Anlagevermogen geq 1 nbsp Die silberne Finanzierungsregel Deckungsgrad II fordert eine Fristenubereinstimmung zwischen Kapital Passiva und Vermogen Aktiva Geltend fur die ubrigen Branchen Finanzierung von Anlagevermogen AV durch Eigenkapital EK im engeren Sinne oder durch EK und langfristiges Fremdkapital im weiteren Sinne Eigenkapital langfristiges Fremdkapital Anlagevermogen 1 displaystyle frac text Eigenkapital text langfristiges Fremdkapital text Anlagevermogen geq 1 nbsp Die Einhaltung dieser Regeln garantiert deshalb aber noch nicht die Unternehmensliquiditat denn Kapitalbindungsfristen und Kapitaluberlassungsfristen sind bei der Stichtagsbezogenheit einer Bilanz Bilanzstichtag schwer definierbar Sind diese Regeln eingehalten besteht zumindest eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafur dass finanzielles Gleichgewicht auch fur die Zukunft gegeben ist Goldene Finanzregel Bearbeiten Die goldene Finanzregel Deckungsgrad III besagt dass langfristig gebundenes Vermogen Grundstucke Anlagen Lizenzen durch langfristiges Kapital Eigenkapital Darlehen gedeckt werden soll da ansonsten ein Liquiditatsengpass droht Maximalbelastungstheorie Bearbeiten Die von Wolfgang Stutzel 1959 speziell fur Kreditinstitute entwickelte Maximalbelastungstheorie verlangt dass im Falle eines Bank Run die Eigenmittel einer Bank ausreichen mussen um die aus dem Notverkauf von Aktiva entstehenden Verluste aufzufangen Der Notverkauf ganzer Kreditportfolien wird notwendig um mit den Verkaufserlosen die Auszahlungsanspruche der Passiva Glaubiger der Bankguthaben befriedigen zu konnen Sie kann analog auch auf Unternehmenskrisen bei Nichtbanken angewandt werden Literatur BearbeitenHeribert Bodenhoff Einfuhrung in die Finanzierungs und Investitionsrechnung Vahlen 2002 Uni Hagen Losungshinweise zur Klausur Banken und Borsen 2010 PDF 125 kB S 12 15 Einzelnachweise Bearbeiten Horst Tilo Beyer Hrsg Finanzlexikon 1972 S 128 Wolfgang Luck Hrsg Lexikon der Betriebswirtschaft 1983 S 614Normdaten Sachbegriff GND 4247918 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Finanzierungsregeln amp oldid 226345457