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Die ehemalige evangelische Friedenskirche Rheydt im Monchengladbacher Stadtteil Rheydt gehort zu den ersten umgenutzten Kirchen in Deutschland Die Kirche wurde entwidmet und zu Wohnraum mit 18 Wohneinheiten umgebaut Ehemalige evangelische Friedenskirche RheydtEhemalige evangelische Friedenskirche RheydtDatenOrt Hauptstr 261 MonchengladbachArchitekt Maximilian Nohl Umnutzung Wolfgang WefersBauherr ab Umnutzung Gemeinnutzige Kreisbau AGBaustil neugotisch und Neurenaissance 1 Baujahr 1864 1866Koordinaten 51 10 13 3 N 6 27 20 2 O 51 170354 6 455607 Koordinaten 51 10 13 3 N 6 27 20 2 OBesonderheitenUmnutzung 1999 2001 in 18 Wohnungen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Entstehung 1 2 Zerstorung und Wiederaufbau 1 3 Umnutzungsplanungen 2 Architektur der Umnutzung als Wohngebaude 3 Denkmalbeschreibung 4 Glockengeschichte 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEntstehung Bearbeiten Aufgrund der schnellen industriellen Entwicklung in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts machte sich ein deutlicher Mangel an Kirchenraum bemerkbar Daher besprach man im Rat verschiedene Losungen Erweiterung oder Neubau der vorhandenen Hauptkirche in Rheydt oder Neubau einer weiteren Kirche 2 Die Entscheidung auf einen Neubau wurde zugig getroffen Der Neubau sollte auf dem weitestgehend unbebauten Gelande an der Landstrasse zwischen Rheydt und Geneicken entstehen 1 Im Jahre 1861 wurde in der Stadt Rheydt der Beschluss gefasst eine zweite evangelische Kirche zu bauen da sich die Erweiterung oder gar ein Neubau der 900 Meter entfernten imposanten evangelischen Hauptkirche am Rheydter Marktplatz zu kostenintensiv erwies Somit fand im August 1864 die Grundsteinlegung nach Planen des damals bereits verstorbenen Baumeisters Maximilian Nohl 1830 1863 1 von Ewald Landmann aus Koln statt Nohl erstellte kurz zuvor bereits Plane fur eine Kirche in Oberhausen Nohl plante die Kirche als Emporenhalle mit abgesetztem polygonalem Chor und direkt angesetztem erhabenen Turmbau Die Mischung der mittelalterlichen Stilelemente mir denen der Renaissance war typisch fur dieses Bauprojekt in der Nachfolge des beruhmten Architekten Karl Friedrich Schinkel aus Preussen 1 3 Aufgrund der Stadtplanung wurde die Fassade auf die alte Landstrasse ausgerichtet so dass ihr Chor nicht nach Osten weist sondern nach Norden ausgerichtet ist So wurde die Friedenskirche fur spatere stadtebauliche Planungen zu einem wesentlichen Bezugspunkt 1 Rechts neben der Friedenskirche etwa auf der Hohe des heutigen Kreisverkehrs befand sich das zur Kirche gehorende grosszugig erbaute evangelische Pfarrhaus Das gesamte Areal wurde zeitweise mit einer Abgrenzungsmauer eingefriedet nbsp Friedenskirche um 1900 nbsp Friedenskirche um 1906 nbsp Pfarrhaus 1911 nbsp Ansicht Marz 2020Am 6 November 1866 wurde die Kirche auf den Namen Friedenskirche geweiht und am 5 Dezember 1866 ihrer Bestimmung ubergeben Der Name Friedenskirche beruhte auf dem kurz zuvor beendeten deutsch osterreichischen Krieg 3 Die ehemalige Friedenskirche war von Beginn an und ist auch heute noch ein pragender Bestandteil des Stadtbildes von Rheydt Ihr weiter Kirchplatz dominiert auch mit ihrem hoch aufragenden und machtigen Turmbau am ostlichen Ende der Hauptstrasse von Rheydt Die Stadt Monchengladbach weist die Friedenskirche als eine Sehenswurdigkeit der Stadtgeschichte aus 1 4 Zerstorung und Wiederaufbau Bearbeiten Der Zweite Weltkrieg bescherte der Friedenskirche erhebliche Schaden Ausser Turmbau und Aussenfassaden wurde das Gebaude im Jahre 1943 31 August 1943 zerstort Es entstanden Diskussionen ob die Kirche uberhaupt wieder aufgebaut werden sollte und ob sie dann als Schule oder als Seminarort fur Lehrer nutzbar sein sollte Fur einen Wiederaufbau mit erstmals integrierten Gemeinderaumen entschied man sich erst im Jahr 1952 Im Rahmen des Wiederaufbaus wurde das Langhaus erheblich verandert insbesondere durch die Einbindung von zwei Buroetagen anstelle der westlichen Empore und durch die veranderten Langhausfenster Im Innenraum verzichtete man auf Emporen und errichtete diesen Bereich in einem zeitgemassen Baustil Der Wiederaufbau war 1954 abgeschlossen 4 1 Umnutzungsplanungen Bearbeiten Nicht nur massive Gebaudeschaden machten sich in der Mitte der 1990er Jahre bemerkbar sondern auch eine deutliche Reduzierung der Anzahl der Gottesdienstbesucher sowie bei den Kirchen immer knapper werdende Finanzmittel Da zudem die in der Nahe gelegene Hauptkirche durch den Zweiten Weltkrieg weniger beschadigt wurde und die finanziellen Mittel fur die dringend notwendige Sanierung sowie fur den langfristigen Unterhalt fehlten entschied sich der Kirchenvorstand fur eine neue Nutzung der Kirche Nach vielen Gesprachen mit sozialen Einrichtungen verkaufte die Kirchengemeinde schliesslich die Liegenschaft fur einen symbolischen Betrag 1 DM im Jahre 1998 an die ortliche Gemeinnutzige Kreisbau AG spater Kreisbau Gemass den Planungen des Architekten Wolfgang Wefers wurden bis 2001 18 Sozialwohnungen im Inneren des Kirchenschiffes eingebaut Das Umnutzungsprojekt wurde durch Zuschusse des Landes Nordrhein Westfalen 3 6 Mio DM sowie der Stadt Monchengladbach 180 000 DM 5 realisiert Die neue Eigentumerin Gemeinnutzige Kreisbau AG investierte 5 Mio DM in Sanierung und Umbau 6 Die Protestanten die die Friedenskirche zuvor nutzten wichen zu einem Grossteil ins Franz Balke Gemeindehaus aus Die Orgel steht heute in Polen 1 Die Glocken befinden sich in Russland in der Kathedrale St Peter und Paul Moskau Architektur der Umnutzung als Wohngebaude BearbeitenDie Umnutzung der Kirche als Mehrfamilienhaus wurde Vorzeigeobjekt fur universitare Fachschaften der Architektur und wurde regelmassig von Studierenden und Professoren der Architektur besucht Bewohner des Hauses sowie Raumlichkeiten wurden von diversen Fernsehsendern und im Rahmen von Interviews wegen der ungewohnlichen Wohnatmosphare aufgesucht Das Gebaude betritt man nach wie vor uber das Hauptportal der Turmfassade Nach Betreten des Kirchenschiffes im Erdgeschoss erstreckt sich uber die gesamte Lange des Langhauses ein langer bis ins Dach offener Luftraum eine offene Galerie Der Blick auf die stahlerne Dachkonstruktion aus den 1950er Jahren ist fur jeden Besucher frei ersichtlich Durch eingelassene Glaselemente im Dachfirst ist der zentrale Flurbereich naturlich beleuchtet Die Wohneingange der drei Obergeschosse werden durch eine rundum umlaufende Galerie erschlossen Die Etagen erreicht man durch eine neue im Westteil und somit im Turmbereich der Kirche eingelassenen grosszugig angelegten Betontreppe Die Wohnungen nehmen teilweise 2 bis 3 Etagen ein und sind von unterschiedlicher Grosse Fur die Belichtung der Wohnungen musste die Fassade nur geringfugig verandert werden In der obersten Etage wurden nahezu alle Fensteroffnungen in einer Reihe neu geschaffen Der Kirchturm enthalt mehrere Zimmer die von den jeweiligen Wohnungen zuganglich sind Die ehemalige Friedenskirche ist voll unterkellert und besitzt nun eine Feuermeldeanlage sowie Taubenabwehranlagen und Blitzableitersysteme 1 nbsp Langhaus nbsp Treppenhaus uber dem Portal nbsp Kirchenbank nbsp Kirchturm als Treppenhaus nbsp Zugang zur Galerie nbsp Kirchenschiff nbsp Galerie nbsp Wohnbeispiel Kirchturm nbsp KirchendachDenkmalbeschreibung BearbeitenDas Friedenskirche ist eine dreischiffige Hallenkirche in Backsteinbauweise mit vereinzelten Gliederungs und Dekorelementen in Werkstein Erbaut in einer Kombination von romanischen gotischen renaissance und klassizistischen Stilelementen Horizontale Gliederung des Gebaudes durch umlaufendes Gurt und Kranzgesims die senkrechte Gliederung ubernehmen Lisenen Wandvorlagen und kraftige Eckverstarkungen Massig steil geneigtes Satteldach als Abschluss Als Schauseite ausgebildet ist die glatt verputzte Turmfront Vor das Schiff dessen Querschnitt nur knapp seitlich herausragt stellte der Baumeister einen klar abgegrenzten dreigeteilten Baukorper dessen Mitte ein viergeschossiger Turm mit oktogonalem Spitzhelm einnimmt In seinen beiden unteren Geschossen wird er durch lisenenartige Wandvorlagen von den flankierenden Seitenflachen abgegrenzt Je eine rundbogige Blendgalerie deren Ecken durch Fialen betont sind bekronen die Seitenteile Mittig fuhrt ein rundbogiges giebeluberdachtes Stufenportal in die Kirche Daruber offnet ein profiliertes und mit gotischem Masswerk ornamentiertes Rundfenster die Wandflache Das dritte quadratische Turmgeschoss steigt frei auf jede seiner vier Seiten zeigt eine dreigeteilte mit einer Pseudoarchivolte uberkronte Rundbogenoffnung in einer freien Ubersetzung des Palladionmotivs Analog auch hier eine Betonung der Ecken durch Fialen die durch Eckverstarkungen vorbereitet werden und die Schragen uberspielen die zum oktogonal ausgebildeten vierten Obergeschoss uberleiten Dieses hat an jeder Seite ein rundbogiges Schallloch und ist mit einem kompakten Zahnschnittgesims uber einem Bogenfries abgeschlossen Daruber wird das Mauerwerk fortgefuhrt in Form bogenfries geschmuckter Dreiecksgiebel in die jeweiligen Zwischenraume munden die Grate des spitzen Helmes Der vorgesetzte dreiteilige Mittelkorper wird von zwei Mauerfeldern des Langsschiffes flankiert bei denen sich die Bekronung durch eine Blendgalerie und die Eckbetonung durch Fialturmchen wiederholt Die Ecken zwischen dem Mittelkorper und den Flankenmauern wird ausgefullt mit einer loggiaahnlichen Eingangshalle zu den Seitenportalen Auch die Langsseiten des Schiffes sind durch Lisenen gegliedert Acht Hochrechteckfenster jeweils in Zweier Anordnung rhythmisiert belichten das Kircheninnere Darunter jeweils vier kleinere deuten auf ursprunglich vorhandene Emporen hin An der dem Eingang gegenuberliegenden Nordseite befindet sich der Chor in Dreiachtelabschluss heute vom Kirchenraum getrennt und nur noch von aussen wahrnehmbar In die Unterschutzstellung einbezogen ist die gesamte umgebende Platzanlage Die Unterschutzstellung liegt aus kunsthistorischen stadtebaulichen orts und sozialhistorischen Grunden im offentlichen Interesse Das Gebaude wurde unter Nr H 059 am 17 September 1996 in die Denkmalliste der Stadt Monchengladbach eingetragen 7 Glockengeschichte BearbeitenInsgesamt dreimal wurden die Glocken in der Ev Friedenskirche abgenommen Erstmals geschah dies im Jahre 1917 zur Verwendung in der Rustungsindustrie Mitte 1942 wurde abermals mit den Glocken die Rustungsindustrie beliefert Am 5 Marz 1999 wurden letztmals die Glocken entfernt Zur spateren Wiederverwendung wurden die Glocken in die evangelische Kathedrale St Peter und Paul in Moskau uberfuhrt 8 Nun befinden sich Mobilfunkantennen sowie Satellitenanlagen in der Turmspitze Auf dem Turm thront uber dem Kreuz ein Posaunenengel Siehe auch BearbeitenListe entwidmeter Kirchen in der Evangelischen Kirche im RheinlandWeblinks BearbeitenWebsite des Heimatvereins Geneicken Bonnenbroich Dokument der StadtumbauNRW Dusseldorf Website der Konrad Adenauer StiftungEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i Informationsschrift Kirchen im Wandel Veranderte Nutzung denkmalgeschutzter Kirchen Herausgeber Landesinitiative StadtBauKultur NRW LVR Amt fur Denkmalpflege Rheinland Westfalen Seite 130 131 Kirchen in Rheydt Evangelische Kirchengemeinde Rheydt a b Gerd Lamers Monchengladbach Spuren der Vergangenheit Geiger Horb am Neckar 1989 a b Informationstafel im Portal der ehem Friedenskirche der Gemeinnutzigen Kreisbau AG Website der Konrad Adenauer Stiftung abgerufen am 28 November 2014 Die ehemalige Friedenskirche Memento vom 5 Dezember 2014 im Internet Archive Evangelische Kirche im Rheinland abgerufen am 28 November 2014 Denkmalliste der Stadt Monchengladbach PDF Stadt Monchengladbach 8 Juni 2021 abgerufen am 31 Marz 2023 Glockengeschichte gem Bildlegende Ausstellung in der ehemaligen Friedenskirche der Gemeinnutzigen Kreisbau AG Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedenskirche Rheydt amp oldid 238293532