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Der Freienwalder Schiedsspruch vom 11 September 1850 hob die im Jahr zuvor in Kraft gesetzte Verfassung von Mecklenburg Schwerin auf Damit wurde die fruhere altstandische Verfassung von 1755 wieder eingesetzt und die Trennung der beiden mecklenburgischen Grossherzogtumer beendet Mecklenburg Schwerin und Mecklenburg Strelitz bildeten eine Union mit einer Ritterschaft und einer Landschaft die einem Zweikammersystem ahnelten Die Revolution in Mecklenburg 1848 hatte zu einem verfassungsvereinbarenden Landtag gefuhrt der eine liberale Verfassung mit Zensuswahlrecht vorsah Der kompromissbereite Grossherzog Friedrich Franz II von Schwerin akzeptierte diese Verfassung im August 1849 und setzte sie am 10 Oktober in Kraft Doch der hochkonservative Strelitzer Grossherzog lehnte die Verfassung ab und meinte sie sei nicht verfassungsgemass zustande gekommen da die Zustimmung der altstandischen Versammlung fehlte Aus Sicht des Landtags und des Schweriner Grossherzogs war die Union jedoch aufgelost Die zustandige Schiedsstelle war ein Landesgericht das unter der Garantie des Deutschen Bundes tagte Es tagte mit je einem Mitglied aus Hannover und aus Preussen sowie einem Obmann aus Sachsen in Freienwalde heute im Osten des Bundeslandes Brandenburg Klager waren die Ritterschaft von Mecklenburg Schwerin die im altstandischen Landtag vertreten gewesen war sowie die Regierung von Mecklenburg Strelitz Als Machtmittel hatte der Deutsche Bund die Moglichkeit einer militarischen Bundesexekution wie sie gegen Kurhessen 1850 und Schleswig Holstein 1848 1851 praktiziert wurde Der Schiedsspruch hob am 14 September 1850 die liberale Verfassung von Mecklenburg Schwerin auf und erklarte als Folge den am 27 Februar 1850 gewahlten Landtag sowie dessen geplante Neuwahl fur ungultig Der mecklenburgische Staatsminister Ludwig von Lutzow trat ob dieser Entwicklung als geistiger Vater des abgeschafften Staatsgrundgesetzes von seinem Amt unter Protest zuruck Der Schiedsspruch stellte den landstandischen Verfassungszustand von 1755 wieder her den der Landesgrundgesetzliche Erbvergleich begrundet hatte und der bis 1918 in beiden Mecklenburg bestehen blieb Ein altstandischer Landtag wurde auf dieser Basis neu einberufen In politischer Hinsicht blieb Mecklenburg damit das ruckstandigste Gebiet Deutschlands Die liberale und demokratische Bewegung deren Kopfe z B Moritz Wiggers bald danach unterdruckt wurden war damit auf lange Zeit zuruckgeschlagen Ernst Rudolf Huber nannte den Freienwalder Schiedsspruch das wichtigste verfassungsgerichtliche Urteil im Deutschland des 19 Jahrhunderts Es gehort zu den Sonderbarkeiten der deutschen Verfassungsentwicklung dieser Epoche dass der Art 56 der Wiener Schlussakte der zum Schutz der neueren landstandischen Verfassungen gegen landesherrliche Willkur gedacht war seinen Hauptanwendungsfall in diesem Schiedsspruch hatte der in den beiden mecklenburgischen Grossherzogtumern fur volle 68 Jahre namlich bis zur Revolution von 1918 die Uberleitung der altstandischen Verfassungsverhaltnisse in das konstitutionelle System verhinderte 1 Literatur BearbeitenHermann Brandt Das Staatsgrundgesetz fur das Grossherzogtum Mecklenburg Schwerin vom 10 Oktober 1849 im Lichte der mecklenburgischen Verfassungsbemuhungen des 19 Jahrhunderts In Michael Heinrichs Klaus Luders Redaktion Stiftung Mecklenburg u a Hrsg Modernisierung und Freiheit Beitrage zur Demokratiegeschichte in Mecklenburg Vorpommern Stock und Stein Schwerin 1995 ISBN 3 910179 56 8 S 497 522 Weblinks BearbeitenLiteratur uber Freienwalder Schiedsspruch in der Landesbibliographie MVEinzelnachweise Bearbeiten Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band II Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850 W Kohlhammer Stuttgart u a 1960 S 223 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Freienwalder Schiedsspruch amp oldid 231366811