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Die Freie Stimmen im Bezirke Zurich war eine linksradikale Zurcher Wochenzeitung die zwischen 1842 und 1855 erschien Freie Stimmen im Bezirke Zurich Sprache Deutsch Hauptsitz Zurich Erstausgabe 28 Dezember 1842 Einstellung 26 Dezember 1855 Erscheinungsweise Wochentlich Chefredakteurn Johann Jakob Treichler 1845 J U Elmiger 1848 1855 Herausgeber Jakob Friedrich Hess 1846 1848 Verein der Freien Stimmen 1848 1855 Heinrich Mahler 1855 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Inhalt 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Freie Stimmen im Bezirke Zurich war der Nachfolger der kurzlebigen Zeitung Intelligenz und Unterhaltungs Blatt der Gemeinde Neumunster die von dem Drucker Jakob Friedrich Hess herausgegeben und von dem Dichter Leonhard Widmer redaktionell geleitet wurde Nachdem das Neumunster Blatt das inhaltlich als politisch ausgerichtete Nachrichtenzeitung konzipiert war trotz einer Neulancierung nicht den gewunschten Erfolg erbrachte wurde das Projekt eingestellt Am 24 Dezember 1842 erschien daraufhin die Pilotausgabe der Zeitung Freie Stimmen im Bezirke Zurich Zu diesem Zweck wurde eigens eine Aktiengesellschaft gegrundet welche die Finanzierung des Blatts sicherstellen sollte Uber die redaktionelle Zusammensetzung hielt sich die Zeitung lange Zeit bedeckt was dazu fuhrte dass Teile der Presse versuchten eigenhandig die Identitat der Autoren zu ermitteln Ab dem 7 April 1847 erschien die Publikation unter dem gekurzten Namen Freie Stimmen Als Schlusselfigur des Blatts kann insbesondere in den Anfangsjahren Jakob Friedrich Hess genannt werden der die Zeitung zwischen 1846 und 1848 selbst finanzierte und als ihr Verleger fungierte nachdem sich die Aktiengesellschaft mit Hess uberworfen und sich auch der einstige Weggefahrte Widmer enttauscht von dem Projekt abgewandt hatte Zum Verhangnis wurden Hess jedoch seine polemischen Diffamierungen diverser Zurcher Politiker und Behordenmitglieder die zusammen mit seiner selbst aus Sicht der Zurcher Radikalen generell als zu extrem empfundenen Haltung dafur sorgten dass er von seiner Position als Herausgeber und Redakteur entfernt wurde Im Anschluss wurde der Verein der Freien Stimmen gegrundet und die redaktionelle Leitung an den Arzt J U Elmiger ubertragen der in dieser Funktion bis kurz vor der Einstellung der Zeitung im Jahr 1855 auf ehrenamtlicher Basis tatig war Unter der Leitung Elmigers gelang es dem Blatt die Zahl der Abonnenten zwischen 1848 und 1850 von 400 auf 1 000 zu erhohen Auch inhaltlich war eine Veranderung festzustellen In den letzten drei Jahren ihres Bestehens verstand sich die Wochenzeitung primar als eine sozialdemokratische Publikation Finanzielle Schwierigkeiten und ein gerade im Vergleich zu den 1840er Jahren deutlich anderes politisches Klima in Zurich fuhrten am 16 Dezember 1855 zur Bekanntmachung dass die Zeitung eingestellt werde Inhalt BearbeitenDie ersten Ausgaben der Zeitung beschrankten sich auf Neuigkeiten aus den umliegenden Gemeinden Zurichs Zu Beginn publizierte das Wochenblatt hauptsachlich Handelsnachrichten lokale Neuigkeiten sowie landwirtschaftliche Artikel und als interessant erachtete Trivia Zur Unterhaltung wurden neben Ratseln und humorvollen Beitragen auch Gedichte veroffentlicht fur die sich der Dichter Leonhard Widmer verantwortlich zeichnete Zudem suchte die Redaktion den Austausch mit der Leserschaft und druckte regelmassig eingesandte Briefe ab Aufgrund des relativ vielfaltigen Inhalts verzichtete die Redaktion lange Zeit auf die Nutzung von klar definierten Themensparten Die fur die redaktionelle Arbeit benotigten Informationen bezog die Zeitung unter anderem aus der Neuen Zurcher Zeitung und dem Schweizerischen Republikaner Im spateren Verlauf des ersten Jahres nahm das Blatt jedoch zunehmend eine politische Haltung ein Themen rund um die Missstande der Fabrikarbeiter Handwerker und Bauern ruckten nun vermehrt ins Zentrum der Berichterstattung Ein grosses Anliegen der Redaktion war es die Arbeitsumstande der untersten Klasse zu verbessern Immer wieder war in diesem Zusammenhang auch vom Kommunismus die Rede der von der Zeitung als Mittel zur Forderung der Sozialfursorge und des Allgemeinwohls nach Vorbild der christlichen Nachstenliebe verstanden und propagiert wurde Kommunismus Was ist denn diess Ein gemeinsames Schalten und Walten bei dem Arm Gross und Klein Jeder nach seiner Weise nach seinen Kraften das gemeinsame Wohl befordert Davor kann ich nicht erschrecken ich finde diess schon und gut ich wollte diess ja schon lange alle gemeinnutzigen Bestrebungen gehen ja dahin nur mehr oder minder klar Sollte diess aus dem Bosen sein O gewiss nicht Nachstenliebe die den anderen gonnt was sie fur sich wunscht die in der Noth Jedem hilft oder vielmehr keinen Redlichen Arbeitsamen in Noth kommen lasst dies bezwecken wir wer kann dagegen sprechen Auszug aus einem Leitartikel der Zeitung Freie Stimmen im Bezirke Zurich vom 31 Januar 1844 S 17 Fur den politischen Teil der Zeitung war in den ersten Jahren der sozial engagierte Seidenfabrikant Salomon Rutschi zustandig der zuvor bereits die dichterische Arbeit von Widmer unterstutzt hatte und neben seiner redaktionellen Arbeit auch finanziell an der Zeitung beteiligt war Nachdem der Drucker Jakob Friedrich Hess die inhaltliche Ausrichtung des Wochenblatts ubernahm verscharfte sich der Ton der Zeitung deutlich In mehreren teils polemischen Artikeln warf Hess der liberalen Regierung Zurichs Teilnahmslosigkeit sowie Selbstzufriedenheit vor und stiess damit Politiker wie beispielsweise den Fuhrer der Liberalen Partei und spateren Bundesrat Jonas Furrer der von Hess in einem am 22 Marz 1848 erschienenen Artikel diffamiert wurde vor den Kopf In der Zeitung wurden nun vermehrt auch konkrete Vorschlage zum Schutz der Arbeiterklasse kommuniziert So pladierte Hess fur eine Einfuhrung der Progressivsteuer setzte sich fur Massnahmen gegen den Missbrauch der Gewerbefreiheit ein und forderte eine staatliche Aufsicht in den Fabriken Neben einer Verbesserung der damaligen sozialen Umstande strebte die Zeitung aber auch eine grundlegendere Anderung des politischen Systems an Als oberstes Ziel dieses Umsturzes wurde die politische Volkssouveranitat genannt 1848 schwenkte der Blick der Zeitung ins Ausland und auf die Februarrevolution Frankreichs sowie die Marzrevolution in Deutschland die Hess von nun an beide ins Zentrum der politischen Berichterstattung ruckte Hess der die Tumulte in den Nachbarlandern als den Anfang vom Ende des kapitalistischen Systems interpretierte erhoffte sich dass im sich neu formierenden Schweizer Bundesstaat eine ahnliche Bewegung entstehen wurde Nachdem Hess in Ungnade gefallen war und seine Position als Chefredakteur und Verleger aufgeben musste entwickelte sich die Zeitung unter der Leitung von J U Elmiger zu einem sozialdemokratischen Blatt Vom Kommunismus distanzierte sich die Redaktion in der Folge und bezeichnet ihn zwar als schon aber praktisch nicht ausfuhrbar 1 Das Blatt griff die These von Wilhelm Weitling auf nach der Jesus ein Sozialist gewesen sei und der Sozialismus als eine humanitare Pflicht der Christen betrachtet werden musse Im Anschluss veroffentlichte die Zeitung mehrere Leitartikel die sich mit dem Sozialismus und seiner praktischen Anwendung beschaftigten Literatur BearbeitenChristian Baertschi Widmer Leonhard In Historisches Lexikon der Schweiz Fritz Blaser Bibliographie der Schweizer Presse mit Einschluss des Furstentums Liechtenstein Bibliographie de la presse suisse Bibliografia della stampa svizzera Birkauser Basel 1956 Roswitha Feusi Widmer Furrer Jonas In Historisches Lexikon der Schweiz Albert Portmann Tinguely Hess Johann Friedrich In Historisches Lexikon der Schweiz Regula Renschler Die Linkspresse Zurichs im 19 Jahrhundert Europa Verlag Zurich 1967 Einzelnachweise Bearbeiten Freie Stimmen vom 15 Mai 1850 S 81 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Freie Stimmen im Bezirke Zurich amp oldid 205970668