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51 010277777778 11 43 Koordinaten 51 0 37 N 11 25 48 O Frauen von Ossmannstedtp1f1Lage Thuringen DeutschlandFundort OssmannstedtFrauen von Ossmannstedt Thuringen Wann Zweite Halfte 5 Jh Wo Ossmannstedt Landkreis Weimarer Land Thuringenausgestellt Museum fur Ur und Fruhgeschichte Thuringens in WeimarErinnerungsstein an den Grabfund von Ossmannstedt mit Darstellung der AdlerfibelErinnerungsstein an den Grabfund von Ossmannstedt mit Darstellung der AdlerfibelDas altthuringische Einzelgrab der Frau von Ossmannstedt wurde im Jahr 1965 bei Ossmannstedt im Landkreis Weimarer Land in Thuringen gefunden Es lag an einer alten Furt der Ilm Inhaltsverzeichnis 1 Fundumstande 2 Datierung 3 Fundbeschreibung 3 1 Bestattung 3 2 Funde 4 Literatur 5 Anmerkungen 6 WeblinksFundumstande BearbeitenIm Jahr 1965 begannen Bauarbeiten fur die Errichtung einer Stallanlage der LPG Tierproduktion Ossmannstedt am westlichen Ortsrand neben dem denkmalgeschutzten Wielandgut Aus der Ortsakte waren bereits Siedlungsgruben am Steilufer der Ilm bekannt daher beaufsichtigten zwei Archaologen die Erdarbeiten Bei der Anlage einer Jauchegrube fur die Stalle war auch Handschachtung erforderlich wobei die Arbeiter in einer Tiefe von 2 1 m auf eine Bestattung ein Beinknochen und Teile der Goldkette trafen Diesem Umstand ist die fachgerechte und vollstandige Bergung zu verdanken Nachdem die enorme wissenschaftliche Bedeutung des Fundes auch in der Offentlichkeit bekannt gemacht wurde 1 erhielten die beteiligten Bauarbeiter eine Fundpramie in Hohe von 2 300 Mark 2 Datierung BearbeitenDas Grab wird zwischen 454 und 489 n Chr in die Zeit des Niedergangs der Hunnenherrschaft und der Ubersiedlung der Ostgoten nach Italien datiert Die Bestattung gilt als Nachweis germanisch reiternomadischer Beziehungen in der 2 Halfte des 5 Jahrhunderts Fundbeschreibung Bearbeiten Der reiche byzantinisch beeinflusste Schmuck weist die Tote als Angehorige des ostgotischen Adels aus und ist ein Zeugnis fur den zunehmenden Kunststil aus dem Sudosten und fruhe ostgotisch donaulandische Beziehungen zum thuringischen Gebiet Grundlagen und Anfange hessisch thuringischer Geschichte 3 Bestattung Bearbeiten Die Frau war in einer uber zwei Meter tiefen Grube in einem schmalen Holzsarg beigesetzt von dem Reste erhalten waren 4 ihr Reichtum macht augenscheinlich dass sie dem Adel angehorte 5 Funde Bearbeiten nbsp Doppelkamm mit drei Kreuzreihen Kamm donaulandischer ProvenienzUnter den Beigaben befanden sich eine goldene sieben Zentimeter lange Adlerfibel die Vorderseite war mit 40 Almadinen in Goldzellentechnik die Ruckseite mit einer Goldplatte versehen die einen Adler als eingearbeitetes Ziermotiv zeigt eine 120 Zentimeter lange goldene Kette mit einer Bernsteinperle eine goldene nierenformige Gurtelschnalle byzantinisch reiternomadischer Provenienz mit Granatplattchen in Goldzellentechnik eine Tasche mit Silberbeschlagen ein Knochenkamm mit Kreuz donaulandischer Provenienz ein goldener Fingerring ein runder zerbrochener Weissmetallspiegel in Fragmenten sein Durchmesser betrug sieben Zentimeter zwei schwere goldene Ohrringe 6 Reiternomadischer BezugDen Kontakt mit Ostgoten bezeugt das Elitegrab der jungen Frau aus der Zeit des Thuringer Reichs um 480 n Chr Nach reiternomadischer Sitte wurde ihr bereits als Kind der Kopf kunstlich deformiert 7 8 Diese Deformation wurde erreicht indem der Kopf des heranwachsenden Kindes andauernd mit Binden umwickelte wurde 9 Wahrscheinlich lebte sie in ihrer Jugend unter hunnischer Oberhoheit Ihr Goldschmuck ein Paar Ohrringe ein Fingerring eine nierenformige Gurtelschnalle mit Einlagen aus rotem Granat sowie eine 1 20 Meter lange Kette mit einer Bernsteinperle und der Adlerfibel und ein traditionell zerbrochener Weissmetallspiegel weisen darauf hin dass die junge Frau der ostgotischen Elite zugehorig war Vermutlich war sie auf ihrer Reise im Reich der Thuringer verstorben AdlerfibelNur wenige Frauen trugen die volkerwanderungszeitlichen Adlerfibeln In das Zellwerk der Fibel waren kostbare filigrane Granatscheiben aus Sri Lanka eingelegt Auf der Ruckseite der Fibelgrundplatte hatte der Goldschmied naturalistisch das Gefieder des Adlers graviert Der Adler als ein sehr altes Symbol der Herrschaft symbolisierte im fruhen Christentum zugleich die Auferstehung Christi und die allumfassende Macht des Schopfers Literatur BearbeitenSigrid Dusek Ur und Fruhgeschichte Thuringens Theiss Stuttgart 1999 ISBN 3 8062 1504 9 Anmerkungen Bearbeiten Die Adlerfiebel von Ossmannstedt In Neues Deutschland vom 2 Oktober 1965 Gunter Behm Blancke Gold aus der Attilazeit In Urgeschichte und Heimatforschung 3 1965 S 11 14 Wolfgang Timpel Inventar eines ostgotischen Frauengrabes aus Ossmannstedt In Historische Kommission fur Hessen Hrsg Hessen und Thuringen von den Anfangen bis zur Reformation Eine Ausstellung des Landes Hessen Katalog Wiesbaden 1992 ISBN 3 89258 018 9 S 68 Zum Problem der ethnischen Deutung volkerwanderungszeitlicher Grabbeigaben siehe Sebastian Brather Ethnische Interpretationen in der fruhgeschichtlichen Archaologie Geschichte Grundlagen und Alternativen In Erganzungsbande zum Reallexikon der germanischen Altertumskunde Band 42 De Gruyter Berlin New York 2004 zum Problem des sozialen Einstufung volkerwanderungszeitlicher Grabbeigaben siehe Heiko Steuer Fruhgeschichtliche Sozialstrukturen in Mitteleuropa In Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Philologisch Historische Klasse Dritte Folge 128 Gottingen 1982 Berthold Schmidt Theoderich der Grosse und die damaszierten Schwerter der Thuringer In Ausgrabungen und Funde 1969 Heft 1 S 38 40 Damit wurde der zweiundzwanzigste Belegfund dieser kunstlich deformierten Schadel im mitteldeutschen Raum nachgewiesen Liste in Ausgrabungen und Funde 1969 Heft 1 S 39 Ein weiterer deformierter Frauenschadel Turmschadel aus dem 5 Jahrhundert wurde im Jahre 2008 bei Grabungen in Burgweinting ostlich von Regensburg in Bayern gefunden Doris Ebner In Archaologie in Deutschland Heft 4 2009 S 47 aus Osterreich stammt der Hunnenschadel von Mannersdorf Doris Ebner Schadelverlangerungen sind durch Bandagieren des Kopfes im Sauglingsalter entstanden In Archaologie in Deutschland Heft 4 2009 S 47 Weblinks BearbeitenMuseum fur Ur und Fruhgeschichte Thuringens Turmschadel der Frau von Ossmannstedt Fotograf Hauke Arnold c TLDA Museum fur Ur und Fruhgeschichte Thuringens Adlerfibel der Frau von Ossmannstedt Fotograf Hauke Arnold c TLDA Archaologische Gesellschaft in Thuringen e V Ulrike Trenkmann Die Adlerfibel von Ossmannstedt und die Cloisonne Technik Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Frau von Ossmannstedt amp oldid 230518737