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Franz Raffl 10 Oktober 1775 in Prenn Gemeinde Schenna in Sudtirol 13 Februar 1830 im oberbayerischen Reichertshofen war ein Tiroler Landwirt Franz Raffl verrat das Versteck des Andreas Hofer historische Darstellung von Leopold Puellacher 1820 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Rezeption 3 Literatur 4 BelegeLeben BearbeitenFranz wuchs als Sohn des Mesners Johann Raffl und dessen Ehefrau Maria Aigner aus dem Ortsteil Tall in der Gemeinde Schenna fruher auch Schonna nordlich von Meran als siebtes Kind von insgesamt 14 Geschwistern auf Sein Vater besass einen Anteil von drei Achteln am dortigen Brennhof Zunachst arbeitete Raffl in der unmittelbaren Umgebung seiner Heimat als Knecht 1802 ehelichte er Maria Mederle die jedoch schon 1805 verstarb woraufhin er seinen Hof verausserte ins Passeiertal zog und dort am 22 Mai 1806 das Gruebgut in Prantach erwarb 1807 heiratete er in zweiter Ehe Maria Molt mit der er sieben Kinder hatte Am 27 Janner 1810 soll er den franzosischen Behorden unter dem Kommando des Generals Leonard Huard de Saint Aubin fur eine Belohnung von 1500 Gulden das Versteck des in Tirol als Freiheitskampfer verehrten Andreas Hofer verraten haben der mehrere Aufstande gegen Napoleons Truppen angefuhrt hatte Raffl selbst wies in einer Vernehmung am 31 Marz 1810 in Meran jede Verantwortung fur Hofers Festnahme von sich und gab einem Kurber Peter die Schuld Der Mann wurde spater als der Kramer Peter Ilmer identifiziert der als Zivilkordonist beim Aufschlagamt in St Martin in Passeier tatig war und zugleich von den Franzosen als Ortsaufseher eingesetzt war 1 In einem Schreiben an den bayerischen Konig aus dem Jahr 1811 brustete sich Raffl freilich ausschliesslich und ganz allein Hofer verraten zu haben Allerdings wird spekuliert Raffl habe es mit diesem Gestandnis nur darauf angelegt die bis dahin noch nicht ausgezahlte Belohnung zu erhalten 2 Augenzeugen aus dem Jahr 1809 hielten Raffls Verstrickung jedenfalls noch fur eine unbewiesene Sage und waren sich seiner Rolle nicht sicher Ahnlich zweifelhaft war die Behauptung des Autors Andreas Dipauli von Treuheim wonach Raffl sein Wissen zunachst dem Geistlichen Josef Daney mitgeteilt hatte und dieser die Franzosen uber Hofers Verbleiben informierte was Daney schon 1814 energisch bestritt Gleichwohl hielt sich lange die Legende der Analphabet Raffl sei nur das Werkzeug des Pfarrers gewesen Aufgrund seiner mutmasslichen Denunziation in deren Folge Hofer verhaftet und hingerichtet wurde nannte man Raffl spater den Judas von Tirol Er war keineswegs uberschuldet sondern geriet in finanzielle Schwierigkeiten weil seine Glaubiger ihre Kredite kundigten und sein eigener Vater als Burge nicht langer zur Verfugung stehen wollte 3 Folglich musste Raffl Tirol verlassen und war von 1811 bis zu seiner Pensionierung 1820 dank eines koniglichen Dekrets Hallknecht in Munchen wo er zeitweise wie ein Schautier am dortigen Hof herumgefuhrt und dem Konig und Kronprinz vorgestellt worden sein soll Laut dem Dekret war er gegen einen Jahreslohn von 250 Gulden als Hilfsarbeiter fur die Reinigung der Strasse und der Mauthalle zustandig bevor er als Waagknecht zu einem deutlich hoheren Einkommen beschaftigt wurde und seine Familie zu sich holen konnte 4 Ein Arbeitszeugnis aus seiner Munchner Zeit widerspricht dem in Romanen Legenden und der volkstumlichen Geschichtsschreibung haufig zitierten Vorurteil wonach er ein haltloser arbeitsscheuer und verwahrloster Mensch gewesen sei Raffl diente in ausgezeichneter Treue mit sehr grossem Fleisse und sehr lobenswurdigem Betragen seinem Amte war vertraglich und ruhig in seinem Betragen besass jedoch sehr beschrankte Geisteskrafte so dass er sich trotz seines starken Korperbaues mit dem Schleppen der schweren Gewichte ca 1820 einen Nabelbruch zuzog 5 Ab 1823 erhielt Raffl eine Pension 1830 starb er in Reichertshofen bei Ingolstadt 6 Zwei Tage nach seinem Ableben wurde er begraben der Pfarrer von Reichertshofen notierte ins Sterbebuch einige Hinweise zur Bedeutung von Raffl 7 100 Jahre spater soll der Grabstein noch an der Kirchenmauer gelehnt haben die Grabstatte war damals schon aufgelost 8 Rezeption BearbeitenRaffl wurde in der Literatur des 19 Jahrhunderts zunehmend damonisiert und zur klischeehaften Verraterfigur des Judas wobei mangels konkreter Informationen uber sein Leben viele Details ausgeschmuckt wurden So wird er im Nachhinein als rothaarig bezeichnet obwohl es dafur keinerlei historische Quellen gibt 9 Er war auch nicht mit einer Schwester von Andreas Hofer verheiratet wie gelegentlich behauptet wird um seine Geschichte zu dramatisieren Peter Rosegger brachte in seinem Geschichtenbuch des Wanderers 1885 die Fabel in Umlauf Raffl sei hinter einem Kirchhof im Passeiertal an einer Stelle begraben wo auch nach Jahrzehnten kein Gras wachse 1897 veroffentlichte Karl Schonherr das Drama Der Judas von Tirol das 1933 unter der Regie von Franz Osten unter demselben Titel mit Fritz Rasp in der Hauptrolle erstmals verfilmt wurde 1984 erschien mit Raffl von Christian Berger eine weitere Verfilmung Fur den BR drehte Werner Asam 2006 wieder unter dem Titel Der Judas von Tirol einen weiteren Film In Xaver Schwarzenbergers 2002 erschienenen Film Andreas Hofer Die Freiheit des Adlers wird Franz Raffl hingegen als lange Zeit treuer Kampfgefahrte Hofers gezeigt Der Verrat geschieht hier aus purer Verzweiflung nachdem franzosische Soldaten wegen Hofers Nichtkapitulation Raffls Hof anzunden und bis auf ein einziges Kind seine ganze Familie bei der Flucht erschiessen Trotzdem wird Raffl am Ende von seinem Knecht Simon erschossen als er aus Reue Hofers Frau die Halfte des erhaltenen Kopfgeldes ubergeben will Literatur BearbeitenConstantin von Wurzbach Raffl Franz In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 24 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1872 S 227 Digitalisat Karl Schonherr Der Judas von Tirol Drama 1897 Karl Klaar Franz Raffl der Verrater Andreas Hofers Innsbruck 1921 H Gritsch Raffl Franz In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 8 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1983 ISBN 3 7001 0187 2 S 390 Belege Bearbeiten Andreas Oberhofer Franz Raffl der Judas von Tirol Zur Konstruktion und Dekonstruktion einer Verraterfigur in Andre Krischer Hrsg Verrater Geschichte eines Deutungsmusters Koln Weimar Bohlau 2019 S 213 ff Andreas Oberhofer Franz Raffl der Judas von Tirol Zur Konstruktion und Dekonstruktion einer Verraterfigur in Andre Krischer Hrsg Verrater Geschichte eines Deutungsmusters Koln Weimar Bohlau 2019 S 217 Ilse Wolfram 200 Jahre Volksheld Andreas Hofer auf der Buhne und im Film Munchen 2009 S 245 Forschungen und Mitteilungen zur Geschichte Tirols und Vorarlbergs Bande 16 17 1920 S 189 Ilse Wolfram 200 Jahre Volksheld Andreas Hofer auf der Buhne und im Film Munchen 2009 S 245 Raffl Franz Abgerufen am 11 Juni 2020 Sterbeeintrag des Pfarramtes Reichertshofen abgerufen am 14 Oktober 2021 Andreas Oberhofer Franz Raffl der Judas von Tirol Zur Konstruktion und Dekonstruktion einer Verraterfigur in Andre Krischer Hrsg Verrater Geschichte eines Deutungsmusters Koln Weimar Bohlau 2019 S 223 ff Andreas Oberhofer Franz Raffl der Judas von Tirol Zur Konstruktion und Dekonstruktion einer Verraterfigur in Andre Krischer Hrsg Verrater Geschichte eines Deutungsmusters Koln Weimar Bohlau 2019 S 213 ff Normdaten Person GND 120551985 lobid OGND AKS VIAF 18056197 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Raffl FranzKURZBESCHREIBUNG Tiroler Landwirt Verrater Andreas HofersGEBURTSDATUM 10 Oktober 1775GEBURTSORT Prenn Gemeinde Schenna SudtirolSTERBEDATUM 13 Februar 1830STERBEORT Reichertshofen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz Raffl amp oldid 238412541