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Freiherr Franz Paul von Herbert 25 Mai 1759 in Klagenfurt 13 Marz 1811 in Triest war ein osterreichischer Kunstmazen und Vertreter der Aufklarung in der Habsburgermonarchie Leben BearbeitenFranz Paul von Herbert wurde als Sohn von Johann Michael von Herbert des Grunders der Klagenfurter Bleiweissfabrik geboren Nach Studien in Klagenfurt und Wien trat er den Freimaurern bei und wurde mit der Philosophie Kants bekannt Am 24 April 1781 ubergab sein Vater die Bleiweissfabrik an Franz Paul An der Verbesserung der Qualitat des Miniums wurde laufend gearbeitet Dies brachte der Fabrikant auch den staatlichen Stellen zur Kenntnis wobei er erlauterte worin die Qualitatsunterschiede zu auslandischen Produkten bestanden Wiessner in seiner Geschichte des Karntner Bergbaus 1800 berichtete er an die Hofkammer es sei ihm nach 14 Jahren kostspieliger Versuche gelungen ein inlandisches Fabrikat herzustellen das dem auslandischen nahezu gleich sei Die neu erfundene Kalziniermaschine setzte ihn instand soviel Mennige zu erzeugen als der Verschleiss betrage zumal die bohmische Fabrik bereits zu arbeiten aufgehort habe Hollander und Englander lieferten den inlandischen Kaufleuten verfalschte Mennige Englische Mennige enthalte bloss 70 Pfund gute Mennige und 30 Pfund Rotelstein die hollandische gar nur 10 Pfund echtes Bleiweiss und 90 Pfund schweren weissen Spatstein daher ruhre der billige Preis Ohne Zollschutz musse er die Erzeugung einstellen Die Herbertschen Fabriken konnten jahrlich 1000 Zentner erzeugen Die Koalitionskriege und die dreimalige Besetzung Klagenfurts beeintrachtigten die Aktivitaten des Bleiweissfabrikanten Wiessner 1802 bat Herbert um den Nachlass seiner ararischen Bleischulden im Betrage von 2387 fl wurde aber abgewiesen ebenso mit einer neuerlichen Eingabe auf Erhohung des Einfuhrzolles auf Mennige pro Zentner von 5 fl Die Ararialschuld wurde ihm aber mit Rucksicht darauf dass er zur Zeit der franzosischen Invasion 1797 die Flammofen in Klagenfurt abgetragen habe erlassen Franz Paul von Herbert war ein Schongeist und typischer Reprasentant des Karntner Mazenatentums 1789 reiste er nach Weimar zu Christoph Martin Wieland der ihn an seinen Schwiegersohn Carl Leonhard Reinhold verwies der in Jena Philosophie lehrte und das Werk Kants im Teutschen Merkur durch die Briefe uber die Kantische Philosophie propagierte Beim zweiten Besuch in Jena lernte der Aufklarer bei Reinhold Friedrich Schiller Novalis Johann Benjamin Erhard Friedrich Karl Forberg und Friedrich Immanuel Niethammer kennen allesamt Anhanger der kantischen Philosophie Seinem Jahrgangskollegen Friedrich Schiller liess Herbert wahrend dessen Siechtums finanzielle Unterstutzung zukommen und machte in Karnten Werbung fur die Horen die 1794 95 erschienen Die mehrfache Erwahnung Karntens in Wallenstein konnte eine Art von Dankabstattung gewesen sein Erhard besuchte Herbert zweimal in Klagenfurt Forberg und Niethammer einmal ebenso Reinholds Freund der danische Illuminat Jens Immanuel Baggesen Mit Erhard Baggesen und Carl Ludwig Fernow unternahm Herbert 1794 eine Reise durch Oberitalien die insbesondere nach Venedig und Bologna fuhrte Johann Heinrich Pestalozzi lernte Herbert 1797 in der Schweiz naher kennen und blieb ihm verbunden Friedrich von Hardenberg Novalis der ihn in Reinholds Seminar kennengelernt hatte plante 1800 kurz vor seinem Tod nach Klagenfurt zu Herbert zu gehen Noch am 16 Oktober 1800 schrieb er Wenn ich nicht heyrathe will ich nach Reichenhall und Klagenfurt Herberts Bestreben zielte auf die Erneuerung von Religion und Sittlichkeit jenseits des Dogmatismus Er unterstutzte als Industrieller die Jenaer Freunde finanziell Dass Herbert 1790 in Jena Vorlesungen uber Kant sche Philosophie horte und dass er Freimaurer war erregte das Misstrauen des Polizeistaates Man liess ihn bis zu seinem Tod bespitzeln Im Gefolge der osterreichischen Jakobinerverschworung wurde Herberts Haus in Klagenfurt von der Staatspolizei durchsucht dabei wurde auch ein Brief Schillers beschlagnahmt Die Aktivitaten des Klagenfurter Herbert Kreises wurden von der Polizei beobachtet so auch die erwahnte Italienreise 1794 1797 begrusste Herbert den Einmarsch der Franzosen unter Napoleon in Klagenfurt und emigrierte in der Folge in die Schweiz Nach Errichtung des Illyrischen Staates ubersiedelte er nach Triest Nachdem bereits seine Schwester Maria von Herbert die auch in Liebesfragen mit Immanuel Kant korrespondierte 1803 durch Suizid aus dem Leben geschieden war tat dies auch Herbert indem er sich am 13 Marz 1811 in Triest erschoss Erich Nussbaumer in seinem Werk Geistiges Karnten In der Karntner Geistesgeschichte symbolisiert sein Leben und Sterben den ersten Versuch des Ausbruches aus provinzieller Enge das tragische Scheitern eines sehnsuchtserfullten Fluges in die hochsten Bereiche menschlichen Denkens Der Schriftsteller Karl August Varnhagen von Ense sammelte einen Teil der Korrespondenz Herberts recherchierte auch in Karnten und verfasste 1830 eine Biographie uber Johann Benjamin Erhard womit er auch Herbert vor dem Vergessen bewahrte 1839 berichtete der Klagenfurter Autor Franz Ernst Pipitz uber ihn in seinen Fragmenten aus Osterreich 1989 wurde das Werk Herberts in Klagenfurt mit der Ausstellung Der Herbert Kreis und das Geistesleben Karntens im Zeitalter der Franzosischen Revolution geehrt Danach wurden auch die aus der preussischen Staatsbibliothek im Zweiten Weltkrieg nach Schlesien ausgelagerten und heute in der Jagiellonischen Bibliothek in Krakau widerrechtlich aufbewahrten Autographen aus dem Varnhagen Nachlass ehemals Berlin erschlossen Literatur BearbeitenConstantin von Wurzbach Herbert Franz Paul I Freiherr von In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 8 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1862 S 348 f Digitalisat Novalis Schriften Die Werke Friedrich von Hardenbergs hrsg v Paul Kluckhohn u R Samuel Bd 4 Stuttgart 1975 Carl August Varnhagen von Ense Denkwurdigkeiten des Philosophen und Arztes Johann Benjamin Erhard Stuttgart u Tubingen 1830 2 Bde 3 Aufl Leipzig 1874 Friedrich Forberg Lebenslauf eines Verschollenen Hildburghausen u Meiningen 1840 Anton Victor Felgel Herbert Franz Paul Freiherr von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 12 Duncker amp Humblot Leipzig 1880 S 39 Gustav Otruba Herbert Franz Paul Freiherr von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 8 Duncker amp Humblot Berlin 1969 ISBN 3 428 00189 3 S 581 Digitalisat Wilhelm Baum Der Klagenfurter Herbert Kreis zwischen Aufklarung und Romantik in Revue Internationale de Philosophie 197 1996 483 514 Weimar Jena Klagenfurt Der Herbert Kreis und das Geistesleben Karntens im Zeitalter der Franzosischen Revolution hg v W Baum Klagenfurt 1989 Wilhelm Baum Franz Paul von Herbert und die deutsche Geistesgeschichte Neue Quellenfunde zur Geschichte des Herbertkreises in Carinthia I 1990 435 486 Friedrich Immanuel Niethammer Korrespondenz mit dem Klagenfurter Herbert und Erhard Kreis hg v Wilhelm Baum u a Wien 1995 Wilhelm Baum Herbert Franz Paul von In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 25 Bautz Nordhausen 2005 ISBN 3 88309 332 7 Sp 621 625 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Franz Paul von Herbert im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek SWR2 Sendung uber von Herbert von Marianne ThomsNormdaten Person GND 118866079 lobid OGND AKS LCCN n90616379 VIAF 77113438 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Herbert Franz Paul vonKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Kunstmazen und Vertreter der Aufklarung in der HabsburgermonarchieGEBURTSDATUM 25 Mai 1759GEBURTSORT KlagenfurtSTERBEDATUM 13 Marz 1811STERBEORT Triest Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz Paul von Herbert Mazen amp oldid 238586065