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Dieser Artikel befasst sich mit dem Gestapobeamten und SS Fuhrer Franz Marmon Zum Maler siehe Franz Josef Marmon zu anderen Personen siehe Franz Xaver Marmon Franz Marmon 11 Juni 1908 in Sigmaringen 2 Oktober 1954 in Karlsruhe war ein deutscher Jurist Gestapobeamter und SS Fuhrer Leben BearbeitenMarmon war der Sohn des Bildhauers Franz Xaver Marmon und schloss seine Schullaufbahn nach dem Besuch der Volksschule am humanistischen Gymnasium in Sigmaringen heute Hohenzollern Gymnasium 1928 mit dem Abitur ab Zunachst wollte er Berufssoldat werden entschloss sich aber dann zu studieren Anschliessend begann er ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universitat Munchen das er an der Universitat Frankfurt am Main 1930 fortsetzte und im Dezember 1933 dort mit dem ersten Staatsexamen beendete Seine Referendarzeit absolvierte er am Amtsgericht Sigmaringen dem Landgericht Frankfurt am Main der dortigen Staatsanwaltschaft sowie dem Kammergericht Berlin Das zweite Staatsexamen schloss er im Oktober 1938 in Berlin erfolgreich ab Marmon wurde 1924 Mitglied in der Bismarckjugend und 1928 der katholischen Studentenverbindung KDStV Aenania Munchen im Cartellverband Noch wahrend seiner Studienzeit trat Marmon Anfang Marz 1933 der NSDAP Mitgliedsnummer 1 536 914 und im Juni 1933 der SS Mitgliedsnr 89 797 bei Ab Januar 1936 gehorte er dem SD in Frankfurt am Main an und war ab Anfang Februar 1936 beim Sicherheitshauptamt I in Berlin tatig Ab 1938 war er hauptamtlich Abteilungsleiter im Berliner Sicherheitshauptamt I parallel zu seinem juristischen Vorbereitungsdienst zum zweiten juristischen Staatsexamen am Berliner Kammergericht Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Marmon zunachst auf Probe Staatsbeamter Ab 1940 war er im Protektorat Bohmen und Mahren bei der Staatspolizeileitstelle Prag tatig Danach war er beim dortigen Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes BdS und zwischenzeitlich drei Monate in Polen eingesetzt Anschliessend war er personlicher Referent des BdS und dessen Verbindungsmann zum Reichsprotektor Konstantin von Neurath Marmon der im November 1940 zum SS Sturmbannfuhrer aufstieg war ab Herbst 1941 in der Staatspolizeileitstelle Munchen tatig Im Rang eines Regierungsrates war Marmon dort durchgehend bis Marz 1943 Leiter der Abteilung II Exekutive Dort koordinierten Marmon und der stellvertretende Gestapoleiter Alfred Trenker die Vernehmungen der Geschwister Scholl von der Widerstandsgruppe Weisse Rose bis das Verfahren vom Oberreichsanwalt ubernommen wurde Trenker und Marmon unterzeichneten die Vernehmungsprotokolle jedoch nicht und werden dort auch nicht als anwesend erwahnt 1 Im Fruhjahr 1943 wurde Marmon zum BdS in Belgrad abgeordnet wo er im Wesentlichen abwehrmassige Abwehraufgaben wahrnahm und die Aussendienststellen in Albanien leitete Anfang April 1944 kehrte er zur Staatspolizeileitstelle Munchen als stellvertretender Leiter zuruck Am 11 August 1944 erhielt Marmon einen strengen Verweis da er einen SS Untersturmfuhrer der Kriegsdienstverweigerung bezichtigt hatte Am 16 August 1944 wurde Marmon auf Anordnung Ernst Kaltenbrunners mit der Leitung der Staatspolizeistelle Kassel betraut die er ab Oktober 1944 ausfuhrte Offiziell ubernahm Marmon die Leitung aber erst Anfang Januar 1945 die er bis zur Auflosung der Dienststelle Ende Marz 1945 innehatte Marmon war in dieser Funktion Vorgesetzter von Erich Engels der das Arbeitserziehungslager Breitenau leitete Ab Marz 1945 war Marmon noch Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD Kassel 2 Kurz vor dem Einmarsch der US Armee wurden auf Anordnung Marmons noch drei Endphaseverbrechen verubt Am Abend des 29 Marz 1945 wurden 28 Gefangene des Arbeitserziehungslagers Breitenau durch Gestapomitarbeiter und SS Angehorige beim Fuldaberg ermordet 3 Am Morgen des 30 Marz 1945 wurden zwolf Haftlingen des Zuchthauses Wehlheiden durch die Gestapo Kassel ermordet Am 31 Marz 1945 wurden 78 italienische Zivilarbeiter nahe dem Bahnhof Wilhelmshohe wegen Plunderung eines Wehrmachtszuges durch Gestapomitarbeiter aus Kassel erschossen Die Italiener die im Bahnhof zum Gleisbau eingesetzt waren wurden in Gruppen von sechs bis acht Personen liquidiert 2 Marmon floh Anfang April 1945 mit weiteren Angehorigen der Sicherheitspolizei uber Witzenhausen zum Harz Dort gelang es ihm in Zivil unterzutauchen Unter dem Pseudonym Peter Vriemer war er danach in Hitzelrode gemeldet und anschliessend in Rheinsheim bei Bruchsal Er war u a als Vertreter fur Dachpappen tatig Marmon wurde Anfang August 1950 in Waiblingen verhaftet Ab dem 3 August 1950 befand sich Marmon in der Strafanstalt Kassel Wehlheiden in Untersuchungshaft und wurde wegen rechtswidriger Erschiessungsbefehle in Breitenau Kassel Wilhelmshohe und Kassel Wehlheiden angeklagt Marmon berief sich auf Befehlsnotstand und gab vor Gericht an dass er auf Weisung des Reichssicherheitshauptamtes bzw im Fall der italienischen Zwangsarbeiter nach Himmlers Katastrophenerlass umgehende Erschiessung von Plunderern gehandelt habe Wahrend der Verhandlung trat der Vater von Sophie und Hans Scholl als Entlastungszeuge fur Marmon auf Robert Scholl schilderte am vierten Verhandlungstag vor Gericht dass sein Sohn vor der Hinrichtung ihm gegenuber personlich gesagt habe dass Marmon ein feiner Mensch gewesen sei Scholl versuchte in der Folgezeit erfolglos mit Marmon in Kontakt zu treten 4 Aber ich habe die ganzen Jahre an Marmon denken mussen und seit 1945 auf die Gelegenheit gewartet denn mein Sohn hat ihn in das letzte Gebet eingeschlossen Robert Scholl wahrend seiner Entlastungsaussage im Prozess gegen Marmon 5 Marmon wurde am 5 Februar 1952 durch das Schwurgericht am Landgericht Kassel wegen Totschlags in Rechtsfahrlassigkeit zu einer Haftstrafe von zwei Jahren verurteilt auf welche die Untersuchungshaft angerechnet wurde Die Reststrafe wurde ihm erlassen Nach einer Berufung wurde das Urteil durch den Bundesgerichtshof am 2 Juli 1953 rechtskraftig Er starb am 2 Oktober 1954 in Karlsruhe Literatur BearbeitenGerhard Paul Diese Erschiessungen haben mich innerlich gar nicht mehr beruhrt Die Kriegsendphasenverbrechen der Gestapo 1944 45 In Gerhard Paul Klaus Michael Mallmann Die Gestapo im Zweiten Weltkrieg Primus Verlag Darmstadt 2000 Gunnar Richter Die Geheime Staatspolizeistelle Kassel 1933 1945 PDF 1 1 MB in Zeitschrift des Vereins fur hessische Geschichte ZHG Band 106 2001 S 235 Gunnar Richter Das Arbeitserziehungslager Breitenau 1940 1945 Ein Beitrag zum nationalsozialistischen Lagersystem Kassel 2004 Dissertation Universitat Kassel PDF 9 7 MB LG Kassel 9 November 1949 In Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Bd V bearbeitet von Adelheid L Ruter Ehlermann C F Ruter Amsterdam University Press 1970 Nr 176 S 505 516 Erschiessung von 78 italienischen Fremdarbeitern am Bahnhof Kassel Wilhelmshohe wegen Plunderung eines Verpflegungszuges der Wehrmacht LG Kassel 5 Februar 1952 In Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Bd VIII bearbeitet von Adelheid L Ruter Ehlermann H H Fuchs C F Ruter Amsterdam University Press 1972 Nr 308 S 209 233 Erschiessung von 12 Gestapohaftlingen aus dem Zuchthaus Kassel Wehlheiden von 28 in der Landesarbeitsanstalt Breitenau inhaftierten Polizeihaftlingen sowie von 78 italienischen Arbeitern die im Bahnhof Kassel Wilhelmshohe einen Verpflegungszug der Wehrmacht geplundert hattenEinzelnachweise Bearbeiten Sonke Zankel Mit Flugblattern gegen Hitler Der Widerstandskreis um Hans Scholl und Alexander Schmorell Bohlau Koln u a 2008 ISBN 3 412 20038 7 S 419 a b Gerhard Schreiber Die italienischen Militarinternierten im deutschen Machtbereich 1943 1945 Oldenbourg Munchen 1990 ISBN 3 486 55391 7 S 559 Dietfrid Krause Vilmar Breitenau In Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Der Ort des Terrors Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Band 2 Fruhe Lager Dachau Emslandlager C H Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 52962 3 S 75 Gunnar Richter Der offentliche Umgang mit der NS Vergangenheit am Beispiel des Konzentrations und Arbeitserziehungslagers Breitenau In Dagmar Bussiek Simona Gobel Hrsg Kultur Politik und Offentlichkeit Festschrift fur Jens Flemming Kassel University Press Kassel 2009 ISBN 978 3 89958 688 6 S 585 f Zitiert bei Gunnar Richter Der offentliche Umgang mit der NS Vergangenheit am Beispiel des Konzentrations und Arbeitserziehungslagers Breitenau In Dagmar Bussiek Simona Gobel Hrsg Kultur Politik und Offentlichkeit Festschrift fur Jens Flemming Kassel University Press Kassel 2009 S 586 PersonendatenNAME Marmon FranzKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist Gestapo Mitarbeiter und SS FuhrerGEBURTSDATUM 11 Juni 1908GEBURTSORT SigmaringenSTERBEDATUM 2 Oktober 1954STERBEORT Karlsruhe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz Marmon amp oldid 232452433