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DDR Design auch sozialistische Formgebung oder Formgestaltung 1 umfasst Produkte die zwischen 1949 und 1989 in der Deutschen Demokratischen Republik entworfen und hergestellt wurden 2 Das Design zeichnet sich durch Funktionalitat und Reduktion auf das Wesentliche aus Aufgrund Rohstoffknappheit und Planwirtschaft stand die Langlebigkeit der Produkte fur Gestalter im Vordergrund 3 Babyflasche aus Jenaer Glas Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Erste Nachkriegsjahre 3 1960er Jahre 4 1970er Jahre 5 1980er Jahre 6 Nach 1989 7 DDR Design Heute 8 Historischer Uberblick Institutionen und Ausbildungsstatte 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenAufgrund der von Planwirtschaft sozialistisch materiell ideologisch gepragten Gesellschaft ergaben sich spezifisch ostdeutsche Elemente der Gestaltung 2 Form Design Material Gewicht und Grosse sollten eine Einheit ergeben Von Anbeginn der DDR entwickelte sich originelles Design das im Ostblock und westlichem Europa bewundert nachgebaut aber auch belachelt wurde Gegenstande sollten nutzlich und langlebig sein sodass sie einen moglichst optimalen Nutzen fur den Werktatigen mit sich brachten Pragende Eigenschaften waren Zeitlosigkeit Funktionalitat sowie die Verwendung weniger Rohstoffe Die Produktgestaltung ergab sich aus dem Mangel an Ressourcen aber auch aus dem Streben nach einer neuen kulturellen Identitat Erste Nachkriegsjahre BearbeitenIn den Nachkriegsjahren als Stadte und Industriebetriebe zerstort waren galt es in Ost und Westberlin statt schoner Formen praktische Losungen fur den taglichen Bedarf zu finden Formgestalter an die Ideen des Bauhauses anknupfend strebten an die Bevolkerung Betriebe und Politik an ein neues Design zu gewohnen Man konnte sich jegliche Ausschmuckung der Produkte aufgrund beschrankter materieller und technischer Voraussetzungen nicht leisten und musste demnach mit dem arbeiten was zur Verfugung stand Ehemalige Bauhausschuler versuchten sogar ein Gesetz gegen die Ausbeutung des Volkes durch Kitsch durchzusetzen Das Gesetz trat nie in Kraft Horst Michel deutscher Formgestalter initiierte jedoch das Gutezeichen fur Kunsthandwerk und Kunstgewerbe das erst in Thuringen dann ab 1949 im gesamten Gebiet der DDR vergeben wurde 4 Das Konzept der funktionalen Moderne angelehnt am Bauhaus wurde vom Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht abgelehnt Als ehemaliger Tischler war er von einem Kunstverstand aus der Grunderzeit gepragt 1951 kam es erstmals zu widerspruchlichen Vorstellungen von Gestaltern und Staatsmacht Um sich vom Westen abzugrenzen loste die Regierung eine Kulturdebatte aus ihrer Ansicht nach sollten Gegenstande volksverbunden und parteidienlich sein jeglicher Individualismus beseitigt werden Traditionen des Bauhauses galten als dekadent und kosmopolitisch Einfachheit und intuitive Benutzbarkeit wurde als kalter Formalismus und Amerikanismus kritisiert Die Gegenstandswelt sollte die Macht der Arbeiter ausdrucken Massstabe des Sozialistischen Realismus erfullen und so den Bezug zu einem historischen Formgut herstellen 1960er Jahre BearbeitenIn den Deutschen Werkstatten Hellerau arbeitete man an Mobeln fur industrielle Grossserien Der sparsame Umgang mit stofflicher Substanz im Prozess der Gestaltung resultierte aus dem Mangel an Rohstoffen und Technik wie auch aus einem ethischen Prinzip Zum Beispiel sollte kein Verschleiss durch Gestaltung verursacht werden welche modischen Aspekten unterworfen war Zunachst entstanden Produkte die auch im Ausland hohe Aufmerksamkeit erhielten Bis zum Ende der DDR Zeit zahlte nicht die Idee des Einzelnen sondern ausschliesslich der Nutzen den die Gegenstande fur das Volk mit sich brachten Deswegen konnten Entwurfe nicht geschutzt werden und wurden manchmal in leicht abgewandelter Form im Westen kopiert Formgestalter die als erste Absolventen die Hochschulen in Weimar Weissensee und Halle verliessen arbeiteten in Abgrenzung zum Kapitalismus weiter am Ideal eines handwerklich gut gemachten gestalterisch modernen und massentauglichen Produktes Da die DDR kein Rohstoffland war mussten Ressourcen importiert werden Dadurch entstanden hohe Kosten Der Staat beschleunigte in den 1960er Jahren die Produktion in der Hoffnung auf eine bessere Versorgung durch moglichst langlebige Konsumguter Im Mobelprogramm der deutschen Werkstatten MDW wurden An und Aufbaumobel fur die soziale Mitte produziert diese waren variabel und individuell zusammenstellbar Produkte dieser Art stiessen bei der politischen Fuhrung ebenfalls auf Unverstandnis Kunstmacher der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands SED urteilten ob Produkte zum sozialistischen Menschen passten Formgestalter wurden so in ihren Moglichkeiten beschrankt Aus heutiger Sicht entstand in den 1960er Jahren die Hochphase der Produktgestaltung in der DDR Die SED setzte auf den neuen Werkstoff Plast und warb mit dem Slogan Chemie gibt Brot Wohlstand Schonheit Preiswerte und praktische Konsumartikel wurden von nun an massenhaft von den Formgestaltern des Landes entwickelt Mit den neuen Produkten sollte die Abhangigkeit der Wirtschaft von teuren Importen verhindert werden Die Plaste und Elaste Entwicklung fand ihre Ursprunge in Halle In dem Chemiegebiet ermoglichten neue Anlagen grossere Produktionsdimensionen 1970er Jahre Bearbeiten nbsp Reise Luftdusche AKA electric1971 ubernahm Erich Honecker die Position des Staatsratsvorsitzenden Er verkundete einen neuen politischen Kurs Die Einheit von Wirtschafts und Sozialpolitik Ein Jahr spater wurde per Ministerratsbeschluss das Amt fur Materielle Formgestaltung gegrundet von dem aus die Designprozesse in den Betrieben zentral gesteuert wurden Da die Koordinierung und Kontrolle der Prozesse zeitintensiv war kamen Artikel haufig verspatet auf den Markt Diese Zeitverzogerung stiess bei der Bevolkerung auf Kritik Das Kulturmagazin schrieb am 14 April 1978 Einen nutzlichen Gegenstand sollte man nicht 4 Jahre nur als Modell herumzeigen Bei einer konsequenten Uberfuhrung in die Produktion wurden die vielen schonen Entwurfe unser Konsumguterangebot verbessern Um Bedurfnisse der Konsumenten nicht weiter zu wecken wurde ab 1972 Produktwerbung in der DDR eingestellt Infolgedessen blieb die Identifizierung der Bevolkerung mit den eigenen Produkten aus Die Wahrnehmung der DDR Produktkultur im Ausland sank und der Export aus dem nicht sozialistischen Wirtschaftsgebiet geschah haufig unter Verleugnung des Herkunftslandes Gestalterinnen und Gestalter Hersteller und Betriebe wurden auf dem Markt nur selten mit Namen genannt Durch die in den 1970er Jahren einsetzende Verstaatlichung beseitigte der Staat weitere Moglichkeiten unternehmerischer Initiativen Die zeitintensive Planwirtschaft machte volkseigene Betriebe unflexibel da sie nun nicht mehr auf Trends reagieren konnten Ausserdem litt die Qualitat unter dem neuen Motto Masse statt Klasse 1980er Jahre BearbeitenDer Staat verpflichtete Formgestalter zur Erstellung preiswerter Produkte die unter neuen Namen im Westen verkauft wurden um notwendige Devisen zu erlangen Der Billigsektor war fur die DDR in den 1980er ein Geschaft In den Betrieben fehlte es an Material Produkte und ihr Design mussten fur wirtschaftliche Zwecke hinhalten haufig gegen den Willen der Gestalter Sie wurden meist diktiert durch West Deutschland unter dem Herstellungspreis verkauft Nach 1989 BearbeitenMit dem Mauerfall gelangten Produkte aus dem Westen in den Osten wodurch die DDR Produkte innerhalb kurzester Zeit verdrangt wurden Traditionsreiche exportorientierte Branchen stellten den Betrieb ein 95 aller Betriebe kamen in den Besitz auswartiger Eigentumer Ab 1990 wurden etwa 8000 volkseigene Betriebe privatisiert Die Gegenstandswelt der DDR scheiterte Ende der 1980er Jahre materiell wie ideell DDR Design Heute BearbeitenMittlerweile sind DDR Produkte wieder auf dem Markt erhaltlich Das erneute Interesse an DDR Design ist ein Beweis fur die prazise Arbeit das Bewusstsein fur das Material Zweckbestimmung und erfolgreiche Ausbildung Das angestrebte ethische Prinzip der Langlebigkeit und Zeitlosigkeit in der DDR Designkultur wird durch die erneute Herstellung bestatigt Historischer Uberblick Institutionen und Ausbildungsstatte Bearbeiten1945 Grundung der Arbeitsgemeinschaft Formgebung in Weimar unter Leitung von Horst Michel 1946 Offizielle Wiedereroffnung der Hochschule fur Baukunst und Bildende Kunste in Weimar Der Architekt Hermann Henselmann wird zum Direktor berufen und mit der Reorganisation der Hochschule beauftragt 1948 Mart Stam wird damit beauftragt die bisherige Hochschule fur Werkkunst auszubauen und diese mit der Akademie der Kunste zu vereinen 1950 In Berlin wird unter Mart Stam das Institut fur Industrielle Gestaltung IFIG gegrundet das der Kunsthochschule Berlin Weissensee angeschlossen ist 1951 Grundung des Instituts fur Innengestaltung an der nun in Hochschule fur Architektur und Bauwesen umbenannten Weimarer Ausbildungsstatte 1952 Umbenennung des IFIG in Institut fur Angewandte Kunste Ifak 1954 Erste staatliche Anordnung der Beschluss des Ministerrates uber die neuen Aufgaben der Innenarchitektur und der Mobelindustrie weist dem Weimarer Institut besondere Verantwortungsbereiche zu 1955 Weimarer Institut beteiligt sich mit einer Sonderschau an der Munchener Ausstellung Ernahrung und Wohnkultur 1956 Herausgabe des 1 Heftes der DDR Fachzeitschrift fur industrielle Gestaltung form amp zweck zunachst als Jahrbuch ab 1964 als Zeitschrift 1957 Weimarer Institut stellt bei der XI Mailander Triennale aus und stosst damit auf ein grosses Echo in westeuropaischen Medien 1972 Grundung des staatlichen Amtes fur industrielle Formgestaltung AIF mit der Funktion aktuelle Designprozesse in der Industrie zu lenken und zu verwalten Leiter ist Dr Martin Kelm 1976 Grundung des Wissenschaftlich Kulturellen Zentrums Bauhaus Dessau 1978 Schaffung der staatlichen Auszeichnungen Designpreis der Deutschen Demokratischen Republik fur Personen und Arbeitsgruppen einmal jahrlich eine Reihe von Empfangern vergeben sowie GUTES DESIGN fur Industrieprodukte wird zur Internationalen Leipziger Messe zweimal jahrlich vergeben 1988 Das AIF prasentiert in Stuttgarts Design Center mit der Ausstellung Design in der DDR erstmals einen Uberblick zur ostdeutschen Designgeschichte 1989 Eroffnung der Ausstellung SED Schones Einheits Design in der Galerie Habernoll in Dreieich bei Frankfurt Main Seit 1999 befindet sich diese Sammlung der verschiedensten DDR Konsumguter als Dauerleihgabe im Haus fur Geschichte Leipzig 1990 Auf der Leipziger Fruhjahrsmesse wird zum letzten Mal die Auszeichnung Gutes Design vergeben 1993 Unter dem Titel Neue Lander Neue Wege veranstaltet das Internationale Design Zentrum Berlin eine umfassende Wanderausstellung mit Design Innovationen aus den ostdeutschen Bundeslandern 1999 Prasentation von DDR Alltagskultur auf der Berliner Ausstellung Wege der Deutschen im Martin Gropius Bau 1 Weblinks BearbeitenSchwalbe und Plasteschussel Alltagsdesign in der DDR Nicht mehr online verfugbar Ehemals im Original abgerufen am 8 Juli 2020 Datenbank des PATON Landespatentzentrum Thuringen Ilmenau zum DDR DesignEinzelnachweise Bearbeiten a b DDR Design 1949 1989 In ICONS Taschen ISBN 3 8228 3216 2 a b Rene Hey Fachbegriffe Design in der DDR In www designlexikon net Medienhaus Frechen abgerufen am 28 Januar 2020 DDR Design In www formost de Abgerufen am 28 Februar 2020 Tempo 1948 Abgerufen am 28 Januar 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Formgestaltung in der DDR amp oldid 228722307