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Ein Flurdenkmal ist ein Denkmal an Wegen im Wald und in der Flur Von weltlichen Flurdenkmalern wie Grenzsteinen Kilometersteinen und Suhnekreuzen sind religiose Flurdenkmaler in Form von Wegkreuzen Bildstocken und kleinen Feldkapellen zu unterscheiden 1 Als historische Kulturlandschaftselemente geben Flurdenkmale Zeugnisse menschlichen Handelns ideeller geistiger und materieller Art die als solche fur die Geschichte des Menschen an einem bestimmten Ort bedeutsam sind Sie pragen die altbauerlichen Kulturlandschaften und erinnern an die Frommigkeit und Gesinnung der Bevolkerung 2 3 Die Kleindenkmale spiegeln neben personlichen Schicksalen und Tragodien auch tiefgreifende Ereignisse wie Kriege Hungersnote Krankheiten und Elementarkatastrophen wider 4 3 Feldkapelle bei Windischletten in Oberfranken Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und Funktion 1 1 Religiose Flurdenkmaler 1 1 1 Bildstocke 1 1 2 Feldkapellen 1 1 3 Feldkreuze 1 1 4 Wegkreuze 1 1 5 Totenbretter 1 2 Weltliche Flurdenkmaler 1 2 1 Suhnekreuze Suhnesteine Steinkreuz Kreuzstein 1 2 2 Grenzsteine 1 2 3 Kilometersteine 2 Verbreitung 3 Forschungen und Forschungsgemeinschaften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEntstehung und Funktion BearbeitenReligiose Flurdenkmaler Bearbeiten Religiose Flurdenkmale Feldkreuze Bildstocke Feldkapellen wurden meist von Privatpersonen aufgrund vielfaltiger Anlasse errichtet 1 Sie haben die Funktion des Gemahnens Erinnerns und Abwehrens vom Bosen Daneben dienen sie als Schutz und fungieren als Segenszeichen 4 Neben Dank fur Rettung Genesung von schwerer Krankheit oder Heimkehr aus Krieg war oft die Erfullung eines Gelubdes ursachlich fur die Aufstellung eines Flurdenkmales 1 Bildstocke Bearbeiten Hauptartikel Bildstock nbsp Martersaule zwischen Greuth und StiebarlimbachBildstocke sind im Freien meist an offentlichen Wegen errichtete religiose Wahrzeichen 5 Diese religiosen Kleindenkmale sind Ausdruck tiefer Frommigkeit vorangegangener Generationen 6 Gegliedert ist der Bildstock in einen Pfeiler oder eine Saule als vertikales Element und einem religiosen Bildwerk als Bekronung oder in Form einer Nische Der Bildinhalt ist uberwiegend durch religiose Motive gepragt und markiert Wallfahrtswege vorwiegend in Franken 5 In Bayern und Osterreich kommen Marterl vor die an einen Unglucksfall mit einem glucklichen oder unglucklichen Ausgang erinnern Die dramatische Geschichte wurde meist mit Inschriften und Bildern erlautert Martersaulen sind bereits aus dem Mittelalter bekannt Die Kleindenkmale werden in Bayern und Osterreich daneben als Martern Marterl Matersaulen und Bildsaulen bezeichnet 1 Feldkapellen Bearbeiten Hauptartikel Kapelle Kirchenbau Feldkapellen stellen Kirchengebaude mit niederem kirchlichen Rang abseits von Orten und Wohngebauden dar Die Kapelle kann lediglich fur den Privatgottesdienst nicht aber fur den offentlichen Gottesdienst genutzt werden 5 Das Landschaftsbild wird durch die Aufstellung von Feldkapellen aufgewertet Fur Wanderer stellen die Standorte meist geeignete Rastplatze und Bildmotive dar Die sakralen Kleinodien weisen unterschiedliche Stilformen auf und sind optisch kaum von kleinen Kirchen zu unterscheiden Feldkapellen wurden fur Gelobnisse und zum Dank fur das Uberstehen von Kriegen Krankheiten Hungersnoten und Naturkatastrophen wie beispielsweise Lawinen Muren und Uberschwemmungen errichtet 7 Feldkreuze Bearbeiten nbsp Feldkreuz im bayerischen Landkreis Landsberg am LechReligiose Inschriften von Feldkreuzen beinhalten auch Bitten fur Gottessegen der Felder um vor Missernten und Hungersnoten zu schutzen Teilweise gehen diese Feldkreuze auf heidnische Traditionen zuruck und wurden in eine christliche Form umgewandelt 1 Wegkreuze Bearbeiten An ehemaligen Kreuzungspunkten zweier Wege wurden bereits im Mittelalter Wegkreuze errichtet Wegkreuzungen galten zu dieser Zeit aufgrund von Uberfallen als unheimliche Orte Um den Einfluss von bosen Machten zu bannen wurden Wegkreuze aufgestellt 1 Totenbretter Bearbeiten Hauptartikel Totenbrett Um der Toten zu gedenken wurden im altbaierischen Raum insbesondere im Bayerischen Wald und Oberpfalzer Wald Totenbretter in die Landschaft gestellt Bis zum Begrabnis wurden die Toten auf diesen Brettern aufgebahrt und danach wurden die Bretter mit Lebensdaten der Verstorbenen und Gedenkspruchen an Wegrandern errichtet 1 Weltliche Flurdenkmaler Bearbeiten Suhnekreuze Suhnesteine Steinkreuz Kreuzstein Bearbeiten Hauptartikel Suhnekreuz nbsp Steinkreuz in der OberpfalzBis in das Mittelalter reicht die Geschichte der alten Suhnekreuze zuruck Die archaische Form der Steinkreuze deutet die Funktion als Bestandteil der mittelalterlichen Strafordnung bereits an Zur Suhne von Mord und Totschlag mussten nach einem offiziellen Urteilsspruch die unscheinbaren Kreuze vom Tater am Ort des Geschehens errichtet werden Neben Scheibenkreuzen und Kreuzstelen wurden haufig Kreuzsteine verwendet 1 8 9 10 11 Mordopfersteine wurden fur unbekannte Tater eines Mordopfers in Form von Kreuzsteinen errichtet 12 Steinkreuze und Kreuzsteine wurden auch als kollektive Gedenksteine fur Massenbegrabnisse gesetzt 13 nbsp Grenzstein mit Wappen des Furstenhauses Furstenberg 1767 Grenzsteine Bearbeiten Hauptartikel Grenzstein Grenzsteine sind Kennzeichnungen von Grenzpunkten einer Flurstucksgrenze Die steinernen Zeugnisse historischer Grenzen zeigen die politischen und kulturellen Entwicklungen von Kulturlandschaften uber mehrere Jahrhunderte hinweg haufig gultig bis in die Gegenwart nachvollziehbar auf 14 Die bearbeiteten Steine weisen einen rechteckigen dreieckigen oder runden Grundriss auf wobei die Hohe meist grosser als Breite ist 4 Eine Sonderform des Grenzsteines stellen Fraischsteine dar 15 Kilometersteine Bearbeiten Hauptartikel Kilometerstein nbsp Historischer Kilometerstein aus der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts im Landkreis Sudliche Weinstrasse Rheinland PfalzEntlang von Handelswegen wurden im 19 Jahrhundert haufig Kilometersteine aufgestellt um den Abstand zu grosseren Stadten anzugeben 16 Die Steine wurden oft in regelmassigen Abstanden am Rande von Verkehrstrassen errichtet Die Vorlaufer der Kilometersteine stellen die sogenannten Meilensteine oder Postmeilensteine dar Die Postmeilensteine wurden im 18 und 19 Jahrhundert auf deutschen Territorium aufgestellt Die Steine variierten in Form Grosse Beschaffenheit und Beschriftung Die Meilensteine wurden anfanglich fur die Post systematisch angelegt Sie dienten zur Festsetzung der Hohe der Kosten fur die Personenbeforderung sowie zur Regelung der Paket und Geldporte Ab 1872 wurde das metrische Einheitensystem in Deutschland eingefuhrt danach wurden die Meilensteine teilweise umgesetzt und durch Kilometerangaben erganzt 17 Verbreitung BearbeitenAufgrund der Heiligen und Bilderverehrung sind bestimmte Arten von Flurdenkmaler wie z B Wegkreuze Bildstocke und Flurkapellen in katholischen Gegenden wesentlich weiter verbreitet als in protestantischen Nach der Reformation wurden aufgrund der Distanzierung der Protestanten von religiosem Bildwerk kaum mehr Flurkreuze oder Bildstocke in den evangelischen Gebieten errichtet In Unterfranken und Oberfranken ist anhand der Ausstattung der Kulturlandschaft mit religiosen Flurdenkmalen die konfessionelle Pragung von Orten erkennbar 1 Religiose Flurdenkmaler sind daher in Norddeutschland weniger verbreitet als in Suddeutschland Osterreich und Sudtirol Forschungen und Forschungsgemeinschaften BearbeitenSeit den 1960er Jahren werden Kreuzsteine und Steinkreuze sowie ihnen formal verwandte Monumente als Flurdenkmaler unter den Kleindenkmalern zu welchen zum Teil auch Grabmaler wie Stelen gerechnet werden von der Deutschen Steinkreuzforschung erforscht Diese setzt sich wie folgt zusammen Die Arbeitsgemeinschaft Denkmalforschung AGD in Niedersachsen stellte sich zur Aufgabe fur Aufnahme Erhalt Pflege und Klarung der sozialen Zusammenhange die zur Errichtung und Aufstellung der Klein und Flurdenkmale fuhrten zu sorgen Ihr Sitz ist in Trebur und ihre Schriftenreihe Das Kleindenkmal Materialsammlung Steinkreuze und Kreuzsteine Jagd und Forstdenkmale Hierin wird die alte und neuere Literatur zum Forschungsgebiet veroffentlicht In regelmassig stattfindenden Tagungen werden alle zwei Jahre die neuesten Forschungsergebnisse diskutiert Die altere Forschungsgemeinschaft Deutsche Steinkreuzforschung gegrundet 1932 nimmt die gleichen Aufgaben wie die AGD wahr Zusatzlich werden Bildstocke und historische Grenzzeichen erfasst d h Denkmaler die vor allem rechts und religionsgeschichtlich interessant sind Hierbei handelt es sich ursprunglich um eine Burgerinitiative die sich mit den Flurdenkmalen im frankischen und oberpfalzischen Raum beschaftigt Die AFO Arbeitskreis fur Flur und Kleindenkmalforschung in der Oberpfalz e V nimmt die gleichen Aufgaben wie die AGD e V fur den Bereich Oberpfalz war Seit 1978 erscheint jedes Jahr ein Band der Reihe Beitrage zur Flur und Kleindenkmalforschung in der Oberpfalz BFO Seit 1982 regelmassige Tagungen Ostbayerische Jahrestagung der Flur und Kleindenkmalforscher Ferner hat sich der Arbeitskreis Internationale Steinkreuzforschung ISF gebildet in welchem Gruppen von Wissenschaftlern Hobby und Laienforschern die vergleichbare Aufnahmen wahrnehmen und diese in der Schriftenreihe Steinkreuzforschung dokumentieren Schliesslich sei noch die Archaologische und Volkskundliche Arbeitsgemeinschaft Dieburg e V AVA Dieburg e V genannt Hierbei handelt es sich um einen Verein fur Stadt und Heimatgeschichtsforschung der 1970 von Burgern gegrundet wurde Sie unterstutzen mit ihrem Verein die lokale Bodendenkmalpflege und die Aufgaben dieser Arbeitsgemeinschaft sind mit denen der AGD vergleichbar Sie gibt zwei Schriftenreihen heraus Literatur BearbeitenFriedrich Karl Azzola Zur Nomenklatur der steinernen Flurdenkmaler und fruhen Grabsteinformen In Das Steinkreuz 21 1965 Nr 2 S 14 16 Friedrich K Azzola Zur Ikonographie des Kreuzes auf Kleindenkmalern des Hoch und Spatmittelalters im deutschen Sprachraum In H Zimmermann Hrsg Deutsche Inschriften Fachtagung fur mittelalterliche und neuzeitliche Epigraphik Worms 1996 Mainz 1987 S 9 41 on Cross Slabs Heinz Kober Die alten Steinkreuze und Suhnesteine Thuringens In Beitrage zur Geschichte 5 Erfurt 1960 Werner Muller Gunther E H Baumann Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen Bremen und Hamburg Vorhandene und verlorengegangene Rechtsdenkmale und Memorialsteine Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen 5 Hannover 1988 Helga Wass Form und Wahrnehmung mitteldeutscher Gedachtnisskulptur im 14 Jahrhundert Tenea Bristol u a 2006 ISBN 3 86504 159 0 Band 1 Ein Beitrag zu mittelalterlichen Grabmonumenten Epitaphen und Kuriosa in Sachsen Sachsen Anhalt Thuringen Nord Hessen Ost Westfalen und Sudniedersachsen Band 2 Katalog ausgewahlter Objekte vom Hohen Mittelalter bis zum Anfang des 15 Jahrhunderts nach Orten aufgefuhrte Bildbeispiele erfasst an die 1000 Monumente darunter auch Flur und Kleindenkmale teils mit Abbildung Walpurga Oppeker Hans Georg Mossner Franz Sturmer Leitfaden zur Klein und Flurdenkmaldatenbank fur Niederosterreich und Salzburg Version 2 2012 S 1 85 Online Version vom 23 Oktober 2018 veroffentlicht vom LEADER Kooperationsprojekt Zeichen unserer Kulturlandschaft auf www kleindenkmal at Weblinks BearbeitenWalpurga Oppeker Hans Georg Mossner Franz Sturmer Leitfaden zur Klein und Flurdenkmaldatenbank fur Niederosterreich und Salzburg Version 2 2012 S 1 85 Online Version vom 23 Oktober 2018 veroffentlicht vom LEADER Kooperationsprojekt Zeichen unserer Kulturlandschaft darin Erlauterung der Kategorien der Kleindenkmaler PDF 7 0 MB Heilige und ihre Attribute sowie religiose Symbolik speziell fur Kleindenkmaler PDF 5 7 MB Fachbegriffe in der Architektur speziell fur Kleindenkmaler PDF 3 8 MB Bestimmungsschlussel zu den Kategorien der Kleindenkmaler PDF 1 3 MB Weiterfuhrende Literatur PDF 855 kB Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i Historische Kulturlandschaftselemente in Bayern In Bayerische Landesamt fur Umwelt Hrsg Heimatpflege in Bayern Schriftenreihe des Bayerischen Landesvereins fur Heimatpflege 1 Auflage Band 4 2013 ISBN 978 3 931754 54 9 S 70 71 Walter Potzl Kreuze Bildstocke und Feldkapellen Hrsg Heimatverein fur den Landkreis Augsburg Band 14 Augsburg 1996 ISBN 978 3 925549 10 6 S 5 a b Alfred Pohler Flurdenkmaler Bildstocke Marterln Kleinkapellen und Kreuze Perlen in den Kulturlandschaften des alpinen Raums Berenkamp 2002 ISBN 978 3 85093 160 1 S 7 a b c Zeichen unserer Kulturlandschaft PDF BHW Niederosterreich Februar 2012 abgerufen am 20 November 2018 a b c Walter Potzl Kreuze Bildstocke und Feldkapellen Hrsg Heimatverein fur den Landkreis Augsburg Band 14 Augsburg 1996 ISBN 978 3 925549 10 6 S 20 Walpurga Oppeker Leopold Schlager et al Klein und Flurdenkmaler als Zeugen religioser und profaner Kultur Beitrage zur niederosterreichischen Klein und Flurdenkmalforschung Hrsg Walpurga Oppeker Beitrage zur Kirchengeschichte Niederosterreichs Band 20 Diozesanarchiv St Polten St Polten 2018 ISBN 978 3 901863 58 5 S 9 10 Alfred Pohler Flurdenkmaler Bildstocke Marterln Kleinkapellen und Kreuze Perlen in den Kulturlandschaften des alpinen Raums Berenkamp 2002 ISBN 978 3 85093 160 1 S 11 Wass 2006 Bd 1 S 425 ff Daniel Wojtucki ein steynen Crewtze an die stelle setzen do der Todslag gescheen ist Schlesische Suhnevertrage vom 14 bis zum 16 Jahrhundert Sven Gerth abgerufen am 2 September 2018 ausfuhrlich unterschieden in Wass 2006 S 224 ff ausfuhrlich differenziert in Wass 2006 S 227 ff Wass 2006 Bd 1 S 430 Wass 2006 Bd 1 S 431 Historische Grenzsteine aus dem Unteren Kahlgrund PDF Archaologisches Spessart Projekt e V abgerufen am 2 September 2018 Karl Bedal Ratselhaftes Frankenpost Verlag Hof 1986 Grenzsteine Freilichtmuseum Hessenpark abgerufen am 18 November 2018 Was sind Meilensteine und wie sehen sie aus Forschungsgruppe Meilensteine e V abgerufen am 18 November 2018 Normdaten Sachbegriff GND 4154889 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Flurdenkmal amp oldid 222366074