www.wikidata.de-de.nina.az
Im Jahr 2000 waren auf dem Gebiet der heutigen Turkei etwa 9 300 Arten wildwachsender Gefasspflanzen bekannt Fur ganz Europa werden etwa 11 500 Arten angegeben allerdings auf einer etwa dreizehnmal grosseren Flache Die Turkei zeichnet sich also verglichen mit Europa durch eine bemerkenswert hohe floristische Diversitat aus Ursache dafur ist vermutlich die erstaunlich hohe Endemismusrate in Verbindung mit der extrem hohen okologischen Vielfalt Anatoliens Colchicum figlalii O Varol Parolly amp Eren Dieser Lokalendemit des Sandras Dag eines Serpentinberges bei Mugla wurde erst 1995 neu fur die Wissenschaft beschrieben Verbascum wiedemannianum Diese auffallige Konigskerze ist eine Charakterart der zentralanatolischen Steppe Wie die meisten Verbascum Arten ist sie in Anatolien endemisch Inhaltsverzeichnis 1 Endemismus 2 Flora 3 Vegetation 4 Belege 5 Weiterfuhrende LiteraturEndemismus BearbeitenFast jede dritte turkische Pflanzenart 30 6 ist in ihrer Gesamtverbreitung auf das Gebiet der heutigen Turkei inklusive der nahe gelegenen Agaischen Inseln beschrankt also dort endemisch Osterreich besitzt demgegenuber nur 1 56 an Endemiten und auch fur grossere Lander wie Deutschland oder Grossbritannien liegen die Werte ahnlich niedrig Als Hauptursache fur den hohen Endemitenanteil wird meist die gebirgige Landoberflache Anatoliens angesehen Dabei sind die dortigen Hochgebirge oft durch Hochebenen voneinander getrennt ahnlich wie Inseln Fur Anatolien wird diese Annahme durch Konzentrationen von Lokalendemiten auf besonders stark isolierten und relativ alten Massiven wie Uludag oder Ilgaz Dagi gestutzt Demgegenuber sind junge vulkanische Kegel wie Erciyes Dagi oder Hasan Dagi vergleichsweise endemitenarm nbsp Gipshugel sudlich von Sivas Gips und Serpentinstandorte sind besonders endemitenreich Ein zweiter entscheidender Unterschied ist das vollig verschiedene Schicksal der Alpen und der anatolischen Hochgebirge wahrend der Eiszeiten In Anatolien blieben auch wahrend der Hochststande der pleistozanen Vereisungen die Eiskappen immer auf die hochsten Erhebungen beschrankt Deshalb konnten sich Endemiten in vielen Teilen Anatoliens uber lange Zeitraume entwickeln und auch bis in die Gegenwart uberdauern nbsp Dornpolsterheide mit dominierendem Astragalus angustifolius am Melendiz Dag Nigde ca 2000 m s m Flora Bearbeiten nbsp Artenzahlen der wichtigsten Gattungen der turkischen FloraDie bei weitem artenreichste Gefasspflanzengattung Anatoliens ist Astragalus Tragant Sie scheint sich hier mitten im Prozess der Artbildung zu befinden was die Unterscheidung der vielen nachstverwandten Sippen fur den Nichtspezialisten oft sehr erschwert Tragante sind besonders typisch fur baumlose trockene Lebensraume Solche waren vermutlich schon in prahistorischer Zeit in Inneranatolien nicht selten Eine geradezu explosionsartige Ausbreitung erfuhren sie aber durch den Menschen in historischer Zeit was wohl die Artbildung zusatzlich stark angekurbelt hat In Abhangigkeit von den jeweiligen Umweltbedingungen hat sich in der Gattung Astragalus eine erstaunliche Vielfalt von Lebensformen entwickelt von winzigen einjahrigen Arten bis zu kleinen Strauchern und die fur die trockenen Gebirge Zentral und Sudanatoliens charakteristischen Dornpolster Allerdings wurde diese sowohl gegen Beweidung als auch gegen Sommertrockenheit schutzende Lebensform nicht von Astragalus exklusiv erfunden Beispiele von gleichgerichteter konvergenter Evolution sind die eindrucksvollen Dornpolster von Onobrychis cornuta Fabaceae bzw von Acantholimon sp Plumbaginaceae Sogar manche Asteraceae in der Turkei z B Centaurea urvillei Centaurea iberica und Caryophyllaceae z B Minuartia juniperina entwickelten sich in diese Richtung Die zweitwichtigste anatolische Pflanzengattung sind die Konigskerzen Verbascum sp Familie Scrophulariaceae gefolgt von der Gattung der Flockenblumen Centaurea sp Familie Asteraceae Was die Konigskerzen betrifft so ist Anatolien zweifellos ihr Verbreitungszentrum Von etwa 360 Arten weltweit wachsen 232 in der Turkei davon wiederum 79 4 nur hier sind also endemisch Die meisten Verbascum Arten schutzen sich gegen Wasserverluste und hungriges Vieh durch eine dichte Behaarung aus stark baumformig verzweigten Haaren Flockenblumen Arten sind selten so dicht behaart haben dafur aber zu ihrer Verteidigung gegen die allgegenwartigen Ziegen und Schafe dornige Hullblatter oder stangellos dem Boden angepresste Formen entwickelt Vegetation Bearbeiten nbsp Pinus nigra bildet im mittleren Taurus Gebirge stellenweise ausgedehnte Bestande zwischen Akseki und Bademli 1360 m s m Im aussersten Norden Anatoliens bildet der Pontus eine durchgehende Barriere gegen die vom Schwarzen Meer heranstromende feuchte Luft Das fuhrt zu hohen Niederschlagen auf der Nordabdachung des Pontus wahrend des ganzen Jahres Die klimatischen Bedingungen an der Schwarzmeerkuste ahneln deshalb denjenigen in Mitteleuropa und dementsprechend mitteleuropaisch erscheint daher auch die Vegetation Mediterraner Vegetationseinfluss ist hier nur auf einem sehr schmalen Kustenstreifen erkennbar Im Nordosten fehlt er ganz In tieferen Lagen dominiert nordlich des pontischen Hauptkammes oft die Hainbuche Carpinus betulus meist vermischt mit der Edelkastanie Castanea sativa Hoher oben bilden die Orient Rotbuche Fagus orientalis und oder die Nordmann Tanne Abies nordmanniana dichte Walder Im nordostlichen Schwarzmeergebiet Lazistan erreicht das Pontische Gebirge im fast 4000 m hohen Kackar Dagi seine grossten Hohen Dementsprechend reichlich fallen hier auch die jahrlichen Niederschlagsmengen aus Dazu kommt eine permanent hohe Luftfeuchtigkeit die besonders in Hohen bis zu 2000 Meter zu haufiger Nebelbildung fuhrt Ostlich von Trabzon wird daher die Vegetation fast subtropisch mit vielen immergrunen Strauchern in den Waldern und Teeplantagen uberall auf den tiefer liegenden Hangen Mit dem Uberschreiten der pontischen Wasserscheide wird das Klima sofort trockener In Richtung Inneranatolien kommt dadurch zuerst die Nordmann Tanne dann aber die Fohre zur Dominanz In Westanatolien ist es haufig die Schwarzfohre Pinus nigra im Osten fast ausschliesslich die gegen kontinentales Klima unempfindlichere Rotfohre Pinus sylvestris Je weiter man ins Zentrum Anatoliens fortschreitet desto trockener und winterkalter werden die Bedingungen Bis zu welchem Grad die hier vorkommende Steppenvegetation naturlichen Ursprungs ist oder erst durch Waldverwustung entstand ist nicht endgultig geklart Die geringsten Niederschlage gibt es sudlich von Ankara im Gebiet des Grossen Salzsees Tuz Golu und vor allem im Aras Tal an der armenischen Grenze Zwischen Kagizman und Tuzluca ist das Aras Tal so trocken dass immer wieder reine Salz Ablagerungen wie weisse Schneefelder von den Hangen glitzern Die sudliche Grenze der anatolischen Hochebene bildet das Taurusgebirge Vor allem seine Sudabdachung liegt voll im Einflussbereich des Mittelmeerklimas was viel Niederschlag im Winter jedoch trocken heisse Sommer bedeutet Uber das ganze Jahr gerechnet hat Antalya betrachtlich mehr Niederschlag als London 1071 mm gegen 759 mm Aber seine jahreszeitliche Verteilung ist eine vollig andere und das Jahresmittel der Temperatur liegt weit hoher 18 3 C gegen 9 7 C Hochlagenwalder werden von Schwarzfohre Kilikischer Tanne Abies cilicica und Libanonzeder Cedrus libani gebildet Leider wurde viel Raubbau an diesen Waldern betrieben am meisten an den einst reichen Zedernbestanden In der naturlichen Vegetation der sehr sommertrockenen Tieflagen der Mittelmeerkuste dominieren in der naturnahen Vegetation immergrune Baume wie Kermeseiche Quercus coccifera und Kalabrische Kiefer Pinus brutia Allerdings sind wegen der massiven Waldvernichtung heute die Hugel der Kustengebiete grosstenteils mit Macchie bedeckt oder verkarstet Wo fruchtbare alluviale Boden vorherrschen zum Beispiel in der Kilikischen Ebene um Adana wird intensive Landwirtschaft betrieben nbsp Picea orientalis mit Abies nordmanniana und Fagus orientalis auf der feuchten N Flanke des Kackar Dagi Nordostliches Pontusgebirge Die buschige Vegetation zwischen den Baumen besteht hauptsachlich aus Rhododendron luteum oberhalb von Ayder ca 1700 m s m nbsp Die Rotfohre Pinus sylvestris ist der Charakterbaum der trockenen und kalten Gebiete Nordostanatoliens Sudhang des Kucukhacet Dagi Ilgaz Dagi ca 1950 m s m nbsp Anatolischer Steppenrest mit Crambe tatarica im Hintergrund Getreidefelder Ahiboz ca 35 km sudlich von Ankara ca 1000 m s m nbsp Halbwustenvegetation im Aras Tal Die sparliche Pflanzendecke besteht hier hauptsachlich aus trockenheits und salzresistenten Gansefussgewachsen Chenopodiaceae 35 km westlich von Tuzluca 1110 m s m nbsp Tee wird in der Turkei nur im nordostlichsten fast schon subtropischen Abschnitt der Schwarzmeerkuste kultiviert Ikizdere Tal sudlich von Rize 200 m s m nbsp Ausgedehnte Haselnussfelder Corylus maxima uberziehen grosse Flachen der gebirgigeren Teile der turkischen Schwarzmeerkuste Ostlich von Trabzon werden sie vom Tee abgelost bei Terebolu Provinz Giresun 20 m s m nbsp Turkische Frauen bei der Haselnusstrocknung Sacmalipinar Provinz Duzce nbsp Im Jahr 2007 war die Turkei der siebentgrosste Baumwollproduzent Die Baumwollpflanzen gedeihen optimal in heissen sonnigen Gebieten wo sie aber meist auf kunstliche Bewasserung angewiesen sind bei Belek Province Antalya Belege BearbeitenGerhard Pils Flowers of Turkey a photo guide 448 pp Eigenverlag Gerhard Pils 2006 Weiterfuhrende Literatur BearbeitenDAVIS P H PDF 46 kB ed 1965 1988 Flora of Turkey and the East Aegean Islands 10 vols Edinburgh University Press GUNER A amp al 2000 Flora of Turkey Supplement 2 vol 11 Edinburgh University Press KREUTZ C A J 1998 Die Orchideen der Turkei 766 pp Landgraaf NL Selbstverlag MAYER H amp AKSOY H 1986 Walder der Turkei Stuttgart amp New York G Fischer Verlag Inhaltsverzeichnis als pdf KURSCHNER H RAUS T amp VENTER J 1995 Pflanzen der Turkei Agais Taurus Inneranatolien Wiesbaden Quelle amp Meyer Inhaltsverzeichnis als pdf PILS G 2013 Endemism in Mainland Regions Case Studies Turkey p 240 255 in HOBOHM C Ed Endemism in Vascular Plants Springer Verlag 1 Friederike Sorger Blumen der Turkei In Stapfia Band 34 Linz 1994 zobodat at PDF 21 5 MB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Flora und Vegetation der Turkei amp oldid 226604557