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Das Fermatsche Prinzip nach Pierre de Fermat besagt dass Licht in einem Medium zwischen zwei Punkten Wege nimmt auf denen seine Laufzeit sich bei kleinen Variationen des Weges nicht andert Insbesondere nimmt die optische Weglange ein Extremum an d h die langste oder kurzeste Strecke Es wird auch Prinzip des extremalen optischen Weges oder Prinzip der extremalen Laufzeit genannt Die Ursache liegt in der Wellennatur des Lichts und der damit verbundenen Interferenz Auf nicht extremalen Wegen variiert die Weglange stark bei kleinen Variationen des Weges die Interferenz ist folglich destruktiv Analogie zum Fermatschen Prinzip Wie erreicht der Rettungsschwimmer den Ertrinkenden am schnellsten Der rote Weg besitzt die kurzeste Laufzeit t Die Geschwindigkeit am Strand betragt 4 m s displaystyle 4 frac m s und im Wasser 1 m s displaystyle 1 frac m s Aus dem Fermatschen Prinzip lassen sich das snelliussche Brechungsgesetz und das Reflexionsgesetz herleiten Ausserdem ergibt sich dass Lichtstrahlen in jedem homogenen Medium gerade verlaufen Dies leistet auch das Huygenssche Prinzip das die lokale Variante des Fermatschen Prinzips darstellt Inhaltsverzeichnis 1 Ein verwandtes Beispiel 2 Herleitung des Brechungsgesetzes 3 Herleitung des Reflexionsgesetzes 4 Allgemeine mathematische Formulierung 5 Das Fermatsche Prinzip in einem inhomogenen Medium 6 Literatur 7 WeblinksEin verwandtes Beispiel BearbeitenDie Herleitung des Brechungsgesetzes aus dem Fermatschen Prinzip ist verwandt mit der Frage welchen Weg ein Rettungsschwimmer nehmen sollte der jemanden aus dem Wasser retten will Ziel ist es naturlich dem Ertrinkenden moglichst schnell zu Hilfe zu kommen Dazu lauft der Rettungsschwimmer schnell am Strand auf einen Punkt zu von dem aus der Weg durch das Wasser kurz ist da er sich dort nur langsam fortbewegen kann Lauft er aber zu weit dann wird der Anteil des Weges im Wasser kaum noch kurzer aber die Strecke an Land deutlich langer Im Allgemeinen ist der schnellste Weg nicht der kurzeste Luftlinie Der Rettungsschwimmer muss aber nicht lange uberlegen denn wenn er den optimalen Punkt knapp verfehlt ist die Zeit kaum langer direkt am optimalen Punkt andert sich die Zeit bei einer kleinen Variation gar nicht Diese Unempfindlichkeit gegenuber kleinen Variationen ist eine Besonderheit des schnellsten Wegs Sie ist der Kern des Fermatschen Prinzips Herleitung des Brechungsgesetzes Bearbeiten nbsp Diagramm zur Herleitung des Snelliusschen Brechungsgesetzes aus dem Fermatschen PrinzipAus dem Fermatschen Prinzip lasst sich das Brechungsgesetz von Snellius herleiten In der Abbildung rechts legt der Lichtstrahl den Weg von links oben A 0 a b displaystyle A 0 a b nbsp uber P x b displaystyle P x b nbsp nach rechts unten B d 0 displaystyle B d 0 nbsp zuruck Im oberen Medium sei die Lichtgeschwindigkeit c 1 displaystyle c 1 nbsp und im unteren Teil c 2 displaystyle c 2 nbsp Damit ergibt sich fur die Laufzeit t in Abhangigkeit von der x Position des Punktes P t x t 1 t 2 l 1 c 1 l 2 c 2 x 2 a 2 c 1 d x 2 b 2 c 2 displaystyle t x t 1 t 2 frac l 1 c 1 frac l 2 c 2 frac sqrt x 2 a 2 c 1 frac sqrt d x 2 b 2 c 2 nbsp Nach dem Fermatschen Prinzip nimmt das Licht den Weg mit einer extremalen Laufzeit Durch Ableiten nach x displaystyle x nbsp finden wir die Extremalwerte von t displaystyle t nbsp 0 d t d x 1 c 1 1 2 1 x 2 a 2 2 x 1 c 2 1 2 1 d x 2 b 2 2 d x 1 displaystyle 0 stackrel frac dt dx frac 1 c 1 frac 1 2 frac 1 sqrt x 2 a 2 2x frac 1 c 2 frac 1 2 frac 1 sqrt d x 2 b 2 2 d x 1 nbsp 0 1 c 1 x x 2 a 2 1 c 2 d x d x 2 b 2 displaystyle Leftrightarrow 0 frac 1 c 1 frac x sqrt x 2 a 2 frac 1 c 2 frac d x sqrt d x 2 b 2 nbsp 0 1 c 1 x l 1 1 c 2 d x l 2 displaystyle Leftrightarrow 0 frac 1 c 1 frac x l 1 frac 1 c 2 frac d x l 2 nbsp Es ist sin a x l 1 displaystyle sin alpha frac x l 1 nbsp und sin b d x l 2 displaystyle sin beta frac d x l 2 nbsp Damit folgt 0 1 c 1 sin a 1 c 2 sin b displaystyle Leftrightarrow 0 frac 1 c 1 sin alpha frac 1 c 2 sin beta nbsp sin a sin b c 1 c 2 displaystyle Leftrightarrow frac sin alpha sin beta frac c 1 c 2 nbsp Es fehlt noch der Beweis dass es die minimale Laufzeit ist Lichtstrahlen folgen diesem Brechungsgesetz weil es der schnellste Weg von A displaystyle A nbsp nach B displaystyle B nbsp ist Es stellt sich die berechtigte Frage woher das Licht im Voraus weiss welches der schnellste Weg ist Die Quantenmechanik liefert darauf folgende Antwort Es probiert sie alle aus und zwar gleichzeitig Vereinfacht kann man sagen die Beitrage aller Alternativ Wege loschen sich durch inkoharente Uberlagerung aus Herleitung des Reflexionsgesetzes Bearbeiten nbsp Diagramm zur Herleitung des Reflexionsgesetzes aus dem Fermatschen PrinzipEbenso wie das Brechungsgesetz lasst sich auch das Reflexionsgesetz mit Hilfe des Fermatschen Prinzips herleiten In der Abbildung rechts legt der Lichtstrahl den Weg von links A 0 a displaystyle A 0 a nbsp nach rechts B d b displaystyle B d b nbsp zuruck und wird dabei in P x 0 displaystyle P x 0 nbsp am Spiegel reflektiert Da der Strahl in einem homogenen Medium bleibt gilt immer die gleiche Lichtgeschwindigkeit c displaystyle c nbsp Damit ergibt sich fur die Laufzeit t in Abhangigkeit von der x Position des Punktes P t x t 1 t 2 l 1 c l 2 c x 2 a 2 c d x 2 b 2 c displaystyle t x t 1 t 2 frac l 1 c frac l 2 c frac sqrt x 2 a 2 c frac sqrt d x 2 b 2 c nbsp Nach dem Fermatschen Prinzip nimmt das Licht den Weg mit einer extremalen Laufzeit Durch Ableiten nach x displaystyle x nbsp finden wir die Extremalwerte von t displaystyle t nbsp 0 d t d x 1 c 1 2 1 x 2 a 2 2 x 1 c 1 2 1 d x 2 b 2 2 d x 1 displaystyle 0 stackrel frac dt dx frac 1 c frac 1 2 frac 1 sqrt x 2 a 2 2x frac 1 c frac 1 2 frac 1 sqrt d x 2 b 2 2 d x 1 nbsp Durch das Multiplizieren beider Seiten mit c displaystyle c nbsp erhalt man 0 x x 2 a 2 d x d x 2 b 2 displaystyle Leftrightarrow 0 frac x sqrt x 2 a 2 frac d x sqrt d x 2 b 2 nbsp 0 x l 1 d x l 2 displaystyle Leftrightarrow 0 frac x l 1 frac d x l 2 nbsp Es ist sin a x l 1 displaystyle sin alpha frac x l 1 nbsp und sin b d x l 2 displaystyle sin beta frac d x l 2 nbsp Damit folgt 0 sin a sin b sin a sin b displaystyle Leftrightarrow 0 sin alpha sin beta Leftrightarrow sin alpha sin beta nbsp Weil a displaystyle alpha nbsp und b displaystyle beta nbsp zwei Winkel im Intervall p 2 p 2 displaystyle tfrac pi 2 tfrac pi 2 nbsp sind und der Sinus in diesem Intervall injektiv ist folgt das Reflexionsgesetz a b displaystyle alpha beta nbsp Es fehlt noch der Beweis dass es die minimale Laufzeit ist Lichtstrahlen folgen diesem Reflexionsgesetz weil es der schnellste Weg von A displaystyle A nbsp nach B displaystyle B nbsp ist Die Herleitung des Reflexionsgesetzes folgt aus der des Brechungsgesetzes wenn man beachtet dass sich die Dreiecke rechts unten mit B displaystyle B nbsp und P displaystyle P nbsp in den Diagrammen entsprechen Aus sin a sin b c 1 c 2 displaystyle frac sin alpha sin beta frac c 1 c 2 nbsp mit c 1 c 2 displaystyle c 1 c 2 nbsp folgt direkt sin a sin b 1 displaystyle frac sin alpha sin beta 1 nbsp und a b displaystyle alpha beta nbsp Allgemeine mathematische Formulierung Bearbeiten nbsp Die Cornu Spirale illustriert das Beugungsintegral das dem Fermatschen Prinzip zugrunde liegt Mathematisch beschrieben durchlauft das Licht in einem Medium mit dem Brechungsindex n x displaystyle n x nbsp von allen moglichen Bahnen X t t x t c t x t displaystyle X t t mapsto x t left ct vec x t right nbsp zwischen zwei Punkten x t 1 displaystyle x t 1 nbsp und x t 2 displaystyle x t 2 nbsp genau die Bahn auf der die Laufzeit t X 1 c t 1 t 2 n X t d X t d t 2 d t 1 c t 1 t 2 n x t c 2 d x t d t 2 d t displaystyle begin aligned t X amp frac 1 c int t 1 t 2 n left X t right sqrt left frac mathrm d X t mathrm d t right 2 mathrm d t amp frac 1 c int t 1 t 2 n left x t right sqrt c 2 left frac mathrm d x t mathrm d t right 2 mathrm d t end aligned nbsp stationar ist Die Grosse t displaystyle t nbsp ist die Lichtlaufzeit zwischen beiden Punkten Dies entspricht dem Hamiltonschen Prinzip der stationaren Wirkung nbsp Das Fermatsche Prinzip am Beispiel einer EllipseMeist ist die Lichtlaufzeit ein Minimum das heisst Jede kleine Anderung der Bahn vergrossert die Laufzeit Dies muss aber nicht immer so sein wie die rechte Abbildung zeigt Fur eine Bahn zwischen den zwei Brennpunkten S displaystyle S nbsp und P displaystyle P nbsp einer Ellipse sind drei mogliche Falle eingezeichnet Fur eine beliebige Oberflache am Rand dieser Ellipse gilt Bei Reflexion an einer Flache mit einer geringeren Krummung als jene der Ellipsoidflache ist die Laufzeit minimal Bei Reflexion an der Ellipsoidflache sind alle Punkte auf der Flache gleichwertig Bei Verschieben des Reflexionspunkts auf der Ellipsoidflache andert sich die Laufzeit nicht Bei Reflexion an einer Flache mit einer grosseren Krummung als jene der Ellipsoidflache ist die Laufdauer verglichen mit benachbarten Reflexionspunkten auf dieser Flache maximal Das Fermatsche Prinzip in einem inhomogenen Medium BearbeitenIn einem inhomogenen Medium mit ortsabhangigem Brechungsindex durchlauft das Licht gekrummte Bahnen Daher erscheint zum Beispiel die untergehende Sonne abgeflacht die Lichtstrahlen vom oberen Rand der Sonne werden weniger gebrochen als die vom unteren Rand Das Phanomen der Fata Morgana hat seine Ursache ebenfalls in einem optisch inhomogenen Medium Uber heissem Boden etwa einer sonnenbeschienenen Strasse bildet sich eine heisse Luftschicht deren Brechungsindex geringer ist als die der kuhleren Luft daruber Die Lichtstrahlen die flach auf die heisse Luftschicht treffen werden nach oben zuruck reflektiert Johann I Bernoulli wandte 1696 das Fermatsche Prinzip auf ein optisches Medium mit veranderlichem Brechungsindex an um die Form der Brachistochrone zu ermitteln und begrundete damit die Variationsrechnung Literatur BearbeitenFlorian Scheck Theoretische Physik 3 Klassische Feldtheorie ISBN 3 540 42276 5 Kapitel 4 4 Geometrische Optik 4 4 3 Medien mit negativem Brechungsindex Roger Erb Geometrische Optik mit dem Fermat Prinzip In Physik in der Schule 30 Nr 9 1992 S 291 295 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikibooks Aufgabensammlung Physik Das Fermatsche Prinzip Lern und Lehrmaterialien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fermatsches Prinzip amp oldid 227715097