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Der Ausdruck feindlich negative Person bezeichnete im internen Sprachgebrauch des Ministeriums fur Staatssicherheit der DDR einen Menschen der als politischer Gegner des DDR Systems oder generell des Sozialismus eingestuft war Der Begriff Feindlich negative Krafte wurde allgemeiner als Sammelbegriff 1 und auch in Bezug auf Gruppen von Oppositionellen gebraucht etwa fur kirchlich organisierte Oppositionelle Inhaltsverzeichnis 1 Der Andersdenkende als Feind 2 Der Hass auf den Feind 3 Unerbittliche Bekampfung des Feinds 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseDer Andersdenkende als Feind BearbeitenUm vom MfS eine Einstufung als Feind zu erhalten und in dessen Visier zu geraten konnte es bereits ausreichen sich als normaler DDR Burger mehrfach kritisch im privaten Kreis geaussert zu haben und dass dies von einem Spitzel des MfS Inoffizieller Mitarbeiter berichtet wurde In diesem Sinn wurde auch von einer feindlich negativen Einstellung bzw Haltung der Zielperson gesprochen Regelmassig wurden so Personen bezeichnet die in der Offentlichkeit wiederholt kritisch oder negativ uber das politische System der DDR seine Institutionen oder Reprasentanten gesprochen hatten Dazu gehorten etwa Dissidenten kritische Intellektuelle und Kunstler wie Rudolf Bahro Robert Havemann Jurgen Fuchs und Wolf Biermann sowie generell Mitglieder der verschiedenen politischen und kirchlichen Widerstandsgruppen in der DDR Die MfS Definition von Feind war ausdrucklich politisch gepragt 2 Personen die in Gruppen oder individuell dem Sozialismus wesensfremde politisch ideologische Haltungen und Anschauungen absichtsvoll entwickeln und in ihrem praktischen Verhalten durch gezieltes Hervorrufen von Ereignissen oder Bedingungen die die sozialistische Staats und Gesellschaftsordnung generell oder in einzelnen Seiten gefahrden oder schadigen eine Verwirklichung dieser Haltungen und Anschauungen anstreben Das Schaffen von Bedingungen die die sozialistische Gesellschaftsordnung gefahrden im obigen Sinne bedeutete in der Praxis meist konkret dass die als Feind eingestufte Person wiederholt und offentlich Kritik an bestimmten Aspekten des DDR Systems oder seinen Funktionstragern geaussert hatte Auch das wiederholte Eintreten fur Meinungsfreiheit oder Reisefreiheit konnte bereits als feindliche Handlung betrachtet werden ebenso wie das Stellen eines Ausreiseantrags Es gab jedoch eine gewisse Schwelle unterhalb der kritische Ausserungen vom MfS als tolerabel bzw nicht feindlich oder verfolgungswurdig angesehen wurden Zum Beispiel waren Unmutsausserungen uber die schlechte Versorgungslage mit Konsumgutern durchaus haufig Das MfS wurde in der Regel erst dann aufmerksam oder aktiv wenn eine Person trotz erster Warnungen bestandig und offentlich ihre Kritik ausserte Jegliche Form der nicht systemkonformen erkennbaren kritischen politischen Aktivitat fuhrte die betreffende Person jedoch in der Regel ins Visier des MfS besonders wenn dies mit einem gewissen Organisationsgrad einherging Dazu gehorten zum Beispiel regelmassige politisch motivierte Zusammentreffen im kirchlichen Umfeld die vom MfS in der Regel ausserst kritisch betrachtet wurden Der Hass auf den Feind BearbeitenDas MfS legte besonderen Wert darauf dass seine Mitarbeiter tiefen Hass auf den Feind entwickelten und dementsprechend ihr tschekistisches Feindbild angelehnt an die erste sowjetrussische Geheimpolizei Tscheka pflegten entwickelten und mit starken negativen Emotionen verknupften 2 Als immanenter Bestandteil der Ideologie und des moralischen Wertesystems gehort das wissenschaftlich begrundete reale und aktuelle Feindbild zu den wesentlich charakteristischen Merkmalen der tschekistischen Personlichkeit Konkrete und gesicherte Erkenntnisse uber den Feind und die auf ihnen beruhenden tiefen Gefuhle des Hasses des Abscheus der Abneigung und Unerbittlichkeit gegenuber dem Feind sind ausserordentlich bedeutsame Voraussetzungen fur den erfolgreichen Kampf gegen den Feind Unerbittliche Bekampfung des Feinds Bearbeiten Hauptartikel Zersetzung Ministerium fur Staatssicherheit Entsprechend seinem Selbstverstandnis als Schwert und Schild der Partei bekampfte das MfS solche Gegner wenn ihre feindliche Einstellung bzw ihre regimekritischen Aktivitaten eine bestimmte Schwelle uberschritten mit einer Reihe von offenen und verdeckten Massnahmen im Rahmen operativer Vorgange Dazu zahlten das Organisieren beruflicher Misserfolge uble Nachrede die Zerstorung von privaten Beziehungen durch organisierte Intrigen und die psychische Zerstorung der Zielperson bis hin zur Inhaftierung Diese Massnahmen gegen den Feind die gemass dem oben angefuhrten Feindbild unerbittlich durchzufuhren waren wurden beim MfS unter dem Sammelbegriff Zersetzung gefuhrt Deren theoretische Grundlage war die Operative Psychologie die ein eigenes Studienfach an der ministeriumseigenen Hochschule war Siehe auch BearbeitenPolitisch operatives ZusammenwirkenLiteratur BearbeitenSiegfried Suckut Das Worterbuch der Staatssicherheit Ch Links 2001 S 422 Zersetzung einer feindlich negativen Person sowie S 121 122 Definition von Feind Einzelnachweise Bearbeiten Siegfried Suckut Das Worterbuch der Staatssicherheit Ch Links 2001 S 422 a b Siegfried Suckut Das Worterbuch der Staatssicherheit Ch Links 2001 S 121 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Feindlich negative Person amp oldid 224115415