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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zur Mutter die ebenfalls zeitweise Fanny von Ickstatt genannt wurde siehe Maria Franzisca von Heppenstein Maria Franzisca Magdalena Freiin von Ickstatt genannt Fanny 11 Mai 1767 wahrscheinlich in Ingolstadt 14 Januar 1785 in Munchen erlangte durch einen Sprung in den Tod von der Munchner Frauenkirche traurige Bekanntheit und wird als weibliche Version von Goethes Werther gehandelt Egid Verhelst Schattenriss von Fanny von Ickstatt und ihrer Mutter Maria Franzisca von Heppenstein Inhaltsverzeichnis 1 Jugendjahre 2 Erste Liebe und Konflikt mit der Mutter 3 Selbstmord 4 Werke 5 Literarische Verarbeitung 6 Goethe 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseJugendjahre Bearbeiten nbsp Rekonstruktion des Sturzes auf einem zeitgenossischen FlugblattMaria Franzisca wurde als erstes Kind von Peter von Ickstatt Professor beider Rechte an der Universitat Ingolstadt und Maria Franzisca von Weinbach in Ingolstadt nach alteren Stimmen aber in Hirschberg Beilngries geboren Nach dem fruhen Tod des Vaters zog sie mit Mutter und Schwester nach Munchen wo die Mutter eine zweite Ehe einging Fanny erhielt durch ihre Mutter eine vorzugliche Erziehung und liess schon als kleines Madchen hervorragende Begabungen erkennen Sie schrieb Gedichte sang und spielte und komponierte am Klavier Besondere Neigung hegte das Madchen fur dramatische Stoffe Bereits mit neun Jahren soll sie einen Plan fur ein Trauerspiel verfasst haben der nach ihrem Tod publiziert wurde Fanny fiel in der Gesellschaft durch den Reichtum ihres Wesens und die Spannweite und Tiefe ihres Gemutes auf In ein und derselben Minute konnte sie lachen und weinen berichteten die Zeitgenossen Ofter erwahnte sie dass sie eines ungewohnlichen Todes sterben werde Ebenso wie ihre Mutter war sie schon und unkonventionell Beide Frauen erschienen in der feinen Munchner Gesellschaft wie ein Doppelgestirn Durch den Freund des Hauses Christian Friedrich Daniel Schubart wurde Fanny von Ickstatt mit den Werken Friedrich Gottlieb Klopstocks bekannt fur die sie schwarmte Mit gerade einmal 17 Jahren erwartete ihr Umfeld Grosses von ihr Erste Liebe und Konflikt mit der Mutter BearbeitenWahrend eines Aufenthalts in Ingolstadt lernte Fanny auf einem Ball den jungen Offizier Franz von Vincenti kennen Beide verliebten sich heftig ineinander sodass sich Franz ins Leibregiment nach Munchen versetzen liess Mutter Maria Franzisca von Heppenstein jedoch hatte mit Fanny Hoheres im Sinn und stellte sich gegen eine eheliche Verbindung des Paares Franz war zwar ein attraktiver junger Mann aus guter Familie aber ohne grosses Vermogen Dennoch frequentierte der Freier das Haus der Familie was zu Klatsch und Geruchten fuhrte Die Mutter sollte auf den Liebhaber der Tochter ein Auge geworfen haben Dies ging so uber Monate Als die Geruchte uberhandnahmen erklarte Franzisca schliesslich dass eine Heirat ausgeschlossen sei Im Haus kam es zu tumultartigen Szenen uber die man wiederum in der Stadt tuschelte Selbstmord BearbeitenAufgrund der vorangegangenen Ereignisse plante Fannys Mutter ihre Tochter vorerst aus Munchen zu entfernen Doch am 14 Januar 1785 bestieg Fanny unter einem Vorwand den Nordturm der Frauenkirche und sturzte sich hinunter Wochenlang erschutterte dieses Geschehnis die Stadt dennoch berichtete keine einzige Zeitung daruber Der Turmer und das Stubenmadchen bestatigten den Selbstmord Fanny sei mit einem Lebewohl aus der Turmerstube gesprungen Trotzdem beschieden der Bischof sowie die polizeilichen und kurfurstlichen Ermittlungen auf einen tragischen Unfall Die offentliche Meinung verblieb jedoch dabei dass sich Fanny wegen Verrats und hauslichen Drucks das Leben genommen hatte Die Versuche der Familie solche Stimmen zum Schweigen zu bringen und die Unfallversion durchzusetzen scheiterten Zwei Jahre vergingen uber vergeblichen Rechtfertigungsversuchen und Verleumdungsklagen bis der Fall schliesslich der Vergessenheit anheimfiel Werke BearbeitenEinige hinterlassene Werke der jungen Frau wurden nach ihrem Tod 1785 1786 in dem von Anton von Klein herausgegebenen Pfalzbaierischen Museum gedruckt zusammen mit Briefen ihrer Mutter im Rahmen einer Verteidigungsschrift des Herausgebers gegen die allgemein vertretene Auffassung Fanny von Klein habe Selbstmord begangen und ihre Mutter sei schuld daran Dazu zahlten unter anderem der Entwurf eines Dramas Vaterlandischen Trauerspiels mit dem Titel Ludwig der Strenge und eine Erzahlung Der letzte Graf von Dachau Literarische Verarbeitung BearbeitenNoch im Jahr 1785 erschien ein Briefroman Die Leiden der jungen Fanni Eine Geschichte unserer Zeiten in Briefen von F G Freiherr von Nesselrode zu Hugenboett einem kurpfalzbayerischen Kammerherrn in Munchen 1 der schon seit 1773 Dramen und andere belletristische Erzeugnisse hervorbrachte Der Roman bezog sich literarisch offensichtlich auf Goethes Die Leiden des jungen Werthers und was die Namen und Umstande anging ebenso offensichtlich auf Fanny von Ickstatt So hiessen etwa Heldin und Held Fanni und Franz sie verabredeten sich in der Frauenkirche und die Heldin sturzte sich am Ende vom Kirchturm Auf diesen Roman gab es scharfe Reaktionen von Seiten der Familie die in offentlichen Erklarungen und mehreren Verleumdungsklagen gipfelten aber auch eine Reihe von Schriftstellern und Redakteuren wandten sich heftig gegen ihn In den Briefen von Nesselrodes literarischen Figuren hiess es namlich unter anderem die Mutter habe Fanni mit einem bejahrten kalten Manne einem alten Landbeamten verheiraten wollen ja sie habe ihr gedroht sie im Kloster einsperren zu lassen wenn sie ihren Ungehorsam nicht widerrufe Versetzt war das Ganze mit einer moralischen Botschaft die der Autor nicht allein in den Briefen des Franz sondern auch ausserhalb des eigentlichen Romans in seiner Vorrede und in seinen Schlussworten zudem auch in einer Fussnote explizit aussprach Es habe sich bei dem Selbstmord um die Folgen einer Seelenschwache und einer Krankheit des Gemuthes gehandelt wie sie durch uberspannte Leidenschaften bei empfindsamen Madchen hervorgerufen werden Daneben wird auch die Lekture des Madchens nicht zuletzt der Werther direkt fur ihren Zustand verantwortlich gemacht 2 Goethe BearbeitenGoethe kannte den Fall Ickstatt Als er am 6 September 1786 also im folgenden Jahr zu Beginn der Italienischen Reise in Munchen ubernachtete bestieg er einen der Turme und schrieb danach an Charlotte von Stein Ich stieg auf den Turm von dem sich die Fraulein herabsturzte 3 Literatur BearbeitenP K Anton von Klein Geschichte der Fanny von Ickstatt In Pfalzbaierisches Museum Bd 3 Mannheim 1785 86 S 1 45 Digitalisat Karl Schindler Ickstatt Marie Franziska Fanny Freiin von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 10 Duncker amp Humblot Berlin 1974 ISBN 3 428 00191 5 S 115 Digitalisat Maria Magdalena Leonhard Der Fall Fanny von Ickstatt Eine Munchner Tragodie im 18 Jahrhundert Allitera Verlag Munchen 2013 ISBN 978 3 86906 540 3 Maria Magdalena Leonhard Stern unter den Schonen Ein Skandal am Munchner Hof Historischer Roman Allitera Verlag Munchen 2016 ISBN 978 3 86906 839 8Weblinks BearbeitenBR 2 Kalenderblatt 14 Januar 1785 Werther Verehrerin sturzt vom FrauenturmEinzelnachweise Bearbeiten Georg Christoph Hamberger Johann Georg Meusel Das gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller Funfter Band 5 Auflage Meyersche Buchhandlung Lemgo 1797 S 399 F G von Nesselrode Die Leiden der jungen Fanni Eine Geschichte unserer Zeiten in Briefen Conrad Heinrich Stage Augsburg 1785 Online Werner Felber Ein dramatischer Werther Suizid am hellichten Tage in Munchen Suizidprophylaxe 01 2010 37 2 researchgate netNormdaten Person GND 119190753 lobid OGND AKS VIAF 57419405 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ickstatt Fanny vonALTERNATIVNAMEN Ickstatt Maria Franziska Magdalena Freiin von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutsche SchriftstellerinGEBURTSDATUM 11 Mai 1767GEBURTSORT unsicher IngolstadtSTERBEDATUM 14 Januar 1785STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fanny von Ickstatt amp oldid 207741088