www.wikidata.de-de.nina.az
Die Expositio in cantica canticorum auch Willirams Hoheliedkommentar genannt ist ein lateinisch althochdeutscher Bibelkommentar der im 11 Jahrhundert durch den Benediktinerabt Williram von Ebersberg verfasst wurde Darin wird das alttestamentliche Hohelied aus dem Lateinischen ins Althochdeutsche ubersetzt paraphrasiert und kommentiert Inhaltsverzeichnis 1 Inhaltsangabe und Aufbau 2 Entstehungskontext 3 Uberlieferungssituation 4 Sprache des Kommentars 5 Textprobe 6 Ausgaben und Editionen 7 EinzelnachweiseInhaltsangabe und Aufbau BearbeitenDem eigentlichen Kommentar geht ein Prolog voran in welchem Williram die Auswahl des Textes und seinen Entscheid in der Vernakularsprache zu schreiben begrundet sowie den damaligen Stand der Theologie und den Aufbau seiner Expositio kommentiert 1 Neben das Hohelied stellt Williram einerseits eine lateinische Paraphrase und einen lateinischen Kommentar in leoninischen Hexametern andererseits in Prosaform eine volkssprachliche Paraphrase und einen Kommentar in deutsch lateinischer Mischsprache Diese Funfteiligkeit unterstreicht er mit dem Seitenlayout mit grosserer Schrift fur die Mittelkolumne mit dem Vulgatatext und mit roten Initialen unterteilten Seitenkolumnen Das Hohelied ist ein Buch aus dem Alten Testament das Konig Salomo zugeschrieben wird Es handelt sich dabei um teils explizit erotische Liebeslyrik Es wurde im Altertum und im Mittelalter intensiv rezipiert und kommentiert Willirams Text reiht sich also in eine lange Tradition ein Er ist allerdings der erste mittelalterliche Kommentator der zur Volkssprache greift 2 Williram schliesst sich der im Mittelalter ublichen allegorischen Auslegung des Hohenliedes als Hochzeit zwischen der Kirche ecclesia und Christus an Williram gestaltet nicht nur den Bibeltext als Dialog zwischen Kirche und Christus sondern auch seinen Kommentar 1 Eine wichtige Vorlage fur Williram ist Haimos von Auxerre Hoheliedkommentar Vermutlich kannte er auch Angeloms von Luxeuil Kommentar 1 Entstehungskontext BearbeitenMan kann die Entstehung des Kommentars ziemlich genau in die 1060er Jahre datieren da Williram sein Werk dem jungen Konig Heinrich IV widmete Nach dem Tod seines Gonners Heinrich III 1056 lag ihm daran dem neuen Konig seine Reverenz zu erweisen Uberlieferungssituation Bearbeiten nbsp Williram von Ebersberg Hoheliedkommentar Handschrift Nb von 1497 mit dreispaltigem Layout linke und rechte Spalte sind abschnittweise in Ubersetzung und Kommentar eingeteilt Der Hoheliedkommentar Willirams ist in uber 42 Handschriften uberliefert und ist somit das am besten uberlieferte althochdeutsche Werk 3 Dies liegt wohl unter anderem daran dass Williram selber die Ausbreitung des Werks vorangetrieben hat Mindestens zwei der Textzeugen die Breslauer UB cod R 347 und die Ebersberger Handschrift 4 sind Autorredaktionen das heisst sie sind zu seinen Lebzeiten und unter seiner Aufsicht entstanden Die ubrigen Handschriften sind regional und zeitlich weit gestreut entstanden und dadurch interessant fur die mittelhochdeutsche Dialektforschung 1 Eine der Handschriften der Leidener Williram bildet eine wichtige Quelle fur das sparlich uberlieferte Altniederlandische Der ursprungliche Aufbau des Werkes ist nicht immer erhalten In manchen Handschriften ist nur der lateinische Teil kopiert worden in anderen wurde das technisch anspruchsvolle Layout aufgegeben und zum Teil wurden die lateinischen Elemente der Mischprosa ins Deutsche ubersetzt 1 Sprache des Kommentars BearbeitenDie Entstehungszeit des Kommentars die zweite Halfte des 11 Jahrhunderts fallt in die Ubergangsphase zwischen Alt und Mittelhochdeutsch Seine Sprache weist Elemente beider Sprachstufen auf 5 So sind die Auslautvokale teils schon mit lt e gt verschriftlicht was auf die Nebensilbenabschwachung hindeutet Der Lautwert dieser lt e gt war wohl ein Schwa Beispiele dafur sind suoze statt suozi oder scarfe statt sarphi Teils liegt aber auch noch der althochdeutsche Lautstand vor wie in Di cco oder bezzera Der Kommentar ist aus sprachgeschichtlicher Sicht auch deshalb wichtig weil er in einer Zeit geschrieben und rezipiert wurde in der wenige volkssprachliche Texte uberliefert sind Textprobe BearbeitenDer Text folgt Schutzeichels und Meinekes Edition von 2001 6 Es handelt sich um den ersten Vers des Hoheliedes Im lateinischen und althochdeutschen Text sind die aufgelosten Abkurzungen durch Kursivierung markiert Lateinischer Verskommentar QUEM SITIO VOTIS NVNC oscula porrigat oris Quem mihi uenturum prompserunt organa uatum Nunc etiam per se presens dignetur adesse Oscula prebendo sua dulcia uerba loquendo UBERA nempe tui precellunt pocula uini Suauiter unguentis fraglantia sat preciosis Mitificans ueterem tua lenis gratia legem Gratis iustificat quos lex punire iubebat Hosque tuis donis dum spiritualiter unguis Reddunt preclaram post turpia crimina famam Text der Vulgata OSCVLETUR me osculo oris sui QVIA meliora sunt ubera tua uino fraglantia unguentis optimis Althochdeutscher Prosakommentar CV SSER MIH MIT DEMO cusse sines mundes Di cco geˍ ˍhiezzer mir sine chuonft per prophetas nu cume er selbo unte cusse mih mi t dero suoze sines euangelii WANTA bezzer si nt dine spunne demo uvine sie sti nchente mi t den bezˍ ˍzesten salbon Di v suoze dinero gratie i st bezzera danne div scarfe dero legis als i z quit Lex per moysen data est gratia et veritas per ihesum christum facta est Di v selba gnada i st gemi sˍ ˍket mi t uariis donis spiritus sancti mi t den du machost ex peccatoribus iustos exˍˍ damnandis remunerandos Deutsche Ubersetzung Er nach dem ich mit meinen Gebeten verlange kusse mich nun seine Kunft haben mir die Orgeln der Propheten offenbart Nun soll er es auch selber fur wurdig befinden da zu sein seine Kusse gebend und seine sussen Worte redend Denn deine Bruste ubertreffen Weinkelche Suss ist ihr Duft durch wertvolle Salben deine sanfte Gnade mildert das alte Gesetz und rechtfertigt diejenigen umsonst die das Gesetz zu bestrafen befahl Und diejenigen die du mit deinen geistigen Gaben salbst mehren deinen Ruhm nach ihren Sunden Er kusse mich mit dem Kuss seines Mundes Denn besser sind deine Bruste als Wein durch den Duft der besten Salben Er kusse mich mit dem Kuss seines Mundes Haufig versprach er mir seine Ankunft durch die Propheten nun soll er selber kommen und mich mit der Susse seines Evangeliums kussen Denn deine Bruste sind besser als Wein sie duftend wegen der besten Salben Die Susse deiner Gnade ist besser als die Strenge des Gesetzes wie es heisst Das Gesetz ist von Moses gegeben worden die Gnade und die Wahrheit werden von Christus gemacht Eben diese Gnade ist gemischt mit verschiedenen Gaben des heiligen Geistes mit denen du aus den Sundern Gerechte und aus den Verdammten zu Beschenkende machst Ausgaben und Editionen BearbeitenBartelmez Erminnie H Hrsg 1967 The Expositio in Cantica Canticorum of Williram Abbot of Ebersberg 1048 1085 A Critical Edition Memoirs of the American Philosophical Society Philadelphia The American Philosophical Society Sanders Willy Hrsg 1971 Expositio Willerammi Eberspergensis Abbatis in Canticis Canticorum Kleine Deutsche Prosadenkmaler des Mittelalters Heft 9 Munchen Wilhelm Fink Verlag Schutzeichel Rudolf und Meineke Birgit Hg 2001 Die alteste Uberlieferung von Willirams Kommentar des Hohen Liedes Edition Ubersetzung Glossar Studien zum Althochdeutschen Band 39 B Meineke Hrsg Gottingen Vandenhoeck amp Ruprecht Lahnemann Henrike und Rupp Michael Hg 2004 Williram von Ebersberg Expositio in Cantica Canticorum und das Commentarium in Cantica Canticorum Haimos von Auxerre hg und ubersetzt von H L und M R Berlin New York de Gruyter 2004 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Henrike Lahnemann und Michael Rupp Von der Leiblichkeit eines gegurteten Textkorpers Die Expositio in Cantica Canticorum Willirams von Ebersberg in ihrer Uberlieferung In Eckart Conrad Lutz Hrsg Wolfram Studien Band 19 Walter de Gruyter Berlin New York 2006 S 95 116 Henning Reventlow et al Hoheslied In Theologische Realenzyklopadie B 15 Walter de Gruyter Berlin New York 1986 S 499 514 Kurt Gartner Williram von Ebersberg Hoheliedkommentar In Handschriftencensus Abgerufen am 22 August 2020 cgm 10 Handschriftencensus Paderborner Repertorium der deutschsprachigen Textuberlieferung des 8 bis 12 Jahrhunderts Kurt Gartner Zu den Handschriften mit dem deutschen Kommentarteil des Hohelied Kommentars Willirams von Ebersberg In Volker Honemann und Nigel Palmer Hrsg Deutsche Handschriften 1100 1400 Oxforder Kolloquium 1985 Niemeyer Tubingen 1988 ISBN 3 484 10578 X S 1 34 Rudolf Schutzeichel und Birgit Meineke Die alteste Uberlieferung von Willirams Kommentar des Hohen Liedes Edition Ubersetzung Glossar Studien zum Althochdeutschen B 39 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 20354 3 S 45 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Expositio in cantica canticorum amp oldid 220488808