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Evolutionary Suicide wortlich evolutionare Selbsttotung ist eine Teilhypothese der Evolutionstheorie die besagt dass die evolutionare Anpassung eines Individuums zum Aussterben der gesamten Population fuhren kann Die Bezeichnung evolutionare Selbsttotung hat noch keine Verbreitung in der deutschsprachigen Fachliteratur gefunden In der angelsachsischen Fachliteratur wird auch der Begriff Darwinian extinction verwendet Darwinsches Aussterben Inhaltsverzeichnis 1 Theorie 2 Problematik des Nachweises 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseTheorie BearbeitenDie meisten Spezies die bisher auf der Erde gelebt haben sind inzwischen ausgestorben Schatzungen zufolge sind dies bisher etwa 500 Millionen Tierarten das sind uber 99 9 1 Das ubliche Erklarungsmodell hierfur ist dass sich diese Arten nicht ausreichend an veranderte Bedingungen in ihrem Lebensraum angepasst haben Der Evolutionary Suicide ist ein alternatives Erklarungsmodell fur das Aussterben der Arten 2 Die Theorie geht davon aus dass Tiere und Pflanzen dazu evolviert sind nur ihre eigenen Gene moglichst erfolgreich auf die nachsten Generationen zu ubertragen und nicht um der eigenen Art das Uberleben zu gewahrleisten 3 Der evolutionare Vorteil eines einzelnen Individuums und dessen Nachkommen konnte dann unter bestimmten Umstanden das Aussterben einer Population oder gar der gesamten Art bewirken 4 Ein Beispiel fur evolutionare Selbsttotung ware ein Individuum das den evolutionaren Vorteil erworben hat Samlinge einer bestimmten Pflanzenart als Nahrung verwerten zu konnen Durch den Verzehr zerstort es allerdings Vermehrung und Fruchtstand der Nahrungsgrundlage seiner Artgenossen wodurch diese und es selbst aussterben Problematik des Nachweises BearbeitenEs gibt bisher noch keinen strikten wissenschaftlichen Beweis dafur dass eine Tierart durch evolutionare Selbsttotung ausgestorben ist In verschiedenen Studien konnte aber eine Korrelation zwischen bestimmten neu erworbenen Fahigkeiten und einem erhohten Risiko des Aussterbens der Population nachgewiesen werden 5 Als inzwischen klassisches Beispiel fur einen moglichen zukunftigen Evolutionary Suicide wird der Kabeljau herangezogen Bei dieser Spezies hat der intensive Fischfang grosser Exemplare Selektionsdruck dazu gefuhrt dass die Tiere fruher reifen und eine geringere Grosse erreichen 6 7 Diese Anpassung ist eine Reaktion auf die Gefahr des schnellen Aussterbens der Art Allerdings fuhrt die Anpassung zu einer reduzierten Anzahl an Nachkommen pro Individuum wodurch die Population letztlich selbst der Gefahr des Aussterbens naher kommt 8 nbsp Brontotherium hatcheri aus der Familie der Brontotheriidae ist moglicherweise durch Evolutionary Suicide ausgestorbenDie Beobachtung des evolutionaren Suizids in der Natur gestaltet sich ausserordentlich schwer da es grundsatzlich sehr schwierig ist irgendetwas von ausgestorbenen Populationen zu beobachten 9 J B S Haldane merkte bereits 1932 in seinem beruhmtesten Buch The Causes of Evolution an dass es erdgeschichtlich eine Reihe von Arten beispielsweise mit extremen Hornern oder Stacheln gab was bei diesen offenbar den Auftakt des Aussterbens markierte Haldane schrieb dazu It seems probable that in some of the cases the species literally sank under the weight of its own armaments dt Es erscheint wahrscheinlich dass in einigen Fallen diese Spezies buchstablich am Gewicht ihrer eigenen Rustung untergingen 2 10 Beispielsweise wird dies bei den Brontotheriidae einer ausgestorbenen Familie von nordamerikanischen Saugetieren als mogliche Ursache ihres Aussterbens diskutiert Die Brontotheriidae lebten vor 55 Millionen Jahren und sind moglicherweise wegen ihrer Bewaffnung und ihrer schwerfalligen Korper ausgestorben 11 Moglich ist aber auch dass die Brontotheriidae in einer evolutionaren Sackgasse waren und sich drastisch geanderten Lebensbedingungen nicht mehr anpassen konnten In mathematischen Modellen lasst sich die evolutionare Selbsttotung dagegen problemlos darstellen 2 12 Ein wissenschaftlich reproduzierbares Experiment das als Beleg fur den Evolutionary Suicide oder fur eine Tragik der Allmende 13 herangezogen werden kann stammt aus der Mikrobiologie Das aerobe Deltaproteobakterium Myxococcus xanthus bildet Kolonien in denen die einzelnen Individuen bei Nahrungsmangel kooperativ Fruchtkorper ausbilden konnen Von diesen Fruchtkorpern werden wiederum Individuen als Sporen entlassen um neue Kolonien grunden zu konnen Kunstlich ausgewahlte Stamme sogenannte Cheaters dt Schwindler sind in der Lage eine hohere Anzahl von Sporen als der Wildtyp des Bakteriums zu produzieren Allerdings sind die Cheaters nicht in der Lage Kolonien zu bilden Die Stamme der Cheaters invadieren bedingt durch eine hohere relative Fitness die Stamme des Wildtyps Bei ihrer Ausbreitung reduzieren die Cheaters durch die fehlende Eigenschaft der Koloniebildung aber die gesamte Populationsdichte wodurch die Gefahr der Extinktion sowohl des Wildtyps als auch der Cheaters erheblich ansteigt 14 15 16 17 Literatur BearbeitenFachbucher Ulf Dieckmann and Regis Ferriere Adaptive Dynamics and Evolving Biodiversity Chapter 11 in R Ferriere editor Evolutionary conservation biology Cambridge University Press 2004 ISBN 0 521 82700 0 S 211 217 doi 10 1017 CBO9780511542022 B Blasius u a Complex population dynamics World Scientific Pub Co 2007 ISBN 981 277 157 3 S 98 107 books google de Fachartikel E H Morrow C Fricke Sexual selection and the risk of extinction in mammals In Proc Biol Sci 271 2004 S 2395 2401 PMID 15556893 M Gyllenberg u a Evolutionary suicide and evolution of dispersal in structured metapopulations 2000 iiasa ac at PDF Weblinks BearbeitenMats Gyllenberg Evolutionary Suicide ercim news org 29 Juli 2012 Ulf Dieckmann Introduction to Adaptive Dynamics Theory Prasentation folk uib no PDF 1 60 MB 29 Juli 2012 Evolutionary Suicide Part B 1 Einzelnachweise Bearbeiten R Stindl Is telomere erosion a mechanism of species extinction In J Exp Zoolog B Mol Dev Evol 302 15 Marz 2004 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