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Every Man in His Humour ist eine Komodie aus dem Jahr 1598 verfasst von dem Dramatiker Ben Jonson Das Stuck gehort zu den sogenannten Humour Comedies die auch eine englische Entwicklung sind Die heute ubliche Bedeutung des Wortes Humor das in seiner Endbetonung an das frz humeur angeglichen ist stammt von dem englischen Humour Dieser Begriff umfasste im 17 18 Jahrhundert eine besondere Stilgattung die komische Situationen in die die Figuren oft selbstverschuldet und mit ihren besonderen Eigenarten geraten in verspielter Heiterkeit darstellen wollte Wobei viele Stucke so eben auch Every Man schon im 16 Jahrhundert entstanden 1 2 Titelseite des 1616 erschienenen DrucksPortrat von David Garrick als Kitely von Joshua Reynolds Inhaltsverzeichnis 1 Auffuhrungen und Publikationen 2 Handlung und Stil 3 Geschichte 4 Belegende Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAuffuhrungen und Publikationen BearbeitenEs gibt sehr viele Hinweise darauf dass die Theaterkompanie Lord Chamberlain s Men das Stuck 1598 am Curtain Theatre urauffuhrte Das Datum und die Mitwirkenden erfahren wir aus dem Nachdruck des Stucks in Jonsons 1616 erschienen Folio Ausgabe seiner Arbeiten Das Stuck wurde am 2 Februar 1605 auch am koniglichen Hof aufgefuhrt 3 Eine Legende die erstmals 1709 von dem Dichter Nicholas Rowe niedergeschrieben wurde besagt dass die Truppe das Stuck zunachst ablehnen wollte Shakespeare sich jedoch fur eine Produktion aussprach Obwohl der Wahrheitsgehalt dieser Legende nicht uberprufbar ist gilt es aufgrund der im Folio veroffentlichten Wiedergabeliste als nahezu sicher dass Shakespeare die Rolle von Kno well dem alten Vater spielte Dies steht im Einklang mit Shakespeares Gewohnheit bevorzugt altere Charaktere zu spielen wie etwa auch den Adam in Wie es euch gefallt Das Stuck wurde am 4 August 1600 in das Stationers Register der Worshipful Company of Stationers and Newspaper Makers eingetragen Am gleichen Tag wurden ebenso die Shakespeare Stucke Wie es euch gefallt Viel Larm um nichts und Henry V eingetragen mit dem jeweiligen Vermerk to be stayed bleibt ausgesetzt gekennzeichnet Es wird angenommen dass dieser Vermerk ein Versuch war die Veroffentlichung dieser vier Stucke zu blockieren da es Unstimmigkeiten zur Urheberschaft von Henry V gab wenn dem so war dann muss es bald geklart worden sein da die Werke von Shakespeare kurz darauf in einem Druck erschienen und Every Man In His Humour zehn Tage spater am 14 August 1600 von den Buchhandlern Cuthbert Burby und Walter Burre noch einmal im Stationers Register eingetragen wurden das erste Buch Quarto wurde dann 1601 veroffentlicht zusammen mit Burres Name auf der Titelseite In jener Ausgabe spielte die Handlung noch in Florenz Die nachste Publikation sollte in Jonsons Folio 1616 erfolgen hier war dann London der Ort des Geschehens 3 Eine derartig rasche Veroffentlichung lasst auch Ruckschlusse auf die Popularitat des Stucks zu Obwohl es nur wenige Aufzeichnungen uber Auffuhrungen gibt blieb es vermutlich im Repertoire der Kings Men s bis die Theater 1642 geschlossen wurden Der Biograf Gerard Langbaine 1656 1692 berichtete dass das Stuck von den unmittelbaren Nachfolgern der Lord Chamberlain s Men den King s Men 1675 wiederbelebt und auf die Buhne gebracht wurde Es war 1725 noch popular genug dass John Rich es in jenem Jahr am Lincoln s Inn Fields Theatre erneut auffuhren konnte 1751 versuchte sich David Garrick an dem Stuck dies jedoch mit deutlichen Anderungen Er uberarbeitete die Handlung so dass die Aufmerksamkeit auf Kitelys Eifersucht gelenkt wurde er schnitt beide Linien aus den anderen Handlungen ab und fugte eine Szene hinzu in der er versucht dem Clown Cob Informationen zu entlocken wahrend er seine Eifersucht verbirgt 4 Diese Szene war sehr beliebt und wurde vom irischen Dramatiker Arthur Murphy wie auch anderen gelobt Die Produktion enthielt einen Prolog von William Whitehead welcher auch bei vielen spateren Neuinszenierungen eingesetzt wurde Die Auffuhrungen waren erfolgreich und der Kitely wurde zu einer von Garricks Paraderollen und mit nur kleinen Unterbrechungen dauerhaft Bestandteil seines Repertoires Wie Kritiker gegen Ende des 18 Jahrhunderts anmerkten ruhrt die Beliebtheit des Stucks eher von Garrick denn von Jonson das Stuck wurde zu Beginn des 19 Jahrhunderts dies allerdings zusammen mit allen anderen Komodien Jonsons nicht mehr regelmassig aufgefuhrt 1670 wurde das Stuck neuinszeniert Charles Sackville der 6 Earl of Dorset lieferte einen Vers Epilog in dem Jonson selbst als Geist auftrat George Frederick Cooke holte 1801 das Stuck am Covent Garden erneut auf die Buhne Elizabeth Inchbald lobte diese Auffuhrung und bezeichnete Cookes Darstellung des Kitely als gleichwertig mit der Garricks Cooke hatte allerdings nicht durchweg Erfolg mit dem Stuck 1808 in Edinburgh scheiterte es Nach 1803 wechselte Cooke moglicherweise mit John Philip Kemble obgleich Rivalen in der Titelrolle fur die Produktionen die am Royal Opera House gespielt wurden ab Danach wurde das Stuck mehrmals und sorgfaltig neu inszeniert aber keines davon blieb dauerhaft im Repertoire Edmund Kean spielte den Kitely in einer erfolglosen Produktion von 1816 sein Auftritt wurde hingegen von William Hazlitt gelobt William Charles Macready behandelte 1838 die Rolle am Theatre Royal Haymarket und im gleichen Jahr in Bath 29 Juli Robert Browning schrieb an seine Freundin Euphrasia Fanny Howarth welche auch eine Nachbarin Macreadys war dass Macready den Kitely absolut gut getroffen habe von seiner flachen Kappe bis zu seinen glanzenden Schuhen Und in der Tat war Macready sehr bemuht den historischen Vorgaben der Figur so exakt zu entsprechen wie moglich da wie er sagte man nur so an den inneren Charakter der Figur herankommen konne 5 Die ungewohnlichste Neuinszenierung fand am 20 September 1845 in Miss Kelly s Theatre heute Royalty Theatre in Soho statt als Charles Dickens und seine Freunde eine Amateurproduktion auf die Beine stellten Viele seiner Familienmitglieder und Freunde ubernahmen darin einzelne Rollen darunter sein Zeichner John Leech und der Librettist Mark Lemon Dickens spielte die ihm zuneigende Rolle des zarten Bobadill George Cruikshank spielte den Cob und John Forster ubernahm den Kitely 6 Die Produktion lief gut genug um in den nachsten zwei Jahren drei oder viermal wiederholt zu werden Bulwer Lytton schrieb ein Gedicht als Prolog fur eine Produktion von 1847 daran nahmen neben Browning auch Alfred Tennyson und John Payne Collier teil Ben Iden Payne produzierte 1909 das Stuck in Manchester und wieder in Stratford zum 300 Todestag Jonsons im Jahr 1937 Letztere erhielt hier die besseren Kritiken In der Eroffnungsspielzeit 1986 des Swan Theatre in Stratford wurde es erneut auf die Buhne gebracht Regie John Caird Handlung und Stil BearbeitenIn Every Man in His Humour tritt das humoralpsychologische Moment zunachst allein bei zwei Charakteren auf welche die Melancholie als Modekrankheit kultivieren Die ursprungliche Fassung dieser Komodie spielt in Italien in einer spateren uberarbeiteten Version verlegte Jonson den Schauplatz nach England und wandelte die Komodienform von der Vorlage des romischen Komodiendichters Plautus zu der fur ihn typischen Stadtkomodie city comedy um Zentrales Thema ist der Generationenkonflikt dargelegt am Beispiel des Vaters Knowell der seinen Sohn bespitzelt da er sich um dessen Moral sorgt Eine zentrale Rolle als Intrigant und Verwandlungskunstler spielt ebenso der Diener Brainworm der als Figur sowohl in der Tradition der Sklavengestalten der romischen Komodie wie auch der Lasterfigur Vice der mittelalterlichen Moralitaten steht Alle Hauptcharaktere sind durch eine fixe Idee bestimmt die sich in der Regel bereits in ihren sprechenden Namen aussert Spektakular ist ebenfalls die Figur des Bobadill eines Feiglings und Prahlers der seinen angeblichen Sachverstand als Soldat mit bombastischer Gestik und Rhetorik zur Schau stellt und damit in Jonsons Werk die Nachfolge des antiken Miles Gloriosus antritt 7 In dem Stuck gibt es nicht viel an Handlung In dem Hauptstrang unternimmt ein Burger namens Old Knowell der um die moralische Entwicklung seines Sohnes besorgt ist Anstrengungen diesen auszuspionieren hierbei baut er auf seinen Diener Brainworm der dies jedoch aus Sympathie zu den jungen Mannern regelmassig hintertreibt Brainworm ist ein komodiantischer Verkleidungskunstler der sich auch verstellen kann und so fur Verwicklungen und Tauschungen in dem Stuck sorgt Damit verkorpert er gleichsam den Geist der Komodie 8 In der Nebenhandlung leidet ein Textilienhandler namens Kitely unter heftiger Eifersucht weil er befurchtet dass seine Frau ihn mit einigen der Taugenichtse betrugt die sein Schwager Wellbred in sein Hause gebracht hat Die Charaktere dieser beiden Handlungen sind von verschiedenen humorigen Charakteren umgeben alle in bekannten englischen Stereotypen der der jahzornige Soldat der Tolpel vom Land auch Landei original country gull der bramarbasierende zur Trunksucht neigende Dichter orig pretentious pot poets Zitat ein Fluch beim Fusse des Pharao der griesgramige Wassertrager und der onkelhafte Richter Das Stuck durchlauft eine Reihe von Komplikationen die an ihren Hohepunkt kommen als Richter Clement die verschiedenen Klagen der Figuren anhort und seine Urteile daruber fallt wobei sich herausstellt dass jede der vernommenen Klagen auf Schrullen Fehlwahrnehmungen oder Tauschungen beruht Jonsons Idee dahinter wird in dem Prolog beschrieben den er fur das Folio schrieb Diese Zeilen die zu Recht fur Jonsons Verstandnis des Humours im Allgemeinen stehen sind jedoch zur Beschreibung dieses Stucks besonders geeignet Er verspricht darin Taten und Sprache zu prasentieren wie sie Menschen benutzen Und Personen wie sie die Komodie auswahlt wenn diese ein Abbild der Zeiten zeigen wollte und menschliche Torheiten herausstellt nicht Verbrechen Das Stuck folgt dieser hier ausdrucklichen Ablehnung der romantischen Komodie wie sie seine Kollegen schreiben Es halt sich sehr sorgfaltig an die drei aristotelischen Einheiten so besteht die Handlung aus einem engmaschigen Netz aus Handlung und Reaktion Die Szenen sind eine geniale Anhaufung von Alltagsbeschreibungen in einer grossen Stadt der englischen Renaissance Geschichte BearbeitenJonson griff in seinen fruhen Stucken auf die antike sowie mittelalterliche Humoralpathologie fussende Theorie von den verschiedenen Korpersaften und vier Temperamenten des Cholerikers Sanguinikers Melancholikers und Phlegmatikers zuruck Seine besondere Errungenschaft war es diese Lehre metaphorisch zu nutzen um die Exzentrizitaten und Affektiertheiten der Menschen im gesellschaftlichen Leben darzustellen 9 Die einzelnen Episoden dieser Variante der Komodie dienen dabei vor allem der Offenlegung der einzelnen humours das Ziel des gesamten Geschehens ist vornehmlich auf die Heilung der humours ausgerichtet die im Wesentlichen nur Ubertreibungen grundsatzlich wunschenswerter Eigenschaften verkorpern 10 Die Kritiken des 19 Jahrhunderts neigen dazu es Jonson zuzuschreiben dass er das Genre der Humour Comedy in die englische Literatur einbrachte Es gilt aber mittlerweile als gesichert dass nicht nur ein Jahr zuvor George Chapman sein Stuck An Humorous Day s Mirth schrieb sondern auch Jonson selbst das Wort Humours nicht sehr schatzte Eher kam er versehentlich dazu Schopfer des Genres zu sein da er seine Figur des Kitely betont humorvoll anlegte um dem durch Chapmans Stuck geweckten Publikumsinteresse an dieser Art Theater zu begegnen Jonson uberarbeitete das Stuck fur sein 1616 erschienenes Folio wo es das erste darin vorgestellte Stuck war Die bedeutendste Anderung war der Ort des Handlungsgeschehens Die Ausgabe von 1598 spielt zwar in einem vage identifizierten Florenz aber die Hintergrunddetails waren erkennbar englisch Die Uberarbeitung formalisiert diese Tatsache indem sie den Figuren englische Namen gab und die vagen englischen Details wurden durch gezieltere Verweise auf Orte in London ersetzt Das Folio belegt auch die Besetzungsliste der ersten Produktion Neben Shakespeare spielten mit Richard Burbage Augustine Phillips John Heminges Henry Condell Thomas Pope William Sly Christopher Beeston William Kempe und John Duke Kempe verliess die Truppe im Jahr darauf um seinen aufsehenerregenden Morris dance von London nach Norwich zu tanzen 1599 schrieb Jonson mit Every Man out of His Humour eine Fortsetzung welche sich jedoch als weniger erfolgreich erwies Belegende Literatur BearbeitenF E Halliday A Shakespeare Companion 1564 1964 Penguin Baltimore 1964 Weblinks BearbeitenEvery Man in His Humour Der gesamte Text und die Besetzungsliste onlineEinzelnachweise Bearbeiten Duden Das Herkunftsworterbuch Mannheim 2007 Lemma Humor Lothar Fietz Die Geburt der englischen Komodie im Spannungsfeld von Sakralitat und Profanitat In Anja Grebe Nikolaus Staubach Hrsg Komik und Sakralitat Lang Frankfurt am Main 2005 S 156 163 a b Chambers Elizabethan Stage Band 3 S 359 60 online lesen Dissertation von Franz Kramer Das Verhaltnis von David Garrick s Every man in his humour zu dem gleichnamigen Lustspiel Ben Johnson s an der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg 1903 online lesen Essay von David Bevington Every Man in His Humour Stage History Cambridge University Press online Theaterplakat und eine Eintrittskarte beim Auktionshaus Sotheby s Vgl Wolfgang G Muller Jonson Ben In Metzler Lexikon Englischsprachiger Autorinnen und Autoren 631 Portrats Von den Anfangen bis zur Gegenwart Hrsg von Eberhard Kreutzer und Ansgar Nunning Metzler Stuttgart Weimar 2002 ISBN 3 476 01746 X S 306 Siehe auch Dietrich Rolle Das Drama zur Zeit Elizabeths und der fruhen Stuarts In Josefa Nunning Hrsg Das englische Drama Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1973 ohne ISBN S 203 273 hier S 242ff Ansgar und Vera Nunning Englische Literatur Aus sieben Jahrhunderten deutsch in der Google Buchsuche Vgl Wolfgang G Muller Jonson Ben In Metzler Lexikon Englischsprachiger Autorinnen und Autoren 631 Portrats Von den Anfangen bis zur Gegenwart Hrsg von Eberhard Kreutzer und Ansgar Nunning Metzler Stuttgart Weimar 2002 ISBN 3 476 01746 X S 305f Siehe auch Ben Jonson English writer In Encyclopaedia Britannica Abgerufen am 10 September 2015 Vgl Dietrich Rolle Das Drama zur Zeit Elizabeths und der fruhen Stuarts In Josefa Nunning Hrsg Das englische Drama Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1973 ohne ISBN S 203 273 hier S 244 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Every Man in His Humour amp oldid 206057662