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Erscheinen Pflicht ist der Titel eines teilweise gesellschaftskritischen Jugendfilms der DEFA der auf Motiven von Gerhard Holtz Baumert basiert und die Auseinandersetzung eines 16 jahrigen Madchens mit ihrem Leben und den politischen Verhaltnissen in der Deutschen Demokratischen Republik DDR thematisiert Der 1983 produzierte Film bei dem Helmut Dziuba Regie fuhrte und das Drehbuch schrieb wurde am 16 Mai 1984 im Rahmen des dritten Nationalen Spielfilmfestivals der DDR erstmals im Kino gezeigt Ausstrahlungen im Fernsehen erfolgten am 25 Juli 1987 im Bayerischen Rundfunk und am 7 Marz 1990 im ersten Programm des Deutschen Fernsehfunks des staatlichen Fernsehens der DDR Im Jahr 2006 wurde der Film durch die Firma Icestorm Entertainment auf DVD veroffentlicht FilmTitel Erscheinen PflichtProduktionsland DDROriginalsprache DeutschErscheinungsjahr 1984Lange 73 MinutenAltersfreigabe FSK 6StabRegie Helmut DziubaDrehbuch Helmut Dziuba Anne Pfeuffer Dramaturgie Produktion DEFA Gruppe Berlin Erich Albrecht Produktionsleitung Musik Christian SteyerKamera Helmut BergmannSchnitt Barbara SimonBesetzungVivian Hanjohr Elisabeth Haug Frank Nowak Stefan Hanisch Lissy Tempelhof Elvira Haug Elisabeths Mutter Peter Sodann Lehrer Boltenhagen Alfred Muller Kratt Elisabeths Onkel Simone von Zglinicki Barbara Gudrun Ritter Frau Hanisch Gert Gutschow Schuttler Hans Joachim Hegewald Martin Haug Elisabeths Vater Helmut Strassburger Grabsteinmacher Jens Uwe Bogadtke Peter Elisabeths Bruder Uwe Kockisch Ossi Betrunkener Fritz Bartholdt Der Alte Jeanette Dorien Marga Else Sanden Alte Tante Susanne Bromsel 1 Sekretarin Renate Usko 2 Sekretarin Ilse Bastubbe 3 Sekretarin Traute Sense Alte Frau auf der Treppe Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Entstehungsgeschichte 3 Rezeption 4 Auszeichnungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenDer Film schildert das Leben der 16 jahrigen Elisabeth Haug die als Tochter eines DDR Funktionars in wohlbehuteten Verhaltnissen aufwachst Sie wird im Dienst Wolga ihres Vaters der seit 19 Jahren Vorsitzender des Rates des Kreises ist zur Schule gebracht Auf Weisung ihres Vaters wird ein Tadel geloscht Als ihr Vater plotzlich mit 54 stirbt wird sie aus ihren bis dahin geregelten Lebensumstanden gerissen und beginnt sich mit ihrer deprimierten Mutter auseinanderzusetzen und ihr bisheriges Leben sowie ihr Bild von ihrem Vater und von der DDR zu hinterfragen Eine wichtige Rolle spielen dabei ihr Schulfreund Stefan sowie ihr Bruder Peter der sich von den Eltern distanziert hatte und zu dem sie wieder Kontakt aufnimmt Titelgebender Teil der Handlung ist eine Kundgebung des DDR Jugendverbandes Freie Deutsche Jugend FDJ in Berlin bei der fur FDJ Mitglieder Erscheinen Pflicht ist und an der auch Elisabeth teilnimmt Wahrend der Ruckfahrt vom Besuch bei ihrem Bruder wird sie in der S Bahn durch einen betrunkenen Bauarbeiter wegen ihrer FDJ Fahne verbal angegriffen Trotz ihrer eigenen kritischen Gedanken seit dem Tod ihres Vaters wehrt sie sich erfolgreich gegen die Pobeleien und gegen den Versuch des Bauarbeiters die Fahne aus dem Zug zu werfen Elisabeth erreicht rechtzeitig ihre Klasse und den Zug nach Hause Entstehungsgeschichte BearbeitenDziuba schrieb die Drehbucher seiner Filme oft selbst so auch fur Erscheinen Pflicht den er frei nach zwei Erzahlungen aus dem gleichnamigen Erzahlungsband von Gerhard Holtz Baumert adaptierte In Vorbereitung auf die Dreharbeiten zum Film gruppierte Dziuba seine Profischauspieler um Laiendarsteller Die einen mussten Text und Gange fest konnen Die andern waren am authentischsten je mehr sie frei spielen durften je weniger Wiederholungen gemacht wurden Bei der funften sechsten Wiederholung ist bei Jugendlichen alle Frische weg Da habe ich auch lieber mal einen Versprecher in Kauf genommen so Dziuba Fast ein halbes Jahr nahm er sich Zeit die Rollen unter den Jugendlichen fortwahrend zu tauschen um so ihr schauspielerisches Vermogen auszutesten Die Hauptrolle der Elisabeth wurde von mehreren Madchen gespielt jedoch beeindruckte Vivian Hanjohr Dziuba am meisten ebenso Nebendarstellerin Lissy Tempelhof 1 Rezeption Bearbeiten1984 wurde Erscheinen Pflicht als Eroffnungsfilm des dritten Nationalen Spielfilmfestivals in Karl Marx Stadt uraufgefuhrt Dziuba stiess mit seiner Inszenierung jedoch auf Ablehnung bei Erich Honecker und dessen Ehefrau Margot der damaligen Volksbildungsministerin Daraufhin wurde das Jurygremium von Berlin aus so unter Druck gesetzt dass der Film nur eine lobende Erwahnung erhielt Leute aus der Publikums Jury kamen mit Tranen in den Augen zu mir und mich beherrschte eine unwahrscheinliche Hilflosigkeit Die Schizophrenie bestand darin dass wir uns dem negativen Urteil fuhrender Funktionare unseres Staates unterworfen haben Unterwerfen mussten das aber ist schon eine Zweifelsfrage so Dziuba uber die Ereignisse in Karl Marx Stadt 2 Horst Knietzsch Filmkritiker des SED Zentralorgans Neues Deutschland warf Dziuba daraufhin eine resignative Melancholie vor sowie eine Konfliktgestaltung die kaum zu konstruktivem gesellschaftlichem Handeln motiviert sondern Verdrossenheit hinterlasst Was sich realistisch gebardet offenbart sich im Grund als Realitatsferne Die kunstlerischen Metaphern die einen Generationskonflikt suggerieren wollen stehen in allzu deutlichem Gegensatz zu unserer 35jahrigen Wirklichkeit so Knietzsch Erst nach der Auffuhrung im DDR Fernsehen sollte der Filmkritiker zugeben dass er heute anders uber den Film schreiben wurde Damals waren das keine asthetischen sondern politische Urteile so Knietzsch 2 Nach der Premiere in Karl Marx Stadt wurde der Film wegen seiner gesellschaftskritischen Handlungselemente weitgehend aus dem Programm der Kinos in der DDR genommen Trotz des politischen Bekenntnisses der Hauptfigur in der S Bahn Szene war Erscheinen Pflicht nur noch in geschlossenen Vorfuhrungen zu sehen bei denen der Regisseur anwesend zu sein hatte Diese mussten vom Bezirksvorsitzenden genehmigt werden Dennoch wurde der Film besonders haufig bei Jugendweihe Veranstaltungen gewunscht 1 Erst nach der politischen Wende 1989 90 sechs Jahre nach seiner erstmaligen Auffuhrung wurde der Film im Fernsehen der DDR gezeigt Die West Berliner tageszeitung lobte Dziubas Film fur seine ehrliche n Einblicke in die DDR vor der Wende und trotz der gewandelten Situation als nach wie vor aktuell und aufschlussreich 3 Dziubas Filmsprache sei zuruckhaltend und keinesfalls destruktiv so dass es schwer fallen wurde die Aufregungen um den Film zu begreifen so taz Journalistin Constanze Pollatschek wenige Wochen spater 2 Klaus Seehafer Kritiker der Mitteldeutschen Zeitung zeigte sich im September 2008 bei einer durch die Friedrich Ebert Stiftung organisierten Vorfuhrung im Wolfener Industrie und Filmmuseum daruber verwundert was im DDR Film jener Jahre moglich war Da wird eingehend von Republikflucht geredet da kann ein aggressiv krakehlender Arbeiter gespielt von Uwe Kockisch im Arbeiter und Bauernstaat die Heldin bedrohen so Seehafer 1 Im Lexikon des internationalen Films wird der Film unter anderem beschrieben als DEFA Gegenwartsfilm der sich durch die liebevolle und dennoch kritische Zeichnung der Figuren und ihrer Umwelt auszeichnet und bemuht ist sich auf glaubwurdige und vermittelnde Weise auf Sprach und Lebensgefuhl der jungen Generation einzulassen 4 Auszeichnungen BearbeitenDer Film wurde 1984 beim dritten Nationalen Spielfilmfestival der DDR mit einer lobenden Erwahnung gewurdigt Peter Sodann und Simone von Zglinicki wurden im Rahmen des gleichen Festivals fur ihre Rollen im Film als beste Nebendarsteller ausgezeichnet Einen weiteren Preis erhielt der Film in der Kategorie Beste Kostume Literatur BearbeitenGerhard Holtz Baumert Erscheinen Pflicht Buchclub 65 Berlin 1981 und Verlag Neues Leben Berlin 1982Weblinks BearbeitenErscheinen Pflicht in der Internet Movie Database englisch Erscheinen Pflicht bei filmportal de Erscheinen Pflicht bei der DEFA StiftungEinzelnachweise Bearbeiten a b c Klaus Seehafer Amusiert uber Vorhersehbares In Mitteldeutsche Zeitung Ausgabe vom 20 September 2008 aufgerufen am 12 August 2009 via Wiso praxis a b c Constanze Pollatschek Das war schon verwerflich In die tageszeitung Ausgabe vom 26 April 1990 S 17 Maria M Walther Vorlauf Attacke auf blaue Fahnen In die tageszeitung Ausgabe vom 7 Marz 1990 S 20 Erscheinen Pflicht In Lexikon des internationalen Films Filmdienst abgerufen am 2 Marz 2017 Normdaten Werk GND 4703527 4 lobid OGND AKS VIAF 198560235 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erscheinen Pflicht amp oldid 237045587