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Ernst Christoph Hochmann von Hochenau 1670 in Lauenburg Elbe Anfang Januar 1721 in Schwarzenau war ein deutscher mystisch separatistischer Pietist Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEr wurde als Sohn einer sachsen lauenburgischen Beamtenfamilie 1670 in Lauenburg Elbe geboren Der Absolvent des Melanchthon Gymnasiums Nurnberg begann 1687 ein Studium der Rechtswissenschaften das er in Giessen und Halle 1693 fortsetzte Dort fuhrte die Bekanntschaft mit August Hermann Francke und Christian Thomasius zum Anschluss an den Pietismus und fortan zu freier Predigertatigkeit Schon bald jedoch wandte sich Hochenau unter dem Einfluss von Johann Wilhelm Petersen und Johann Georg Gichtel verstarkt philadelphischem v a der Englanderin Jane Leade und mystisch spiritualistischem Gedankengut zu Dessen dezidierte Kirchenkritik und Kirchenverachtung sowie die traditionelle pietistische Nahe zu apokalyptisch chiliastischen Vorstellungen fuhrten bereits in Halle zur Sammlung von Gleichgesinnten und zu ersten Konflikten mit geistlichen und weltlichen Behorden Mit der Ausweisung aus Halle begann das fur nahezu alle Separatisten des fruhen 18 Jahrhunderts typische unstete Wanderleben teils getrieben vom eigenen Auftragsbewusstsein teils unter dem Zwang standig neuer Ausweisungen bis hin zu Haftstrafen An beidem hatte Hochenau gebuhrenden Anteil Seine Predigttatigkeit als Volks und Erweckungsprediger fuhrte ihn u a an den Niederrhein und ins Bergische Land in die Pfalz nach Leipzig Nurnberg und Franken Inhaftiert wurde er von geistlichen wie weltlichen Obrigkeiten fast dreissig Mal so 1702 in Detmold von 1707 bis etwa Oktober 1708 in Nurnberg 1711 in Halle und in Leipzig Nach einer mit anderen Gesinnungsgenossen unternommenen Schweizreise und dem Scheitern eines Versuchs der Judenbekehrung in Frankfurt am Main 1699 hielt er sich auf dem frommen Grafenhof von Laubach Oberhessen auf Nach erster Predigttatigkeit in Berleburg 1700 fand er auf dem Schloss Biesterfeld Lippe so etwas wie eine vorubergehende Heimat immer wieder unterbrochen freilich von Predigtreisen In Biesterfeld entstand 1702 das Detmolder Glaubensbekenntnis s u Werke das weitgehende Verbreitung erfuhr nbsp Gedenkstein in Schwarzenau gegenuber der mutmasslichen Statte der Friedensburg Im August 1703 kehrte Hochenau wie so manche Separatisten und Mystiker etwa Johann Konrad Dippel aus dem pietistischen Umfeld in die Grafschaft Sayn Wittgenstein Berleburg zuruck und grundete um die Jahreswende 1703 04 in Schwarzenau in der Nahe Berleburgs eine ur kommunistische Hausgemeinschaft der Christusgeweihten Schwarzenau wurde ihm fortan eine dauerhafte Heimat zwischen Kirchensturm und Einsamkeit Heinz Renkewitz also nicht unter Preisgabe seiner Reisepredigttatigkeit In Schwarzenau errichtete er 1709 die Friedensburg genannte Hutte in der er die letzten Jahre seines Lebens als Einsiedler verbrachte Sein Einfluss auf die separatistischen Gruppen des Pietismus war und blieb in ganz Deutschland in Stadten und auf dem Land betrachtlich 1 Hochmann war kein Dogmatiker Will man ihn jedoch in die klassischen Kategorien theologischer Lehre einordnen so ist sein Beitrag zur christlichen Ethik beachtlich Neben der strikten Ablehnung des Waffendienstes der Todesstrafe und des Eides gilt sein grosses Interesse dem Ehestand von der unvollkommenen Ehe in funf Schritten aufsteigend zur vollkommenen Ehe die tierische Ehe die die Menschen allein durch ihren Geschlechtstrieb vereinigt den ehrbaren und moralischen Ehestand wie er in der romischen Antike und bei den Juden zwar gesetzlich geregelt war aber nicht unaufloslich und nur vorlaufig im Blick auf das irdische Leben die christliche Ehe die unauflosbare Verbindung von Mann und Frau als Abbild der Liebe Christi zu seiner Gemeinde Eph 5 25 und zum Zweck des Kinderzeugens wie der junge Tobias Tob 8 9 seinen Ehestand gottselig angefangen die jungfrauliche Ehe in der zwei Menschen sich zu geistiger Gemeinschaft verbinden schliesslich die vollkommene Ehe namlich die Hingabe einer einzelnen Seele an Gott die sich als Braut dem Seelenbrautigam Christus verbindet um geistliche Kinder zu zeugen Fur alle unter den nicht wahren Christen geschlossenen Ehen forderte Hochmann ubrigens die Ziviltrauung womit er seiner Zeit um nahezu 150 Jahre voraus war 2 nbsp Text des Gedenksteins im Huttental SchwarzenauDer wenige Jahrzehnte spater im in der Nachbarschaft Berleburgs liegenden Hilchenbach aufgewachsene Johann Heinrich Jung Stilling charakterisiert Hochenau bewundernd Uberall suchte er Gelegenheit zu lehren er versammelte wenige und viele Menschen wie es die Gelegenheit gab und lehrte sie den reinsten Mystizismus ganzliche Sinnesanderung vollkommene moralische Besserung nach dem Beispiel Christi u s w Hochmann redete mit erstaunlichem Enthusiasmus und mit unbeschreiblichem Feuer aber ohne Schwulst und Schwarmerei in der Volkssprache und alles was er lehrte belebte er selbst ganz Meister uber sein Herz und uber seine Leidenschaften demuthig und gelassen im hochsten Grad stahl er Jedem das Herz der mit ihm umging mit Einem Worte er war ein herrlicher Mann 3 Sein Grab in Schwarzenau zierte ein Vers von Gerhard Tersteegen Wie hoch ist nun der Mann der sonst ein Kindlein gar Einfaltig voller Lieb und voller Glaubens war Fur seines Konigs Reich er kampfte und drum litte Sein Geist flog endlich hin und hier zerfiel die Hutte Werke BearbeitenE Chr H s v H Glaubens Bekantniss Samt Einer an die Juden gehaltene Rede 1702 Briefe an die Graflich Lippische Herrschaft 1703 Sendschreiben Von den falschen Anti Christischen in blasser ausserlicher Kinder Tauffe Abendmahl und Kirchen gehen bestehenden so genannten Gottesdienste 1707 Literatur BearbeitenJohann Heinrich Jung Stilling Theobald oder die Schwarmer Sammtliche Schriften Bd 6 Stuttgart 1838 24 ff Max Goebel Geschichte des christlichen Lebens in der rheinisch westfalischen evangelischen Kirche II Coblenz 1852 ND Giessen Basel 1992 809 855 Heinrich Heppe Hochmann Ernst Christoph In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 12 Duncker amp Humblot Leipzig 1880 S 523 525 Heinz Renkewitz Hochmann von Hochenau In Neue Deutsche Biographie NDB Band 9 Duncker amp Humblot Berlin 1972 ISBN 3 428 00190 7 S 289 Digitalisat Ernst Annemuller Der Schwarmer Hochmann von Hochenau 1670 1719 in Lippischer Dorfkalender N F 16 1931 97 100 Heinz Renkewitz Hochmann von Hochenau Quellenstudien zur Geschichte des Pietismus Diss Breslau 1935 Neudr Witten Ruhr 1969 Verz der Druckschriften H s u des brieflichen Nachlasses Hans Schneider Gottfried Arnolds angeblicher Schweizbesuch im Jahre 1699 In Theologische Zeitschrift 41 1985 434 439 Friedrich Wilhelm Bautz Ernst Christoph Hochmann von Hochenau In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 2 Bautz Hamm 1990 ISBN 3 88309 032 8 Sp 914 915 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Ulf Luckel Ernst Christoph Hochmann von Hochenau 1670 1 1712 In Andreas Kroh Ulf Luckel Hg Wittgensteiner Pietismus in Portraits Bruchsal 2003 Ulf Luckel Adel und Frommigkeit Die Berleburger Grafen und der Pietismus in ihren Territorien Verlag Vorlander Siegen 2016 Einzelnachweise Bearbeiten Ulf Luckel Adel und Frommigkeit Die Berleburger Grafen und der Pietismus in ihren Territorien Verlag Vorlander Siegen 2016 S 45 49 51 52 56 65 67 77 Johannes Wallmann Der Pietismus Gottingen 2005 S 168 Johann Heinrich Jung Stilling Theobald oder die Schwarmer Sammtliche Schriften Bd 6 Stuttgart 1838 S 25 Normdaten Person GND 118705377 lobid OGND AKS LCCN n85387631 VIAF 40842557 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hochmann von Hochenau Ernst ChristophKURZBESCHREIBUNG deutscher mystisch separatistischer PietistGEBURTSDATUM 1670GEBURTSORT Lauenburg ElbeSTERBEDATUM Januar 1721STERBEORT Schwarzenau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Christoph Hochmann von Hochenau amp oldid 213020812