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Ernst Gunther Schenck 3 August 1904 in Marburg 21 Dezember 1998 in Aachen war ein deutscher Arzt der wahrend des Dritten Reiches zahlreiche Funktionen in Wehrmacht und SS etwa als Ernahrungsinspektor bekleidete zuletzt als Obersturmbannfuhrer 1 Durch seine Arbeit in einem Notlazarett in der ehemaligen Reichskanzlei wahrend der letzten Kriegstage kam es zur Begegnung mit Adolf Hitler den er hinsichtlich des beabsichtigten Suizids beriet weswegen unter anderem Joachim Fest und James P O Donnell Schencks Erinnerungen in ihren Publikationen verwerteten Einem breiteren Publikum wurde Schenck durch Bernd Eichingers Film Der Untergang 2004 bekannt in dem er portratiert von Christian Berkel als vernunftiger mahnender Gegenpol zu bis zum Schluss fanatisierten Nazis dargestellt wird Zwei Kritiker des Filmes sahen diese positive Darstellung als nur einen Teilaspekt der Personlichkeit Schencks da dieser als SS Arzt KZ Versuche durchgefuhrt habe Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 KZ Aktivitat 3 Publikationen Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSchenck Sohn eines Privatdozenten war nach einem Medizinstudium und seiner arztlichen Approbation ab 1930 Assistenzarzt an der Heidelberger Ludolf Krehl Klinik Von 1931 bis 1934 war er Oberassistent am Kaiser Wilhelm Institut fur medizinische Forschung Nach der Machtubergabe an die Nationalsozialisten trat er 1933 der SA bei 1934 wurde er Oberarzt 1937 trat er der NSDAP bei und wurde Mitglied in verschiedenen NS Organisationen wie dem NS Arztebund dem NS Dozentenbund zu dessen Fuhrungskreis er 1944 gehorte der Deutschen Arbeitsfront der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt und dem Reichsluftschutzbund Im selben Jahr wurde er Referent im Hauptamt fur Volksgesundheit der NSDAP Reichsleitung Ebenso wirkte er an der Organisation des Krautergartens mit der dem KZ Dachau angeschlossen war Im Juni 1939 grundete er zusammen mit Karl Kotschau die Gesellschaft fur Naturgemasse Lebens und Heilweise die jedoch nur wenige Monate Bestand hatte Noch 1939 wurde er Berater des Reichsgesundheitsfuhrers Leonardo Conti Seit 1940 war Schenck Ernahrungsinspekteur der Waffen SS Nachdem er 1941 Chefarzt der Inneren Abteilung des Krankenhauses in Munchen Schwabing geworden war erfolgte 1942 seine Ernennung zum ausserplanmassigen Professor Als Mitarbeiter des SS Wirtschafts und Verwaltungshauptamts war er von 1943 bis 1944 verantwortlich fur Ernahrungsversuche an Invaliden im KZ Mauthausen In dieser Rolle behauptete er 1943 Die Gemuse und Kartoffelversorgung der KZ ist zum grossten Teil ausgezeichnet 2 1944 wurde er zum Ernahrungsinspekteur der Wehrmacht und zum Oberstarzt befordert Am 2 Mai 1945 ergab er sich sowjetischen Truppen und wurde am 21 Dezember 1949 von einem sowjetischen Gericht zum Tode verurteilt Das Urteil wurde unmittelbar in eine 25 jahrige Haftstrafe umgewandelt Als Schenck 1955 freigelassen wurde und mit weiteren 596 Wehrmachtsangehorigen und Angehorigen der Waffen SS als sogenannter Heimkehrer am 13 Dezember 1955 im Grenzdurchgangslager Friedland ankam legte er als Wortfuhrer den Schwur von Friedland ab und versicherte dass sie nur nach den Gesetzen des Krieges gehandelt hatten und weder geplundert gemordet noch geschandet hatten Tatsachlich handelte es sich um einen Meineid 3 Nach seiner Ruckkehr in die Bundesrepublik Deutschland arbeitete er in der pharmazeutischen Industrie darunter auch bei Grunenthal Ferner nahm er eine Tatigkeit als Wiedergutmachungsexperte fur Hungerschaden beim Verband der Heimkehrer auf KZ Aktivitat BearbeitenDer Autor Stefan Reinecke bezog sich in der tageszeitung auf Aussagen von Haftlingen in Dachau die mitteilten dass auf einer Plantage mit 200 000 Heilpflanzen unter Federfuhrung Schencks 1938 mehr als hundert an Entkraftung und Zwangsarbeit starben Weitere Haftlinge seien bei einem Ernahrungs bzw Hungerexperiment im Konzentrationslager Mauthausen gestorben 4 Christoph Kopke schrieb in der FAZ dass Schenck als Wissenschaftler einen Teil seiner Leistungen der Zwangsarbeit und dem Leid von KZ Gefangenen verdankt und auch nach dem Krieg ein Eingestandnis mindestens moralische r Schuld vermissen liess Der Vorwurf Menschenversuche durchgefuhrt zu haben wird von keinem der Autoren erhoben Kopke Wegen seiner KZ Versuche versagte ihm das Bayerische Staatsministerium fur Kultus und Unterricht seine Professur an der Universitat Munchen wieder auszuuben ein entsprechendes Strafermittlungsverfahren endete jedoch 1968 mit der Einstellung 5 Publikationen Auswahl BearbeitenZur Frage der Sonder und Konzentratverpflegung der Waffen SS SS Wirtschafts Verwaltungshauptamt Amtsgruppe B Druck Metten amp Co Berlin SW 61 ohne Jahrgangsangabe Grundlagen und Vorschriften fur die Regelung der Krankenernahrung im Kriege Reichsgesundheitsverlag Berlin u a 1940 Ich sah Berlin sterben Als Arzt in der Reichskanzlei Nicolaische Verlagsbuchhandlung Herford 1970 unter dem Pseudonym Egon Gernot Scherberg Die Tablettenmacher Nicolai Berlin 1973 ISBN 3 87584 024 0 Patient Hitler Eine medizinische Biographie Droste Dusseldorf 1989 ISBN 3 7700 0776 X Nie mehr nach Hause Als Wissenschaftler Strafling und Arzt 10 Jahre in sowjetischen Gefangenen Arbeits und Besserungslagern Bublies Koblenz 1997 ISBN 3 926584 45 9 Prof Dr med Theodor Gilbert Morell Hitlers Leibarzt und seine Medikamente Bublies Schnellbach 1998 ISBN 3 926584 52 1 Literatur BearbeitenGine Elsner Heilkrauter Volksernahrung Menschenversuche Ernst Gunther Schenck 1904 1998 Eine deutsche Arztkarriere VSA Hamburg 2010 ISBN 978 3 89965 419 6 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer 16048 Aktualisierte Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 596 16048 0 S 530 531 Christoph Kopke Das KZ als Experimentierfeld Ernst Gunther Schenck und die Plantage in Dachau In Ralph Gabriel Elissa Mailander Koslov Monika Neuhofer Else Rieger Hrsg Lagersystem und Reprasentation Interdisziplinare Studien zur Geschichte der Konzentrationslager Studien zum Nationalsozialismus in der edition diskord Bd 10 edition diskord Tubingen 2004 ISBN 3 86099 553 7 S 13 28 Christoph Kopke Der Ernahrungsinspekteur der Waffen SS Zur Rolle des Mediziners Ernst Gunther Schenck im Nationalsozialismus In Christoph Kopke Hrsg Medizin und Verbrechen Festschrift zum 60 Geburtstag von Walter Wuttke Klemm amp Oelschlager Ulm 2001 ISBN 3 932577 32 9 S 208 220 Christoph Kopke Die politisch denkende Gesundheitsfuhrung Ernst Gunther Schenck 1904 1998 und der Nationalsozialismus Berlin 2008 DNB 1008064211 zugleich Dissertation Freie Universitat Berlin 2008 Stefan Reinecke Der Arzt von Berlin Der gute Geist im Fuhrerbunker Doch wer war Ernst Gunther Schenck wenn ihn nicht Bernd Eichinger und Oliver Hirschgiebel zeichnen In die tageszeitung Nr 7462 vom 15 September 2004 S 15 Gunther Schenk Heilpflanzenkunde im Nationalsozialismus Stand Entwicklung und Einordnung im Rahmen der Neuen Deutschen Heilkunde DWV Schriften zur Geschichte des Nationalsozialismus Bd 7 Deutscher Wissenschafts Verlag Baden Baden 2009 ISBN 978 3 86888 006 9 Dissertation Universitat Wurzburg 2009 Jens Westemeier Ernst Gunther Schenck Vom SS Arzt zum Gehilfen der Historiker In Mathias Schmidt Dominik Gross Jens Westemeier Hrsg Die Arzte der Nazi Fuhrer Karrieren und Netzwerke Medizin und Nationalsozialismus Bd 5 Lit Berlin Munster 2018 S 287 316 Weblinks BearbeitenErnst Gunther Schenck bei IMDb Literatur von und uber Ernst Gunther Schenck im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Stefan Reinecke Der Arzt von Berlin In die tageszeitung 15 September 2004 Nachlass Bundesarchiv N 1329Einzelnachweise Bearbeiten Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich 2005 S 530 Zitat bei Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich 2005 S 530 Jens Westemeier Ernst Gunther Schenck In Die Arzte der Nazi Fuhrer Karrieren und Netzwerke Hrsg Mathias Schmidt Dominik Gross Jens Westemeier LIT Verlag 2018 ISBN 978 3 643 13689 3 S 305 f Stefan Reinecke Der Arzt von Berlin In die tageszeitung 15 September 2004 Text auch in der folgende Kritikensammlung S 17 Kritikensammlung anlasslich des Films Der Untergang PDF S 9 Memento vom 21 Juni 2006 im Internet Archive Normdaten Person GND 118754548 lobid OGND LCCN n86118163 VIAF 54272808 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schenck Ernst GuntherALTERNATIVNAMEN Scherberg Egon Gernot Pseudonym KURZBESCHREIBUNG deutscher Arzt bei Wehrmacht und SSGEBURTSDATUM 3 August 1904GEBURTSORT MarburgSTERBEDATUM 21 Dezember 1998STERBEORT Aachen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Gunther Schenck amp oldid 228312352