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Ernest Fourneau 4 Oktober 1872 in Biarritz 5 August 1949 in Ascain war ein franzosischer Chemiker Organische Chemie und Pharmakologe Er leitete die pharmakologische Forschung am Institut Pasteur und war mit seinen Mitarbeitern ein Pionier in der Entwicklung der Lokalanasthetika Sulfonamide und Antihistaminika Portrait von Ernest Fourneau von Jean Claude FourneauInhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Literatur 4 Schriften 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFourneau war der Sohn eines Hotel Besitzer Ehepaars in Biarritz Er ging in Bayonne und Bordeaux zur Schule und dann 1889 bis 1892 in die Apothekerlehre in Biarritz Nach einjahrigem Militardienst besuchte er ab 1893 die Ecole superieure de pharmacie in Paris besuchte aber auch Vorlesungen von Auguste Behal in denen er schon auf Basis der Atomlehre unterrichtete 1895 96 besuchte er einen Kursus in Mikrobiologie am Institut Pasteur war ab 1895 in der Ausbildung am Hospital Beaujon und war 1897 Schuler von Charles Moureu 1863 1929 in organischer Chemie 1898 erwarb er sein Diplom in Pharmakologie an der Ecole superieure de pharmacie und studierte danach 1899 bis 1902 in Deutschland bei Theodor Curtius und Ludwig Gattermann in Heidelberg Emil Fischer den Fourneau schon zuvor traf als der im Hotel seiner Eltern in Biarritz Urlaub gemacht hatte 1 2 in Berlin und Richard Willstatter 3 in Munchen der ihn in die Chemie der Alkaloide einfuhrte speziell Verwandter des Kokains Fourneau hatte von 1900 bis 1907 mit einem ehemaligen Kommilitonen eine Apotheke in Paris Gleichzeitig war er 1903 bis 1911 Forschungsleiter in der Pharmafirma der Bruder Poulenc Im Ersten Weltkrieg diente er als Offizier in einem pharmazeutischen Labor 1911 grundete er am Institut Pasteur auf Einladung von Emile Roux ein Labor fur pharmazeutische Chemie das er bis 1944 leitete Von Anfang an bestand Fourneau auf einer engen Zusammenarbeit zwischen den Laboratorien am Institut Pasteur und denen der Firma der Bruder Poulenc Er sagte Roux die Publikation der Forschungsergebnisse zu damals in der Pharmaindustrie nicht ublich liess sich aber gleichzeitig Unabhangigkeit in der Forschung zusichern zum Beispiel auch in der Entwicklung von Medikamenten aus der deutschen Pharmaindustrie die damals und noch bis zum Zweiten Weltkrieg fuhrend war Diese Medikamente waren damals in Frankreich nicht patentrechtlich geschutzt Wie in der deutschen Pharmaindustrie praktiziert sorgte er fur eine enge Zusammenarbeit und Austausch von Chemikern und Medizinern sowohl in Forschung als auch in Klinik 4 Ab 1917 hielt er Vorlesungen in Pharmakologie in Madrid und 1920 bis 1921 war er Professor an der Universitat Madrid Da er 1935 bis 1939 Vizeprasident des deutsch franzosischen Komitees war das auf deutscher Seite von Otto Abetz mit dem Fourneau befreundet war geleitet wurde sich damals fur eine enge deutsch franzosische Zusammenarbeit einsetzte und auch wahrend der deutschen Besetzung Frankreichs mit den Deutschen zusammenarbeitete zum Beispiel als Leiter eines Beratungskomitees fur Fragen der Zensur wissenschaftlicher Veroffentlichungen wurde er 1944 als Kollaborateur interniert aber auf Druck von franzosischen und auslandischen Wissenschaftlern darunter Frederic Joliot Curie wieder freigelassen Fourneau setzte sich aber auch in den 1920er Jahren fur wissenschaftlichen Austausch mit sowjetischen Chemikern ein und intervenierte zum Beispiel 1942 zugunsten des auf Seiten der Republikaner stehenden Chemikers Enrique Moles dem von Seiten des Franco Regimes die Todesstrafe drohte Fourneau verlor in Frankreich nach dem Krieg seine bisherigen Positionen 1946 bis 1949 leitete er ein eigens fur ihn gegrundetes Labor der Firma Rhone Poulenc in Paris Er starb an seinem Wohnsitz in Ascain im franzosischen Baskenland wo er schon 1917 ein Haus erwarb Er war seit 1906 mit Claudie Segond Tochter des Chirurgen Paul Segond verheiratet mit der er drei Sohne hatte Sein Sohn Jean Claude Fourneau 1907 1981 war Maler 1905 erhielt er den Prix Gobley 1910 den Prix Nativelle der Academie de Medecine 1913 den Prix Berthelot 1919 und 1931 den Prix Jecker 1924 den Prix Parkin und 1941 den Prix Mounier 1919 bis 1933 war er Generalsekretar der franzosischen chemischen Gesellschaft Ab 1919 war er Mitglied der Academie de Medecine Im Jahr 1932 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewahlt Werk Bearbeiten1903 entwickelte er das erste synthetische Lokalanasthetikum Amylocain Hydrochlorid das sich in der medizinischen Praxis durchsetzte Es war uber 40 Jahre in Gebrauch Er nannte es Stovaine Stovain nach seinem Namen im Englischen Ofen stove Es wurde 1903 patentiert und von den Brudern Poulenc hergestellt fur die Fourneau im selben Jahr ein pharmazeutisches Labor in Ivry grundete Das Novocain Procain von Alfred Einhorn den Fourneau in Deutschland getroffen hatte bis heute in der Zahnmedizin in Gebrauch wurde erst 1904 patentiert und 1906 vom Chirurgen Heinrich Braun klinisch getestet Andere zuvor entwickelte synthetische Lokalanasthetika wie Nirvanin von Einhorn ab 1898 bei Hochst produziert das schwer losliche Benzocain oder das Eukain von Gustav Merling von 1897 bei Schering in Berlin produziert die ebenso wie das von August Bier angewandte Stovain 5 als Ersatz fur das mit Nebenwirkungen belastete Kokain in der Chirurgie dienen sollten hatten sich nicht in der Praxis durchgesetzt Der Chirurg Paul Reclus fuhrte die klinischen Studien fur Stovain durch und wies die Vorteile gegenuber Kokain nach 6 Am Institut Pasteur wandte er sich Chemotherapeutika gegen Infektionskrankheiten zu ein Gebiet auf dem damals Deutschland noch einen grossen Vorsprung hatte Nachdem Paul Ehrlich in Deutschland das Salvarsan gegen Syphilis entwickelt hatte gelang Fourneau 1921 die Entwicklung von Stovarsol einer Arsenverbindung die gegen Syphilis und Amoben Krankheiten wirksam war 1924 gelang ihm die Aufklarung der Struktur von 205 Bayer Suramin ein Medikament gegen Schlafkrankheit dessen Aufbau von den Bayer Werken geheim gehalten worden war Daraus entstand das Medikament Moranyl bei Rhone Poulenc Ein weiterer Durchbruch gelang in Zusammenarbeit mit dem bei ihm am Institut Pasteur wirkenden Daniel Bovet und von Anne Marie Staub in der Entwicklung der ersten Antihistaminika 1933 7 Ihr Wirkstoff F 929 war allerdings toxisch und erst Bernard Halpern entwickelte ab 1942 bei Rhone Poulenc die ersten therapeutisch einsetzbaren Antihistaminika Auch bei den von dem Deutschen Gerhard Domagk der dafur den Nobelpreis erhielt 1935 entwickelten ersten Sulfonamiden Prontosil konnte Fourneau mit seiner Gruppe das Chemiker Ehepaar Jacques und Therese Trefouel der Pharmakologe Federico Nitti und Bovet aufholen und die antibakteriell aktive Verbindung in die Prontosil im Korper umgewandelt wird isolieren Sulfanilamid 8 Ihr Medikament 1162F wurde an Pariser Hospitalern mit Erfolg gegen Gehirnhautentzundung durch Streptokokken eingesetzt Die Sulfonamide wurden zwar spater durch Penicillin und andere Antibiotika in den Schatten gestellt Vertreter der Gruppe finden aber zum Beispiel als Diabetes Therapeutikum bis heute Verwendung Literatur BearbeitenMarcel Delepine Ernest Fourneau 1872 1949 Sa vie et son œuvre Bulletin de la Societe chimique de France 1951 Jean Pierre Fourneau Ernest Fourneau fondateur de la chimie therapeutique francaise feuillets d album Revue d histoire de la pharmacie Band 75 1987 S 335 Jean Pierre Fourneau Ernest Fourneau 1872 1949 Compte rendu de la seance publique hebdomadaire de l Academie nationale de pharmacie 1986 Schriften BearbeitenErnest Fourneau Heilmittel der organischen Chemie und ihre Herstellung Springer 1927Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ernest Fourneau Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Webseite am Institut Pasteur zu Fourneau franzosischEinzelnachweise Bearbeiten John Lesch The making of the first miracle drugs how the sulfa drugs transformed medicine Oxford University Press 2007 S 124 Informationen zu und akademischer Stammbaum von Ernest Fourneau bei academictree org abgerufen am 6 Februar 2018 Richard Willstatter Aus meinem Leben Von Arbeit Musse und Freunden Verlag Chemie Weinheim Bergstrasse 1949 pp 91 94 John Lesch loc cit H Orth I Kis Schmerzbekampfung und Narkose In Franz Xaver Sailer Friedrich Wilhelm Gierhake Hrsg Chirurgie historisch gesehen Anfang Entwicklung Differenzierung Dustri Verlag Deisenhofen bei Munchen 1973 ISBN 3 87185 021 7 S 1 32 hier S 20 Zu Stovain und der Geschichte der Anasthetika in Frankreich Christine Debue Barazer Les implications scientifiques et industrielles du succes de la Stovaine Ernest Fourneau 1872 1949 et la chimie des medicaments en France Gesnerus Band 64 2007 Marie Therese Cousin L anesthesie reanimation en France Des origines a 1965 L Harmattan Coll Sciences et societe 2005 E Fourneau D Bovet Recherches sur l action sympathicolytique de nouveaux derives du dioxane C R seances Soc biolog Band 133 S 388 390 E Fourneau D Bovet Recherches sur l action sympathicolytique d un nouveau derive du dioxane Arch int pharmacodynam et ther Band 46 1933 S 178 191 A M Staub D Bovet Action protectrice des ethers phenoliques au cours de l intoxication histaminique C r seances Soc biol Band 124 1937 S 547 549 A M Staub D Bovet Action de la thymoxyethyldiethylamine 929 F et des ethers phenoliques sur le choc anaphylactique du cobaye C r seances Soc biol 1937 Band 125 S 818 823 A M Staub Recherches sur quelques bases synthetiques antagonistes de l histamine Ann Inst Pasteur Band 63 1939 S 400 436 J und T Trefouel F Nitti und D Bovet Activite du p aminophenylsulfamide sur l infection streptococcique experimentale de la souris et du lapin C R Soc biol Band 120 1935 S 756 Normdaten Person GND 117528404 lobid OGND AKS VIAF 32115106 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fourneau ErnestKURZBESCHREIBUNG franzosischer Chemiker und PharmakologeGEBURTSDATUM 4 Oktober 1872GEBURTSORT BiarritzSTERBEDATUM 5 August 1949STERBEORT Ascain Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernest Fourneau amp oldid 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