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Erinna altgriechisch Ἤrinna Erinna war eine antike griechische Dichterin Sie lebte im 4 oder fruhen 3 Jahrhundert v Chr Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 2 1 Die Spindel 2 2 Epigramme 2 3 Fragmente 2 4 Zweifelhaftes 3 Nachleben 3 1 Antike 3 2 Neuzeit 4 Textausgaben und Ubersetzungen 5 Literatur 6 WeblinksLeben BearbeitenUber das Leben Erinnas ist nur wenig bekannt Das byzantinische Lexikon Suda berichtet sie sei bereits im Alter von 19 Jahren verstorben Als ihre Heimat wird die Insel Telos angegeben daneben aber auch die Insel Rhodos zu der Telos damals politisch gehorte Gelegentlich finden sich aber auch Tenos und Teios als Heimatangaben Bereits in der Antike aber auch noch im 19 Jahrhundert wurde sie als Freundin und Schulerin der Dichterin Sappho bezeichnet Eusebius von Caesarea setzte ihre Schaffenszeit auf 353 352 v Chr an Als traumatisches Erlebnis wurde der Tod ihrer Jugendfreundin Baukis zum Ausloser ihres Schaffens Baukis war im Alter von 19 Jahren auf eine andere Insel verheiratet worden und dort nur kurz danach verstorben Erinna gedenkt ihrer in zwei Grabinschriften sowie in ihrem Hauptwerk dem Versepos Die Spindel Antike Zeugnisse unter anderem ein Epigramm aus der Anthologia Graeca erwahnen auch dass Erinna sehr unter ihrer harten Mutter zu leiden hatte von der sie unablassig zur Arbeit angetrieben wurde Erinna schreibt in dorischem Dialekt der jedoch stark von Aolismen durchsetzt ist Werke BearbeitenDie Spindel Bearbeiten Das in der Antike hoch gelobte Epos aufgrund dessen Erinna als zweitgrosste Dichterin nach Sappho gefeiert wurde galt lange Zeit als verschollen Erst im Jahr 1928 wurde ein Papyrusfragment gefunden das 37 Verse der in Hexametern abgefassten Spindel enthielt kein einziger davon jedoch vollstandig Das gesamte Werk soll nach antiken Quellen rund 300 Verse umfasst haben Erinna schildert darin die gemeinsame Jugend mit der Freundin Baukis ihre Spiele und vor allem die gemeinsame Handarbeit mit der titelgebenden Spindel Aus dem Fragment lassen sich Erinnerungen an ein Kinderspiel Schildkrote und an eine Art Kinderschreck Gestalt Mormo herauslesen Epigramme Bearbeiten Insgesamt drei Epigramme Erinnas sind in der Anthologia Graeca uberliefert Zwei von ihnen sind Grabaufschriften fur das Grabmal der Freundin Baukis Darin beschreibt sie eindrucklich wie mit der Hochzeitsfackel kurz darauf der Scheiterhaufen fur die Verstorbene entzundet wurde schildert das von Stelen und Sirenen geschmuckte Grab und klagt den Totengott Hades an er sei neidisch auf das Gluck der Baukis gewesen Eines der beiden Gedichte nennt als Abschluss den Namen der Verfasserin Das dritte Epigramm schildert ein Bild das vermutlich eine Jugendfreundin zeigt Als Name der Portratierten wird Agatharchis genannt Das Gemalde sei derart ahnlich dass der Kunstler dem gottlichen Prometheus an Kunst gleichkomme zur Vollkommenheit fehle eigentlich nur noch dass das Bild zu sprechen anfange Fragmente Bearbeiten In der Sammlung des Stobaios sind zwei Fragmente uberliefert die moglicherweise aus der Spindel stammen Das eine spricht vom ewigen Schweigen und von ewiger Dunkelheit im Totenreich das andere von den grauen Haaren des Greisenalters Zweifelhaftes Bearbeiten Im Gelehrtenmahl des Athenaios ist ein Geleitgedicht zitiert das eine namentlich nicht genannte Freundin auf ihrer Seefahrt dem Geleit des Fisches Pompilos unterstellt Allerdings ausserte bereits Athenaios selbst Zweifel an der Verfasserschaft Erinnas Der Tonfall ist wesentlich gestelzter als der schlichte Ton Erinnas das Gedicht ist vermutlich spateren Datums Plinius der Altere erwahnt in seinem Buch uber Metallurgie Erinna habe in einem Gedicht von einem Denkmal geschrieben das der Bildhauer Myron fur eine Grille geschaffen habe Doch scheint hier eine Verwechslung mit einem Gedicht der Dichterin Anyte vorzuliegen Anyte beschrieb wie ihre Freundin Myro eine Grille und eine Zikade bestattete Schliesslich wird gelegentlich ein Gedicht An Rom der Erinna zugeschrieben Doch war Rom zu Erinnas Lebzeiten noch nicht bedeutend genug um ein Gedicht daruber zu schreiben auch hatte Erinna auf ihrer abgelegenen Insel kaum von einer Stadt in Italien nahere Nachrichten erhalten Als Dichterin kame eher Melinno in Betracht eine griechische Dichterin aus Locri Epizephyrii in Unteritalien die wahrscheinlich zur Zeit des Pyrrhos oder des ersten Punischen Kriegs lebte Vermutet wird auch gemeint sei nicht die italienische Stadt sondern der griechische Titel Eis Rhomen sei als An die Kraft zu ubersetzen Das Gedicht ist in funf sapphischen Strophen abgefasst Nachleben BearbeitenAntike Bearbeiten Erinnas Vorbild hatte grossen Einfluss auf die nachfolgenden hellenistischen Dichter Insgesamt neun Epigramme in der Anthologia Palatina preisen sie Deutlich von ihr inspiriert ist das Epigramm auf die Braut Kleanassa das der Dichter Antonios Thallos im ersten vorchristlichen Jahrhundert verfasste und in dem das Bild von der Fackel wieder aufgenommen wird Als Antipatros von Thessalonike analog zum Kanon der neun grossen Lyriker Alkaios Sappho Anakreon Alkman Stesichoros Ibykos Simonides Pindar und Bakchylides einen Katalog der grossen Lyrikerinnen aufstellt ist auch Erinna als kanonische Dichterin mit aufgenommen Neuzeit Bearbeiten Die Vorstellung Sappho und Erinna seien Zeitgenossinnen und sogar Freundinnen findet sich auch in dem Gedicht Erinna an Sappho von Eduard Morike wieder Rainer Maria Rilke verfasste zwei Gedichte Eranna an Sappho und Sappho an Eranna uber die beiden Dichterinnen Stefan George schrieb ein Gedicht Erinna das in Die Bucher der Hirten und Preisgedichte der Sagen und Sange und der Hangenden Garten 1895 erschien Textausgaben und Ubersetzungen BearbeitenAnthologia Graeca Griechisch deutsch Herausgegeben von Hermann Beckby Munchen 1957 2 Auflage 1965 Anthologia Lyrica Graeca Herausgegeben von Ernst Diehl Band 1 Leipzig 1925 S 486 488 Supplementum Hellenisticum Herausgegeben von Hugh Lloyd Jones und Peter Parsons Berlin 1983 Antike Lyrik Herausgegeben von Carl Fischer Mit einem Nachwort von Wolf Hartmut Friedrich und Erlauterungen von Klaus Ries Munchen 1964 Ubersetzung von Weber S 233 234 Griechische Lyrik Deutsch von Emil Staiger Erlautert von Georg Schoeck Zurich 1961 S 143 Dichterinnen des Altertums und des fruhen Mittelalters Zweisprachige Textausgabe Eingeleitet ubersetzt und mit einem bibliographischen Anhang versehen von Helene Homeyer Paderborn u a 1979 Literatur BearbeitenUbersichtsdarstellungen und Einfuhrungen Herwig Gorgemanns Erinna In Herwig Gorgemanns Hrsg Die griechische Literatur in Text und Darstellung Band 3 Klassische Periode II Reclam Stuttgart 1987 S 42 f Albin Lesky Geschichte der griechischen Literatur 3 neu bearbeitete Auflage Saur Munchen 1999 ISBN 3 598 11423 0 S 715 f Doris Meyer Erinna In Bernhard Zimmermann Antonios Rengakos Hrsg Handbuch der griechischen Literatur der Antike Band 2 Die Literatur der klassischen und hellenistischen Zeit C H Beck Munchen 2014 ISBN 978 3 406 61818 5 S 45 48Untersuchungen Kurt Latte Erinna In Nachrichten von der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen I Philosophisch historische Klasse 1953 S 79 94 John Rauk Erinna s Distaff and Sappho Fr 94 In Greek Roman and Byzantine Studies 30 1989 S 101 116 Felix Scheidweiler Erinnas Klage um Baukis In Philologus 100 1956 S 40 51 Udo W Scholz Erinna In Antike und Abendland 18 1973 S 15 40 Martin L West Erinna In Zeitschrift fur Papyrologie und Epigraphik 25 1977 S 95 119 Rezeption Yvonne Joeres Erinna In Peter von Mollendorff Annette Simonis Linda Simonis Hrsg Historische Gestalten der Antike Rezeption in Literatur Kunst und Musik Der Neue Pauly Supplemente Band 8 Metzler Stuttgart Weimar 2013 ISBN 978 3 476 02468 8 Sp 425 432 Weblinks BearbeitenRainer Maria Rilke Eranna an Sappho In Neue Gedichte 1907 Wikisource Gedicht um Erinna englisch Normdaten Person GND 118685155 lobid OGND AKS LCCN n79045090 VIAF 317282446 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME ErinnaALTERNATIVNAMEN ἬrinnaKURZBESCHREIBUNG griechische Dichterin der AntikeGEBURTSDATUM 4 Jahrhundert v Chr STERBEDATUM 4 Jahrhundert v Chr Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erinna amp oldid 216463087