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Erich Stern 30 Oktober 1889 in Berlin 20 Januar 1 1959 in Zurich war ein deutscher Psychiater Psychologe und Padagoge der insbesondere durch seine Veroffentlichungen uber Themen der Psychosomatik bekannt wurde und sich als klinischer Psychologe auch um die Medizinische Psychologie verdient gemacht hat Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Schule und Ausbildung 1 2 Erste arztliche Tatigkeiten 1 3 Professor in Deutschland 1 4 Drittes Reich Schweiz Frankreich und Schweiz 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSchule und Ausbildung Bearbeiten Erich Stern wurde 1889 in Berlin als Sohn des assimilierten judischen Geschaftsmanns Michael Stern und dessen Frau Sophie geb Neufeld geboren 2 Von 1900 bis 1905 besuchte er das Konigstadtische Real Gymnasium in Berlin Nach einer einjahrigen Erkrankung an Lungentuberkulose setzte er 1906 seine Schulausbildung am Berliner Andreas Gymnasium fort wo er 1909 sein Abitur machte Im Wintersemester 1909 1910 schrieb Erich Stern sich in seiner Heimatstadt an der Philosophischen Fakultat der Friedrich Wilhelms Universitat zum Studium der Naturwissenschaften ein und horte unter anderem mathematische Vorlesungen Im Sommersemester 1910 belegte er zur Fortsetzung seiner naturwissenschaftliche Ausbildung Mathematik und Physik an der Universitat Lausanne An der Technischen Hochschule Karlsruhe war er im Wintersemester 1910 1911 fur das Fach Elektrotechnik eingeschrieben wozu Vorlesungen in Mathematik Physik Chemie und Maschinenbau gehorten Ab dem Sommersemester 1911 studierte Stern an der deutschen Universitat Strassburg wo er neben Chemie Physik und Mathematik auch philosophische und psychologische Vorlesungen horte Im Wintersemester 1911 1912 begann er in Strassburg ein Studium der Humanmedizin 3 Wahrend seines Medizinstudium publizierte er bereits Artikel in renommierten medizinischen Fachzeitschriften unter anderem zur Lungentuberkulose Im Fruhjahr 1914 absolvierte Stern ein Praktikum in einem Lungensanatorium Im Juli 1914 zu Beginn des Ersten Weltkrieges trat Stern als Freiwilliger und Hilfsarzt in den Heeresdienst ein Als Unterarzt arbeitete er in verschiedenen Lazaretten Im Jahr 1915 erfolgte die Ablegung des medizinischen Staatsexamens die Approbation zum Arzt und die Promotion zum Dr med in Strassburg Erste arztliche Tatigkeiten Bearbeiten Im Heeresdienst wurde er 1915 zum Assistenzarzt befordert und 1917 zum Oberarzt 4 Nachdem Stern im Wintersemester 1916 1917 sein Studium an der Philosophischen Fakultat an seinem Dienstort Strassburg fortgesetzt hatte wurde er 1917 als Externer zum Dr phil bei August Messer 1867 1937 einem Angehorigen der Wurzburger Schule in Giessen promoviert Wahrend der Jahre 1917 und 1918 bildete Stern sich unter anderem an der Psychiatrischen und Nervenklinik der Strassburger Universitat weiter wo er im Psychopathologischen Labor arbeitete Daneben war er auch am Psychologischen Institut der Universitat tatig und veroffentlichte 1917 seine aus der Mitarbeit in der militarisch psychologischen Untersuchungsstelle gewonnenen Erkenntnisse uber experimentell psychologische Untersuchungen von Gehirnverletzen Er beschaftigte sich zudem mit eignungspsychologischen Fragen etwa in seinem Aufsatz Berufspsychologie und Tuberkuloseforschung aus dem Jahr 1918 und weiterhin mit dem Thema Tuberkulose Nachdem nach Kriegsende Strassburg wieder franzosisch geworden war musste Stern die Stadt verlassen und zog 1918 nach Hamburg Dort lernte er Kathe Braun 1893 1984 kennen und heiratete sie 1919 Ihr einziges Kind Hilde wurde 1920 geboren Ab 1919 war er unter William Stern standiger Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Psychologischen Institut der Psychiatrischen Klinik Hamburg Friedrichsberg Staatskrankenanstalt wo er als Volontararzt zu arbeiten begann Zu dieser Zeit forschte und publizierte 5 Stern weiterhin vor allem auf den Gebieten der Intelligenzforschung der Berufspsychologie 6 bzw der Berufseignung und der Berufsberatung Hirnverletzter 7 Professor in Deutschland Bearbeiten 1920 habilitierte Stern sich mit Die Feststellung der psychischen Berufseignung und die Schule Methodologische Untersuchungen publiziert 1921 nachdem sein 1919 in Hamburg eingereichter Habilitationsantrag abgelehnt worden war bei seinem Doktorvater in Experimenteller Psychologie und Experimenteller Padagogik in Giessen 8 und erhielt daraufhin 1922 einen Lehrauftrag als Privatdozent fur Padagogische Psychologie an der Universitat Giessen Im gleichen Jahr zog er mit seiner Familie nach Giessen und wurde seine Venia Legendi auf das Gesamtgebiet der Philosophie und Padagogik erweitert Beginnend mit seiner Monografie Angewandte Psychologie 1921 insbesondere dem Kapitel Medizin und Psychologie entwickelte er seine Medizinische Psychologie 9 ein Terminus den er selbst nur einmal 1953 10 verwendete 11 In Giessen wurde Stern 1924 ausserordentlicher Professor fur Philosophie und Padagogik aber ein Wiederauftreter seiner Lungentuberkulose und ein langerer Sanatoriumsaufenthalt schrankten seine Tatigkeiten bis 1925 ein 1927 wurde er Dozent am seit 1925 von Erich Feldmann geleiteten Padagogischen Institut in Mainz einem Ableger der Universitat Darmstadt und ab 1929 Vorstand des in Mainz neu etablierten Instituts fur Psychologie Jugendkunde und Heilpadagogik Im Mainz betrieb er auch eine kleine psychiatrische Praxis Im Sommersemester 1927 hatte er aufgrund einer katarrhalischen Lungenkrankheit einen Erholungsaufenthalt in Locarno Als namhafter Vertreter der Medizinischen Psychologie schrieb er als Mitarbeiter einige Artikel 12 zu dem von Birnbaum 1930 herausgegebenen ersten Handworterbuch dieses Faches 13 und fur das 1934 erschienene Enzyklopadische Handbuch der Heilpadagogik 14 Drittes Reich Schweiz Frankreich und Schweiz Bearbeiten 1933 wurde Erich Stern zwangspensioniert wegen seiner judischen Herkunft nach 4 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums entlassen Sein Institut wurde geschlossen und die Patienten seiner Praxis blieben fern Er emigrierte im selben Jahr mit seiner Familie in die Schweiz und Stern begann eine Tatigkeit am Institut fur Hochgebirgsphysiologie und Tuberkuloseforschung in Davos 15 16 Ende 1933 zog die Familie nach Paris und Erich Stern arbeitete dort zunachst unterbezahlt und von 1934 16 bis 1940 als Assistent Assistant etranger an der Kinderpsychiatrischen Universitatsklinik Clinique de neuro psychiatrie infantile der Sorbonne wo er auch Sprechstunden fur Kinder mit Intelligenz und Verhaltensstorungen abhielt In dieser Zeit war Stern an einem judischen Dispensaire auch mit der Betreuung judischer Emigranten befasst woruber er erstmals 1937 17 berichtete 16 Im Jahr 1938 erhielten die Sterns die franzosische Staatsburgerschaft Nachdem deutsche Truppen 1940 die franzosische Grenze uberschritten hatten und Sudfrankreich von den Deutschen besetzt war zog Erich Stern mit seiner Frau 1941 nach Clairvivre einer Siedlung fur chronisch Lungenkranke in Sudfrankreich 16 Als ehemals naturalisierte Franzosen wurde dem Ehepaar Stern auf Betreiben der deutschen Nationalsozialisten 1943 die franzosische Staatsburgerschaft wieder entzogen was sie zu staatenlosen Juden machte Aus Furcht vor einer Verhaftung liess sich Stern im von deutschen Truppen verschont gebliebenen Sanatorium von Clairvivre aufnehmen Die Ankunft der Alliierten in Frankreich beendete die Gefahr 1944 In Clairvire arbeitete Stern 1946 als Sanatoriumsarzt 16 Im Jahr 1948 kehrte Stern nach Paris zuruck und wurde Attache am Centre national de la recherche scientifique CNRS Von 1950 bis 1955 arbeitete er an der Sorbonne in Paris an seiner ehemaligen Arbeitsstatte der Neuropsychiatrischen Kinderklinik der Universitat 16 und von 1950 bis 1956 war er am CNRS Charge de Recherches Im Jahr 1957 siedelten seine Frau und er auch aus gesundheitlichen Grunden nach Kilchberg wo 1955 Thomas Mann 18 gestorben war und dessen Ehefrau bis 1980 lebte bei Zurich uber Erich Stern starb 1959 Schriften Auswahl BearbeitenUeber die Wirkung des Hochgebirgsklimas auf die Pulsfrequenz In Berliner Klinische Wochenschrift Band 50 1913 S 720 723 Beitrage zur Fruhdiagnose der Lungentuberkulose In Berliner Klinische Wochenschrift Band 51 1914 S 1419 1421 Zur Frage der Disposition zur Lungentuberkulose In Zeitschrift fur Tuberkulose Band 22 1914 S 556 567 Zur Statistik und Bekampfung der Tuberkulose im Kindesalter mit besonderer Berucksichtigung Elsass Lothringens Medizinische Dissertation Strassburg 1915 Beitrage zur Psychologie der Wertung mit besonderer Berucksichtigung des Einflusses der Zeitstufe der Realisierung auf die Phanomanologie des Wertungserlebnisses und des Problems der Rangordnung der Werte Philosophische Dissertation Giessen Strassburg 1917 Jugendpsychologie Hirt Breslau 1923 Jugendpsychologie Eine Einfuhrung in die Psychologie der Entwicklung von der Geburt bis zum Abschluss der Pubertat 4 vollkommen durchgesehene und neu bearbeitete Auflage Hippokrates Stuttgart 1950 Beitrag zur Psychologie des Lungenkranken Der Eindruck der Diagnose Lungentuberkulose auf den Kranken In Deutsche Medizinische Wochenschrift Band 51 1925 S 1146 1149 Die Psyche des Lungenkranken Der Einfluss der Lungentuberkulose und des Sanatoriumslebens auf die Seele der Kranken Halle an der Saale 1925 Krankheit als Gegenstand dichterischer Darstellung In Die Literatur Band 28 1925 1926 S 702 707 Zur Frage der Psychotherapie im Lungensanatorium In Allgemeine arztliche Zeitschrift fur Psychotherapie und psychische Hygiene Band 2 1929 S 299 314 Seelische Storungen und Schwererziehbarkeit bei Kindern und Jugendlichen Hirt Breslau 1932 Psychologie des Sterbens In Die Umschau Band 37 1933 S 21 24 als Hrsg mit Adolf Dannemann Georg Gnerlich August Hentze E Meltzer H Schoberl Enzyklopadisches Handbuch der Heilpadagogik 2 Bande Halle an der Saale 1934 Die Emigration als psychologisches Problem Selbstverlag Boulogne sur Seine 1937 abgedruckt in Uwe Wolfradt Elfriede Billmann Mahecha Armin Stock Hrsgg Deutschsprachige Psychologinnen und Psychologen 1933 1945 Ein Personenlexikon erganzt um einen Text von Erich Stern Wiesbaden 2015 S 503 551 La Psychologie de la mort In Folia Psychiatrica Neurologica et Neurochirurgia Neerlandica Band 52 1949 S 227 246 Le probleme de la specificite du type de la personnalite e des conflites des tuberculeux In Le poumon Band 8 1952 S 107 119 Experimentelle Persoenlichkeitsanalyse nach dem Murray Test T A T Beschreibung Anwendung Interpretation und diagnostische Bedeutung Rascher Zurich 1952 Lebenskonflikte als Krankheitsursachen Eine Einfuhrung in die psychosomatische Medizin Rascher Zurich 1952 Zur Frage der Laien Psychotherapie In Zeitschrift fur Psychotherapie und medizinische Psychotherapie Band 3 1953 S 146 158 Die Psyche des Lungenkranken Klinisch psychologische und sozioal psychologische Untersuchungen uber den Einfluss der Lungentuberkulose und des Sanatoriumslebens auf die Psyche des Kranken 2 Auflage Berlin 1954 als Hrsg und Beitragsautor Die Tests in der klinischen Psychologie Zurich 1954 Die Unverheirateten Enke Stuttgart 1957 Arzt und Patient in der Gegenwart Munchen 1958 Psychotherapie Medizin und Psychologie In Studium Generale Band 13 1960 S 109 116 Literatur BearbeitenMichael Putzke Stern Erich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 266 Digitalisat Klaus Peter Horn Erziehungswissenschaft in Deutschland im 20 Jahrhundert Zur Entwicklung der sozialen und fachlichen Struktur der Disziplin von der Erstinstitutionalisierung bis zur Expansion Julius Klinghardt Bad Heilbrunn 2003 ISBN 3 7815 1271 1 S 351 f Michael Putzke Elmar Brahler Erich Stern und die Spezifitatsdebatte In Adolf Ernst Meyer Ulrich Lamparter Hrsg Pioniere der Psychosomatik Beitrage zur Entwicklungsgeschichte ganzheitlicher Medizin Asanger Heidelberg 1994 Michael Putzke Elmar Brahler Erich Stern Ein im Exil vergessener Pionier der Psychosomatik In Adolf Ernst Meyer Ulrich Lamparter Hrsg Pioniere der Psychosomatik Asanger Heidelberg 1994 Michael Putzke Erich Stern Sein Leben und sein psychosomatisches Denken Medizinische Dissertation Leipzig 1997 Gernot Huppmann Reinhold Ahr Erich Stern 1889 1959 und die Medizinische Psychologie eine ergobiographische Skizze In Medizinhistorische Mitteilungen Zeitschrift fur Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung Band 34 2015 2016 S 137 155 Stern Erich in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg International Biographical Dictionary of Central European Emigres 1933 1945 Band 2 2 Munchen Saur 1983 S 1123Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Erich Stern im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten siehe Michael Putzke Stern Erich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 266 Digitalisat Gernot Huppmann Reinhold Ahr Erich Stern 1889 1959 und die Medizinische Psychologie eine ergobiographische Skizze 2015 S 137 f Michael Putzke Erich Stern Sein Leben und sein psychosomatisches Denken 1997 S 19 35 Michael Putzke Erich Stern Sein Leben und sein psychosomatisches Denken 1997 S 34 36 Reinhold Ahr Das medizin psychologische Werk Erich Sterns Medizinische Dissertation Mainz 1989 S 112 116 Vgl etwa Erich Stern Die Bedeutung der berufspsychologischen Forschung fur die Psychiatrie In Jahreskurse fur arztliche Fortbildung Band 10 1919 S 35 37 Gernot Huppmann Reinhold Ahr Erich Stern 1889 1959 und die Medizinische Psychologie eine ergobiographische Skizze 2015 S 138 140 Michael Putzke Erich Stern Sein Leben und sein psychosomatisches Denken 1997 S 51 Reinhold Ahr Das medizin psychologische Werk Erich Sterns 1989 S 12 Erich Stern Zur Frage der Laien Psychotherapie In Zeitschrift fur Psychotherapie und medizinische Psychologie Band 3 1953 S 146 158 Reinhold Ahr Das medizin psychologische Werk Erich Sterns Medizinische Dissertation Mainz 1989 S 25 Erich Stern Arzt Korperlich Kranke Psychologie und Milieu In Karl Birnbaum Hrsg Handworterbuch der medizinischen Psychologie Leipzig 1930 S 42 44 295 304 und 323 337 Gernot Huppmann Reinhold Ahr Erich Stern 1889 1959 und die Medizinische Psychologie eine ergobiographische Skizze 2015 2016 S 140 143 und 152 Erich Stern Einfuhlung Krankheitserlebnis Organische Erkrankung Psychotherapie Sterben und Tod In Adolf Dannemann Georg Gnerlich August Hentze E Meltzer H Schoberl Erich Stern Hrsgg Enzyklopadisches Handbuch der Heilpadagogik 2 Bande Halle an der Saale 1934 Reinhold Ahr Das medizin psychologische Werk Erich Sterns Medizinische Dissertation Mainz 1989 S 15 a b c d e f Gernot Huppmann Reinhold Ahr Erich Stern 1889 1959 und die Medizinische Psychologie eine ergobiographische Skizze 2015 2016 S 144 146 Erich Stern Die Emigration als psychologisches Problem Selbstverlag 1937 abgedruckt in Uwe Wolfradt Elfriede Billmann Mahecha Armin Stock Hrsg Deutschsprachige Psychologinnen und Psychologen 1933 1945 Ein Personenlexikon erganzt um einen Text von Erich Stern Wiesbaden 2015 S 503 551 Vgl auch Erich Stern Bemerkungen zu Thomas Manns Zauberberg In Medizinische Klinik Band 21 1925 S 254 257 Normdaten Person GND 118753606 lobid OGND AKS VIAF 98237245 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stern ErichKURZBESCHREIBUNG deutscher Psychiater Psychologe und PadagogeGEBURTSDATUM 30 Oktober 1889GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 20 Januar 1959STERBEORT Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erich Stern amp oldid 228714716