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Erich Deppner 8 August 1910 in Neuhaldensleben 13 Dezember 2005 in Anzing 1 war ein deutscher SS Sturmbannfuhrer und in der Zeit des Nationalsozialismus Chef der Abteilung Gegnerbekampfung des Befehlshabers der Sicherheitspolizei und des SD BdS in Den Haag Niederlande In dieser Funktion liess er 450 Haftlinge des niederlandischen Widerstandes erschiessen zudem war er an der Exekution von 65 sowjetischen Kriegsgefangenen beteiligt Nach dem Krieg arbeitete Deppner fur die Organisation Gehlen und den Bundesnachrichtendienst SS Sturmbannfuhrer Erich Deppner wahrend des Krieges Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Berufsausbildung 1 2 Chef der Abteilung Gegnerbekampfung in den besetzten Niederlanden 1 3 Nach Kriegsende 2 Vom Reichssicherheitshauptamt zum Bundesnachrichtendienst 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und Berufsausbildung Bearbeiten Deppners Vater war Kaufmann 2 Nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums in Haldensleben bestand Deppner 1929 die Reifeprufung Er studierte in Marburg Munchen und Halle Rechtswissenschaft 1933 legte er die erste 1937 die zweite juristische Staatsprufung ab Deppner war verheiratet aus der Ehe gingen funf Kinder hervor Zum 1 August 1932 noch wahrend des Studiums trat Deppner in die NSDAP Mitgliedsnummer 1 254 844 3 im November 1933 auch in die SS SS Nummer 177 571 ein 4 1937 bewarb er sich beim Sicherheitsdienst SD und wurde im Februar 1938 als Assessor zur Probe eingestellt Nach Bildung des Reichssicherheitshauptamtes leitete er im Fruhjahr 1940 das dortige Referat III C 1 das fur Ernahrungsfragen zustandig war 5 Chef der Abteilung Gegnerbekampfung in den besetzten Niederlanden Bearbeiten nbsp Wilhelm Harster Karl Maria Demelhuber Erich Deppner und Hanns Albin RauterKurz nach der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht wurde Deppner Ende Mai 1940 zur dortigen Einsatzgruppe der Sicherheitspolizei und des SD versetzt Im Juli 1940 wurde die Einsatzgruppe umorganisiert und fortan als Dienststelle des Befehlshabers der Sicherheitspolizei und des SD BdS in Den Haag bezeichnet Deppner leitete als Regierungsrat die Abteilung Gegnerbekampfung in der SS hatte er am 30 Januar 1941 den Rang eines SS Sturmbannfuhrers erreicht Deppners Vorgesetzte als BdS waren Wilhelm Harster Erich Naumann und Karl Eberhard Schongarth nbsp Gedenkstatte am Ort der Erschiessungen und des Massengrabs der sowjetischen Gefangenen in AmersfoortAnfang April 1942 wurde Deppner zum Hoheren SS und Polizeifuhrer in den Niederlanden Hanns Albin Rauter gerufen 6 Dieser beauftragte Deppner sowjetische Kriegsgefangene die im Durchgangslager Amersfoort untergebracht waren erschiessen zu lassen Deppner stellte am nachsten Tag ein Erschiessungskommando zusammen das aus vier SS Mannern bestand darunter Karl Friedrich Titho Die mindestens 65 Kriegsgefangenen wurden mit zwei Lastwagen in ein Waldgelande gefahren mussten sich in Gruppen am Rande einer Grube aufstellen und wurden durch Schusse in den Hinterkopf getotet Deppner uberzeugte sich vom Eintritt des Todes und gab in Zweifelsfallen den Befehl zu Nachschussen Dabei schoss er in ein bis zwei Fallen selber Im Juli und August 1942 war Deppner der erste deutsche Kommandant des Durchgangslagers Westerbork eines der beiden Durchgangslager fur die Deportation der niederlandischen Juden in die Vernichtungslager im Osten Deppner war fur den ersten Transport von Westerbork ins KZ Auschwitz verantwortlich Dabei kam es zu einem Aufruhr als er Kinder ohne ihre Eltern und neu im Lager angekommene Frauen auf den Transport schickte um die vorgesehene Zahl von 1 000 Deportierten zu erreichen 7 Himmler belobigte Deppner im Juni 1943 fur die gute Arbeit die er in den Niederlanden geleistet habe Nach der Landung der Alliierten in der Normandie brachten die deutschen Besatzer aus Sicherheitsgrunden und in grosser Eile 1 500 Gefangene aus dem Polizeigefangnis in Scheveningen in das KZ Herzogenbusch 8 In Herzogenbusch wurden die Gefangenen die meist wegen ihrer Tatigkeit im Widerstand verhaftet worden waren im sogenannten SD Lager streng isoliert Ende Juli oder im August 1944 wurde Deppner zum KZ Herzogenbusch geschickt um den sogenannten Niedermachungsbefehl gemeint ist der Terror und Sabotageerlass Hitlers vom 30 Juli 1944 9 auszufuhren Deppner war im Gegensatz zu seinem Vorgesetzten Schongarth mit den Strukturen des niederlandischen Widerstands vertraut Im August und September 1944 wurden 450 Haftlinge meist aus der Spitze des Widerstandes ohne Prozess ermordet Deppner selbst befahl ihnen Genickschusse zu geben Anfang 1945 kehrte Deppner nach Deutschland zuruck Er wurde am Ende des Zweiten Weltkrieges im Raum Berlin als Soldat eingesetzt und geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft aus der er 1950 heimkehrte Nach Kriegsende Bearbeiten Zuruck in Deutschland arbeitete Deppner fur die Organisation Gehlen aus der 1956 der Bundesnachrichtendienst BND entstand 10 Deppner leitete die Dienststelle 12 auch GV G genannt die von Berlin aus Spionage in der DDR betrieb Reinhard Gehlen war dabei das Vorleben Deppners bekannt der unter den Namen Egon Dietrich Ernst Borchert und Agent V 616 11 fur den Nachrichtendienst arbeitete Ermittlungen der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Munchen I fuhrten 1960 zu einer neunmonatigen Untersuchungshaft Deppners Nach seiner Freilassung setzte Deppner seine Tatigkeit fur den BND fort Nach CIA Unterlagen von 1966 beschaftigte er sich in Heimarbeit mit Forschungen zu nicht sensiblen Themen 12 Nach mehrfachen Verzogerungen kam es vom 20 bis 22 Januar 1964 vor dem Schwurgericht beim Landgericht Munchen I zu einem Prozess gegen Deppner wegen Beihilfe zum Mord Gegenstand des Verfahrens war die Exekution der mindestens 65 sowjetischen Kriegsgefangenen in Amersfoort im April 1942 nicht jedoch Deppners Beteiligung an der Ermordung der 450 Haftlinge des hollandischen Widerstands und seine Tatigkeit im KZ Westerbork Deppner gab vor Gericht an die Erschiessung der Gefangenen sei ihm von Hanns Albin Rauter befohlen worden 13 Rauter habe ihm erklart Himmler habe die Exekution als Repressalie fur Grausamkeiten die die Rote Armee gegenuber deutschen Gefangenen und Verwundeten begangen habe angeordnet Zudem habe er sich in einem Befehlsnotstand befunden da sein Vorgesetzter Rauter eine grosse Machtfulle besessen habe und auch fur die Entschlossenheit bei der Durchsetzung seiner Weisungen bekannt gewesen sei Soweit andere Tatbeteiligte noch lebten bestatigten sie Deppners Darstellungen in Zeugenaussagen Am 22 Januar 1964 sprach das Schwurgericht beim Landgericht Munchen I Deppner frei Auch die Staatsanwaltschaft hatte auf Freispruch pladiert Nach den Angaben im Urteil sah sich das Gericht nicht in der Lage die Einlassungen Deppners zu widerlegen insbesondere deshalb weil Hanns Albin Rauter bereits 1949 in den Niederlanden hingerichtet worden war Deppner konne in dem Glauben gehandelt haben es handele sich um eine damals volkerrechtlich zulassige Repressalie Im Urteil wird Deppner als seit Anfang 1952 in Munchen tatiger Industrie und Wirtschaftsberater bezeichnet Hollandische Gerichte waren zu einer anderen rechtlichen Beurteilung der Exekutionen in Amersfoort gekommen Drei Untergebene Deppners waren zwischen 1949 und 1951 angeklagt worden Einer von ihnen wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet die beiden anderen erhielten Haftstrafen von sechs und zehn Jahren Einer der zu Haftstrafen Verurteilten hatte sich nach Angaben im Munchner Urteil zunachst geweigert an der Exekution teilzunehmen Deppner glaubte allerdings der Weigerung im Interesse einer militarisch korrekten Durchfuhrung der Erschiessung nicht Rechnung tragen zu konnen 14 Ob es sich bei der Erschiessung der sowjetischen Kriegsgefangenen tatsachlich wie von Deppner vor Gericht dargestellt um eine Vergeltungsmassnahme handelte ist zweifelhaft 15 Die Gefangenen meist aus der Republik Usbekistan waren auf Anordnung Rauters in die Niederlande gebracht worden um als vermeintliche Untermenschen vorgefuhrt zu werden Nach der Vorstellung Rauters sollte mit dieser Massnahme erreicht werden dass die Niederlander die er als germanisches Volk betrachtete und daher fur die deutsche Sache zu gewinnen suchte unter dem Eindruck der ihnen vorgefuhrten rassisch minderwertigen Gefangenen die Widersinnigkeit der von ihrer Exilregierung betriebenen Politik eines zusammen mit der Sowjetunion gemeinsam gefuhrten Kampfes gegen das Deutsche Reich das die Lebensinteressen Europas gegen den bolschewistischen Osten verteidigte erkennen wurden und sich zu einer Zusammenarbeit mit der deutschen Besatzung bereitfanden zumindest aber ihre feindselige Einstellung aufgaben 16 Doch Rauters Plan ging nicht auf im Gegenteil Die Amersfoorter Burger versuchten den Gefangenen Obst Brot und Wasser zu geben als sie vom Bahnhof durch die Stadt ins Lager getrieben wurden Auch Mitgefangene im Durchgangslager Amersfoort solidarisierten sich Die SS isolierte daraufhin die Kriegsgefangenen und versuchte sie auszuhungern 23 von ihnen starben an Unterernahrung und Krankheiten ehe die Uberlebenden von Deppners Exekutionskommando erschossen wurden Vom Reichssicherheitshauptamt zum Bundesnachrichtendienst BearbeitenErich Deppner war schon vor der Machtergreifung der NSDAP beigetreten Das deutet auf einen uberzeugten Nationalsozialisten hin Wie viele andere Mitarbeiter des Reichssicherheitshauptamtes war auch er im Zweiten Weltkrieg in den vom Deutschen Reich besetzten Landern tatig Er konnte gleichermassen am Schreibtisch die Strukturen des Widerstandes analysieren wie auch ein Exekutionskommando leiten Dies entsprach Heydrichs Vorstellung einer kampfenden Verwaltung 17 Nach Kriegsende konnte Deppner seine 1938 beim Sicherheitsdienst SD begonnene Geheimdienstkarriere fortsetzen Er fand Arbeit bei der Organisation Gehlen die 1946 unter Obhut der Amerikaner gebildet worden war Diese griffen auf Gehlen zuruck da sie am Anfang des Kalten Krieges weder personell ausreichend ausgestattet noch mit den Verhaltnissen vor Ort vertraut waren Zur Organisation Gehlen gehorten mindestens 100 Personen die wie Deppner vor 1945 beim SD bei der Gestapo oder der Waffen SS waren Allein in der von Deppner geleiteten Dienststelle 12 fanden sich mindestens drei weitere derartige Personen 18 Dieser Personenkreis war von Gehlen eingestellt worden amerikanische Dienststellen die die Organisation Gehlen finanzierten unternahmen allerdings nichts gegen diese Personalpolitik Gehlens Literatur BearbeitenLoe de Jong Das Konigreich der Niederlande im Zweiten Weltkrieg 10 Teil 1980 LG Munchen I 22 Januar 1964 In Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Bd XIX bearbeitet von Irene Sagel Grande H H Fuchs C F Ruter Amsterdam University Press 1978 Nr 563 S 687 701 Verfahrensgegenstand Erschiessung von mindestens 65 kranken russischen Kriegsgefangenen angeblich als Repressalie fur Volkerrechtswidrigkeiten russischer Truppen gegenuber deutschen Verwundeten und Kriegsgefangenen an der OstfrontEinzelnachweise Bearbeiten Todesanzeige Suddeutsche Zeitung 289 2005 15 Dezember 2005 S 18 im Dossier 1673 Nederlands Instituut voor Oorlogsdocumentatie Der Lebenslauf Deppners soweit nicht anders angegeben nach den Angaben im Urteil des Landgerichts Munchen I vom 22 Januar 1964 in Justiz und NS Verbrechen Band XIX S 689 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 6051208 Die Mitgliedsnummern Deppners bei Norbert Podewin Hrsg Braunbuch Kriegs und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und Berlin West Reprint der Ausgabe 1968 3 Auflage Edition Ost im Verlag Das Neue Berlin Berlin ca 2002 ISBN 3 360 01033 7 S 88 Michael Wildt Generation des Unbedingten Das Fuhrungskorps der Reichssicherheitshauptamtes Hamburger Edition Hamburg 2002 ISBN 3 930908 75 1 S 514 Die Darstellung folgt den Angaben im Urteil siehe Justiz und NS Verbrechen Band XIX S 691 Im Urteil heisst es Die Feststellung des eigentlichen Tatgeschehens bereitete trotz des grossen Zeitabstandes von den damaligen Ereignissen keine nennenswerten Schwierigkeiten ebenda S 693 zum KZ Westerbork siehe Gedenkstatte Yadvashem englisch abgerufen am 4 September 2012 zum KZ Herzogenbusch siehe Gedenken in BeNeLux Aufruf am 20 April 2007 und Coenraad J F Stuhldreher Das Konzentrationslager Herzogenbusch ein Musterbetrieb der SS in Ulrich Herbert u a Hrsg Die nationalsozialistischen Konzentrationslager Entwicklung und Struktur Band I Wallstein Verlag Gottingen 1998 ISBN 3 89244 289 4 S 327 348 Deutsches Historisches Museum Aufruf vom 15 April 2007 zur Tatigkeit Deppners fur die Organisation Gehlen und den BND siehe Timothy Naftali Reinhard Gehlen and the United States in Richard Breitman u a Hrsg U S Intelligence and the Nazis Cambridge University Press Cambridge 2005 ISBN 0 521 61794 4 S 375 418 Die Arbeit wertet Dokumente aus die in den USA auf Grund des Nazi War Crimes Disclosure Act of 1998 freigegeben wurden Zur Aktenfreigabe siehe H Soz u Kult Aufruf vom 21 April 2007 Georg Bonisch Axel Frohn Schweinehunde willkommen In Der Spiegel Nr 13 2006 S 32 f online 27 Marz 2006 Timothy Naftali S 410 Justiz und NS Verbrechen Band XIX S 696 ff Justiz und NS Verbrechen Band XIX S 691 zu den sowjetischen Kriegsgefangenen Gedenken in BeNeLux Aufruf am 20 April 2007 Justiz und NS Verbrechen Band XIX S 690 Michael Wildt Generation des Unbedingten Das Fuhrungskorps der Reichssicherheitshauptamtes Hamburger Edition Hamburg 2002 ISBN 3 930908 75 1 S 203 ff Karl Guse war vor 1943 Gestapo Chef in Rom Werner Krassowski gehorte als SS Hauptsturmfuhrer zu den SS Totenkopfverbanden und zur Wachmannschaft eines Konzentrationslagers in Polen Ernst Makowski war Gestapo Beamter in Sudwestdeutschland Siehe Timothy Naftali S 383 Normdaten Person GND 123493005 lobid OGND AKS VIAF 30446606 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Deppner ErichALTERNATIVNAMEN Dietrich Egon Borchert Ernst Agent V 616KURZBESCHREIBUNG deutscher SS SturmbannfuhrerGEBURTSDATUM 8 August 1910GEBURTSORT NeuhaldenslebenSTERBEDATUM 13 Dezember 2005STERBEORT Anzing Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erich Deppner amp oldid 231462493