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Der Engelsberger Marmor ist ein rotlicher Kalkstein der in einem eng begrenzten Raum am Engelsberg in Muthmannsdorf in der Marktgemeinde Winzendorf Muthmannsdorf Niederosterreich in einer Seehohe von 510 m u A vorkommt Der Steinbruch hat den Status Geotop und ist als bemerkenswertes Technik bzw wirtschaftliches Denkmal eingestuft da durch den jahen Abbruch der Marmorgewinnung 1943 noch Spuren der damaligen Arbeitsmethoden gut sichtbar sind Bereich des Steinbruchs am EngelsbergDas Geotop Engelsberg Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichte 3 Verwendung 4 Gegenwart 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp Engelsberger Marmor roh nbsp Fussboden in der nahen Pfarrkirche St Peter im MoosDer Engelsberger Marmor wird auch als Helenenmarmor bezeichnet 1 Der sogenannte Engelsberger Marmor der ein Kalkstein ist weist eine charakteristische kirschrote bis fleischrote Farbe auf und zeigt weisse Adern Seine nahezu einzigartige Farbgebung machte ihn besonders fur Prasentationsbauten zu einem begehrten Werkstoff Die Geologen Friedrich Brix und Benno Plochinger beschreiben das Gestein wie folgt Der in den Fischauer Bergen in grossen Taschen und Nischen des Wandriffkalkes eingebettete bunte obertriadische Hallstatter Kalk des Engelsberges des Moosbuhels und der Brunner Ebenen entspricht faziell verschiedenartige Ausbildung gleichaltriger Gesteinsschichten einem gleichaltrigen Hallstatter Rotkalk des Salzkammergutes Monotiskalk Abgesehen von der bruchformigen SW Begrenzung am Steinbruch Engelsberg ist eine Abgrenzung der Hallstatter Kalkvorkommen wegen der im Wandriffkalk vorliegenden Infiltration von Hallstatter Sediment schwer moglich Geschichte BearbeitenDie alteste bekannte Aufzeichnung uber den Abbau des Engelsberger Marmors findet sich in einem Pachtvertrag der Herrschaft von Starhemberg mit dem Wiener Neustadter Steinmetzmeister Paul Klimpfinger die aus dem Jahre 1698 stammt 1733 wurde der Pachtvertrag mit einem Steinmetzmeister Matthaus Lang verlangert Trotz seiner nahezu einzigartigen Charakteristik wurde der Abbau nur in kleinem Rahmen betrieben Alois Kieslinger ging ebenso von einer Verwendung bereits im Barock aus und stellte in Wien zahlreiche Verwendungen mit diesem fleischroten Dekorationsgestein fest Spatere ungunstige Sprengarbeiten im Steinbruch hatten zeitweilig eine Nutzung als Werkstein verhindert 2 Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der kommerzielle Abbau ganzlich eingestellt Wahrend man fruher keine strengen Massstabe anlegte und die Verwendung des Engelsberger Marmors daher weit gestreut war entspricht die geringe Druckfestigkeit von nur 695 bis 1400 kg cm nicht mehr den heutigen Anforderungen Die Herkunft des Namens ist nicht eindeutig geklart Wahrend die eine Theorie den Namen vom Berg eines Engels ableitet verfolgt die andere Theorie die Herkunft des Namens vom Wort Enkel Verwendung Bearbeiten nbsp Letzte Marmor Entnahmestelle mit Sagespuren der Helikoidalsage und Abrissflache des Rohblocks Im Hintergrund Geotop Initiator Erwin ReidingerNeben der Verwendung im regionalen Bereich wurden auch Wiener Prachtbauten mit dem Engelsberger Marmor ausgestattet Im Jahr 1718 fand er bei der Ausgestaltung des Wiener Stephansdoms Verwendung Dabei wurde ein barockes Turgewande der oberen Sakristei sowie Saulen und Plattenverkleidungen an Nebenaltaren errichtet 3 1769 liefert der Engelsberg u a sechs grosse Saulen fur den Hochaltar des Wiener Neustadter Doms und weitere fur die Neuklosterkirche in Wiener Neustadt Lieferungen weiterer Saulen gehen bis nach Graz Bemerkenswert war dabei die Grosse der damals durch den schonenden Handbetrieb erzielbaren Stucke Eine Hochkonjunktur verzeichnet der Engelsberg unter dem Wiener Hofsteinmetzmeister Andrea Francini wahrend der Grunderzeit Zwischen 1860 und 1901 erfolgte durch Francini der intensivste Abbau als unter anderem 216 Baluster der Prunkstiege 2 sowie Sockel fur Busten im ersten Stock des Kunsthistorischen Museums in Wien die Prunkstiege des Privathaus Francinis in der Wiener Argentinierstrasse 42 oder die Saulen und Wandplatten des Wiener Sudbahnhofes mit Marmor aus Winzendorf angefertigt wurden Auch die Schalterhalle des Grazer Hauptbahnhofes wurden mit Engelsberger Marmor ausgestaltet Allerdings fugte Francini dem Engelsberger Marmorsteinbruch nachhaltige Schaden zu indem er durch eine grosse Kammerminensprengung versuchte den Abbau wirtschaftlicher zu gestalten Durch diese vollig verfehlte Massnahme wurden die Klufte des ohnedies schon stark tektonisch gestressten stichigen Gesteins derart aufgerissen dass kaum mehr gesunde Grossblocke gewinnbar waren Nach dem Ersten Weltkrieg werden die von Francini zuruckgelassenen Blocke 1919 nach Deutschland verkauft 1940 nahmen die reichsdeutschen Naturstein und Marmorwerke Offenau den Betrieb am Engelsberg wieder auf errichten zur Erschliessung des Steinbruchs von Muthmannsdorf aus eine 2 5 km lange Fahrstrasse und richten eine Seilsage mit Motorantrieb ein Wahrend Zeit des Zweiten Weltkriegs holte man Engelsberger Marmor nach Nurnberg und verkleidete damit unfertige Objekte des Reichsparteitagsgelandes Daruber hinaus wird gebrochener Marmor zum Bau Reichsautobahnbrucken verwendet Seit 1945 verdeckte er den Sockel des auf Veranlassung der Sowjetmacht errichteten Sowjetisches Soldatendenkmal im Volksmund Russendenkmal genannt auf dem Schwarzenbergplatz in Wien Wie eine Inschrift an einer Zisterne in der Nahe des Steinbruchs belegt waren in den Kriegsjahren auch italienische Arbeiter am Engelsberg beschaftigt Nachdem ab 1943 kriegsbedingt die Arbeiten ruhten wurde der als Deutsches Eigentum deklarierte Steinbruch dem sowjetisch beaufsichtigten USIA Konzern einverleibt und in der Folge etwa 600 m lagernde Rohblocke abtransportiert Der Engelsberger Marmor erwies sich jedoch gegenuber der Luftverschmutzung der heutigen Zeit als wenig resistent Um 1980 wurde er deshalb am Sowjetischen Soldatendenkmal durch Granit ersetzt Die Stadt Nurnberg muss laufend erhebliche Mittel aufwenden um das seit 1973 unter Denkmalschutz stehende Prestigeobjekt des Reichsparteitagsgelandes zu erhalten Die letzte Nutzung datiert vom Jahr 1989 als der Fussboden der Pfarrkirche St Peter im Moos in Muthmannsdorf mit heimischem Marmor ausgestaltet wurde Gegenwart BearbeitenVon 1985 bis 1998 fand unter der Leitung des Bildhauers Otto Lorenz jahrlich ein Bildhauersymposium statt Am Gelande befindet sich noch immer eine grossere Anzahl von Rohblocken die z T kunstlerisch bearbeitet wurden Es entstanden hunderte Kunstwerke die jedes Jahr in einer abschliessenden Ausstellung gezeigt wurden Zwanzig davon sind im Steinbruch verblieben und konnen immer noch besichtigt werden Beim Bildhauersymposium 1995 machte der Bauingenieur und Archaoastronom Erwin Reidinger den Vorschlag den Steinbruch als technisches Denkmal oder Geotop unter Schutz zu stellen was von der Gemeinde Winzendorf Muthmannsdorf aufgegriffen wurde 4 nbsp Skulpturen eines BildhauersymposionsIn den Jahren 1997 und 1998 wurde der Steinbruch vom Wildwuchs befreit bis zum felsigen Untergrund abgegraben geodatisch vermessen und mit Informationstafeln versehen Dabei wurde auch die geschnittene Sohle des Steinbruchs freigelegt an der wie an den Wanden die Riffelung der Schnittflachen durch den Abbau mittels Helikoidalsage Seilsage sehr gut zu sehen ist 4 Der jahe Abbruch der Arbeiten im Steinbruch fuhrte zu einer eindrucksvollen Momentaufnahme der damaligen Arbeitsmethoden weshalb das Gelande vom Bundesdenkmalamt als bemerkenswertes Technik bzw wirtschaftliches Denkmal eingestuft wurde Am 7 Juni 1998 wurde der Steinbruch feierlich als Geotop und technisches Denkmal der Offentlichkeit prasentiert Er ist damit zu einem beliebten Ausflugsziel geworden Literatur BearbeitenWilhelm J Wagner Hohe Wand Steinfeld Natur Kultur Geschichte Eigenverlag des Verein Region Schneebergbahn Hohe Wand Steinfeld Bad Fischau Brunn 1999 287 S 5 Erwin Reidinger Geotop Marmorsteinbruch Engelsberg in Winzendorf Muthmannsdorf In Unsere Heimat Verein fur Landeskunde von Niederosterreich Jg 70 1999 Heft 1 S 27 31 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Engelsberger Marmor Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abbildung von Engelsberger Marmor Gemeinde Winzendorf Muthmannsdorf Engelsberger GeotopEinzelnachweise Bearbeiten Friedrich Brix Benno Plochinger et al Erlauterungen zu Blatt 76 Wiener Neustadt 1 50 000 PDF 1 7 MB S 52 In Geologische Bundesanstalt 1988 abgerufen am 14 Januar 2023 online auf www opac geologie ac at a b Alois Kieslinger Die Steine der Wiener Ringstrasse Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1972 S 67 251 253 Erwin Reidinger Abbildungen Engelsberger Marmor im Kunsthistorisches Museum Wien St Stephan Wien Obere Sakristei 14 Januar 2023 abgerufen am 14 Januar 2023 a b Erwin Reidinger Geotop Marmorsteinbruch Engelsberg in Winzendorf Muthmannsdorf In Unsere Heimat Verein fur Landeskunde von Niederosterreich Jg 70 1999 Heft 1 S 27 31 OBV bibliografischer Nachweis OBV bibliografischer Nachweis 47 82545 16 12387 Koordinaten 47 49 31 6 N 16 7 25 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Engelsberger Marmor amp oldid 231536893