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Das Emmertsche Gesetz beschreibt einen quantitativen Zusammenhang zwischen der Bildgrosse eines Objektes auf der Netzhaut seiner Entfernung und der wahrgenommenen Grosse Emil Emmert 1844 1911 entdeckte es 1881 Er experimentierte mit Nachbildern und erkannte dass sich ihre wahrgenommene Grosse trotz unveranderter Grosse auf der Netzhaut proportional zur Entfernung des jeweils betrachteten Hintergrundes veranderte Diese Erkenntnis lasst sich auf die Grossenwahrnehmung allgemein anwenden Der Zusammenhang lautet G k w e displaystyle G k cdot w cdot e Worin G die wahrgenommene Grosse k ein Proportionalitatsfaktor w der Winkel unter dem das betrachtete Objekt erscheint und e die Objektentfernung ist Der Proportionalitatsfaktor k ist ein unbestimmter Wert der fur diese Betrachtung auch fortgelassen werden kann die menschliche Grossenwahrnehmung ist ja nicht absolut sondern relativ Es gilt also G w e displaystyle G sim w cdot e In Worten Die wahrgenommene Grosse eines Objektes ist proportional zum Produkt von Entfernung e und Winkelgrosse w auch scheinbare oder visuelle Grosse genannt Hierbei kann der Winkel w des Objektes durch die Grosse seines Netzhautbildes ersetzt werden Bei Veranderung der Entfernung wird auch w verandert bei Verdoppelung von e sinkt w auf die Halfte Ihr Produkt bleibt dabei konstant Dies bewirkt die Wahrnehmung einer in Grenzen entfernungsunabhangig konstanten Objektgrosse der Effekt wird als Grossenkonstanz bezeichnet Dabei erscheint das Objekt in zutreffenden Relationen zu den anderen Objekten in einer relativen Grosse eine wichtige Voraussetzung einer fundierten Grossenschatzung Ohne naher auf die Moglichkeiten der Augen zur Entfernungsermittlung einzugehen kann man feststellen dass die Wahrnehmung von Grossenkonstanz eines einzelnen Objektes eine weitgehend zutreffende Entfernungsermittlung erfordern wurde Bei aquidistanten Objekten reduziert sich die Emmertsche Formel auf G 1 G 2 w 1 w 2 displaystyle G1 G2 w1 w2 Dieser Wert gleicht dem realen Grossenverhaltnis der beiden Objekte Die Feststellung der Aquidistanz ohne Kenntnis der Entfernungen ist eine Leistung der Tiefensehscharfe auf der Basis verschiedener Tiefenkriterien sie reicht bei menschlichen Augen maximal bis in den einstelligen Kilometerbereich Die Anwendung des Emmert schen Gesetzes ist nicht in den Wahrnehmungsregeln verankert Die Ausrichtung der visuellen Wahrnehmung auf die Realitat ist kein Zufall sondern notwendig und das Emmertsche Gesetz beschreibt diese Realitat mathematisch Beides stimmt auffallig gut uberein was zwar auf eine gewisse Realitatsnahe nicht aber auf die innere Methodik Ruckschlusse erlaubt auf welche Weise Wahrnehmung konstruiert wird Dies erfordert die Erfullung einer ganzen Reihe zum Teil nicht vollstandig bekannter Voraussetzungen Eine dieser Voraussetzungen ist etwa das Vorhandensein einer Mindestzahl anderer Objekte was die Relativitat der visuellen Wahrnehmung unterstreicht Ein klarer Verstoss gegen das Emmertsche Gesetz ist festzustellen bei manchen Widerspruchen zwischen der ermittelten Entfernung und gewissen Bildinhalten Diese geben qualitative Hinweise auf verschiedene Entfernungen zum Beispiel aktive passive Bedeckung Farbveranderungen durch atmospharischen Dunst Perspektive Fusspunktlagen und eine mit der Entfernung feiner werdende Textur der Landschaft wobei sich unter Umstanden die wahrnehmbare relative Grosse von derjenigen nach Emmert unterscheidet oder ihre Konstruktion ganz unterbleibt Die Folge ist eine auf die scheinbare Grosse reduzierte Wahrnehmung der Objekte wodurch je nach Situation erhebliche Grossentauschungen ausgelost oder auch vermieden werden konnen Siehe auch Bearbeitenvisuelle Wahrnehmung GrossenkonstanzLiteratur BearbeitenEmil Emmert Grossenverhaltnisse der Nachbilder In Klinische Monatsblatter fur Augenheilkunde 19 1881 S 443 450 J Dwyer R Ashton u a Emmert s Law in the Ames Room In Perception 19 1990 S 35 41 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Emmertsches Gesetz amp oldid 211196547