www.wikidata.de-de.nina.az
Als Grossenkonstanz bezeichnet man den Umstand dass Objekte des Sehens trotz unterschiedlicher Entfernung in annahernd konstanter Grosse wahrgenommen werden Schematische Darstellung zweier Menschen die aufgrund der aus Erfahrung bekannten Abmessungen als etwa gleich gross aber unterschiedlich weit entfernt wahrgenommen werden 1 Auch wenn sich die Abbildung auf der Netzhaut verandert weil sich die Person auf den Betrachter zu oder von ihm weg bewegt wird die Grosse der Person als konstant wahrgenommen 2 Allgemeines BearbeitenEine der wichtigen Leistungen der visuellen Wahrnehmung ist es die reale Grosse der gesehenen Objekte schatzbar wiederzugeben Das erfordert eine spezifische Leistung des Gehirns die aus dem Netzhautbild variabler Grosse eine weitgehend konstant wahrgenommene Grosse erzeugt Objekte werden bei sich andernder Entfernung infolge des sich ebenfalls andernden Sehwinkels in entsprechend veranderter Grosse des Abbilds auf die Netzhaut projiziert Eine Reihe bekannter neurophysiologischer Mechanismen erzeugt aus dem variablen Netzhautbild in der Wahrnehmung eine Korrektur der Entfernung Hierzu werden unterschiedliche Kriterien herangezogen z B stereoskopisches Sehen vor allem aber Vergleichsobjekte bekannter Grosse sowie der perspektivische Rahmen und weitere optische Tiefensignale 3 Im optischen Cortex des Gehirns von Katzen konnte sogar nachgewiesen werden dass sich die rezeptiven Felder einzelner Neurone mit der Aufmerksamkeit auf ein Objekt in ihrer Grosse verandern David H Hubel und Torsten N Wiesel Die Grossenkonstanz kann durch Bilder fur sogenannte optische Tauschungen demonstriert werden Beispiele fur tauschende Wahrnehmungen sind die Mondtauschung der Ames Raum sowie eine Reihe von Figuren tatsachlich konstanter Grosse in einer Fluchtlinien Darstellung Hier fuhrt der Mechanismus der Grossenkonstanz zum Gegenteil Gleich grosse Objekte werden durch ein hoherrangiges Bezugssystem als unterschiedlich gross wahrgenommen Mathematische Beschreibung BearbeitenGeometrisch betrachtet ergibt sich folgender Zusammenhang 1 g e tan w hierbei ist g die reale Objektgrosse e die Entfernung und w der Winkel unter dem das Objekt erscheint Mit dieser Formel ist die Objektgrosse errechenbar fur ein Objekt ergibt sich entfernungsunabhangig stets der gleiche konstante Wert Eine realistische Wahrnehmung muss diesen Gegebenheiten entsprechen Die Grosse des Netzhautbildes o des betrachteten Objektes ist dem tan w aus 1 weitgehend proportional und entspricht direkt der Anzahl der vom Bild bedeckten Netzhautzellen Die Entfernung ef musste aufwandig aus der bei Fixation des Objektes aufgewandten Muskelarbeit bzw durch Messung der parallaktisch bedingten Bildlagenunterschiede auf den Netzhauten beider Augen und ihrer Verrechnung abgeleitet werden Die Verwendung des Konjunktivs soll verdeutlichen dass die Grossenwahrnehmung so entstehen konnte es gibt jedoch starke Hinweise dass Entfernungen gar nicht gemessen werden Dennoch gehorcht die wahrgenommene Objektgrosse g den folgenden Zusammenhangen 2 g ef o KK ist ein Proportionalitatsfaktor 2 ist eine Gleichung mit einem numerischen Ergebnis wahrend die Wahrnehmung uns die Objekte relativ in zutreffenden Grossenverhaltnissen zeigt Man schreibt daher auch 3 gr ef o gr ist hier die relative Grosse 3 entspricht dem sogenannten Emmertschen Gesetz Es beschreibt die relative Grossenwahrnehmung zutreffend und wurde aus Experimenten mit Nachbildern abgeleitet Dabei zeigte sich dass Nachbilder die ja wahrend ihrer Sichtbarkeit ihre Grosse auf der Netzhaut nicht andern dennoch verschieden gross wahrgenommen wurden und zwar je grosser je weiter der Hintergrund entfernt war auf den man blickte Die Nachbilder behalten ihre Grosse und Position auf der Netzhaut bei unabhangig von den Bewegungen der Augen Das bedeutet nicht nur dass sie stets den Blickbewegungen folgen sondern auch dass sie jeweils in der gleichen Entfernung wie das aktuell fixierte Objekt gesehen werden Betrachtet man eine Zimmerwand in 6 m so befindet sich auch das Nachbild scheinbar dort beim Blick aus dem Fenster liegt es z B bei dem Baum in 100 m oder bei einer Bergkette in 4 km Seine relative Grosse erscheint genau so wie die eines realen Objektes gleicher Netzhautbildgrosse in gleicher Entfernung Aus diesen Betrachtungen folgt Ein Objekt wird als grossenkonstant wahrgenommen wenn sich seine scheinbare Grosse umgekehrt zur jeweiligen Entfernung verhalt Ein Objekt in konstanter scheinbarer Grosse wird dagegen in einer proportional zur Entfernung steigenden relativen Grosse wahrgenommen Dabei gilt eine wesentliche Voraussetzung die Anwesenheit weiterer Objekte Fehlen diese so entfallt die relative Grossenwahrnehmung wir sehen das Objekt ausschliesslich in seiner mit der Entfernung variablen scheinbaren Grosse Gibt es keine oder irrefuhrende Entfernungshinweise konnen die wahrgenommenen Grossen verfalscht sein Beispielsweise werden die zufallig gleichen scheinbaren Grossen von Sonne und Mond als gleiche relative Grossen betrachtet hier entsteht die Tauschung durch eine Wahrnehmungsregel die aus nicht erkennbaren Entfernungsunterschieden zweier Objekte auf deren Aquidistanz schliesst Einzelnachweise Bearbeiten Georg Eisner Perspektive und Visuelles System 2019 S 135 E Bruce Goldstein Wahrnehmungspsychologie Der Grundkurs Kapitel 10 9 Auflage Springer Berlin 2015 ISBN 978 3 642 55073 7 Seite 15 E Bruce Goldstein Wahrnehmungspsychologie Der Grundkurs Kapitel 10 9 Auflage Springer Berlin 2015 ISBN 978 3 642 55073 7 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grossenkonstanz amp oldid 224591403