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Bei dem Ellsberg Paradoxon handelt es sich um ein Paradoxon aus der Entscheidungstheorie bei dem Entscheidungen die Postulate der subjektiven Erwartungsnutzen Theorie subjective expected utility SEU verletzen die in weiten Teilen der Okonomie nicht nur als normative Basis fur Entscheidungen gesehen wird sondern auch als Grundlage von deskriptiven Modellen dient 1 2 3 Ein solches Wahlverhalten lasst sich generell nicht als eine zugrunde liegende einzelne Wahrscheinlichkeitsverteilung auffassen 4 und ist somit insbesondere nicht durch Risikoeinstellungen Risikoaversion neutralitat oder affinitat erklarbar Daniel Ellsberg trifft deswegen die zusatzliche Unterscheidung zwischen Risiko und Ungewissheit im Original ambiguity 5 Ein wichtiges Resultat des Experiments ist dass Menschen haufig ein Risiko dessen Wahrscheinlichkeitsverteilung bekannt ist einer Situation von Ungewissheit vorziehen selbst wenn die wahrgenommenen Wahrscheinlichkeiten konstant gehalten werden 6 Daniel Ellsberg an der Georgetown University 2014 Inhaltsverzeichnis 1 Historischer Hintergrund 2 Abgrenzung zwischen Risiko Unsicherheit und Ungewissheit 3 Subjektive Erwartungsnutzen Theorie 4 Ellsberg Experiment 4 1 2 Farben Version 4 2 3 Farben Version 5 Probabilistic Sophistication 6 Normative und deskriptive Perspektive 7 Erklarungen 7 1 Feindliche Umwelt 7 2 Info Gap Entscheidungstheorie 7 3 Comparative Ignorance Hypothesis 8 Okonomische Entscheidungsmodelle unter Ambiguitat 9 Siehe auch 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseHistorischer Hintergrund BearbeitenSowohl John Maynard Keynes als auch Frank Knight setzen sich bereits in den 1920er Jahren mit dem Konzept von Ungewissheit auseinander So schreibt F H Knight Unsicherheit muss als etwas radikal anderes als die vertraute Bedeutung von Risiko aufgefasst werden von der es nie ordentlich getrennt wurde Die entscheidende Tatsache ist Risiko meint in manchen Fallen eine messbare Quantitat wahrend es in anderen Fallen etwas bezeichnet das einen vollig anderen Charakter hat und es gibt weitreichende und entscheidende Unterschiede bzgl des Verhaltens von Phanomenen je nachdem welche dieser Bedeutungen tatsachlich vorliegt Es scheint dass messbare Unsicherheit risk proper genannt sich von nicht messbarer Unsicherheit in einem solchen Ausmass unterscheidet dass es sich bei Erstem im Endeffekt uberhaupt nicht um eine Unsicherheit handelt Frank Knight Risk Uncertainty and Profit S 19 f 7 Ausserdem wird haufig angefuhrt dass die Konzepte die Keynes 1921 in seiner A Treatise on Probability entwickelt sehr eng mit der Kritik am SEU Modell die Ellsberg formuliert verwandt sind Unter anderem fuhrt er dort ein Konzept von Ungewissheit ein die er als non comparable probabilities bezeichnet 8 Abgrenzung zwischen Risiko Unsicherheit und Ungewissheit Bearbeiten nbsp Veranschaulichung fur verschiedene Entscheidungssituationen generell von links nach rechts 1 Eine mit gelben Ballen gefullte Urne steht fur Entscheidung unter Sicherheit 2 Eine mit gelben und grunen Ballen gefullte Urne steht fur Entscheidung unter Risiko 3 Eine mit gelben grunen und einem schwarzen Ball gefullte Urne steht fur Black swan 4 Eine mit grauen einem gelben und einem grunen Ball gefullte Urne steht fur Entscheidung unter Ungewissheit Knightian uncertainty und 5 Eine nur mit grauen Ballen gefullte Urne steht fur radikale Ungewissheit Radical Uncertainty Bei 1 und 2 Sind jeweils mogliche Ergebnisse und Wahrscheinlichkeiten bekannt wahrend bei 4 nur die moglichen Ergebnisse aber keine Wahrscheinlichkeiten bekannt sind Bei 3 enthalt die Urne ein extrem folgenschweres Ergebnis das entweder extrem gut Diamant oder extrem schlecht sein kann Bombe Bei 5 sind weder mogliche Realisationen noch Wahrscheinlichkeiten bekannt Wobei 4 und 5 Entscheidungen unter Ambiguitat darstellen 9 In der realen Welt mussen Menschen Entscheidungen in ganz unterschiedlichen Situationen treffen Schon Knight unterscheidet zwischen i a priori Wahrscheinlichkeiten die in Zufallsspielen logisch hergeleitet werden konnen ii Statistischen Wahrscheinlichkeiten die aus empirischen Daten gewonnen werden und iii Vorhersagen in Situationen in denen es keinerlei Basis fur irgendeine Art der Klassifizierung gibt Daran angelehnt konnen verschiedene Szenarien von Sicherheit Risiko Ungewissheit Ambiguitat unterschieden werden 9 Das Ellsberg Experiment beinhaltet dabei sowohl Risiko die Urne bzw Farben deren Verteilung bekannt ist als auch Ungewissheit Ambiguitat Knightian uncertainty die Urne bzw die Farben deren Verteilung nicht bekannt ist Subjektive Erwartungsnutzen Theorie BearbeitenHaufig erscheint es plausibel dass aus Wetten von Agenten bzgl verschiedener Lotterien direkt deren subjektive Wahrscheinlichkeitsverteilungen ableitbar sind dabei unterstellt man allerdings automatisch dass diese rational im Rahmen einer subjektive Erwartungsnutzen Theorie subjective expected utility SEU agieren Das bedeutet insbesondere man unterstellt dass zwischen Ereignissen zumindest eine qualitative Wahrscheinlichkeitsbeziehung vorliegt nbsp Diagramm WahrscheinlichkeitsbeziehungDamit eine Beziehung nbsp zwischen Ereignissen die Eigenschaften einer qualitativen Wahrscheinlichkeitsbeziehung hat mussen insbesondere folgende Bedingungen erfullt sein 10 a displaystyle overline alpha nbsp und b displaystyle overline beta nbsp bezeichnen die Komplemente zu a und b nbsp ordnet alle Ereignisse fur zwei Ereignisse a und b gilt Entweder ist a nicht weniger wahrscheinlich als b oder b ist nicht weniger wahrscheinlich als a und falls a b und b g a g Wenn a wahrscheinlicher als b ist a displaystyle overline alpha nbsp ist weniger wahrscheinlich als b displaystyle overline beta nbsp falls a gleich wahrscheinlich wie a displaystyle overline alpha nbsp ist und b gleich wahrscheinlich wie b displaystyle overline beta nbsp ist a ist gleich wahrscheinlich wie b Schliessen sich a und g gegenseitig aus und b und g ebenfalls a g b g 0 und gilt gleichzeitig a ist wahrscheinlicher als b Die Vereinigung a g ist wahrscheinlicher als b g Um nun von den Entscheidungen der Agenten Aktionen auf eine zugrunde liegende qualitative Wahrscheinlichkeitsbeziehung bzgl der Ereignisse schliessen zu konnen muss die Beziehung zwischen den Aktionen einigen axiomatischen Beschrankungen unterliegen Ein solches System sind die Savage Postulate wobei die wichtigsten Folgende sind 11 12 P1 Ordering Die Beziehung ist vollstandig reflexiv und transitiv P2 Sure Thing Principle Die Praferenzordnung zwischen zwei Aktionen f und f hangt nur von Werten von f und f ab in denen sie sich unterscheiden Das heisst fur zwei Aktionen f und f die sich nur bei einem speziellen Ereignis E unterscheiden und ansonsten gleich sind ist fur den Vergleich irrelevant welche Werte diese ausserhalb von E annehmen f s if s E g s if s E f s if s E g s if s E f s if s E h s if s E f s if s E h s if s E displaystyle left begin array ll f s amp mbox if s in E g s amp mbox if s notin E end array right succsim left begin array ll f s amp mbox if s in E g s amp mbox if s notin E end array right Rightarrow left begin array ll f s amp mbox if s in E h s amp mbox if s notin E end array right succsim left begin array ll f s amp mbox if s in E h s amp mbox if s notin E end array right nbsp P3 Eventwise Monotonicity Gegeben sei eine Aktion die im Falle von dem nichtleeren Ereignis E immer das Ergebnis x erzielt Wenn diese Aktion nun so geandert wird dass sie im Falle von E immer das Ergebnis y erzielt dann sollte die Praferenz zwischen den beiden Aktionen genau der Praferenz zwischen den Ergebnissen x und y entsprechen oder genauer gesagt Der Ordnung der konstanten Funktionen die x bzw y erzielen x if s E g s if s E y if s E g s if s E x y displaystyle left begin array ll x amp mbox if s in E g s amp mbox if s notin E end array right succsim left begin array ll y amp mbox if s in E g s amp mbox if s notin E end array right Leftrightarrow x succsim y nbsp P4 Weak Comparative Probability P4 dient dazu eine qualitative Rangfolge von Ereignissen zu etablieren Gegeben die Ergebnisse x x und y y dann gilt fur alle Ereignisse A und B A displaystyle overline A nbsp und B displaystyle overline B nbsp bezeichnen die Komplemente zu A und B x if A x if A x if B x if B y if A y if A y if B y if B displaystyle left begin array ll x amp mbox if A x amp mbox if overline A end array right succsim left begin array ll x amp mbox if B x amp mbox if overline B end array right Leftrightarrow left begin array ll y amp mbox if A y amp mbox if overline A end array right succsim left begin array ll y amp mbox if B y amp mbox if overline B end array right nbsp Ellsberg Experiment BearbeitenDas Ellsberg Paradoxon geht auf die von Daniel Ellsberg 1961 veroffentlichte Arbeit Risk ambiguity and the Savage axioms zuruck Dort stellt er zwei Versionen eines Urnenexperiments vor die beide zur Schlussfolgerung kommen dass Menschen in den meisten Situationen Ungewissheits Aversion zeigen 5 2 Farben Version Bearbeiten nbsp Das Ellsberg Experiment Die 2 Farben Version Links Urne1 Rechts Urne2Der Aufbau ist folgender Es gibt zwei Urnen die jeweils genau 100 Kugeln enthalten In Urne1 befinden sich vom Agenten nachprufbar genau 50 rote und 50 schwarze Kugeln In Urne2 befinden sich ebenfalls 100 Kugeln allerdings ist die Verteilung zwischen Schwarz und Rot unbekannt sie kann also jede beliebige Kombination enthalten von 100 Rot2 amp 0 Schwarz2 bis 0 Rot2 amp 100 Schwarz2 inklusive aller dazwischenliegenden Verteilungen Die folgenden Aktionen werden dem Agenten nacheinander angeboten Wette auf Rot1 oder Schwarz1 oder indifferent Wette auf Rot2 oder Schwarz2 oder indifferent Wette auf Rot1 oder Rot2 oder indifferent Wette auf Schwarz1 oder Schwarz2 oder indifferent Wobei Rot1 einer zufallig gezogenen roten Kugel aus Urne1 entspricht und Schwarz2 einer zufallig gezogenen schwarzen Kugel aus Urne2 Das typische Antwortmuster das sich dabei ergibt lautet Set1 Im Fall 1 und 2 Indifferenz Im Fall 3 Rot1 wird gegenuber Rot2 bevorzugt und im Fall 4 Schwarz1 wird gegenuber Schwarz2 bevorzugt Es gibt auch das wesentlich seltenere Muster bei dem Fall 3 und Fall 4 jeweils genau umgekehrt als in Set1 beantwortet werden Set2 Im Fall 3 Rot2 wird gegenuber Rot1 bevorzugt und im Fall 4 Schwarz2 wird gegenuber Schwarz1 bevorzugt Daruber hinaus gibt es ein drittes Muster bei dem Indifferenz uber alle Antwortmoglichkeiten besteht Set3 Weitere Antwortmuster sind moglich allerdings noch seltener Letzteres Set3 ist auch das Einzige gegeben Fall 1 amp 2 Indifferenz das konsistent mit den Savage Axiomen bzw SEU allgemein ist Sowohl Set1 als auch Set2 verletzen Axiome die notwendig sind um aus den Antworten eine SEU abzuleiten wobei Set1 den typischen Fall von Ungewissheitsaversion und Set2 den wesentlich selteneren Fall von Ungewissheitsaffinitat darstellt Um den Widerspruch zu verstehen nehmen wir an dass wir uns in Set2 befinden Ein Beobachter der die Savage Axiome zugrunde legt wurde aus der Wahl in Fall 3 Rot1 Rot2 schliessen dass wir Rot2 als wahrscheinlicher als Rot1 erachten Gleichzeitig bevorzugen wir aber auch Schwarz2 gegenuber Schwarz1 woraus folgen wurde dass wir Schwarz2 als wahrscheinlicher als Schwarz1 ansehen Da aber in unserem Experiment Schwarz1 genau Rot 1 displaystyle overline mbox Rot 1 nbsp Komplement Rot1 und Schwarz2 genau Rot 2 displaystyle overline mbox Rot 2 nbsp Komplement Rot2 entspricht wurde das bedeuten dass wir Rot2 fur wahrscheinlicher als Rot1 und gleichzeitig Rot 2 displaystyle overline mbox Rot 2 nbsp als wahrscheinlicher als Rot 1 displaystyle overline mbox Rot 1 nbsp erachten Dies ist aber ein offensichtlicher Widerspruch 13 3 Farben Version Bearbeiten Eine andere Version des Ellsberg Experiments ist folgende 14 nbsp Das Ellsberg Experiment Die 3 Farben VersionIn einer Urne befinden sich 30 rote und 60 Kugeln die schwarz und gelb sind allerdings ist die Verteilung zwischen Schwarz und Gelb unbekannt Es wird eine Kugel zufallig aus der Urne gezogen Nun muss wieder zwischen den folgenden Aktionen paarweise gewahlt werden Zuerst 30 60Rot Schwarz GelbAktion I 100 0 0 Aktion II 0 100 0 Der Agent hat die Wahl zwischen Aktion I Wette auf Rot oder Aktion II Wette auf Schwarz Und anschliessend unter denselben Bedingungen 30 60Rot Schwarz GelbAktion III 100 0 100 Aktion IV 0 100 100 Der Agent kann zwischen Aktion III Wette auf Rot oder Gelb oder Aktion IV Wette auf Schwarz oder Gelb wahlenAuch hier ergibt sich als typisches Antwortmuster Set1 Aktion I wird Aktion II bevorzugt und Aktion IV wird Aktion III bevorzugtWesentlich seltener gibt es das gegenteilige Muster Set2 Aktion II wird Aktion I bevorzugt und Aktion III wird Aktion IV bevorzugt Beide Sets stellen eine direkte Verletzung des Sure thing Principle dar nach dem die Ordnung des ersten Paares Aktion I und II ebenfalls im zweiten Paar gewahrt bleiben musste Aktion III und IV da Aktion III nichts anderes als Aktion I und Aktion IV nichts anderes als Aktion II ist Der einzige Unterschied ist dass die letzte Spalte jeweils um einen konstanten Betrag erhoht wurde Damit gibt es auch hier wieder keine Kombination von Gelb und Schwarz die mit dieser Wahl im Rahmen einer SEU korrespondieren wurde Probabilistic Sophistication BearbeitenEine allgemeinere Version des SEU Modells fuhren Mark J Machina und David Schmeidler ein in der Praferenzen nicht notwendigerweise mit der Erwartungsnutzen Hypothese konform sein mussen sich allerdings weiterhin mit einer Wahrscheinlichkeitsverteilung beschreiben lassen Der Hauptunterschied liegt darin dass Erwartungsnutzenfunktionen subjektive Wahrscheinlichkeiten linear kombinieren wahrend probabilistic sophistication dies nicht fordert Probabilistic sophistication ist somit eine schwachere Forderung als diejenigen die benotigt werden um eine SEU zu konstruieren Verletzungen des Sure Thing Principle oder der Erwartungsnutzentheorie im Allgemeinen implizieren nicht generell eine Verletzung von probabilistic sophistication 15 Doch auch diese schwacheren Forderungen werden im Ellsberg Paradox verletzt Die dort getroffenen Entscheidungen lassen keinen Schluss auf eine zugrunde liegende Wahrscheinlichkeitsverteilung linear oder anderweitig zu 16 Normative und deskriptive Perspektive BearbeitenIn der Okonomie bilden SEU Annahmen haufig die Grundlage von deskriptiven rational agent Modellen 1 2 3 Fur eine solche Auslegung stellt das Ellsberg Paradoxon einen direkten Widerspruch dar und ist ohne Anderung der Modellbasis oder expliziter Beschrankung des Anwendungsbereiches nicht integrierbar Die eventuell schwachere Behauptung dass den Savage Axiomen zumindest eine normative Rolle zukomme ist leichter zu verteidigen wobei sich auch hier ein Problem ergibt da Individuen in bestimmten Situationen selbst nach Reflexion die Axiome absichtlich verletzen ihre Normativitat somit nicht anerkennen 17 Ellsberg argumentiert dass bei diesem Verhalten zumindest drei Eigenschaften die ublicherweise mit irrationalen Verhalten assoziiert sind nicht vorzufinden sind namlich a Dass dieses Verhalten unvorhersagbar ist sich also keine formalen Entscheidungsregeln finden lassen b Dass es Intransitivitat aufweist c Dass es Nutzen verwirft indem es z B strikt dominierte Strategien wahlt 18 Der letzte Punkt c ist allerdings fragwurdig Solange wir uns in der Situation des Ausgangsbeispiels der Drei Farben Version bewegen und als Benchmark eine Wahl gemass der Laplace Regel 1 3 1 3 1 3 anlegen ist die Wahl von Wette I und IV nicht tatsachlich mit Nachteilen verbunden da jede andere Wahl die gleiche erwartete Auszahlung generiert Wenn man nun allerdings ein Premium fur die gefuhlt sichere Wahl zahlt also ein Premium fur Wette I gegenuber Wette II und gleichzeitig ein Premium fur Wette IV gegenuber Wette III ist dieses von dem erwarteten Gewinn zu subtrahieren und damit verliert diese Strategie gegenuber der Laplace Referenzstrategie bzw jeder anderen SEU Strategie die keine solchen Pramien zahlt da es nicht moglich ist dass es mehr rote als schwarze Kugeln gibt aber gleichzeitig mehr schwarze als rote Kugeln Es handelt sich schliesslich um dieselbe Urne Dies gilt unabhangig von der zugrunde liegenden Nutzenfunktion und insbesondere unabhangig von der Risikoaversion Kritik an der normativen Gultigkeit einer solchen Wahl kommt unter anderem auch von Howard Raiffa 19 Er schlagt als Gedankenexperiment eine Randomisierung vor Angenommen ein Individuum hat die typische Praferenzordnung I II und IV III Nun werden ihm zwei Wetten angeboten Option A Eine faire Munze wird geworfen und im Falle von Kopf wird Wette I gespielt und im Falle von Zahl Wette IV Option B Eine faire Munze wird geworfen und im Falle von Kopf wird Wette II gespielt und im Falle von Zahl Wette III Kopf ZahlOption A Aktion I Aktion IVOption B Aktion II Aktion IIIAufgrund von strikter Dominanz sollte ein Individuum das die obigen Praferenzen hat nun Option A gegenuber Option B ebenfalls strikt bevorzugen Wenn wir nun allerdings die Situation aus der Position in der eine bestimmte Farbe gezogen wurde analysieren stellt sich das folgendermassen dar Rot Schwarz Gelb Option A Eine objektive 50 50 Chance auf 100 und 0 gleich gleich Option B gleich gleich gleich displaystyle begin array c ccccc amp mbox Rot amp amp mbox Schwarz amp amp mbox Gelb mbox Option A amp left frac mbox Eine objektive 50 50 mbox Chance auf mathrm euro mbox 100 und mathrm euro mbox 0 right amp longrightarrow amp mbox gleich amp longrightarrow amp mbox gleich amp downarrow amp amp amp amp mbox Option B amp mbox gleich amp longrightarrow amp mbox gleich amp longrightarrow amp mbox gleich end array nbsp Aus dieser Perspektive scheinen Option A und Option B objektiv identisch zu sein und somit eine Pramie fur A zu zahlen irrational 19 Bei diesem Aufbau ist gleichzeitig sichergestellt dass Verzerrungen durch das feindliche Umwelt Szenario nicht auftreten konnen da der Experimentator nicht wissen kann ob Kopf oder Zahl fallen wird und damit die Urnen auch nicht manipulieren kann Erklarungen BearbeitenFeindliche Umwelt Bearbeiten Falls nicht klar ist dass sich alle Fragen auf dieselbe Urne beziehen konnte das Angebot der Wetten als Signal in einem Spiel mit einer feindlichen Instanz aufgefasst werden deren Ziel es ist den Gewinn des Spielers zu minimieren da z B die Ausfuhrung des Experiments fur sie dann gunstiger ware In einem solchen Fall konnte der Spieler annehmen dass die ungewissen Optionen jeweils zu seinem Nachteil ausfallen Bei der Wahl zwischen Rot und Schwarz wurde er annehmen dass vermutlich weniger schwarze als rote Kugeln vorhanden sind wahrend er in der Situation dass er zwischen Rot und Gelb vs Schwarz und Gelb wahlen muss davon ausgeht dass weniger gelbe als rote Kugeln vorhanden sind 3 Farben Version 20 Info Gap Entscheidungstheorie Bearbeiten Diese Herangehensweise nimmt an dass der Agent keinen Erwartungsnutzen maximieren kann da er keine genauen Wahrscheinlichkeiten kennt Anstelle von subjektiven Wahrscheinlichkeiten formuliert er nun intern ein Info Gap Modell 21 fur den Teil fur den er keine Wahrscheinlichkeiten kennt und so versucht die Robustheit der Entscheidung gegenuber der Ungewissheit in diesem Teil zu maximieren 20 Comparative Ignorance Hypothesis Bearbeiten Craig R Fox und Amos Tversky argumentieren dass sich die Ambiguitatsaversion nur aus dem Vergleich zwischen Optionen mit unterschiedlichem Grad von Ambiguitat ergebe Insbesondere bedeutet das dass eine solche Aversion in Abwesenheit von vergleichbaren Optionen also bei einer isolierten Wahl verschwindet bzw stark zuruckgeht 22 Okonomische Entscheidungsmodelle unter Ambiguitat BearbeitenSeit seiner Popularisierung durch D Ellsberg 1961 hat das Ellsberg Paradoxon beziehungsweise das gesamte Gebiet der Entscheidungstheorie unter Ungewissheit Ambiguitat einen erheblichen Zuwachs an Forschung sowie deutliche theoretische und experimentelle Fortschritte erlebt Dabei hat sich eine Vielzahl von Modellen ergeben die auf unterschiedliche Weise Ungewissheit modellieren und erklaren Diese Modelle sind generell leistungsfahiger als ein reines SEU Modell da sie dieses als Spezialfall bereits enthalten 23 Eine Ubersicht der Entwicklung geben Etner et al 2012 23 sowie Camerer amp Weber 1992 24 Als wichtigste Modelle zu nennen sind die von David Schmeidler 1989 entwickelte Choquet expected utility 25 sowie die von Itzhak Gilboa amp Schmeidler 1989 entwickelte Maxmin expected utility 26 Mit der dadurch gegenuber einer SEU Modellierung gewonnenen erhohten deskriptiven Validitat geht jedoch gleichzeitig eine gesteigerte Komplexitat durch die Erhohung der Parameteranzahl einher Das aussert sich zum Beispiel darin dass in einer dynamischen Situation die zusatzliche Unterscheidung getroffen werden muss zwischen Agenten die sich nicht konsequentialistisch verhalten und jenen die sich nicht dynamisch konsistent verhalten 27 Siehe auch BearbeitenEntscheidung unter Unsicherheit Allais Paradoxon NutzenfunktionLiteratur BearbeitenD Ellsberg Risk ambiguity and decision Taylor amp Francis 2001 J Etner et al Decision Theory under Ambiguity In Journal of Economic Surveys Vol 26 Nr 2 2012 S 234 270 doi 10 1111 j 1467 6419 2010 00641 x C Camerer und M Weber Recent Developments in Modeling Preferences Uncertainty and Ambiguity In Journal of Risk and Uncertainty Nr 5 1992 S 325 370 doi 10 1007 BF00122575 Bruno de Finetti Foresight its logical laws its subjective sources 1937 in H E Kyburg und H E Smokler Hg Studies in Subjective Probability New York Wiley 1964 93 159 Weblinks BearbeitenGabler Wirtschaftslexikon Stichwort Ellsberg ParadoxonEinzelnachweise Bearbeiten a b Vgl Homo oeconomicus a b Economist IRRATIONALITY Rethinking thinking Dec 16th 1999 a b Economist Behaviourists at the gates May 8th 2003 J Eichberger et al Ambiguity and social interaction In Oxford Economic Papers Nr 61 2009 S 355 379 a b D Ellsberg Risk ambiguity and the Savage axioms In Quarterly Journal of 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