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Eine Ellenbogenluxation ist eine vollstandige Ausrenkung des Ellenbogengelenks zwischen dem Oberarmknochen und den beiden Unterarmknochen Speiche und Elle die meist durch einen Unfall mit hoher Krafteinwirkung auf den Ellenbogen ausgelost wird traumatische Luxation Oft liegen zusatzliche Verletzungen besonders der Seitenbander oder Knochenbruche der angrenzenden Knochen vor und haufig verbleibt eine Gelenk Instabilitat Auch Nervenlasionen besonders des Nervus ulnaris und des Nervus medianus sind moglich Die unvollstandige Ausrenkung wird als Subluxation bezeichnet Die Ausrenkung lediglich des Speichenkopfes v a bei kleinen Kindern ist keine Ellenbogenluxation sondern wird als Chassaignac Lahmung bezeichnet Die Ellenbogenluxation ist nach der Schulterluxation die zweithaufigste Luxation Die Inzidenz wird auf 6 pro 100 000 pro Jahr geschatzt 1 Durch einen Sturz auf den ausgestreckten Arm mit Uberstreckung des Ellenbogen hebelt der Ellenhaken den Humerus aus der dadurch nach vorn luxiert bzw die Unterarmknochen relativ zum Humerus nach dorsal daher korrekterweise dorsale Luxation als haufigste Form Ausrenkungen zur Seite nach ventral zwischen die beiden Unterarmknochen oder durch das Olekranon mit begleitender Fraktur des Olekranons sind selten und machen weniger als 5 aller Ellenbogenluxationen aus 2 Inhaltsverzeichnis 1 Therapie 2 Begleitverletzungen und Komplikationen 3 Langzeitergebnisse nach einfacher Luxation 4 Ellenbogenluxation bei Kindern 5 LiteraturTherapie BearbeitenDie wichtigste Massnahme ist die Einrenkung Reposition die besonders bei Nerven oder Gefassschaden sofort erfolgen muss Durch schmerzbedingte Muskelanspannung ist die direkte Einrenkung oft nicht moglich dann erfolgt sie unter Kurznarkose oder Analgosedierung Wegen der notwendigen Kontrolle etwaiger Nervenlasionen sollte keine Regionalanasthesie erfolgen Bei der typischen Luxation des Ellenhakens Olekranons nach hinten kann die Einrenkung durch Zug am Unterarm erfolgen bei rechtwinklig gebeugtem Ellenbogen und Druck nach dorsal am distalen Oberarm Alternativ kann von oben und hinten mit beiden Handen der Oberarm ellenbogennah umfasst werden und dann mit beiden Daumen der Ellenhaken nach unten vorn gedruckt werden Gelingt die geschlossene Reposition nicht muss sie offen also operativ mit Eroffnung des Gelenkes Arthrotomie erfolgen Nach der Einrenkung muss direkt uberpruft werden ob Gefass oder Nervenschaden vorliegen Auch sollten umgehend noch unter Narkose die Stabilitat der Seitenbander und eine eventuelle Reluxationstendenz uberpruft werden Danach muss ein begleitender Knochenbruch im Rontgenbild ausgeschlossen werden der in einer ersten Aufnahme vor Reposition nicht immer gleich zu erkennen ist Oft sind auch Schragaufnahmen besonders zur Beurteilung des Speichenkopfes und des Processus coronoideus der Elle hilfreich Liegen keine Begleitverletzungen vor handelt es sich um eine einfache Luxation die in der Regel mit einer kurzfristigen Ruhigstellung in einer Gipsschiene behandelt wird Eine Operation ist dann meist nicht notwendig 2 Nach Abklingen der anfanglichen Schmerzen erfolgt meist ab dem zweiten oder dritten Tag eine zunehmende krankengymnastische Bewegungstherapie und zunehmende Mobilisierung des Ellenbogens Eine langere Ruhigstellung muss wegen der Gefahr der Versteifung vermieden werden Oft werden auch Bewegungsgerate zur kontinuierlichen passiven Bewegung CPM continuous passive motion eingesetzt Begleitverletzungen und Komplikationen BearbeitenSeitenbandverletzung prinzipiell werden bei jeder Luxation Kapsel Band Anteile verletzt die in der Regel aber funktionell verheilen Eine operative Versorgung scheint keine Vorteile gegenuber einem nichtoperativen Vorgehen mit anfanglicher Ruhigstellung und fruhzeitiger Mobilisierung zu haben 2 Trotzdem kann es selten zu einer bleibenden seitlichen Instabilitat kommen die bei anhaltenden Schmerzen und funktioneller Beeintrachtigung spater operativ stabilisiert werden muss Nach O Driscoll kommt es durch zunehmende Schwere der Luxation zu einem kreisformig zunehmenden Riss des Bandkomplexes von lateral beginnend nach medial hin Entsprechend werden drei Stadien der Bandruptur nach O Driscoll beschrieben 1 Stadium I Riss des lateralen ulnaren Seitenbandes mit daraus moglicherweise resultierender dorsolateraler Rotationsinstabilitat und vermehrter Aussenrotationsstellung im Humeroulnargelenk Dieses zeigt sich durch eine dorsale Subluxation des Radiuskopfes mit wiederholbarem Klicken des Radiuskopfes bei forcierter Supination in Streckung was sich durch einen pivot shift Test nach O Driscoll kontrollieren lasst Im Rontgenbild kann der Radiuskopf in der seitlichen Aufnahme bei vollstandiger Supination hinter das Capitulum humeri verschoben subluxiert sein Stadium II Riss auch der ubrigen lateralen Bandstrukturen und der vorderen und hinteren Gelenkkapsel Stadium III Dazu auch Riss des medialen ulnaren Seitenbandes Besonders der Riss des vorderen Bandanteils kann zur Valgusinstabilitat fuhren was sowohl in 30 als auch in 90 Beugung im Ellenbogengelenk uberpruft werden sollte Knochenbruche Besonders haufig sind Speichenkopfbruche und Abbruche des Processus coronoideus der Elle Beide dienen der knochernen Stabilisierung und bei Fraktur beider Knochen mit zusatzlichem ulnaren Bandausriss liegt eine schwere Instabilitat mit Gefahr der erneuten Luxation vor was auch als terrible triad nach Tschnerne bezeichnet wird Bei einer isolierten Fraktur des Proc coronoideus ist meist keine operative Stabilisierung notwendig die zudem bei einem kleinen Fragment oder bei einer Trummerfraktur schwer durchfuhrbar ist Bei gleichzeitigem Radiuskopfbruch ist jedoch meist eine Stabilisierung mittels Schrauben Osteosynthese notwendig Alternativ ist der Transfer der distalen Bizepssehne auf den frakturierten Proc coronoideus nach Reichenheim 1947 beschrieben der auch zu einer ventralen Stabilisierung des Ellenbogens beitragt 2 Ein weiteres Verfahren bei Ausrissfrakturen des Processus coronoideus ist die Fixierung mithilfe einer transossar gefuhrten Bandnaht in Lasso Technik bei der die Bandnaht durch den Sehnenansatz lauft und diesen mitsamt dem kleinen Knochenfragment an die Elle reponiert und fixiert Dieses Verfahren wurde von Ring 2002 vorgeschlagen und erwies sich in einem retrospektiven Vergleich bei 40 Patienten als vorteilhaft Es kam im Vergleich zur Schrauben Osteosynthese haufiger zur Ausheilung mit deutlich weniger Instabilitats Problemen und weniger intraoperativen Komplikationen Da selbst kleine Knochenfragmente eine erhebliche Instabilitat zur Folge haben konnen wurde die Lasso Technik auch in diesen Fallen empfohlen 3 Reluxationstendenz Diese ist vor allem bei fehlender knocherner Stabilisierung erhoht besonders bei gleichzeitig vorliegender Speichenkopffraktur und Fraktur des Proc coronoideus Bei gleichzeitigem Riss des ulnaren Seitenbandes besteht meist eine massive Instabilitat was als terrible triad bezeichnet wird Eine vorubergehende Stabilisierung lasst sich zunachst mit einem gelenkubergreifenden Fixateur externe erreichen Eine Rekonstruktion ist meist schwierig da die terrible triad besonders bei alteren Frauen mit schwer osteoporotischem Knochen auftritt Knorpelschaden Neben osteochondralen Flakes also Knorpelknochen Abschilferungen sind auch eine Osteochondrosis dissecans und freie osteochondrale Fragmente moglich Daher wird teilweise eine Arthroskopie nach Ellenbogenluxation empfohlen deren Wirksamkeit jedoch insgesamt fraglich ist 2 Bei anhaltenden schmerzhaften Blockierungen oder Synovialitis ist jedoch meist eine Ellenbogen Arthroskopie indiziert um storende freie Fragmente zu entfernen den Knorpel zu glatten gegebenenfalls eine Synovektomie durchzufuhren und Knorpelfragmente eventuell zu refixieren Langfristig ist eine posttraumatische Ellenbogen Arthrose moglich Eine offene Luxation ist eine Indikation zur Arthroskopie oder gar Arthrotomie um das Gelenk zu spulen und eventuelle Fremdkorper zu entfernen Dazu ist eine mehrtagige Antibiotika Gabe notwendig um einen Gelenkinfekt Empyem durch eingedrungene Keime zu verhindern Gefassnervenlasionen stellen eine absolute Notfallindikation dar besonders arterielle Verletzungen mussen unbedingt ausgeschlossen werden bzw bei Bestatigung umgehend gefasschirurgisch versorgt werden Entweder ist eine Naht des betroffenen Gefasses moglich oder es muss ein Patch oder Gefassinterponat eingesetzt werden Komplikationen konnen eine Gangran der Hand oder des Unterarms sein aber auch ein Unterarm Kompartmentsyndrom Auch Nervenlasionen sollten dringlich operativ freigelegt werden Neurolyse um eine eventuelle Kompression des Nerven zu beheben Gelenkversteifung ist eine sehr haufige Folge teilweise nur im endgradigen Bewegungsbereich also nicht im Alltag storend oft aber auch funktionell einschrankend Durch eine Arthrolyse kann das Bewegungsdefizit operativ korrigiert werden aber mit gemischtem Erfolg Beugedefizite entstehen oft durch den Knochenkallus nach einer Fraktur des Proc coronoideus durch Osteophyten bei beginnender Arthrose oder knocherne Anbauten vorderseitig am Humerus und besonders in der Fossa coronoidea Bei knochernen Streckdefiziten konnen knocherne Reaktionen der Fossa olecrani oder an der Olekranonspitze vorliegen Zur Verhinderung einer Einsteifung ist die fruhzeitige und intensive Mobilisierung des Ellenbogengelenks besonders bei alteren Patienten wichtig oft auch mittels kontinuierlicher passiver Bewegungsschienen CPM Periartikulare Ossifikationen treten in bis zu 55 aller Ellenbogenluxationen auf und konnen ebenfalls zu einer erheblichen Bewegungseinschrankung fuhren Die operative Behandlung ist oft komplikationsreich und mit hohem Rezidivrisiko verbunden Zur Prophylaxe konnen nichtsteroidale Entzundungshemmer eingesetzt werden ebenso eine lokale Bestrahlung Langzeitergebnisse nach einfacher Luxation BearbeitenLiegen keine Begleitverletzungen wie Knochenbruch oder Seitenbandriss vor wird von einer einfachen Luxation gesprochen Die Behandlung besteht in der Regel in einer geschlossenen Einrenkung also ohne chirurgische Eroffnung des Gelenkes und fruhzeitiger Mobilisation aus der anfanglichen Ruhigstellung z B in einem Gilchristverband In wenigen Fallen ist eine geschlossene Reposition nicht moglich so dass doch ein operativer Eingriff erfolgen muss Die Inzidenz betragt 2 9 Falle pro 100 000 Einwohner pro Jahr 4 Der Mechanismus ist meist ein Sturz aus grosser Hohe 13 aus Standhohe 57 oder beim Sport 15 Daneben kann ein korperlicher Ubergriff 9 oder ein Verkehrsunfall als Fussganger 6 ursachlich sein Bei Frauen liegt haufiger ein Sturz aus Standhohe vor das Durchschnittsalter bei Frauen ist hoher als bei Mannern In jungen Jahren liegt haufiger ein Hochenergie Trauma vor in alteren Jahren reicht oft ein leichterer Unfall In einer grossen schottischen Ubersicht uber 110 Falle 54 Manner mittleres Alter bei Ausrenkung 38 Jahre 4 zeigten sich insgesamt gute funktionelle Ergebnisse und kaum Instabilitatsprobleme jedoch blieben oft Schmerzen und Steifheit bestehen Eine subjektive und objektive Instabilitat bestand in 8 und wurde in 2 spater operiert Eine subjektiv wahrgenommene Steifheit fand sich in 56 aber nur in 2 erfolgte deshalb spater ein operativer Eingriff und weiter bestehende Schmerzen bestanden bei 62 bei einer mittleren Nachbeobachtungszeit von sieben Jahren Besonders eine verbleibende Einschrankung der Beugung war mit einem schlechteren funktionellen Ergebnis verbunden auch bei Frauen war das Ergebnis schlechter Eine erneute Luxation trat in keinem Fall auf Ellenbogenluxation bei Kindern BearbeitenLuxationen vor dem siebten Lebensjahr sind extrem selten da der Unfallmechanismus vorher statt zur Ellenbogenluxation zu einer suprakondylaren Oberarmfraktur fuhrt Bei angeborener Ellenbogenluxation mit weiteren Gelenkfehlstellungen muss an das Larsen Syndrom gedacht werden Ab dem siebten Lebensjahr sind die Luxationen jedoch identisch mit denen bei Erwachsenen Neben der Fraktur des Processus coronoideus findet sich aber noch haufiger eine Fraktur des Epicondylus ulnaris in den Bruchspalt konnen der Nervus ulnaris und auch der Nervus medianus einklemmen Eine Fraktur des Epicondylus ulnaris wird meist operativ reponiert nach Darstellung der Nerven und mit zwei K Drahten fixiert Es wird empfohlen Seitenbandinstabilitaten operative zu fixieren 5 Bei geschlossen reponierten stabilen Ellenbogengelenken erfolgt eine Gipsruhigstellung im Oberarmgips meist nur fur 7 10 Tage mit anschliessender zunehmender Mobilisierung Sport ist meist schon etwa sechs Wochen nach Gipsabnahme schmerzfrei moglich Eine freie Beweglichkeit wird jedoch erst nach drei bis vier Monaten erreicht nicht selten bleibt aber ein leichtes Streckdefizit das funktionell nicht stort Die Wachstumsfugen sind fast nie gestort so dass auch kein Fehlwachstum resultiert zumal die ellenbogennahen Wachstumsfugen zum Langenwachstum der langen Armknochen nur geringfugig beitragen Durch Einriss des radialen Seitenbandes entsteht gelegentlich ein knochernes Ausrissfragment das im Rontgenbild auffallt sonst aber keine Beschwerden verursacht Literatur Bearbeiten a b D Eygendaal Ellenbogeninstabilitat In N Gschwend P M Rozing Hrsg Oberarm Ellenbogen und Unterarm Band 4 der Reihe Chirurgische Techniken in Orthopadie und Traumatologie Urban amp Fischer Verlag Munchen a b c d e B Weigel M Nerlich Praxisbuch Unfallchirurgie Springer Verlag Berlin 2005 Grant E Garrigues Walter H Wray III Anneluuk L C Lindenhovius David C Ring David S Ruch Fixation of the Coracoid Process in Elbow Fracture Dislocations Journal of Bone and Joint Surgery 2011 Band 93 A Heft 20 vom 19 Oktober 2011 S 1873 1881 a b R E Anakwe et al Patient reported outcomes after simple dislocation of the elbow Journal of Bone and Joint Surgery 2011 93 Am 1220 1226 L von Laer Frakturen und Luxationen im Wachstumsalter 3 Auflage Thieme Verlag Stuttgart 1996Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ellenbogenluxation amp oldid 235618268