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Elektrostatische Generatoren sind mechanische Vorrichtungen zur Erzeugung elektrischer Spannung mit Mitteln der Elektrostatik durch die Trennung elektrischer Ladungen Allgemein sind sie geeignet hohe Spannungen zu erreichen konnen aber keine hohe Leistung liefern Die erreichbaren Spannungen sind nur durch Isolationsprobleme wie z B Kriechstrom und Spitzenentladungen begrenzt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Funktionsweise 2 1 Elektrisiermaschinen 2 2 Influenzmaschinen 3 Geschichte 4 Kuriositaten 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp ReibungselektrisiermaschineDie ersten elektrostatischen Generatoren arbeiteten nach dem Prinzip der Reibungselektrizitat und wurden bis zum Ende des 19 Jahrhunderts als Elektrisiermaschinen bezeichnet Otto von Guericke baute 1663 eine Schwefelkugel mit einer Drehachse die mit der Hand gerieben die kosmischen Wirkkrafte virtutes mundanae nachweisen sollte Eine solche Schwefelkugel sandte er an interessierte Zeitgenossen so auch 1671 an Gottfried Wilhelm von Leibniz der damit einen ersten kunstlichen elektrischen Funken erzeugte 1 Anfang des 18 Jahrhunderts begann die systematische Erforschung der Elektrizitat Francis Hauksbee entwickelte 1706 eine Reibungselektrisiermaschine deren Kugel nicht mehr aus Schwefel sondern aus Glas gebaut war 2 Elektrostatische Generatoren waren bis zur Entwicklung der Voltaschen Saule um 1800 durch Alessandro Volta die einzige Quelle kunstlich erzeugter Elektrizitat Ab 1883 wurden Generatoren entwickelt die nach dem Prinzip der Influenz arbeiten Diese Generatoren werden als Influenzmaschinen bezeichnet Fur Unterrichtszwecke und in Teilchenbeschleunigern werden gegenwartig noch Van de Graaff Bandgeneratoren und Pelletrons eingesetzt Bei kleinen Bandgeneratoren erfolgt die anfangliche Ladungstrennung durch Reibung sie sind also weiterentwickelte Elektrisiermaschinen Bei den grossen Van de Graaff Beschleunigern wird die anfangliche Ladungstrennung mittels Spitzenentladung einer aus dem Stromnetz gewonnenen Spannung bewirkt bei Pelletrons durch Influenz Die Erhohung der Spannung erfolgt dann in beiden Fallen mit elektrostatischen Mitteln Funktionsweise BearbeitenElektrostatische Generatoren konnen in zwei Klassen unterschieden werden Elektrisiermaschinen die nach dem Prinzip der Reibungselektrizitat arbeiten Influenzmaschinen die den Effekt der elektrischen Influenz nutzen Charakteristisch fur Elektrisiermaschinen ist die Reibung zwischen Isolatoren zum Beispiel Schwefel Glas Holz und Gummi In Influenzmaschinen entsteht die Aufladung dagegen durch Influenz in Metallteilen Elektrisiermaschinen Bearbeiten nbsp Martinus van Marums elektrostatischer Generator im Teylers Museum HaarlemDurch mechanische Reibung zweier Materialien mit unterschiedlicher Elektronenaffinitat werden die Elektronen an ihren Oberflachen unterschiedlich stark zwischen ihnen verteilt In Elektrisiermaschinen wird die so gewonnene je nach Bauart entweder positive oder negative Ladung abgeleitet und in Kondensatoren wie zum Beispiel Leidener Flaschen gesammelt Reibungselektrizitat ist ein Spezialfall der Beruhrungs oder Kontaktelektrizitat Durch die Reibung ist der Kontakt zwischen den Materialien starker und der Austausch von Ladungstragern intensiver als bei der blossen Beruhrung Die am weitesten verbreitete Bauform besteht aus einem oder mehreren Glaskorpern in Form von Hohlkugeln Walzen oder Glasscheiben An die rotierenden Glaskorper werden Reibzeuge gedruckt zum Beispiel Lederkissen mit einem Uberzug aus Amalgam An einer Stelle hinter dem Andruckpunkt der Reibzeuge nimmt ein Konduktor ein elektrischer Leiter zum Beispiel ein kleiner metallener Pinsel die elektrische Ladung von der Glasoberflache auf und leitet sie direkt zu einem Experiment oder in einen Kondensator ab Die Reibzeuge sind meistens geerdet so dass die vom Konduktor abgeleitete Ladung ausgeglichen wird Einige Maschinen arbeiten nach dem umgekehrten Prinzip bei dem der Konduktor geerdet ist und die elektrische Ladung an den Reibzeugen abgenommen wird und es gab Maschinen bei denen zwischen Konduktor und Reibzeugerdung gewechselt werden konnte Neben Glas wurden Holz und Gummi fur Scheiben von Elektrisiermaschinen verwendet Bei den ersten Elektrisiermaschinen diente anstelle von Reibzeug und Konduktor die menschliche Hand zugleich zum Reiben und zur Aufnahme der elektrischen Ladung Der Reibende wurde elektrisiert was zur Bezeichnung Elektrisiermaschine fuhrte Die grosste Scheiben Elektrisiermaschine der Durchmesser der Glasscheiben betragt 1 65 m steht im Teylers Museum in Haarlem und wurde von dem niederlandischen Naturforscher Martinus van Marum 1750 1837 1785 der Offentlichkeit prasentiert 3 Am Bau der Maschine die 1784 fertiggestellt wurde war auch der englische Instrumentenmacher John Cuthbertson 1743 1821 aus Amsterdam beteiligt Van Marum war damals gerade Direktor des Teylers Museums geworden und befasste sich seit uber 10 Jahren bereits als Student in Groningen mit der Verbesserung von Elektrisiermaschinen Mit seinen Instrumenten wollte er neue Entdeckungen auf dem Gebiet der Elektrizitat gewinnen u a prasentierte er sie dem danischen Physiker Hans Christian Orsted und 1781 82 Alessandro Volta Die grosse Elektrisiermaschine in Haarlem kann Funken uber eine Strecke von bis zu 61 cm Abstand erzeugen 1881 erhielt sie eine Ehrenmedaille auf der Weltausstellung in Paris Ein genauer Nachbau der 1968 an der Universitat Eindhoven konstruiert wurde H J de Weyer kann Spannungen von uber 500 000 Volt erzeugen Sie wurde als hollandischer Beitrag auf der 200 Jahr Feier der USA 1976 77 prasentiert Influenzmaschinen Bearbeiten nbsp Wimshurstmaschine mit zwei Leidener Flaschen Hauptartikel InfluenzmaschineDie Ladungstrennung wird bei Influenzmaschinen nicht durch Reibung sondern durch den Effekt der elektrischen Influenz erreicht Wenn ein leitender Korper von einem weiteren gegenuber diesem elektrisch aufgeladenen Korper raumlich entfernt wird erhoht sich bei gleichbleibender Ladung die Spannung zwischen beiden elektrisch aufgeladenen Korpern Dabei wird die mechanische Arbeit zur Uberwindung der elektrostatischen Anziehung in Energie des elektrischen Feldes gewandelt Wird die auf den voneinander entfernten Korpern angehaufte Ladung elektrisch abgeleitet fliesst kurzzeitig ein hoher Entladestrom in einem Lichtbogen Die Korper bestehen bei Influenzmaschinen aus auf Isolierscheiben aufgebrachten Metallfolien Segmenten nach dem gleichen Prinzip werden jedoch auch andere Formen und Korper verwendet Die maximale Spannung ist durch die Anzahl und den Abstand der Segmente sowie durch den Scheibendurchmesser begrenzt Entscheidend fur die Funktion einer Influenzmaschine sind die Existenz und Beweglichkeit von Ladungstragern Aus diesem Grund werden fur Influenzmaschinen Metalle eingesetzt Die Schritte Annaherung eines Metallkorpers an eine elektrische Ladung bzw Aufladung des Korpers Wegtransport des Metallkorpers von seinem Bezugspotential und Abnahme der Ladung durch einen Ableiter Spitzenentladung Neutralisierung des Metallkorpers Ausgleich der abgezogenen elektrischen Ladung durch weiche leitfahige bei manchen Maschinen uber Kreuz verbundene Burstenfinden bei jeder Umdrehung wiederholt statt Die Wimshurstmaschine nutzt die abgenommene elektrische Ladung zusatzlich zur Verstarkung des elektrischen Feldes des Induktors und verstarkt den Effekt dadurch stetig Durch diese Selbstverstarkung benotigt sie anders als die Maschinen von Topler Holtz keine anfangliche Aufladung ihrer Induktoren da auch zu Beginn des Betriebs immer zumindest ein kleiner Ladungsunterschied vorhanden ist Das Prinzip der Influenzmaschine 4 lasst sich auch umkehren indem eine ahnliche Anordnung mit Hochspannung gespeist wird und dann als Motor arbeitet Eine sehr ungewohnliche Influenzmaschine ist der Kelvin oder Wassertropfengenerator der Wassertropfen influenziert und sie zum Transport der elektrischen Ladung verwendet Er benotigt ebenfalls keine anfangliche Aufladung und erreicht allein durch zwei getrennt laufende Wasserstrahlen nach 20 bis 30 s eine Spannung von 4 bis 6 kV Eine kleine Holtzsche Influenzmaschine liefert typische Strome von 10 µA womit sich eine Leidener Flasche mit einer Kapazitat von 10 nF in 30 s auf 30 kV aufladen lasst Das genugt um in einer parallel geschalteten Kugelfunkenstrecke von 1 cm Abstand knallende Funken uberspringen zu lassen Die Funken dauern rund 1 µs und haben somit eine maximale Stromstarke von 300 A 5 Geschichte BearbeitenDie Erforschung der Elektrizitat und die Weiterentwicklung elektrostatischer Generatoren waren vom 17 bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts eng miteinander verknupft Erkenntnisse in der Elektrizitatsforschung fuhrten zu Verbesserungen der Generatoren und verbesserte Generatoren erlaubten neue Erkenntnisse uber die Natur der Elektrizitat Die folgende Tabelle soll eine kurze Ubersicht uber die gegenseitig befruchtende Geschichte geben Jahr Entdecker Erfinder Beschreibung1663 Otto von Guericke Bau der ersten Elektrisiermaschine einer drehbaren Schwefelkugel die mit der Hand gerieben wurde1671 Gottfried Wilhelm von Leibniz Erste gezielte Erzeugung eines elektrischen Funkens mit der Schwefelkugel von Guerickes 1 6 1675 Jean Picard Entdeckung des Leuchtens von Quecksilber im Vakuum geriebener Glasrohren 7 1706 Francis Hauksbee Entwicklung der ersten Generatoren mit Glaskugeln 7 1730 Stephen Gray Entdeckung der elektrischen Leitung 8 1743 Georg Matthias Bose Einfuhrung des Konduktors zur Ableitung der elektrischen Ladung von der geriebenen Glaskugel und Einfuhrung von Reibekissen die das Reiben mit der Hand ablosten 9 um 1745 Johann Heinrich Winkler Bierglasgenerator Vorlaufer der Elektrisiermaschinen mit Glaszylindern1745 1746 Ewald Georg von Kleist Musschenbroek Erfindung der Leidener Flasche des ersten elektrischen Kondensators 10 1755 Martin de Planta Generatoren mit runden Glasscheiben1777 Martinus van Marum Elektrisiermaschine mit Gummischeiben die im Quecksilberbad laufen1784 Walkiers de St Amand Erster Bandgenerator mit 7 5 m langen Seidenbandern die uber Holzrollen gespannt und gerieben wurden Vorlaufer des Van de Graaff Generators 11 1840 Sir William Armstrong Dampfelektrisiermaschine1843 Michael Faraday Nachweis des Wirkmechanismus der Dampfelektrisiermaschine Nachweise der Reibung von Wassertropfchen als Ursache der Elektrizitatserzeugung 12 1867 Lord Kelvin Wassertropfengenerator1872 Augusto Righi Generator mit Metallzylindern an einem isolierenden Seil Vorlaufer des Pelletrons 11 1883 Wilhelm Holtz Bau der ersten kontinuierlich arbeitenden Influenzmaschine1929 Robert Van de Graaff Entwicklung von Bandgeneratoren Verwendung zum Beispiel im Van de Graaff Beschleuniger und in heutigen Laborsum 1965 Raymond Herb Pelletron Beschleuniger isoliert verbundene Metallglieder in einem unter Hochdruck stehenden isolierenden Gas 11 Kuriositaten Bearbeiten nbsp Bierglas Elektrisiermaschine von Johann Heinrich Winkler um 1730 1740 nbsp Der elektrische Kuss um 1740 nbsp Behandlung von Zahnschmerzen mit ElektrizitatNachdem seit 1730 die Bekanntheit der Experimente und Forschungen zur Elektrizitat deutlich zunahm wissenschaftliche Wochenzeitschriften berichteten jetzt regelmassig daruber sorgten bereits nach kurzer Zeit allerlei Kuriositaten und Attraktionen fur Aufsehen Sehr beliebt war der elektrische Kuss Am Eingang zu einigen Etablissements erwartete den Besucher eine elektrisch aufgeladene Dame Gab ihr der Besucher einen Kuss auf die Lippen erhielt er einen kleinen elektrischen Schlag 9 Aus praktischen Erwagungen heraus entstand der Bierglasgenerator von Johann Heinrich Winkler Elektrisiermaschinen aus Glas waren in den Kreisen der Experimentatoren ublich weil kostengunstig Die Verwendung von Bierglasern machte den Bau einer Elektrisiermaschine noch ein wenig billiger und an Ersatzteilen herrschte kein Mangel Durchsetzen konnte sich diese Bauform kaum Trotzdem begrundete sie eine eigene Entwicklungslinie von Walzen Elektrisiermaschinen bei denen Glaswalzen zum Einsatz kamen Neue Einsatzgebiete fur die Elektrizitat wurden gesucht wobei unter anderem die Behandlung von Zahnschmerzen mit Stromstossen versucht wurde Mit welchem Erfolg das geschah ist nicht uberliefert Etwa zur selben Zeit um 1740 bis 1750 wurden erstmals Tiere durch kunstlich erzeugte Elektrizitat getotet und die Behandlung von Menschen wurde zunachst wieder aufgegeben Literatur BearbeitenBern Dibner Early electrical machines The experiments and apparatus of two enquiring centuries 1600 to 1800 that led to the triumphs of the electrical age Burndy Library Publication 14 ZDB ID 977102 5 Burndy Library Norwalk CT 1957 Fritz Fraunberger Elektrizitat im Barock Aulis Verlag Deubner Munchen 1964 Edmund Hoppe Geschichte der Elektrizitat Barth Leipzig 1884 Hans Schimank Geschichte der Elektrisiermaschine bis zum Beginn des 19 Jahrhunderts In Zeitschrift fur technische Physik Bd 16 Nr 9 1935 ISSN 0373 0093 S 245 254 Heiko Weber Die Elektrisiermaschinen im 18 Jahrhundert Ernst Haeckel Haus Studien Bd 7 VWB Verlag Wissenschaft und Bildung Berlin 2011 ISBN 978 3 86135 487 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Electrostatic generator Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Elektrisiermaschine Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wikisource Beschreibung einer Elektrisirmaschine Quellen und Volltexte Erlauterung des Pelletrons auf pelletron comEinzelnachweise Bearbeiten a b Von Gottfried Wilhelm Leibniz Zweite Reihe Erster Band Akademie Verlag ISBN 3 05 004187 0 S 339 Abschnitt 108 Willem D Hackmann Electrostatic Machine In Robert Bud Deborah Jean Warner Hrsg Instruments of Science An Historical Encyclopedia Garland New York u a 1998 S 221 224 Ausstellungsfuhrer Teylers Museum Haarlem Beschreibung Wimshurst Influenzmaschine und elektrostatischer Motor hcrs at Pohl Elektrizitatslehre 21 Auflage 1975 S 31 Der zugehorige Briefwechsel von 1671 ist abgedruckt in Fritz Fraunberger Elektrizitat im Barock Aulis Verlag Koln S 35f Dort wird deutlich dass Guericke selbst keine Funken erzeugt hat Er schreibt dort u a dass ihm von Warmeerzeugung nichts bekannt ware und er nur ein Leuchten im Dunkeln kennt a b Die Lehre von der Reibungselektricitat Zweiter Band Peter Theophil Riess Berlin 1853 S 146 ff Philosophical Transactions Band XXXVII Royal Society London 1732 a b Georg Matthias Bose Die Electricitat nach ihrer Entdeckung und Fortgang mit poetischer Feder entworffen 2 Bde bey Johann Joachim Ahlfelden Wittenberg 1744 In Bibliotheque raisonnee t 34 1745 partie 1 S 3 20 Auszug aus der Familienbiografie der Kleists mit Link auf den Originalabdruck des Schreibens an Kruger a b c Ragnar Hellborg Electrostatic Accelerators Fundamentals and Applications ISBN 3 540 23983 9 Michael Faraday Experimental Researches on Electricity Volume II London 1844 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Elektrostatischer Generator amp oldid 232229672