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Georg Matthias Bose 22 September 1710 in Leipzig 17 September 1761 in Magdeburg war ein deutscher Physiker und Astronom Vorfuhrung einer elektrostatischen Entladung wie sie auch von Bose demonstriert wurde Die auf einem Isolierschemel stehende Frau wird mit Hilfe einer Elektrisiermaschine elektrostatisch aufgeladen Kurz bevor sie die Lippen des rechts von ihr stehenden Mannes beruhrt entladt sich die Elektrizitat in einem Funken Vorfuhrungen dieser Art waren im 18 Jahrhundert ein beliebtes Mittel das Publikum durch Naturphanomene zu unterhalten und in Erstaunen zu versetzen Darstellung um 1800 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Werkauswahl 4 Literatur 5 Anmerkungen und EinzelnachweiseLeben BearbeitenGeorg Matthias Bose war der Sohn des einflussreichen Kaufmanns Georg Heinrich Bose Er wuchs in direkter Nachbarschaft zu Johann Sebastian Bachs Familie auf Bose erwarb nach einem Studium der Mathematik Naturkunde und Medizin an der Universitat Leipzig 1727 den Magister der Philosophie und wurde Assessor der philosophischen Fakultat in Leipzig Wahrend seiner Leipziger Zeit hielt er Vorlesungen uber Physik und begann 1735 sich mehr mit der neu aufkommenden Wissenschaft der Elektrizitat zu beschaftigen Die elektrischen Versuche mit denen er sich vorzugsweise befasste und die er als Beatifikationen bezeichnete beschaftigten sich mit der Elektrifizierung des isolierten menschlichen Korpers Seine spektakularen offentlichen Vorfuhrungen in denen Menschen elektrifiziert wurden sorgten fur Furore und verhalfen der neuen Wissenschaft zum Durchbruch Nach zwei Bittgesuchen an den Konig wurde Bose 1738 als ordentlicher Professor der Physik an die Universitat Wittenberg berufen und erwarb dort durch seine Arbeiten uber die Elektrizitat den Ruhm eines Guericke unsrer Zeit In zahlreichen Versuchen demonstrierte er die elektrischen Phanomene und forderte damit das Verstandnis der Thematik Er war der Erste der Schiesspulver durch einen elektrischen Funken entzundete Der Elektrisiermaschine von Francis Hauksbee fugte er einen Konduktor hinzu Dieser Konduktor speichert elektrische Ladungen die ihm dann auch wieder entzogen werden konnen Damit verfugte er uber ein probates Mittel um elektrische Schlage zu verstarken Zu Demonstrationszwecken lud er eine Frau die er isoliert hatte elektrisch auf Diese gab Gasten seiner Vorlesungen einen Kuss Da die Gaste nicht isoliert waren entlud sich die elektrische Ladung und die Gaste erhielten einen elektrischen Schlag Zuweilen hielt er auch privat mathematische Lektionen Wegen seiner grundlichen mathematischen Kenntnisse und des Besitzes einer Sammlung mathematischer Instrumente schlug seine Fakultat 1742 vor ihm die Professur der niederen Mathematik zu adjungieren Die Universitat verwarf aber alle die niedere Mathematik betreffenden Kombinationsvarianten Zwischen 1749 und 1753 fand eine Auseinandersetzung zwischen Bose und der Wittenberger theologischen Fakultat statt Diese warf ihm vor zum Nachteil der evangelisch lutherischen Kirche und entgegen dem von ihm abgelegten Religionseid allzu viel Achtung fur das Papsttum gezeigt zu haben Sie verlangte daher die Vorzensur aller seiner theologischen und auf den Papst bezuglichen Veroffentlichungen Bose sah in seinem Briefwechsel mit Rom wohl nur einen zeitgemassen wenngleich fur einen Wittenberger spektakularen Gedankenaustausch unter Gebildeten verschiedenen Glaubens Die gegen ihn gerichtete Zensur der theologischen Fakultat muss er als Bedrohung freier wissenschaftlicher Kommunikation empfunden haben So sah er sich 1749 genotigt aus seinem Programm zur bevorstehenden Magisterpromotion die auf den gelehrten und aufgeklarten Papst Benedikt XIV bezogenen Worte augustus musarum protector et omnis litteraturae promotor eximius deutsch erhabener Beschutzer der Musen und aller Literatur besonderer Forderer zu streichen Ein konigliches Machtwort setzte am 15 Januar 1753 dem Streit zwischen Bose und der theologischen Fakultat ein Ende Bose wurde Ostern 1748 erstmals zum Rektor der Universitat Wittenberg gewahlt Wahrend seiner zweiten Amtszeit die Ostern 1760 begann wurde er im Siebenjahrigen Krieg am 10 August unerwartet von den preussischen Besatzern Wittenbergs festgenommen In privaten Angelegenheiten hatte er einen Brief nach Dresden gesendet der von den Preussen abgefangen worden war Wegen des Verdachts der Weitergabe eines militarischen Geheimnisses wurde er am 26 August auf die Festung in Magdeburg verbracht wo er 1761 in Haft verstarb Seit 1746 war er Mitglied der Academie des sciences in Paris 1 Wirken BearbeitenBose hat sich durch seine zahlreichen Versuche bedeutende Verdienste um die Elektrizitatslehre erworben Besonderes Aufsehen erregte seine Beatifikation welche darin bestand dass er mit verschiedenen Metallgegenstanden ausgerustet auf eine durch einen Pechanstrich isolierte Kiste stieg und sich elektrisieren liess wodurch sein Korper wie mit einem Glorienschein umgeben erschien Seine zahlreichen Schriften sind zumeist physikalischen und astronomischen Inhalts In gehobener Sprache beschreibt er in seinen Werken De attractione et electricitate 1738 Tentamina electrica 1744 und De electricitate inflammante et beatificante diese Vorgange Fur die Grafin von Bruhl die ihn in Wittenberg besuchte verfasste er auch ein Lehrgedicht Die Elektricitat nach ihrer Entdeckung und Fortgang mit poetischer Feder entworfen 1744 2 in dem er unter anderem auch seinen elektrischen Kuss beschrieb und welches er selbst ins Franzosische ubersetzte L Electricite son origine et ses progres 1754 Er verfasste auch in der Philosophical Transactions der Royal Society 1749 den Beitrag On the electricity of glass Auch hat er sich auf dem Sektor der Astronomie betatigt So verfasste er mit Eclipseos lunaris MCCCCLVII d III Sept secularia celebranda indicit ein Universitatsprogramm uber Georg Peuerbach Dieses war als Einladung zur Feier des 300 Jahrestages einer von Peuerbach und seinem Schuler Regiomontanus beobachteten vollstandigen Mondfinsternis gedacht Werkauswahl Bearbeiten nbsp Tentamina electrica 1747De Obstetricum Erroribus a Medico Forensi pervestigandis consensu Leipzig 1729 Digitalisat In eclipsin terrae 1733 Breitkopf Leipzig 1733 Digitalisat Hypothesis soni perraultiana ac in eam meditationes Breitkopf Leipzig 1734 Digitalisat Schediasma literarium quo contenta elementorum Euclidis enunciat simul de variis horum editionibus post Fabricium nonulla disserit Breitkopf Leipzig 1737 Digitalisat De Marte Conglaciante Wittenberg 1733 Digitalisat De attractione et electricitate oratio inauguralis Eichsfeld Wittenberg 1733 Digitalisat Otia VVittembergensia Critico Physica De Keplero Newtoni praecursore Lipsia Ptolemaeo ignota et tabula Peutingeriana Porcellana Saccharo Cochenilla veterum Dodecade Librorum rariorum Siphone in vacuo Anatomia ranae in vacuo extinctae et viuae Eichsfeld Leipzig 1739 Digitalisat Votiva acclamatio serenissimo principi ac domino domino Friderico Christiano principi regio ac electorali principi iuventutis faustis ominibus ex itinere reduci sacrata Leipzig 1740 Digitalisat Secvlaria Torricelliana indicit simul rectorem academiae magnificvm patres conscriptos omnivm ordinvm sacris addictos generosissimos ac nobilissimos scientiarvm cvltores ad avdiendam orationem Torricellii panegyricam Tzschiedrich Leipzig 1743 Digitalisat Auch In Calogera s Opusculi scientifici e filolugici T 32 p 1 58 Transitus Mercurii sub sole observatus d 5 Nov 1743 in Actis Erud a 1744 p 121 128 Franzosisch von ihm selbst unter dem Titel Reflexions sur la derniere passage de Mercure par le Soleil faite a Wittebergue le 5 Nov 1743 Programma de electricitate Wittenberg 1743 Commentatio de electricitate inflammante et beatificante Wittenberg 1744 Diese beiden Schriften liess er nebst der Schrift De Marte conglaciante unter folgendem Titel zusammen drucken Tentamina electrica in Academiis regiis Londinensi et Parisiensi primum habita omni studio repetita et novis accessionibus locupletata Ahlfeld Wittenberg 1744 Digitalisat Franzosischer Titel L Electricite son origine et ses progres poeme en deux livres traduit de l Allemand par M l Abbe Joseph Ant de C Leipzig 1754 Recherches sur la cause et sur la veritable theorie de l electricite Schlomach Wittenberg 1745 Digitalisat Discours sur la lumiere des Diamants et de plusieurs autres corps prononce a Leipsic le 12 May 1745 devant leurs Altesses royales le Prince hereditaire de Saxe et le Prince Xavier Gottingen 1745 Deutsch Rede von dem Lichte der Diamanten und anderer Korper im Finstern gehalten auf der Universitatsbibliothek zu Leipzig Wittenberg 1745 Digitalisat Tentamina electrica tandem aliquando Hydraulicae Chymiae et vegetabilitas utilia Pars posterior Ahlfeld Wittenberg 1747 Digitalisat Programma de bibliothecae Badensis fatis Wittenberg Programma de Osymandiae circulo aureo Wittenberg 1749 Observatio eclipseos lunaris totalis habita Witteberg 1750 Commercium epistolicum de Sesostridis Augusti et Benedicti XIV Obelisco obiter Plinius Historiographus et Diodorus Siculus emendantur Greifswald 1751 Digitalisat Placita philosophorum de terrae motus causis Schlomach Wittenberg 1756 Digitalisat Sympathiam attractioni et gravitati subsituit Schlomach Wittenberg 1756 Digitalisat Eclipseos lunaris MCCCCLVII D III Sept quo coelesti indulgentia natalis uraniae tercentesimus felici affulget sidere secularia Schlomach Wittenberg 1757 Digitalisat Observationes astronomicae quas ex praescripto Acad Scient Reg Paris Habuit Wittembergae in Acta Eruditorum 1753 P 466 480 Apotheosis Richmanni carmine Latino 1756 In Erweiterungen der Erkenntniss und des Vergnugens Bd 7 S 431 441 Oratio habita in promotione Doctorum Philosophiae publica 1755 M Octobri ebend Bd 8 On the Electricity of Glass that has been exposed to strong Fires In Philosophical Transactions N 492 Literatur BearbeitenJ L Heilbron Bose Georg Matthias in Dictionary of Scientific Biography 2 hg von C C Gillespie New York 1970 S 324 325 Heinz Kathe Die Wittenberger Philosophische Fakultat 1502 1817 Mitteldeutsche Forschungen Band 117 Bohlau Koln Weimar Wien 2002 ISBN 3 412 04402 4 Walter Friedensburg Geschichte der Universitat Wittenberg Halle Saale Verlag Max Niemeyer 1917 Nikolaus Muller Die Funde in den Turmknaufen der Stadtkirche zu Wittenberg Magdeburg Evangelische Buchhandlung Ernst Holtermann 1912 Agost Heller Geschichte der Physik von Aristoteles bis auf die neueste Zeit Verlag Ferdinand Enke Stuttgart 1884 S 473 475 Johann Georg Meusel Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller Gerhard Fleischer der Jungere Leipzig 1802 Bd 1 S 535 Ulrich Leisinger Christoph Wolff Musik Kunst und Wissenschaft im Zeitalter Johann Sebastian Bachs Georg Olms Verlag 2005 ISBN 3 487 12856 X S 55 57 Martin Schneider Bose Georg Matthias In Institut fur Sachsische Geschichte und Volkskunde Hrsg Sachsische Biografie Eugen Lommel Bose Georg Matthias In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 3 Duncker amp Humblot Leipzig 1876 S 186 Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten Verzeichnis der Mitglieder seit 1666 Buchstabe B Academie des sciences abgerufen am 24 September 2019 franzosisch Vgl Digitalisat und Volltext im Deutschen TextarchivNormdaten Person GND 117621757 lobid OGND AKS LCCN no2002051552 VIAF 19885929 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bose Georg MatthiasALTERNATIVNAMEN Bose Georg Mathias Bose GeorgKURZBESCHREIBUNG deutscher Physiker und AstronomGEBURTSDATUM 22 September 1710GEBURTSORT LeipzigSTERBEDATUM 17 September 1761STERBEORT Magdeburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg Matthias Bose amp oldid 233175360