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Die eidgenossische Volksinitiative Volkswahl des Bundesrates war eine im Jahr 2010 von der Schweizerischen Volkspartei SVP lancierte Volksinitiative mit der die Volkswahl des Bundesrates eingefuhrt werden sollte Die Initiative wurde in der Volksabstimmung vom 9 Juni 2013 von allen Kantonen und von rund 76 der Stimmenden abgelehnt Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Geschichte 3 Argumente 3 1 Befurwortende Argumente 3 2 Ablehnende Argumente 4 Erwartete Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Bundesrates 5 Positionen 6 Initiativtext 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenDie Initiative sah vor dass die sieben Mitglieder des Bundesrates der Bundesregierung statt wie bisher von der Vereinigten Bundesversammlung dem Bundesparlament direkt vom Volk gewahlt werden und zwar weiterhin fur eine vierjahrige Amtszeit Der Bundesprasident der primus inter pares des Regierungskollegiums sollte neu vom Bundesrat selbst statt von der Bundesversammlung gewahlt werden Die Volkswahl sollte entsprechend der Regelung die fur die meisten Kantonsregierungen gilt nach dem Majorzsystem erfolgen d h gewahlt sind die sieben Kandidaten die das absolute Mehr also mehr als die Halfte aller abgegebenen Stimmen erhalten Erhalten nicht sieben Personen eine absolute Mehrheit findet ein zweiter Wahlgang statt in dem das relative Mehr also die meisten Stimmen fur die Wahl genugt Fur die Wahl sollte die gesamte Schweiz einen Wahlkreis bilden d h jedermann kann Kandidaten aus allen Landesteilen wahlen Dabei sind aber zwei der sieben Sitze fur Kandidaten die in der franzosisch bzw italienischsprachigen Schweiz Romandie und Tessin wohnhaft sind reserviert Soweit diese Anforderung nach einer Bundesratswahl nicht erfullt ist gelten diejenigen Kandidaten aus den genannten Gebieten als gewahlt die das hochste geometrische Mittel aus den Stimmenzahlen der gesamten Schweiz einerseits und den Stimmenzahlen der franzosisch bzw italienischsprachigen Schweiz andererseits erreicht haben Damit ubernahm die Volksinitiative die Regelung welche die Verfassung des Kantons Bern fur die Besetzung des fur den Berner Jura reservierten Regierungssitzes vorsieht 1 Geschichte Bearbeiten Hauptartikel Volkswahl des Bundesrates Bereits zweimal hat das Schweizervolk die Einfuhrung der Volkswahl des Bundesrates abgelehnt 1900 Eidgenossische Volksinitiative fur die Volkswahl des Bundesrates und die Vermehrung der Mitgliederzahl mit 65 gegen 35 der Stimmen und 144 2 gegen 72 2 der Standesstimmen 1942 Eidgenossische Volksinitiative fur die Wahl des Bundesrates durch das Volk und die Erhohung der Mitgliederzahl mit 68 gegen 32 der Stimmen und allen StandesstimmenDiese beiden Initiativen welche auch die Erhohung der Mitgliederzahl von sieben auf neun vorsahen wurden von der Sozialdemokratischen Partei lanciert die erste zudem von den Katholisch Konservativen der heutigen CVP Die hier dargestellte dritte Initiative wurde am 22 August 2009 von der Delegiertenversammlung der SVP beschlossen Der Initiativtext wurde am 12 Januar 2010 von der Bundeskanzlei gepruft und die Frist fur die Sammlung der 100 000 Unterschriften lief vom 26 Januar 2010 bis am 26 Juli 2011 2 Die Initiative kam mit 108 826 beglaubigten Unterschriften zustande 1 3 Argumente BearbeitenBefurwortende Argumente Bearbeiten Das Initiativkomitee brachte folgende Argumente fur seine Initiative vor 4 Die Volkswahl wurde die Volksrechte ausbauen und damit die direkte Demokratie starken Sie fuhre zu mehr Stabilitat und Kontinuitat die Abwahl von Christoph Blocher habe gezeigt dass das parlamentarische Wahlverfahren unberechenbar und intransparent geworden sei Sie wurde die Gewaltenteilung und die Volkssouveranitat starken weil der Bundesrat kunftig dem Volk und nicht mehr dem Parlament verpflichtet ware So konnte das Volk auch die Macht der Regierung und Verwaltung besser kontrollieren diese konnten sich fortan nicht mehr erlauben Abstimmungsentscheide zu missachten oder Initiativen nicht umzusetzen Es galten endlich transparente und faire Regeln fur die Bundesratswahlen taktische Spiele des Parlaments waren nicht mehr moglich Profilierte bestandene Personlichkeiten und Quereinsteiger hatten bessere Wahlchancen das Parlament dagegen wurde eher angepasste moderate Kandidaten wahlen Die angemessene Vertretung der sprachlichen Minderheiten sei garantiert Ablehnende Argumente Bearbeiten In seiner Botschaft an das Parlament fuhrte der Bundesrat folgende Argumente gegen die Initiative an 5 Der Bundesrat wurde nicht mehr uber der Politik stehen Seine Mitglieder wurden starker als parteipolitische Akteure wahrgenommen Im Interesse ihrer Wiederwahl mussten sie noch mehr als heute mit den Medien kooperieren Dies konnte dem Kollegialprinzip schaden Die Bundesversammlung wurde geschwacht Wenn sie parteipolitisch anders zusammengesetzt ist als der Bundesrat bestunde die Gefahr unfruchtbarer Kompetenzkonflikte und Blockierungen Die angemessene Vertretung der Landesgegenden im Bundesrat sei nicht mehr gewahrleistet und die grossen Kantone Stadte und Agglomerationen wurden zulasten der landlichen Gebiete begunstigt Die nationalen Parteien welche die Kandidaten bestimmen wurden wurden gegenuber den Kantonalparteien an Gewicht gewinnen und sie wurden starker von ihren Geldgebern abhangig Die Mitglieder des Bundesrates wurden durch den Wahlkampf zeitlich stark belastet was sich namentlich in Krisensituationen negativ auswirken konnte Die Quote von zwei Sitzen fur die lateinische Schweiz sei unnotig schwer verstandlich und kontraproduktiv Sie ignoriere das ratoromanische Sprachgebiet und wurde die Romandie gegen das Tessin ausspielen welches wegen seiner kleineren Bevolkerung den Kurzeren ziehen wurde Erwartete Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Bundesrates BearbeitenEine Studie des politologischen Instituts der Universitat Bern simulierte die Volkswahl des Bundesrates auf der Basis der kantonalen Regierungsratswahlen Sie kam zum Schluss dass das wahrscheinlichste Ergebnis der Volkswahl die alte Zauberformel ware je zwei Sitze der SP FDP und CVP ein Sitz der SVP Laut der Studie wurden SP und FDP am meisten vom Moduswechsel profitieren Sie hatten bei zweiten Wahlgangen sogar Chancen auf einen dritten Sitz weil sie im ganzen Land gut vertreten seien und oft Stimmen aus allen Lagern erhielten Der siebte Sitz wurde unter SVP CVP und den Grunen umkampft die SVP wurde gemessen an ihrer Parteistarke ein eher unterdurchschnittliches Resultat erzielen In jedem Fall konnten die bisherigen Amtsinhaber egal welcher Partei sie angehorten mit einem enormen Bisherigenbonus rechnen 6 Positionen BearbeitenDer Bundesrat teilte im Januar 2012 mit dass er die Volksinitiative ohne Gegenentwurf zur Ablehnung empfehlen werde Er begrundete dies damit dass sich die Wahl durch die Bundesversammlung bewahrt habe 7 Das Parlament folgte diesem Antrag 8 Initiativtext BearbeitenDie Initiative hatte folgenden Wortlaut Die Bundesverfassung wird wie folgt geandert Art 136 Abs 22 Sie konnen an den Bundesratswahlen den Nationalratswahlen und den Abstimmungen des Bundes teilnehmen sowie Volksinitiativen und Referenden in Bundesangelegenheiten ergreifen und unterzeichnen Art 168 Abs 11 Die Bundesversammlung wahlt die Bundeskanzlerin oder den Bundeskanzler die Richterinnen und Richter des Bundesgerichts sowie den General Art 175 Abs 2 72 Die Mitglieder des Bundesrates werden vom Volk in direkter Wahl nach dem Grundsatz des Majorzes gewahlt Sie werden aus allen Schweizerburgerinnen und Schweizerburgern gewahlt die als Mitglieder des Nationalrates wahlbar sind 3 Die Gesamterneuerung des Bundesrates findet alle vier Jahre gleichzeitig mit der Wahl des Nationalrates statt Bei einer Vakanz findet eine Ersatzwahl statt 4 Die gesamte Schweiz bildet einen Wahlkreis Gewahlt ist im ersten Wahlgang wer das absolute Mehr der gultigen Stimmen erreicht Dieses berechnet sich wie folgt Die Gesamtzahl der gultigen Kandidatenstimmen wird durch die Zahl der zu wahlenden Mitglieder des Bundesrates geteilt und das Ergebnis halbiert die nachsthohere ganze Zahl ist das absolute Mehr Haben nicht genugend Kandidierende im ersten Wahlgang das absolute Mehr erreicht so findet ein zweiter Wahlgang statt Im zweiten Wahlgang entscheidet das einfache Mehr Bei Stimmengleichheit wird das Los gezogen 5 Mindestens zwei Mitglieder des Bundesrates mussen aus den Wahlberechtigten bestimmt werden die in den Kantonen Tessin Waadt Neuenburg Genf oder Jura den franzosischsprachigen Gebieten der Kantone Bern Freiburg oder Wallis oder den italienischsprachigen Gebieten des Kantons Graubunden wohnhaft sind 6 Ist nach einer Bundesratswahl die Anforderung nach Absatz 5 nicht erfullt so sind diejenigen in den in Absatz 5 bezeichneten Kantonen und Gebieten wohnhaften Kandidierenden gewahlt die das hochste geometrische Mittel aus den Stimmenzahlen der gesamten Schweiz einerseits und den Stimmenzahlen der genannten Kantone und Gebiete andererseits erreicht haben Als uberzahlig scheiden jene Gewahlten aus welche ausserhalb der genannten Kantone und Gebiete wohnhaft sind und die tiefsten Stimmenzahlen erreicht haben 7 Das Gesetz regelt die Einzelheiten Art 176 Abs 22 Die Bundesprasidentin oder der Bundesprasident und die Vizeprasidentin oder der Vizeprasident des Bundesrates werden vom Bundesrat aus dem Kreis seiner Mitglieder auf die Dauer eines Jahres gewahlt 2 Weblinks BearbeitenEidgenossische Volksinitiative Volkswahl des Bundesrates auf der Website der Bundeskanzlei Volksinitiative Volkswahl des Bundesrates in der Datenbank Swissvotes Website des InitiativkomiteesEinzelnachweise Bearbeiten a b Eine Spatfolge der Blocher Abwahl SVP Initiative zur Volkswahl des Bundesrats zustande gekommen In Neue Zurcher Zeitung Online 25 August 2011 abgerufen am 25 September 2011 a b Eidgenossische Volksinitiative Volkswahl des Bundesrates Bundeskanzlei 26 Januar 2010 abgerufen am 4 Juli 2011 Bundesblatt 2011 S 6585 PDF 103 kB Komitee Volkswahl des Bundesrates Argumente Memento vom 9 September 2011 im Internet Archive abgerufen 17 Mai 2012 1 2 Vorlage Toter Link www bj admin ch Botschaft zur Volksinitiative Volkswahl des Bundesrates Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Juni 2017 Suche in Webarchiven S 2 f Thomas Milic Adrian Vatter Raphael Bucher Volkswahl des Bundesrates Eine Simulation der Bundesratswahlen durch das Volk auf der Basis der Wahlen in die kantonalen Regierungen PDF 598 kB Institut fur Politikwissenschaft Bern 2012 S 53 f Abgerufen 17 Mai 2012 Archiv Medienmitteilung des Bundesrates vom 25 Januar 2012 12 056 Volkswahl des Bundesrates Volksinitiative In Geschaftsdatenbank Curiavista mit Links zur Botschaft des Bundesrates Verhandlungen des Parlaments und weiteren Parlamentsunterlagen Parlamentsdienste abgerufen am 10 Dezember 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eidgenossische Volksinitiative Volkswahl des Bundesrates amp oldid 234367542