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Eduard Spelterini eigentlich Eduard Schweizer 2 Juni 1852 in Bazenheid Kanton St Gallen 16 Juni 1931 in Zipf Oberosterreich war ein Schweizer Luftfahrtpionier Ballonkapitan und Fotograf In seiner 43 jahrigen Tatigkeit als Pilot stieg er mit 1237 Passagieren 570 Mal auf Eduard Spelterini Datierung unbekannt Eduard Spelterini 1912Spelterini vor dem Ballon Stella 1904Spelterini auf dem Korbrand stehendPlakat mit Leona Dare 1888Eduard Spelterini Datierung unbekannt Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Jugend 1 2 Anfangsjahre 1 3 Fotografien 1 4 Alpenflug 1 5 Heirat Kriegs und Nachkriegszeit 1 6 Letzte Fahrt und Tod 2 Verschiedenes 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenJugend Bearbeiten Spelterini wurde am 2 Juni 1852 als Eduard Schweizer geboren Sein Vater war der Schankwirt und Bierbrauer Sigmund Schweizer seine Mutter war Maria Magdalena geborene Sutterli Wo und wie Spelterini seine Jugendjahre verbrachte ist unklar Einer Version zufolge soll er um 1860 mit seiner Familie nach Como gezogen sein Als Achtzehnjahriger zog er gemass dieser Version nach Mailand und spater nach Paris um sich am Konservatorium zum Sanger ausbilden zu lassen In Paris war jedoch zur fraglichen Zeit weder ein Spelterini noch ein Schweizer immatrikuliert Nachdem er an Tuberkulose erkrankt war fuhr er zur Kur nach Sudfrankreich und erhielt dort Gelegenheit zu einer ersten Ballonfahrt als ihm ein angstlicher Passagier seinen Platz uberliess Oberst Ernst Theodor Santschi ein weiterer Pionier der Ballonfahrt der Spelterini personlich kannte behauptete hingegen Eduard habe mit achtzehn Jahren seinen Heimatort verlassen um in Hamburg eine kaufmannische Lehre zu beginnen Wie dem auch sei Eduard Schweizer muss spatestens in der Mitte der 1870er Jahre seinen Namen zu Spelterini geandert und mit Ballonfahrten begonnen haben Warum er auf den italienisch klingenden Namen Spelterini kam ist nicht bekannt Neben ihm tragt nur noch eine andere Person diesen Namen die Seiltanzerin Maria Spelterini die 1876 anlasslich der 100 Jahr Feier der USA als erste Frau die Niagarafalle auf einem Seil uberquerte Es ist anzunehmen dass sich Eduard Schweizer der in dieser Zeit erstmals offentlich auftrat nach ihr benannte 1877 wurde Spelterini in Paris von der Academie d Aerostation de France zum Luftschiffer brevetiert und nahm fortan zahlende Passagiere auf seinen Fahrten mit Neben den Passagieren wurde stets ein gut gefullter Picknickkorb mit Champagner und kulinarischen Kostlichkeiten mitgefuhrt Anfangsjahre Bearbeiten 1887 liess er sich vom Atelier Surcouf in Paris aus gelber leinolgetrankter Seide seinen eigenen Ballon Urania herstellen das Fassungsvermogen betrug 1500 Kubikmeter Wasserstoff Ein uber den Ballon verteiltes Netz aus Hanfseilen endete an der Unterseite in acht Seilen an denen unterhalb eines Holzrings ein Weidenkorb hing Mit seinem eigenen Ballon war Spelterini nicht mehr an Paris gebunden und reiste mit ihm in Europa umher Am 5 September 1887 startete er im Wiener Prater Zahlender Passagier war Gustav Kalnoky der Aussenminister von Kaiser Franz Josef von Habsburg 1888 war Spelterini in Leicester und im Londoner Hyde Park Zusatzliche Publizitat verschaffte ihm die Zusammenarbeit mit Journalisten die ihn begleiteten und mit der spanisch amerikanischen Trapezkunstlerin Leona Dare 1855 1922 die unterhalb des Ballons leicht bekleidet in luftiger Hohe akrobatische Kunststucke vollfuhrte Nach einer Russlandtournee trennten sich ihre Wege 1889 startete Spelterini in Bukarest Saloniki Athen Kairo und Neapel Am 26 Juli 1891 startete die Urania zum ersten Mal beim Pfauen in Zurich ein Schauspiel das auch in Zurich grosse Massen von Schaulustigen anzog Von Zurich Winterthur und St Gallen aus unternahm Spelterini Dutzende von Flugen Auch seinen Heimatort Bazenheid besuchte er Mit Spelterini flogen neben zahlenden Gasten zahlreiche Wissenschaftler die wahrend des Fluges ihre Experimente anstellten Einer von ihnen war Ferdinand Graf von Zeppelin der sich erstmals Gedanken uber ein lenkbares Luftschiff machte Auch die Armee interessierte sich fur Spelterini und seinen Ballon Verschiedene Offiziere stiegen mit ihm auf und 1895 verfugte der Bundesrat die Aufstellung einer Luftschifferkompanie 1 Gegen Ende 1893 verliess Spelterini die Schweiz Spuren fuhren nach Belgien und Russland wo er als Balloninstrukteur in der Armee des Zaren gedient haben soll Fotografien Bearbeiten In dieser Zeit begann er aus dem Ballonkorb zu fotografieren und wurde damit zu einem der grossen Pioniere der Luftaufnahme 1895 wurde er in der internationalen Presse erwahnt als er mit Wissenschaftlern zum zweiten Mal den Vesuv uberflog Spelterini verwendete Lumiere Glasplatten die eine Belichtungszeit von mindestens einer Dreissigstelsekunde benotigten Von seinen belichteten Glasplatten liess er kolorierte Glasdias anfertigen und zeigte sie auf Vortragstourneen in ganz Europa Nicht zuletzt auch dank seinen Sprachkenntnissen Spelterini sprach fliessend Deutsch Franzosisch Englisch und Italienisch hatte er mit seinen gegen 600 Vortragen grossen Erfolg der auch in unzahligen Presseartikeln seinen Niederschlag fand So berichtete die NZZ Spelterini ist ein Tausendskerl was er ausser seinen heilen Knochen aus den Fahrten in die Lufte mit heruntergebracht hat tragt er jetzt in zwei Kasten mit sich herum bereit im gegebenen Moment wie Aladin mit der Wunderlampe Schatze zu zeigen Schlosser hervorzuzaubern und Bilder an die Wand zu werfen die dem trunkenen Auge unausloschbar bleiben werden Seine aus dem Ballon gemachten Fotos ermoglichten den Menschen erstmals den Blick aus der Vogelperspektive auf die Erde Ein grosser Teil von Spelterinis Original Glasplatten sowie sein geflochtener Ballonkorb werden heute im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern aufbewahrt Eine vom Museum im Bellpark in Kriens konzipierte Ausstellung im Zeppelin Museum in Friedrichshafen zeigte bis 29 August 2010 Originalabzuge und Neuabzuge von im Jahr 2007 wieder aufgefundenen Glasnegativen sowie weitere Exponate darunter einen von Spelterini benutzten Ballonkorb 2 nbsp Zurich West 1898 nbsp Zurich 1910 nbsp Zurich Richtung See 1904 nbsp Limmatraum mit Rudolf Brun Brucke Rechts oben Lindendhof 1909 Alpenflug Bearbeiten Bei einer Ballonfahrt uber Zurichsee und Albiskette am 11 September 1891 ausserte Albert Heim den Wunsch So mochte ich einmal hinunter und hineinschauen in mein hauptsachlichstes Beobachtungsgebiet in die Alpen Wir sollten einmal uber die Alpen fahren Ein Unterfangen das bis dahin als unmoglich gegolten hatte Man nahm an die Fallwinde wurden einen Ballon immer wieder zurucktreiben Im Januar 1897 kam Spelterini zu Albert Heim und berichtete ihm dass er nach grundlichen Studien einen solchen Flug fur moglich halte Er plante den befurchteten Fallwinden mit einem Flug in sehr grosser Hohe auszuweichen Albert Heim lag daran dieses Projekt in den Dienst der Wissenschaft zu stellen und so warb im Marz ein erstes Zirkular von Spelterini auf dem sich zahlreiche Wissenschafter zur Teilnahme an einem wissenschaftlichen Beirat verpflichteten fur Geldmittel Da die Urania fur die geplanten 6000 Meter Flughohe zu wenig robust war liess Spelterini einen neuen Ballon fertigen die Wega 3 Finanziert wurde der Ballon von Fanny Forst aus Koblenz 4 Fur die Fahrkosten und die einmalige Befullung waren zusatzlich 5630 Franken gutgeschrieben worden Materiallieferungen erfolgten unentgeltlich oder zu stark reduzierten Preisen Das verbliebene Defizit hoffte man aus dem Verkaufserlos der Publikation Die Fahrt der Wega zu decken 5 Am 3 Oktober 1898 startete Spelterini morgens um 10 53 Uhr in Sitten im Kanton Wallis zum Flug uber die Alpen Passagier war neben anderen Professor Albert Heim Die Passagiere stiegen ein Die Stille auf dem von einer grossen Menschenmenge erfullten Platz wurde beklemmend Die Zuschauer waren geruhrt viele weinten Die letzten Taue wurden losgebunden und die Manner an die Gondel gestellt Fehlt nichts mehr habt ihr alles Attention lachez tout Und schon schwebte die gewaltige goldbraune Kugel ruhig empor beschrieb eine Zeitung den Start 6 Nach funfeinhalb Stunden Flug uber die Gipfel der Diablerets landete die Wega auf einer Wiese bei Besancon Frankreich 229 Kilometer von Sitten entfernt Mit den Ballons Sirius Stella und Jupiter folgten in den folgenden Jahren in verschiedenen Richtungen gegen zehn weitere Alpenfahrten 1904 kehrte Spelterini nach Agypten zuruck um die Bauwerke der alten Agypter zu fotografieren 1911 reiste er nach Sudafrika und fotografierte Johannesburg und die Goldminen von Transvaal nbsp Matterhorn 1910 nbsp Die Pyramiden von Gizeh Februar 1904 nbsp Al Ashraf Moschee Mitte und Al Barkuk bei Kairo Januar 1904 nbsp Nordseite Jungfrau im Berner Oberland September 1904Heirat Kriegs und Nachkriegszeit Bearbeiten Am 28 Januar 1914 heiratete Spelterini in der Kirche von St Martin in the Fields in London die um 35 Jahre jungere Emma Karpf aus Bayern Wahrend des Ersten Weltkrieges zog Spelterini mit Emma nach Coppet bei Genf Mit ihnen lebte ein junger Mann namens Robert Zuber als Diener sowie dessen Frau Alexandrine und ihr neugeborenes Kind Alexius Aus finanziellen Grunden Einnahmen blieben aus musste Spelterini seine Luftaufnahmen und Glasplatten verkaufen Nach dem Krieg geriet Spelterini allmahlich in Vergessenheit Geldgeber und Fahrgaste blieben aus der aufkommende Motorflug beherrschte die Schlagzeilen Im Sommer 1922 verdingte sich Spelterini im Vergnugungspark Tivoli in Kopenhagen wo er mit zahlenden Besuchern vor einem Ballon posierte Anfang 1923 liess er sich mit Emma und den Zubers in einem kleinen Hauschen im Ort Zipf bei Vocklabruck in Oberosterreich nieder Er hielt 300 Huhner und lebte da er nicht mehr fliegen konnte vom Eierverkauf nbsp Goldminen im Transvaal Juli 1911 nbsp St Gallen 1893 nbsp Andermatt undatiert um 1903 nbsp Tivoli Kopenhagen 1922Letzte Fahrt und Tod Bearbeiten Am 16 September 1926 startete Spelterini beim Gaswerk Schlieren bei Zurich zu seiner letzten Ballonfahrt mit Passagieren Der 74 Jahrige war den Anstrengungen jedoch korperlich nicht mehr gewachsen und fiel wahrend der Fahrt in Ohnmacht Der fuhrerlose Ballon landete im dichten Nebel an der Felswand des Hohen Ifen in Vorarlberg auf 2000 Meter Hohe Spelterini kehrte zuruck nach Zipf Nach einer erfolgreich verlaufenen Augenoperation Spelterini war am grauen Star erkrankt reiste er im Fruhling 1929 ein letztes Mal an die Cote d Azur Da ihm nach wenigen Tagen das Geld ausging musste er wieder zuruckkehren Am 16 Juni 1931 zwei Wochen nach seinem 79 Geburtstag starb Spelterini kurz vor Mitternacht in seinem Haus in Zipf Damit doch ein paar Menschen Spelterini auf seinem letzten Weg begleiteten wurden ein paar Kirchganger aufgeboten Auf seinen Wunsch spielte in der Kirche eine lokale Musikkapelle die Serenade von Enrico Toselli am Grab das Largo von Georg Friedrich Handel Am 31 Juli 1932 fand in Bazenheid eine Spelterini Gedenkfeier statt 7 Die Witwe Emma Spelterini wohnte noch sieben Jahre in Zipf heiratete 1939 in Yverdon les Bains den Hausarzt Henri Duruz und starb am 27 Oktober 1963 Verschiedenes BearbeitenDie SBB tauften 2005 einen ICN Neigezug auf den Namen Eduard Spelterini 8 Nach Spelterini sind in St Gallen ein Schulhaus und ein Parkplatz benannt 9 10 In Bern sowie Bazenheid tragen Strassen Spelterinis Namen und in Luzern gibt es einen Spelteriniweg 11 12 13 Lukas B Suter verfasste ein Theaterstuck uber Spelterini Spelterini hebt ab wurde am 30 November 1984 unter der Regie von Klaus Engeroff am Schillertheater Berlin uraufgefuhrt Literatur BearbeitenJakob Christoph Heer Im Ballon Fahrten des Capt Spelterini geschildert von J C Heer Verlag A Gull Zurich 1892 Nachdruck der Originalausgabe Verlag Hans Rohr Zurich 1980 ISBN 3 85865 062 5 Eduard Spelterini Uber den Wolken Brunner amp Co A G 1928 Hans Rudolf Degen Schweizer Flugtechniker und Ballonpioniere Jakob Degen 1760 1848 Eduard Spelterini 1852 1931 Emil Messner 1875 1942 Auguste Piccard 1884 1962 In Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik 63 Herausgegeben vom Verein fur Wirtschaftshistorische Studien Meilen 1996 ISBN 3 909059 10 4 Alex Capus und andere zweisprachig D E Eduard Spelterini Fotografien des Ballonpioniers Verlag Scheidegger amp Spiess Zurich 2007 ISBN 978 3 85881 188 2 Alex Capus Himmelssturmer Zwolf Portraits Albrecht Knaus Verlag Munchen 2008 ISBN 978 3 8135 0314 2 Erwin A Sautter Spelterini Eduard In Neue Deutsche Biographie NDB Band 24 Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 978 3 428 11205 0 S 656 f Digitalisat Georg Sutterlin Eduard Spelterini In Historisches Lexikon der Schweiz 13 Februar 2012 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Eduard Spelterini Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Eduard Spelterini im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Publikationen von und uber Eduard Spelterini im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek Nachlass von Eduard Spelterini in der Archivdatenbank HelveticArchives der Schweizerischen Nationalbibliothek www spelterini ch Memento vom 7 Januar 2014 im Internet Archive Website zu Spelterini Eduard Spelterini 1852 1931 Fotografien des Ballonpioniers Memento vom 30 Juli 2014 im Internet Archive Ausstellung vom 18 August 11 November 2007 im Museum im Bellpark Kriens dasmagazin ch Memento vom 23 November 2010 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Offizielle Homepage der Schweizer Luftwaffe Die Ballontruppen der Schweizer Armee 1893 1937 Memento vom 14 Dezember 2010 imInternet Archive abgerufen am 29 Dezember 2008 Eduard Spelterini Fotografien des Ballonpioniers auf fotointern ch abgerufen am 14 Juni 2010 1898 Die Wega im Dienst der Wissenschaft Das Magazin 21 September 2007 dasmagazin ch Memento vom 9 Marz 2008 imInternet Archive abgerufen am 29 Dezember 2008 Eduard Spelterini Albert Heim Julius Maurer Die Fahrt der Wega uber Alpen und Jura Benno Schwabe Verlagsbuchhandlung 1899 Zeitungsartikel doi 10 5169 seals 572466 503 SBB Revue Gedenkfeier Abgerufen am 16 Dezember 2019 Liste der Zugsnamen Memento vom 22 Februar 2008 im Internet Archive http www ps spelterini stadt sg ch Parkplatz Memento vom 7 November 2006 im Internet Archive Spelterinistrasse in Bern Spelteriniweg in Luzern Spelteriniweg in BazenheidNormdaten Person GND 118616048 lobid OGND AKS LCCN no99020018 VIAF 161149066558165601410 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Spelterini EduardALTERNATIVNAMEN Schweizer Eduard Geburtsname KURZBESCHREIBUNG Schweizer Luftfahrtpionier und BallonkapitanGEBURTSDATUM 2 Juni 1852GEBURTSORT Bazenheid Kanton St Gallen SchweizSTERBEDATUM 16 Juni 1931STERBEORT Vocklabruck Oberosterreich Osterreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eduard Spelterini amp oldid 236166779